Cover-Bild Leere Herzen
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 13.11.2017
  • ISBN: 9783630875231
Juli Zeh

Leere Herzen

Roman
Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, "Die Brücke", die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der "Brücke" steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod.

Als die "Brücke " unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald sind nicht nur Brittas und Babaks Firma, sondern auch beider Leben in Gefahr...

"Leere Herzen" ist ein provokanter, packender und brandaktueller Politthriller aus einem Deutschland der nahen Zukunft. Es ist ein Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie. Und es ist zugleich ein verstörender Psychothriller über eine Generation, die im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2018

"Da. So seid ihr."

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Ein Blick in die nahe Zukunft: 2025 ist der Pegida-Slogan „Merkel muss weg“ Wirklichkeit geworden, und die rechte Besorgte Bürger Bewegung stellt mit Regula Freyer als Kanzlerin die Regierungspartei. ...


Ein Blick in die nahe Zukunft: 2025 ist der Pegida-Slogan „Merkel muss weg“ Wirklichkeit geworden, und die rechte Besorgte Bürger Bewegung stellt mit Regula Freyer als Kanzlerin die Regierungspartei. Eher gleichgültig betrachten die meisten Menschen die „Effizienzpakete“ der Regierung, die nach und nach die Grundrechte abschaffen sollen.
In diesem düsteren Szenario lebt Britta Söldner mit Ehemann Richard und Tochter Vera komfortabel im eigenen Haus in der Braunschweiger Gegend. Während Richards Unternehmen nicht recht floriert, ist Britta sehr erfolgreich mit ihrem Projekt „Brücke“, das sie gemeinsam mit Babak Hamwi leitet. Offiziell als Heilpraxis für Psychotherapie deklariert, verbirgt sich dahinter jedoch wesentlich mehr als „Life-Coaching, Self-Managing, Ego-Polishing“; Britta betreibt auch ein lukratives Geschäft mit dem Tod - bis ihr eines Tages gefährliche Konkurrenz in die Quere kommt.
In schlichtem Schreibstil schildert die Autorin Brittas Alltagsleben und ihren Kampf gemeinsam mit Babak um das Fortbestehen ihrer Firma. Es ist ein durchaus spannender Krimi zu verfolgen, in welche Intrigen sie gerät, inwieweit ihre Familie mit hineingezogen wird. Juli Zehs Kritik und moralische Belehrungen (so angebracht sie sein mögen) sind allerdings nicht sehr geschickt verpackt. Zynisch wirkt es, wie die Autorin die Bevölkerung beurteilt: ich-bezogen, gleichgültig dem Leid anderer gegenüber, politisch passiv.
„Full hands, empty hearts“ heißt daher nicht nur ein erfolgreicher Hit des Jahres 2025, sondern ist zugleich eine passende Bezeichnung für Brittas Mitmenschen, und vor allem für sie selbst. Oder sind es nicht eigentlich wir Leser, denen Juli Zeh den Spiegel vorhalten will? Nicht umsonst beginnt sie ihren Roman mit einem Statement: „Da. So seid ihr.“

Veröffentlicht am 12.02.2018

Deutschland, deine Zukunft

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Juli Zeh hat einen Polit- und Psychothriller geschrieben, der uns allen eine Warnung sein sollte:

Britta führt mit Babak eine Heilpraxis für Suizidgefährdete. Doch "Die Brücke" vermittelt unter dem Deckmantel ...

Juli Zeh hat einen Polit- und Psychothriller geschrieben, der uns allen eine Warnung sein sollte:

Britta führt mit Babak eine Heilpraxis für Suizidgefährdete. Doch "Die Brücke" vermittelt unter dem Deckmantel der Psychotherapie Selbstmordattentäter an politisch aktive Organisationen. Bis ein Konkurrent auf den Plan tritt und ihre heile Welt zu zerstören droht...

Was auf den ersten Blick nach tiefstem Zynismus klingt, ist eigentlich eine Psychoanalyse der verwöhnten, in Alltagstrott und Bequemlichkeit gefangenen Mittelschicht. Mit erbarmungsloser Härte werden dem Leser ein Spiegel vorgehalten und die drohenden Konsequenzen unserer politischen Ignoranz vor Augen geführt.

Das Buch liest sich nicht gerade leicht, es ist aber auch kein spannungsgeladener Massenaufguss, dessen Seiten nur so dahinfliegen. Der Schreibstil ist genauso wie sein Inhalt unbequem.

Auch die Figuren wirken durchgehend unsympatisch und ihre Handlungen sind selten wirklich nachvollziehbar. Aber das müssen sie ja auch nicht. Dieses Buch soll schließlich nicht gefallen, man soll sich mit den Figuren nicht unbedingt identifizieren und im Geiste verbrüdern. Es soll erschrecken und wachrütteln.

