Cover-Bild Wenn die Sonne untergeht
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Film, Kunst & Kultur
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 22.10.2025
  • ISBN: 9783103971927
Florian Illies

Wenn die Sonne untergeht

Familie Mann in Sanary | Der Nr. 1-Bestseller über Thomas Mann und seine Familie im Exil

Im glühend heißen Sommer 1933 spitzt sich die politische Lage in Europa zu - und die der Familie Mann: Thomas und Katia Mann und ihre sechs Kinder sind nach abenteuerlichen Fluchten im Juni in dem verträumten Hafenort Sanary am französischen Mittelmeer gestrandet. Und jetzt wissen sie alle weder vor noch zurück.

Ein Ort, eine Familie, drei Monate bei dreißig Grad – »Wenn die Sonne untergeht« ist eine große Familienaufstellung: Kaum im unsicheren südfranzösischen Exil angekommen, will Thomas Mann eigentlich sofort wieder zurück in seine edle Münchner Villa. Sein Bruder Heinrich hingegen genießt die Freiheit des Südens. Dazwischen die sechs Kinder von Thomas und Katia: Der eine, Michael, spielt Tag und Nacht Geige, der zweite, Klaus, gründet eine Exil-Zeitschrift, die dritte, Elisabeth, badet und genießt die Zeit ohne Schule. Erika, die älteste, führt Regie und schmuggelt den Besitz der Manns aus München über die Grenze, Golo holt das Geld von den Konten und versorgt den vergessenen Hund. Und Monika? Sie bleibt einfach am Strand von Sanary liegen.

Florian Illies erzählt von der Trauer um den Verlust der Heimat und des Besitzes, der Angst vor den Plünderungen der Nazis , von Trotz und Leidenschaft . Von Wehmut und vom Überlebenswillen, obwohl die alte Welt einzustürzen droht. Und er erzählt von der großen Zerreißprobe zwischen Klaus und Erika und ihrem Vater Thomas.

»Ich glaube«, sagte Marcel Reich-Ranicki, »dass es in Deutschland im 20. Jahrhundert keine bedeutendere, originellere und interessantere Familie gegeben hat als die Manns.« In Sanary ist diese außergewöhnliche Familie in einem absoluten Ausnahmezustand – alle werden das erste Mal gezwungen, sich zu bekennen. Zueinander. Zu Deutschland. Oder auch, so traurig es ist: Dagegen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2025

Sommer, Exil, Mann Familienchaos am Mittelmeer

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Dieser Sommer in Sanary fühlt sich an wie ein Roman, der erst harmlos beginnt und dann plötzlich die ganze Weltgeschichte in die kleine Küche einer völlig überforderten Familie stopft. Man sitzt quasi ...

Dieser Sommer in Sanary fühlt sich an wie ein Roman, der erst harmlos beginnt und dann plötzlich die ganze Weltgeschichte in die kleine Küche einer völlig überforderten Familie stopft. Man sitzt quasi mit den Manns am Tisch, schwitzt mit ihnen und fragt sich leise, warum Thomas Mann eigentlich ständig so tut, als könne er jederzeit wieder in seine Münchner Villa zurückspazieren. Ein Teil von mir wollte ihm dauernd sagen: „Bruder, der Zug ist abgefahren.“

Illies erzählt das alles mit einer Gelassenheit, die einen fast irritiert. Einer spielt Geige, der andere schmuggelt Sachen über Grenzen, jemand vergisst den Hund — und trotzdem wirkt jeder Moment wie eine Mischung aus Drama, Urlaub und Familienwahnsinn. Das Exil fühlt sich hier nicht wie ein großes geschichtliches Konzept an, sondern wie ein chaotischer Sommer, in dem jeder versucht, irgendwie klarzukommen.

Besonders stark sind die kleinen Mini-Szenen: ein Blick, ein trockener Kommentar, das Klirren eines Glases beim Abendessen. Man merkt, wie viel Wehmut zwischen den Zeilen hängt, aber gleichzeitig dieser Trotz, der einem sagt: „Okay, die Welt brennt, aber wir kriegen das schon irgendwie hin.“ Und ja, manchmal musste ich sogar lachen — was bei dem Thema eigentlich unangebracht ist, aber Illies macht’s möglich.

