Cover-Bild Dann schlaf auch du
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 21.08.2017
  • ISBN: 9783630875545
Leïla Slimani

Dann schlaf auch du

Roman
Amelie Thoma (Übersetzer)

Der Preis des Glücks

Sie wollen das perfekte Paar sein, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen, alles irgendwie richtig machen. Und sie finden die ideale Nanny, die ihnen das alles erst möglich macht. Doch wie gut kann man einen fremden Menschen kennen? Und wie sehr kann man ihm vertrauen?

Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen - eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, die auf ihre beiden kleinen Kinder aufpasst, in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Wie mit unsichtbaren Fäden hält Louise die Familie zusammen, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden. Myriam und Paul ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2017

Chronologie eines menschlichen Absturzes

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Das Buch beginnt mit der Tötung zweier Kinder durch ihr Kindermädchen. Im weiteren Verlauf wird geschildert, wie sich das Drama entwickeln konnte.
Die Mutter der Kinder bekommt die Chance zum Wiedereinstieg ...

Das Buch beginnt mit der Tötung zweier Kinder durch ihr Kindermädchen. Im weiteren Verlauf wird geschildert, wie sich das Drama entwickeln konnte.
Die Mutter der Kinder bekommt die Chance zum Wiedereinstieg in ihren Beruf als Rechtsanwältin (der Vater arbeitet als Musikproduzent) geboten und ergreift diese. Da beide Eltern berufstätig sein wollen und die Kinder noch sehr klein sind ergibt sich der Wunsch nach einem Kindermädchen. Nach einigen mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen finden sie Louise. Scheinbar ein Traum - zu schön um wahr zu sein! Louise betreut nicht nur die Kinder, sondern wird so etwas wie die gute Seele des Haushalts, während die Eltern sich jeder für sich beruflich "entfalten".
Der Rest des Buchs beschreibt den Weg bis zur Eskalation. Steinchen für Steinchen wird aus der (fast) perfekten Mauer entfernt, die Louise umgibt. Beleuchtet wird dabei nicht nur das frühere Leben von Louise, sondern auch ihr Weg in die absolute Einsamkeit. Wenn man das Buch liest, sind auch im Vorfeld schon deutliche Risse erkennbar, die teils aus Bequemlichkeit, teils aus Unachtsamkeit ihrer Mitmenschen nicht zur Kenntnis genommen werden. Dadurch, dass man schon von Anfang an weiß, worauf es hinausläuft, erkennt man die Zeichen wahrscheinlich wesentlich besser.

Leila Slimani fügt in einem meiner Meinung nach sehr sensiblen und berührenden Schreibstil die einzelnen Schritte bis zu der Tötung der Kinder mosaikartig zusammen. Ein Buch das nachhaltig beeindruckt und m. E. auch so verstanden werden kann, dass mehr Aufmerksamkeit und Mitmenschlichkeit im täglichen Leben durchaus eine gute Idee sind - nicht nur, wenn es solche Taten zu verhindern gilt.
Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen, wenn auch nicht herausragend. Aber in dieser Hinsicht bin ich zugegebenermaßen in letzter Zeit etwas verwöhnt worden.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung! Nur einen Krimi oder gar Thriller darf man hier nicht erwarten, nur weil 2 Kinder ermordet wurden.

Veröffentlicht am 27.08.2017

Dramatischer Prolog, abgründig und traurig

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Myriam und Paul sind jung verheiratet und haben zwei Kinder. Myriam wird immer unglücklicher, sie möchte wieder als Anwältin arbeiten. Der ganze Haushalt,die zwei Kinder und die kleine Wohnung lasten ...