Bei mir hat es zumindest gewirkt!

Veröffentlicht am 02.01.2018

It’s a Suicide World

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Deutschland im Jahr 2025: die BBB – Besorgte-Bürger-Bewegung unter Regula Freyer hat schon vor Jahren Angela Merkel abgelöst. Das ,,bedingungslose Grundeinkommen“ und verschiedene Effizienzpakete stellen ...



Deutschland im Jahr 2025: die BBB – Besorgte-Bürger-Bewegung unter Regula Freyer hat schon vor Jahren Angela Merkel abgelöst. Das ,,bedingungslose Grundeinkommen“ und verschiedene Effizienzpakete stellen die Menschen zufrieden und ruhig.
Trump und Putin haben den Syrienkrieg beendet, außer Brexit gibts noch den Frexit und den Spexit.... Doch Polititk interessiert eigentlich sowieso niemanden mehr. Politik findet statt, wie das Wetter, egal ob man zusieht, etwas tut oder nicht. Diese illusionslose, gleichgültige Haltung vertritt auch Britta. Sie hat das Interesse an Politik und generell an Diskussionen schon vor langer Zeit verloren, privat möchte sie sich über solche Themen nicht mehr unterhalten müssen. Sie wohnt mit ihrem Mann Richard und der siebenjährigen Tochter Vera in Braunschweig in einem Betonwürfel mit viel Glas, praktisch, geräumig, geradlinig. So emotionslos, wie Britta ihre Wohnsituation sieht, erscheint sie auch dem Leser. Der zu Beginn der Handlung geschilderte Abend mit einer befreundeten Familie wirkt ebenso nüchtern und distanziert. Janina und Kurt, die auf dem Land ein altes Haus, ihr Traumhaus, gefunden haben, werden von Britta als naiv und anachronistisch empfunden. Dennoch überlegt sie sich, den beiden eine finanzielle Anschubhilfe für den Hauskauf zu geben. Immerhin verdient Britta mit ihrer Arbeit bei der ,,Brücke“ so viel Geld, dass sie sich hin und wieder auch um die Finanzhygiene kümmern muss.
Die ,,Brücke“ ist vordergründig eine Psychotherapiepraxis, die sich vor allem um suizidgefährdete Patienten kümmert. Tatsächlich rekrutieren Britta und ihr Geschäftspartner Babak aber Selbstmordattentäter und vermitteln diese an Organisationen, die sich die Anschläge für ihre Zwecke einiges kosten lassen. Als plötzlich Konkurrenz auf dem ,,Markt“ auftaucht, bekommen Britta und Babak es mit einem sehr gefährlichen Gegner zu tun.
Die Idee des Buches ist originell, die Handlung beklemmend und stellenweise auch wirklich spannend. Dennoch bleibt man als Leser immer in einer distanzierten Beobachterrolle. Zu keiner der Figuren findet man wirklich einen Zugang. Selbst Britta, aus deren Sicht das Geschehen geschildert wird, bleibt zynisch, fremd und unnahbar. Auch keine der anderen Personen wirkt sympathisch. Selbst die Figuren untereinander verbindet, trotz langjähriger Freundschaft, keine tiefergehende Beziehung. Sogar zwischen Britta und ihr Ehemann Richard herrscht eine sehr nüchterne Atmosphäre. Richard weiß erstaunlich wenig über die ,,Tätigkeit“ seiner Frau, es scheint ihn aber auch nicht weiter zu interessieren. Nicht einmal, als sie für mehrere Tage ,,geschäftlich“ verreisen muss, fragt er nach, sei es aus Respekt oder aus Gleichgültigkeit.
Vermutlich ist das von der Autorin so gewollt, mich lässt es allerdings unzufrieden und etwas ratlos zurück.

Veröffentlicht am 24.12.2017

Politikverdrossenheit

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Und mehr noch eine Verdrossenheit in Bezug auf soziales Denken - diese zeichnet die Gesellschaft der Zwanziger Jahre aus - nicht derer, die wir schon hatten, sondern derjenigen, die kommen werden und zwar ...

Und mehr noch eine Verdrossenheit in Bezug auf soziales Denken - diese zeichnet die Gesellschaft der Zwanziger Jahre aus - nicht derer, die wir schon hatten, sondern derjenigen, die kommen werden und zwar ziemlich bald. Es ist eine Vision der nahen Zukunft, die Juli Zeh hier zeichnet, eine Vision einer möglichen Nach-Merkel-Ära. Wir schreiben - ungefähr - das Jahr 2025, Frau Merkel ist schon seit einigen Jahren nicht mehr im Amt - abgelöst von der BBB, der Bewegung besorgter Bürger und an wen diese angelehnt ist, das kann man sich denken.