Einziger Punkt, der mich echt wurmt: Das Zerwürfnis zwischen Klaus und Erika hätte mehr Kante vertragen. Da steckt so viel Sprengstoff drin, aber an einigen Stellen bleibt es mir zu handzahm.

Trotzdem: Das Buch packt einen. Nicht laut, nicht pathetisch, sondern mit dieser leisen Intensität, die nachwirkt. Ein Sommer im Ausnahmezustand, der mehr sagt als so mancher politische Essay.

Wenn man historische Stoffe mag, aber nicht einschlafen will — genau hier zugreifen.

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Veröffentlicht am 23.11.2025

Grand Seigneur und Patriarch der deutschen Literatur und seiner Familie

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Hätte Thomas Mann 2025 nicht solch ein Jubiläum, deb 150. Geburtstag, hätten wir nicht diese ganze Flut von Thomas Mann Neuauflagen, Biographien und Romane. Und nun auch Florian Illies. Sein Stil ist einzigartig. ...

Hätte Thomas Mann 2025 nicht solch ein Jubiläum, deb 150. Geburtstag, hätten wir nicht diese ganze Flut von Thomas Mann Neuauflagen, Biographien und Romane. Und nun auch Florian Illies. Sein Stil ist einzigartig. Ganze Sätze, dann Bruchstücke eines Satzes, aber alles durchdrungen von einer gestochen scharfen Logik.
Das Buch ist eine elegante und äußerst gelungene Mischung aus Roman und Biographie der gesamten Mann-Familie,von den Schwiegereltern, zum Bruder, den 5 Kindern und natürlich Thomas Mann selbst. Nur “K.”, wie Thomas Mann seine Frau in seinen Tagebüchern nennt, kommt etwas zu kurz. Sie hat sich immer zurück gehalten, ihr Leben in den Dienst ihres berühmten Gatten gestellt. Wenn sie doch einmal hervortreten sollte, weiß Thomas Mann das sofort zu unterbinden. So. z.B. bei einer Gartenparty auf der Katia mit anderen Gästen französisch redet, fühlt sich Thomas Mann urplötzlich unpässlich und drängt auf baldigen Aufbruch. Er kann es nicht ab, nicht im Mittelpunkt zu stehen.
Dabei sind im Sommer 1933 in Sanary, berühmte und bekannte Literaten, Bildhauer und Maler da, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Aldous Huxley, Heinrich Mann, René Schickele, Arnold Zweig, alle mit jeweils ihren Familien, Sekretärinnen, Kindern, usw. Thomas Mann könnte seiner Frau wohl die paar Minuten Freude gönnen. Aber das geht nicht. Er ist bei diesen Gesprächen nicht im Mittelpunkt.
Das Buch ist eine Anreihung von Anekdoten und Geschichten aus dem Leben der Exildeutschen in Sanary, gespickt mit Nachrichten aus Deutschland, aus Berlin und München. Nachrichten von Familie Pringsheim, Katias Eltern, Zeitungsnachrichten über sich häufende Gräuel und Ungerechtigkeiten des Nazi-Regimes. Dabei haben die Manns Glück, Golo Mann, dem Sohn, gelingt es, einen beträchtlichen Teil des Vermögens aus dem Land zu bringen mittels Diplomatenpost und Erika Mann gelingt der große Coup, die wertvollen Möbel, Tafelsilber, kostbares Porzellan usw. der Eltern in die Schweiz zu schmuggeln, kurz bevor das Haus von den Machthabern beschlagnahmt wurde. Diese Bravourtaten beschreibt Illies so lebendig, als ob wir dabei gewesen wären.
Wie Thomas Mann über seine Familie bestimmt und herrscht wäre heute undenkbar. Mit einer gehobenen Augenbraue, mit einer Geste, mit einem strengen Blick, beherrscht er alle 6 Kinder. Klaus und Golo machen sich heimlich Notizen, um den Vater unterhalten zu können, wenn der Vater es denn wünscht. Für fünf der sechs Kinder sind die sakrosankten Mittagsmahlzeiten eine Tortur. Allein Medi (Elisabeth Veronika Mann), der erklärte Liebling der Eltern stösst sich nicht daran, findet nichts Beschwerliches an den Mahlzeiten. Thomas Mann liebt streng getaktete und strukturierte Tage. Mahlzeiten zu festen Stunden, dazwischen immer die gleichen Aktivitäten. “Ohne dieses feste Gefüge hätte Thomas Mann die Ungewissheit des Exils nicht ertragen können.” (S. 265)
Illies verwendet viele Zitate aus den Tagebüchern der Personen (damals schreiben wohl alle Tagebuch, heute ist das eher aus der Mode gekommen), aus ihren Werken, aus überlieferten Dialogen. Besonders kreative Wortschöpfungen von Thomas Mann, wie “Behagensminderung”, die uns heute etwas seltsam klingen, sind aber dennoch immer noch klar verständlich, wir lassen sie auf der Zunge zergehen, genießen sie.
Zum Schluss des Buches erhalten wir den Stammbaum der Familie Mann und ein “Who is Who” der Personen in Sanary. Schmankerl: auch die Häuser aus München und Sanary finden hier ihren Eintrag. Schon während des Buches wird so liebevoll und achtsam von diesen Häusern gesprochen, dass sie personalisiert werden, wesentlicher Teil der darin wohnenden Menschen sind.
Thomas Manns erster Teil der Josef-Trilogie erscheint noch Herbst 1933 beim Fischer Verlag in Berlin und “Wenn die Sonne untergeht” von Illies wird vom S.Fischer Verlag publiziert. Fast wie eine Heimkehr des Patriarchen zu seinem Verlag.

