Cover-Bild Als die Welt zerbrach
(46)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 27.10.2022
  • ISBN: 9783492071970
John Boyne

Als die Welt zerbrach

Roman | Die Fortsetzung des Bestsellers »Der Junge im gestreiften Pyjama«
Michael Schickenberg (Übersetzer), Nicolai von Schweder-Schreiner (Übersetzer)

Die lang erwartete Fortsetzung des Weltbestsellers »Der Junge im gestreiften Pyjama«
1946. Drei Jahre nach dem katastrophalen Ereignis, das ihre Familie zerriss, fliehen eine Mutter und ihre Tochter von Polen nach Paris. Blind vor Sorge und Schuldgefühlen ahnen sie nicht, wie schwer es ist, der Vergangenheit zu entkommen.

Fast achtzig Jahre später führt Gretel Fernsby in ihrem Londoner Villenviertel ein ruhiges Leben, Welten entfernt von der traumatischen Kindheit. Als eine junge Familie in die Wohnung unter ihr zieht, hofft sie, dass die eingespielte Hausgemeinschaft nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Doch der neunjährige Henry weckt Erinnerungen, denen sie sich nicht stellen will.

Gretel steht plötzlich vor der Wahl zwischen ihrer eigenen und Henrys Sicherheit. Gewinnt die Verantwortung, oder macht sie sich mitschuldig, wie damals? Wenn sie jetzt eingreift, riskiert sie, Geheimnisse preiszugeben, die sie ein Leben lang gehütet hat …

Psychologisch höchstpräzise erzählt John Boyne davon, wie sich eine nicht eingestandene Schuld zu einer zerstörerischen Kraft entwickelt, die mit jedem verstreichenden Lebensjahr schwerer wiegt.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2022

Gleichgewicht des Schreckens

0

Mein Interesse wurde geweckt, da ich „Der Junge im gestreiften Pyjama“ gelesen habe. Aber dies ist bereits einige Jahre her, so dass ich mich an die Geschichte und Einzelheiten davon nur schwer erinnern ...

Mein Interesse wurde geweckt, da ich „Der Junge im gestreiften Pyjama“ gelesen habe. Aber dies ist bereits einige Jahre her, so dass ich mich an die Geschichte und Einzelheiten davon nur schwer erinnern konnte. Zum Glück ist hier Vorwissen nicht wichtig, so dass diese „Fortsetzung“ auch einzeln gelesen werden kann. Sollten einzelne Aspekte aus dem ersten Buch dennoch wichtig sein, werden sie hier nochmals aufgegriffen.

Irgendwie hatte ich erwartet, dass ein Großteil in der Nachkriegszeit spielen würde. Das war nur bedingt der Fall. Vielmehr werden die wichtigsten Stationen aus Gretels Leben beleuchtet. Dies geschieht in Rückblenden. Meistens bestehen die Kapitel aus zwei Zeitebenen, die parallel erzählt werden. Dies fiel mir gerade am Anfang nicht leicht. Kaum hatte man sich in die Handlung aus ihrem Leben in London vertieft, wurde man hinaus gerissen und landetet in z.B. Paris (und andersherum). Durch diese Sprünge habe ich am Anfang des jeweiligen Kapitels ein paar Augenblicke gebraucht, um mich an die dort vorliegende Situation zu erinnern. Aber je mehr man sich mit Gretel und ihrem Leben vertraut gemacht hat, umso leichter viel es mir.

Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, dass das Thema Schuld eine dominierende Rolle spielen wird. So wird auch Gretel in ihrem Leben mehrmals damit konfrontiert und muss einsehen, dass sie diesem nicht durch räumliche Distanz entkommen kann. Sie versucht ihre Herkunft zu verschleiern und ein normales Leben zu führen, aber dies gelingt nicht immer. Sie legt ihr Schicksal in die Hände anderer Menschen, wird aber selbst nie aktiv. So bleibt die Frage wieviel hat sie als Kind gewusst. Hätte sie anders handeln können oder vielleicht sogar müssen. Kann sie sich damit rausreden, dass sie noch ein Kind war; dass die mit den Taten ihres Vaters nichts zu tun hat.

Gretel war mir nie sympathisch gewesen, aber auch nicht unsympathisch. Doch wie sieht es nun mit ihrer Schuld aus? Die juristische kann ich nicht beurteilen. Aber was ist mit der Moralischen? Das muss am Ende jeder für sich entscheiden und beantworten.
Dem Autor gelingt es wunderbar hier eine Person mit verschiedenen Facetten zu zeichnen und dabei eher neutral, sachlich und beschreibend zu bleiben und keinesfalls kritisierend oder belehrend.

Fazit: ein tiefgründiges Buch, welches nachdenklich stimmt und im Gedächtnis bleibt.