In dieser Gesellschaft nun lebt Britta mit ihrer Familie, ihrem Mann Richard und der kleinen Vera. Sie ist es, die das Geld nach Hause bringt, gutes Geld, das sie in einer psychotherapeutischen Gemeinschaftspraxis, die sie mit ihrem langjährigen Freund Babak teilt. Einer Praxis der ganz besonderen Art, die sich gewisse gesellschaftlich-politische Auswüchse, die sich bereits heute abzeichnen, zu Eigen gemacht hat.

Es ist kein Science-Fiction-Roman, den Juli Zeh hier vorlegt, nein, sie wagt einen Blick in eine nahe Zukunft, in der sich gewisse aktuelle Trends, wie eben zunehmende Politikverdrossenheit und abnehmender Sinn für soziale gesellschaftliche Belange der Art, die einen selbst nicht unmittelbar tangieren, verstärkt haben.

Die Geschichte, die sie darin entwickelt, ist gut angelegt, aber aus meiner Sicht nicht ganz schlüssig zu Ende gedacht. Zudem hatte ich ein wenig Schwierigkeiten mit dem Stil der eigentlich sehr eloquenten Autorin Zeh, die sich wieder und wieder in Aufzählungen diverser Art erging, die ein wenig den Eindruck von Lückenfüllern erweckten. Also ein durchaus lesenswertes Buch, das mich aber nicht vollkommen für sich einnehmen kann. Ich empfehle es dennoch weiter, an die, die sich Gedanken über unsere Gesellschaft machen, aber auch an die, die dabei sind, langsam, aber sicher die Lust daran zu verlieren.

Veröffentlicht am 12.12.2017

Eher mäßige Story gut verpackt

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Nachdem mich „Unterleuten“ begeistern konnte, ich „Nullzeit“ aber eher mittelprächtig fand, war ich dennoch sehr neugierig auf Juli Zehs neuen Roman „Leere Herzen“. Thematisch wieder etwas völlig anderes; ...

Nachdem mich „Unterleuten“ begeistern konnte, ich „Nullzeit“ aber eher mittelprächtig fand, war ich dennoch sehr neugierig auf Juli Zehs neuen Roman „Leere Herzen“. Thematisch wieder etwas völlig anderes; laut Klappentext erwartete mich hier eher eine Art Politthriller-Roman-Mix. An sich nicht ganz mein Genre, aber die Leseprobe machte definitiv Lust auf mehr.

In jener wird man ohne großes Vorgeplänkel in die Szenerie geworfen. Ein Abendessen einer normalen, aber offensichtlich recht erfolgreichen Familie mit ihren Freunden. Der Schauplatz ist Deutschland in einer nicht näher bestimmten, aber mit Sicherheit nicht allzu entfernten Zukunft. Gerade in der anfänglichen Abendveranstaltung fallen so einige interessante bis zynische Spitzen gegenüber der heutigen Politik und Situation. Dieser Teil der Leseprobe reichte aus, um meine Neugierde auf das Buch endgültig zu wecken. Die Szene war auf eine spezielle Weise irgendwie bizarr und schräg und doch wieder völlig selbstverständlich.

Der Schreibstil tat sein Übriges, um den Einstieg in die Geschichte sehr leicht zu machen. Sehr flüssig zu lesen, ohne dabei allzu simpel zu sein und somit genau mein Geschmack und entsprechend meiner Erwartung. Die Protagonisten und auch Nebenfiguren wirkten auf mich durchweg nicht sonderlich sympathisch – vielleicht waren sie absichtlich so angelegt, vielleicht ist das auch nur mein persönlicher Eindruck. Allerdings waren sie dabei keineswegs so nervig bis anstrengend, so dass ich nie das Bedürfnis verspürte, ihretwegen das Buch abbrechen oder zumindest unterbrechen zu wollen.

Dafür, also für das irgendwann schleppende Lesetempo meinerseits, sorgte der allzu schnell abflachende Spannungsbogen. Was zu Beginn sehr interessant begann, als die Geschäfte hinter der „Brücke“ endlich beschrieben wurden, ließ etwa ab der Mitte des Buches die Geschichte Abwechslung vermissen. Hier konnte das ordentliche Tempo vom Beginn leider nicht mehr gehalten werden und eher unspektakuläre Ereignisse zogen sich etwas zu sehr in die Länge – vor allem gemessen an der doch eher geringen Seitenzahl. Hier hätte ich mir einfach insgesamt eine etwas andere Entwicklung gewünscht, etwas mehr Überraschung.

Am Ende konnte die Story leider nach den vielen anfänglichen, interessanten Details nicht ganz halten, was sie versprach. Gute 3 Sterne vergebe ich für den Inhalt, aufgrund des lesenswerten Stils kann ich „Leere Herzen“ aber insgesamt reinen Gewissens 4 Sterne geben.