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Veröffentlicht am 19.11.2025

Gelungenes Portrait einer einmaligen Künstlerfamilie

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Seit meiner Schulzeit, die tatsächlich schon recht lange zurückliegt, bin ich bekennender Fan der Familie Mann, allen voran natürlich über allen stehenden Vater Thomas. Für mich sind sie eine Ausnahmephänomen, ...

Seit meiner Schulzeit, die tatsächlich schon recht lange zurückliegt, bin ich bekennender Fan der Familie Mann, allen voran natürlich über allen stehenden Vater Thomas. Für mich sind sie eine Ausnahmephänomen, gibt es so etwas überhaupt noch ein zweites Mal? Solch zahlreiche individuelle unterschiedliche sich aneinander reibende Persönlchkeiten, die jeder für sich großartige meist literarische Kunst hervorgebracht haben? Und so war auch dieses neuste Werk von Florian Illies, das uns eine Art neuen Blickwinkel auf eben diese Familie Mann beschert, für mich ein absolutes Muss! Mit großem Genuss und Interesse bin ich von Anfang an im Buch versunken, Illies’ brillanter Schreibstil macht‘s möglich! Wir folgen den Manns im Jahr 1933 nach Südfrankreich ins Exil, anfangs noch ins Hotel, später in ein Haus. Viele kleine Momentaufnahmen führen uns zudem das Zeitgeschehen nochmal detailliert vor Augen, wir treffen Bekannte und Freunde der Familie. Mich hat die Lektüre fasziniert, auch wenn ich schon so einiges über diese Ausnahmetalente wusste. Von mir gibt es hierfür natürlich eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 17.11.2025

Zwischen Familienleben und Zeitenwende

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Wenn die Sonne untergeht von Florian Illies ist ein atmosphärisches Porträt der Familie Mann in den ersten Monaten ihres Exils nach der Machtübernahme durch die Nazis 1933. Es gelingt ihm meisterhaft, ...