Veröffentlicht am 11.11.2022

Fand ich sogar noch besser als der Junge im gestreiften Pyjama

0

Der Junge im gestreiften Pyjama ist für mich ein moderner Klassiker. Von der "Fortsetzung" (vielleicht eher einem Spin Off?) der Geschichte habe ich mir einiges erhofft und ich wurde nicht enttäuscht.

Dieses ...

Der Junge im gestreiften Pyjama ist für mich ein moderner Klassiker. Von der "Fortsetzung" (vielleicht eher einem Spin Off?) der Geschichte habe ich mir einiges erhofft und ich wurde nicht enttäuscht.

Dieses Mal liegt der erzählerische Fokus des Buches auf Gretel, deren Bruder auf tragische Weise verschwand. Gretel erreicht charakterlich im Gegensatz zu ihrer Rolle im Jungen im gestreiften Pyjama eine ungemeine Tiefe und Prägnanz und ich habe sehr mit ihr mitgefiebert und mitgelitten.

Dies liegt auch daran, dass der Autor hier geschickt mit verschiedenen Zeitschienen arbeitet und man so einen tiefen Einblick in Gretels bewegtes Leben bietet - gleichzeitig auch eine Reise durch die bewegte letzte Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Es kommen dabei essentielle Fragen auf, vor allem die nach der persönlichen Schuld und dem eigenen Umgang mit der deutschen Vergangenheit. Die Gedankengänge Gretels sind sicherlich vielen der Großelterngeneration nicht fremd und konnten mich nachhaltig beeindrucken, musste ich dabei doch selbst oft an die Verschlossenheit der eigenen Großeltern zum Thema denken.

Durch viele Kniffe und Aha-Momente sowohl den pointierten Erzählstil zeigt John Boyne hier sein ganzes Können und hat mich insgesamt mit diesem Roman richtiggehend umgehauen. Für mich ein Highlight des Jahres.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2022

Wo beginnt Schuld?

0

„...Zum ersten Mal wurde mir vollkommen bewusst, dass ich mein Leben lang, jeden einzelnen Tag, würde lügen müssen, wenn ich überleben wollte...“

Dieser Satz zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. ...

„...Zum ersten Mal wurde mir vollkommen bewusst, dass ich mein Leben lang, jeden einzelnen Tag, würde lügen müssen, wenn ich überleben wollte...“

Dieser Satz zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Er prägt nicht nur das Leben von Gretel.
Die Autor hat einen tiefgründigen Roman geschrieben. Letztendlich steht über der Geschichte eine Frage: Wo beginnt Schuld?
Der Schriftstil ist ausgereift und führt in die Tiefe. Er wird abwechselnd in zwei Zeitebenen erzählt. Einmal erlebe ich das Geschehen der Gegenwart, zum anderen lässt mich Gretel an ihre Vergangenheit teilhaben. Dazu sollte man wissen, dass es einen Vorgängerband gibt, der während des Zweiten Weltkriegs spielt. In der Zeit war Gretels Vater Lagerkommandant eines KZs.
Gretel ist mittlerweile über neunzig Jahre alt und Witwe. Seit vielen Jahren wohnt sie in London. Als in die Wohnung unter ihr eine Familie mit einem neunjährigen Jungen einzieht, kommt alte Erinnerungen zurück. Sie beginnen 1946:

„...Ich war fünfzehn, wusste wenig vom Leben und tat mich immer noch schwer damit, dass die Achsenmächte besiegt worden waren….“

Gretel war mit ihrer Mutter nach Paris geflohen. Dort hoffen sie, sich ein neues Leben aufzubauen. Doch ihre Identität wird aufgedeckt.
Immer wieder wird im Buch die Frage nach der Schuld gestellt. In Paris sieht das Gretel so:

„...Ich redete mir ein, dass nichts davon meine Schuld gewesen sei, dass ich nur ein Kind gewesen war, aber eine leise Stimme in meinem Kopf fragte, warum ich unter falschen Namen lebte, wenn ich doch so unschuldig war...“

Zu den bewegendsten Szenen im Buch gehört ein Gespräch zwischen Gretel und Kurt. Als 12jähriges Mädchen hat Gretel für den jungen SS – Mann geschwärmt. Nun treffen sie ich durch Zufall in Australien. Er glaubt sich unschuldig.

„...Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Ich war Soldat. Und Soldaten gehorchen Befehlen. Hätte ich mich geweigert, wäre ich erschossen worden...“

Es wird in jeder Zeile deutlich, wie schwierig es ist, sein Leben lang ein Geheimnis mit sich zu tragen. Nur wenigen Personen hat sich Gretel offenbart. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich.
Im Geschehen der Gegenwart bekommt Gretel mit, dass der neue Hausbewohner wie ein Tyrann über seine Familie herrscht. Er schlägt zu, wenn es ihm danach ist. Gretel zeigt ihn an, doch nichts ändert sich. Doch – eines. Er schnüffelt in Gretels Vergangenheit, findet ihre Wurzeln und erpresst sie. Er will ihr Leben öffentlich machen. Soll die Zukunft ihres Sohnes und des erwarteten Enkelkindes auch von ihrer Vergangenheit überschattet werden? Sie muss eine Entscheidung fällen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.11.2022

Tragisch und zutiefst berührend

0

„Der Junge im gestreiften Pyjama“ war bei mir in der Schule Pflichtlektüre. Und trotzdem habe ich dieses Buch geliebt, das uns an diese düstere Zeit deutscher Geschichte erinnert. Mit „Als die Welt zerbrach“ ...

