Düster, rasant, moralisch fragwürdig – aber fesselnd!
Schon der erste Satz des Romans macht deutlich, dass diese Geschichte in eine düstere und ungewöhnliche Richtung geht – und genau das hat mich sofort gepackt.
Millie ist eine faszinierende, aber auch ...
Schon der erste Satz des Romans macht deutlich, dass diese Geschichte in eine düstere und ungewöhnliche Richtung geht – und genau das hat mich sofort gepackt.
Millie ist eine faszinierende, aber auch herausfordernde Protagonistin. Sie schützt Frauen vor gewalttätigen Männern, doch aus ihrem anfänglichen Schutzinstinkt entwickelt sich eine regelrechte Mordserie. Ihr moralischer Kompass ist mehr als fragwürdig, und dennoch erwischt man sich dabei, wie man ihre Handlungen in gewisser Weise nachvollziehen kann. Sie ist eine Antiheldin, die einen in ihren Bann zieht – zynisch, verbittert und entschlossen, sich nicht mehr als Opfer zu fühlen. Gerade dieser Zwiespalt zwischen Racheengel und Täterin macht die Geschichte so spannend.
Die Grundidee von „Message M.“, einer Notfallhotline für Frauen, die sich in gefährlichen Situationen befinden, fand ich genial und äußerst relevant. Leider bleibt dieser Aspekt eher im Hintergrund, während Millies persönliche Abrechnung mit ihrer Vergangenheit und ihrer Wut immer weiter eskaliert. Während die erste Hälfte des Buches noch mit der Idee spielt, dass sie vielleicht einfach nur hilft, wird in der zweiten Hälfte deutlich: Sie überschreitet die Grenze zur Selbstjustiz immer mehr.
Der Schreibstil ist rasant, fesselnd und sorgt dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Besonders das letzte Drittel ist voller Wendungen, die mich überrascht und zum Nachdenken gebracht haben. Hier zeigt sich auch, dass das Buch mit moralischen Grauzonen spielt – man weiß nicht immer, auf welcher Seite man stehen soll. Zwar sind einige Entwicklungen überzeichnet und nicht immer realistisch, aber das hat mich persönlich nicht gestört.
Allerdings gab es auch einige Punkte, die mich zwiegespalten zurücklassen. Millie ist oft schwer greifbar, ihre Weltansicht ist radikal und teilweise sehr einseitig. Zudem sind einige Entwicklungen in der Handlung etwas unglaubwürdig – die Polizei bleibt erschreckend untätig, und manche ihrer Lügen erscheinen allzu leicht akzeptiert.
Dennoch hat mich die Geschichte insgesamt überzeugt. „Message M.“ erinnert mich etwas an „A Good Girl’s Guide to Murder“, ist aber um einiges düsterer und irrer. Die Mischung aus Spannung, schwarzem Humor und moralischer Fragwürdigkeit macht es zu einem echten Pageturner. Wer sich auf eine Geschichte mit einer unkonventionellen, aber fesselnden Protagonistin einlassen kann, wird hier definitiv unterhalten. Klare Leseempfehlung mit kleinen Abstrichen!