Wenn die Sonne untergeht von Florian Illies ist ein atmosphärisches Porträt der Familie Mann in den ersten Monaten ihres Exils nach der Machtübernahme durch die Nazis 1933. Es gelingt ihm meisterhaft, historische Fakten, persönliche Eigenheiten und stille Katastrophen miteinander zu verweben. Feinsinnig zeigt er Thomas Mann zwischen Disziplin und Chaos, zwischen Unsicherheit und stoischem Voranschreiten inmitten der Emigrantengemeinschaft in Sanary-sur-mer. Dabei werden die verschiedenen Arten mit dem Verlust der Heimat umzugehen, verdeutlicht. Besonders beeindruckt hat mich die Herausarbeitung der familiären Dynamik aus der Sicht aller Mitglieder im Kontext der damaligen politischen Umbrüche. Die präzise Beobachtung, leise Ironie und der melancholische Grundton machen das Buch zu einer eindringlichen, nahbaren Zeitreise.

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Veröffentlicht am 16.11.2025

Zeitgeschehen

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Wenn die Sonne untergeht von Florian Illies (S.Fischer Verlag)

So erleichtert ist Thomas Mann, dass er in Frankreich nach drei Wochen wieder sein Lieblingskind Elisabeth in die Arme schließen kann, dass ...

Wenn die Sonne untergeht von Florian Illies (S.Fischer Verlag)

So erleichtert ist Thomas Mann, dass er in Frankreich nach drei Wochen wieder sein Lieblingskind Elisabeth in die Arme schließen kann, dass er ihr abends, als sich ein prächtiger Regenbogenüber die Bucht von Le Lavandou spannt, den Schluss des Rheingolds von Wagner vorsingt. Wenn ihm seine Medi so ergriffen zuhört, können ihm die 43 Unterzeichner des Protests der Richard-Wagner-Stadt München doch glatt gestohlen bleiben. S.120

Florian Illies gibt Einblicke in die Familiengeschichte und die Beziehungen der Familie Mann und deren Freunde und Bekannten. Er verbindet die privaten Erlebnisse der Manns mit dem Zeitgeschehen. Hierbei erschweren die hiesigen Herrschenden und die jüdische Abstammung seiner Frau die Rückkehr ins alltägliche Leben. So landen Thomas Mann, seine Frau Katja und die sechs Kinder im Sommer 1933 am französischen Mittelmeer in Sanara-sur-Mer. Die Lage in Deutschland wird immer prekärer und so bleibt die Familie erst im Hotel und bezieht dann ein Haus. Das Ehepaar erlebt in diesem Sommer Zweisamkeit, einen strukturierten Alltag und intellektuelle Gespräche sowie einen regen Austausch mit Freunden.
Die Erzählung erscheint wie eine Sammlung von Momenteufnahmen aus der genannten Zeit. So zeichnet der Autor ein lebediges und vielschichtiges Bild. Er fängt die kleinen, unscheinbaren Momente des Alltags ein und verleiht ihnen Bedeutung. Man rückt der Familie Mann ein Stück näher und somit ist der Leser hautnah dabei, wenn Illies von individuellen Erfahrungen und Beobachtungen der Protagonisten erzählt. Die Figuren sind authentisch gezeichnet und Illies spart nicht mit ehrlichen Worten. So bekommt der ein oder andere, sein mit Augenzwinkern versehenes, Fett weg, doch ohne jemals beleidigend oder bloßtellend zu wirken. Der faktenbasierte, teils fiktive Text trägt tiefsinnige Gedanken und läd ebenso zum Schmunzeln ein.
Doch nicht nur die Details des Alltags stechen ins Auge, vielmehr fängt der Autor die Stimmung der damaligen Zeit sowie die Empfindungen und Meinung der Künstler und Intellektuellen ein. Illies schreibt von Sehnsucht, Heimatverbundenheit, denn zeifelsohne ist das hier kein normaler Urlaub, sondern eine, irgendwie den Umständen geschuldete, gefühlt erzwungen verbrachte Freizeit.

Gefallen hat mir das Kapitel „Danach“, in dem man etwas über den weiteren Werdegang und die Schicksale der Familienmitglieder und Freunde erfährt. Auch der Stammbaum am Ende des Buches erweist sich als hilfreich. Die Aufmachung finde ich sehr gelungen.

Fazit: Ein sehr schöner Roman, poetisch, ehrlich, intellektuell; ich habe ihn sehr gern gelesen!

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