„Der Junge im gestreiften Pyjama“ war bei mir in der Schule Pflichtlektüre. Und trotzdem habe ich dieses Buch geliebt, das uns an diese düstere Zeit deutscher Geschichte erinnert. Mit „Als die Welt zerbrach“ ist nun die Fortsetzung dieses ergreifenden Werkes erschienen. Und in meinen Augen ist es ein echtes Meisterwerk. Ein Buch, das nachdenklich stimmt, tief bewegt und lange nachhallt.

Zum Inhalt: nach Ende des Zweiten Weltkrieges flüchtet Gretel mit ihrer Mutter unter falschem Namen nach Paris. Niemand darf wissen wer sie mal waren, wofür ihre Familie stand. Doch lange bleiben sie nicht unentdeckt, bis das Schicksal sie einholt. Jahrzehnte später zieht Gretes die Bilanz ihres Lebens und wagt einen mutigen Schritt.

Das Cover des Buches ist sehr ansprechend gestaltet und schafft direkten Bezug und Wiedererkennungswert zum ersten Band. Das Buch ist komplett aus Gretels Sicht geschrieben und erzählt ihre Lebensgeschichte in zwei Zeitebenen. In der Gegenwart zieht sie mit über 90 Jahren eine Bilanz auf ihr Leben, während im zweiten Handlungsstrang ihre Lebensgeschichte in den wichtigsten Etappen erzählt wird. Diese Erzählweise hat mir sehr gut gefallen, es hat die Geschichte realitätsnah und authentisch gemacht.

Gretel Lebensgeschichte ist gezeichnet von Schuld, Angst und Leid und es ist mir sehr leicht gefallen mit ihr mitzufühlen und Sympathie für sie zu entwickeln. Die Wandlung, die sie am Ende ihres Lebens durchmacht, wie sie versucht eine alte Schuld zu begleichen, fand ich mutig und ausgesprochen selbstlos. Die Passagen aus Gretas Vergangenheit und die Dämonen denen sie sich stellen muss, fand ich etwas interessanter als den Handlungsstrang der Gegenwart. Liegt aber vermutlich daran, dass ich selbst niemanden kenne, der diese Zeit selbst durchlebt hat und alle Eindrücke aus der Nachkriegszeit daher faszinierend für mich sind.

Die Geschichte war emotional ergreifend und auf düstere Art spannend. Für mich ist dieses Buch ein absolutes Jahreshighlight.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2022

Gelungenes Meisterwerk

0

Anfangs war ich skeptisch, ob ich John Boynes Bücher früher nur gut fand, weil ich jung genug war. Oft habe ich es schon erlebt, dass Autorinnen, die eigentlich Kinderbücher schreiben, plötzlich ein Buch ...

Anfangs war ich skeptisch, ob ich John Boynes Bücher früher nur gut fand, weil ich jung genug war. Oft habe ich es schon erlebt, dass Autorinnen, die eigentlich Kinderbücher schreiben, plötzlich ein Buch für ältere Leserinnen verfassen möchten und dann aber nicht den richtigen Ton treffen. Boyne aber hat es geschafft.
Gretel, Brunos Schwester (ja, der Junge, dessen bester Freund an jenem Ort einen gestreiften Pyjama trug) ist mittlerweile über 90 Jahre alt und lebt in London im Exil unter einer anderen Identität. In drei Abschnitten wird die Gegenwart und die Vergangenheit Gretels miteinander verwoben und die Leserinnen können sich ein Bild von ihrer Flucht machen. Gretel flieht nicht nur vor den Alliierten, die die Konzentrationslager befreiten, sondern auch vor ihrer eigenen Vergangenheit und ihrer Identität. Boyne stellt somit eine neue "Gretelfrage": Sind die Kinder aus der Zeit des Nationalsozialismus auch Mitschuld an dem, was geschehen ist? Hätten sie danach darüber reden müssen? Ist es ok, dass Gretel davon nichts mehr wissen möchte?
Gretel wirkt am Anfang eher unzugänglich, taut aber mit der Zeit immer mehr auf und durch die Episoden aus ihrer Vergangenheit, wird ihr Verhalten auch für die Leser
innen verständlich. Boyne hat eine Protagonistin erschaffen, mit der die Leser*innen mitfühlen und deren Probleme ans Herz gehen. Das Buch ist bestimmt keine Gute-Nacht-Geschichte, aber ein wichtiger Beitrag zur modernen Literatur!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere