Wieder absolut TOP!
Es sind die Siebziger Jahre des letztesn Jahrhunderts. Hippiekultur und Vietnamkrieg sind vorüber, aber die 12jährige Leni erlebt jeden Tag dieses Lebensgefühl aufs Neue. Seit ihrer Geburt ziehen ihre ...
Es sind die Siebziger Jahre des letztesn Jahrhunderts. Hippiekultur und Vietnamkrieg sind vorüber, aber die 12jährige Leni erlebt jeden Tag dieses Lebensgefühl aufs Neue. Seit ihrer Geburt ziehen ihre Eltern Cora und Ernt Allbright von Ort zu Ort. So findet sie schwer Anschluss und hat keine gleichaltrigen Freunde. Ernt leidet seit seiner Rückkehr aus dem Vietnamkrieg an einer posttraumatischen Störung. Er trinkt zu viel, wird gewalttätig und jobmäßig hält er es nie länger an ein und demselben Arbeitsplatz. Als er von einem befreundeten Vietnamveteran ein Stück Land in Alaska erbt, ist er erstmals voller Tatendrang. Er beschließt mit Frau und Tochter nach Alaska zu ziehen, um nochmals einen Neuanfang zu wagen. Als sie in Kaneq ankommen, werden die Allbrights herzlich aufgenommen. Gemeinschaft wird großgeschrieben und alle packen tatkräftig mit an, um ihre Blockhütte wintersicher zu machen. Hier hilft jeder jeden, denn nur gemeinsam kann man in der Wildnis überleben. Die Gastfreundschaft und die wunderbare Natur geben Leni Hoffnung, dass ihre Eltern endlich einen Platz gefunden haben, wo sie zusammen glücklich werden können. In Matthew findet sie endlich einen gleichaltrigen Freund. Doch die Familie ist nicht auf den langen und rauhen Winter vorbereitet. Es gibt keinen Strom, kein fließendes Wasser und der Weg in die Schule ist weit. Bald werden die Tage kürzer und während die Drei auf engen Raum zusammenleben, kehren die Depressionen und die schrecklichen Dämonen von Ernt zurück. Cora liebt Ernt und wie jede Frau, die geschlagen wird, sucht sie die Schuld bei sich selbst. Doch Ernts Aussetzer und Wahnvorstellungen werden immer schlimmer...
Kristin Hannah begeistert mich immer wieder aufs Neue! Nicht alle ihre Romane konnten mich überzeugen, aber diejenigen, die von mir 5 Sterne bekommen haben ("Die Nachtigall" und "Wie Blüten im Wind") sind Bücher, die mir immer im Gedächtnis bleiben werden und einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal haben. "Liebe und Verderben" gehört nun definitiv dazu!
Der Roman ist jedoch nicht einfach zu lesen, denn Leni muss so einiges in ihrem Leben verkraften. Wir begleiten sie über eine Zeitspanne von ungefähr fünfzehn Jahren und erleben so ihre Entwicklung hautnah mit. Dabei gewinnt sie an Stärke und verliebt sich in das rauhe Alaska. Sie findet endlich so etwas wie Heimat. Ihre einzige Stütze ist Matthew, doch sein Vater Tom ist Ernt's größter Feind. Es hat mir in der Seele weh getan, wie Leni sich nichts sehnlicher wünscht, als eine normale Familie, Liebe und Geborgenheit. Sie versucht so wenig wie möglich aufzufallen, um nicht den Ärger ihres Vaters heraufzubeschwören, während dieser immer verrücktere Wahnvorstellungen hat.
Die Charaktere sind sehr authentisch dargestellt. Cora ist eine eher schwache Frau, die ihren Mann abgöttisch liebt und ihm immer wieder verzeiht. Doch mit der Zeit entdeckt man, dass sie nicht so schwach ist, wie sie erscheint und vorallem ihre Tochter schützen will. Trotzdem konnte ich ihre Handlungen oft nicht verstehen.
Versöhnlich stimmen hingegen die einzigartigen Landschaftsbeschreibungen von Alaska. Die Autorin fängt die Atmosphäre wundervoll ein. Die ausdrucksstarken Beschreibungen der Umgebung, der Wildnis und der Tierwelt, sowie die Unterwerfung der Menschen an die Natur und die Jahreszeiten, werden hervoragend dargestellt. Der intensive und emotionale Schreibstil lassen einem in der Geschichte versinken. Meine Gefühle spielten verrückt, während ich darauf hoffte, dass Leni und Cora endlich nicht mehr leiden müssen. Der Roman ist tiefgründig und spricht einige Themen wie häusliche Gewalt, Eifersucht, das Schicksal der Kriegsveteranen, die unberührte Natur und Traumabewältigung an.Dieses Familiendrama fesselte mich so sehr, dass sich einige Thrillerautoren ein Beispiel nehmen könnten!
Mein einziger kleiner Kritikpunkt an diesem wundervollen Roman ist eine etwas unglaubwürdige Wandlung einer Figur am Ende des Buches. Mehr kann ich nicht dazu sagen, sonst würde ich spoilern.
Schreibstil:
Der emotionale Schreibstil von Kristin Hannah hat mich wieder sofort gepackt und an die Geschichte gefesselt. Die Autorin schreibt intensiv und ausdrucksstark. Die Spannung ist dauerhaft greifbar, lässt aber auch immer wieder nach, um den Leser verschnaufen zu lassen. Keine andere Autorin hat es bis jetzt geschafft mich emotional so zu packen!
Fazit:
Was für eine Achterbahn der Gefühle! Ein grandioses Buch mit unglaublicher Spannung und wunderbarer Landschaftsbeschreibung. Ein Familiendrama, das alles bietet, was man sich von einem 5 Sterne Buch erwartet. Kristin Hannah hat hier wieder ein Meisterwerk abgeliefert. Eine Leseempfehlung!