Eine Geschichte, die nachhallt
"Das Labyrinth des Fauns" entführt in vergangene Zeiten. Zum einen in das von den Faschisten besetzte Spanien 1944 und zum anderen in das unterirdische Königreich, in dem es noch Prinzessinnen und Feen ...
"Das Labyrinth des Fauns" entführt in vergangene Zeiten. Zum einen in das von den Faschisten besetzte Spanien 1944 und zum anderen in das unterirdische Königreich, in dem es noch Prinzessinnen und Feen gibt. Das Buch erzählt die Geschichte von Ofelia, die mit ihrer Mutter zu dem grausamen Capitàn Vidal, der ihr neuer Vater sein soll, in eine Mühle mitten in den Wäldern Spaniens ziehen muss. Als ein Faun auftaucht und Ofelia offenbart, dass sie die verschwundene Prinzessin Moanna ist, muss sie drei Aufgaben erfüllen, um wieder in ihr Königreich zurückkehren zu dürfe.
Cornelia Funke haucht dem durch den Film bekannten Stoff neues Leben ein und erweckt poetische, aber auch düstere Bilder. Ich denke, es ist vorteilhaft, wenn man den Film vor der Lektüre gesehen hat, denn außer den 10 Kurzgeschichten, die die Autorin hinzugefügt hat, gibt es keine Extra-Szenen. Man folgt den Filmbildern, daher denke ich, es könnte an einigen Stellen etwas schwer sein, der Geschichte zu folgen. Die Figuren sind sehr lebendig dargestellt, denn Cornelia entführt uns tief in ihre Gefühlswelt und Gedanken. Der Capitàn ist sehr überzeugend und unendlich grausam. Im Gegensatz zu anderen Büchern der Autorin ist "Das Labyrinth des Fauns" düster und offenbart menschliche Abgründe. Die Schrecken des Krieges werden ungeschönt dargestellt und einige Szenen sind nichts für schwache Nerven. Aber es gibt auch Hoffnung, den durch Ofelia´s Augen, die Augen eines Kindes, nehmen wir als Leser bestimmte Dinge noch einmal anders wahr. Sie handelt impulsiv und glaubt and das Gute, an Märchen und daraus schöpft sie Hoffnung. Am stärksten finde ich die Figur von Mercedes. Sie ist eine unglaublich starke Frau, die großen Mut beweist und deren Geschichte mich am stärksten in ihren Bann gezogen hat. Die große Stärke des Buches ist meiner Meinung nach die Tiefe, die die Autoren den Figuren verleihen. Fragen, die im Film offen bleiben, werden hier beantwortet. Der Sprachstil ist ebenfalls ein Meisterwerk. Die Autorin benutzt Metaphern und Vergleiche, um ein lebendiges Bild zu zeichnen und zieht einen durch diesen melodischen Schreibstil sofort in ihren Bann.
Die Kurzgeschichten sind einfach grandios. Es ist unglaublich zu lesen, wie Cornelia Funke Geschichten spinnt und miteinander verwebt, ihnen ein Kleid schneidert, dass einen sofort gefangen nimmt.. Sie verleiht den Charakteren eine lebendige Vergangenheit und setzt dem Roman durch die märchenhaften Anklänge ihren Stempel auf. Das Buch ist wirklich sprachgewaltig und nicht nur poetisch, sondern auch emotional aufgeladen. Ich wurde komplett von der Geschichte eingenommen, obwohl ich durch den Film bereits wusste, was passiert. Funke und del Toro erzeugen eine märchenhafte Kulisse inmitten einer von Gewalt und Brutalität zerfressenen Welt. Ich fand das Buch auf ganzer Länge überzeugend, denn es verwischt die Grenzen zwischen Realität und Fantasie gekonnt. Ofelia´s Geschichte hallt noch lange nach.