Myriam und Paul sind jung verheiratet und haben zwei Kinder. Myriam wird immer unglücklicher, sie möchte wieder als Anwältin arbeiten. Der ganze Haushalt,die zwei Kinder und die kleine Wohnung lasten auf ihr, obwohl der kleine Adam noch ihr ausdrückliches Wunschkind war um länger daheimbleiben zu können. Sie gehen auf die Suche nach einer Nanny.
Eine Bekannte rät ihnen Louise eine fünfzigjährige Witwe. Die Kinder sind begeistert.
Louise schafft es in Kürze sich unentbehrlich zu machen. Sie hält neben den Kindern den Haushalt in Schwung, kocht Freitags für die Freunde der Familie. So langsam aber sicher werden alle Louise süchtig. Sie darf mit nach Griechenland in den Urlaub fliegen und wird wie eine Freundin behandelt.Die Kinder lieben ihre Nanny.
Alle erleben nur die Louise während der Woche. IhrLeben am Wochenende in der Miniwohnung bleibt unentdeckt, wird nicht nachgefragt.
Durch Einschübe und Aussagen früherer Bekannten, ihres Vermieters und von ihrer Stelle zuvor, kriegen wir als Leser einiges mit.
Louise stammt aus keinem guten Elternhaus, ihr Bildungsstand ist nicht gerade hoch.Sie war verheiratet mit Jaques, der sie zur Witwe machte und dessen nicht gerade kleine Schulden sie heute noch abbezahlt. Ihre Tochter fliegt vom Gymnasium wegen schlechten Benehmens. Die Wohnung ist ein Loch.
All diese Gründe lassen sie an Myriam, Paul, Adam und Mila klammern. Durch sie fühlt sie sich in ein besseres Leben gezogen. Doch dann fängt sie an zu übertreiben, macht Vorschriften, bildet sich Sachen ein.So langsam geht sie vor allem Myriam auf die Nerven und sie beschließen ihr zu kündigen.
Das das ein großer Fehler war, merken sie, als sie ihre Kinder tot auffinden.
Fazit:
Mir hat die Geschichte und der Schreibstil sehr gut gefallen.Louises Abgründe werden eindringlich dargestellt, sodaß sich bei mir ein "gewisses Verstehen" ihrer Handlungsweise eingestellt hat. Natürlich nur bis zur Ermordung der Kinder.
Bei den Eltern wird gut dargestellt, die anfängliche Zerrissenheit von Myriam und ein gewisses Wurstigkeitsgefühl den Kindern gegenüber, weil sie ja beide glücklich in ihrem Beruf sind. Sie haben sich ja förmlich ergeben, nur um arbeiten gehen zu können.Ihnen war das Restleben von Louise ziemlich egal, solange es ihnen gutging, das heißt, sie ihrerArbeit nachgehen konnten und verwöhnt wurden durch Louises Haushaltskünste.
Ein sehr empfehlenswertes Buch mit interessanten Charakteren und einem
Riesenproblem.

Veröffentlicht am 27.08.2017

Wirklich grandios erzählt !

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Dieses Buch bekam ich von meiner Tochter geliehen und ich muss sagen, ich habe fast noch nie ein Buch so schnell gelesen. Gut, 224 Seiten sind für einen Vielleser auch nicht wirklich viel, aber hier war ...


Dieses Buch bekam ich von meiner Tochter geliehen und ich muss sagen, ich habe fast noch nie ein Buch so schnell gelesen. Gut, 224 Seiten sind für einen Vielleser auch nicht wirklich viel, aber hier war es mehr die Geschichte, die mich in ihren Bann zog als die geringe Seitenzahl.
Man tut sich schwer damit, sein Liebstes, sein Kind, jemand anderem anzuvertrauen. Wie das Wort schon sagt: man muss vertrauen.
Und Myriam und Paul tun das, als sie Louise als „Nanny“ einstellen. Louise ist 50 Jahre alt, erfahren und die perfekte „Nanny“. Doch wie gut kennt man einen Menschen wirklich..??

Die Tragödie, die unaufhaltsam näher kommt, wird so eindringlich geschildert, dass man sich dem Geschehen unmöglich entziehen kann. Aber trotzdem auch mit „leisen Tönen“, die diese Geschichte meinem Empfinden nach aber auch braucht. Man muss sie behutsam erzählen und die Autorin macht das auf geradezu meisterliche Weise.

Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt. Die Geschichte, die Figuren, all das war ausgefeilt und eindringlich. Eine klare Leseempfehlung von mir für „Dann schlaf auch Du“.

Veröffentlicht am 26.08.2017

Keine gute Fee, sondern eine wahnsinnige Mörderin

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Leila Slimanis zweiter Roman – „Dann schlaf auch du“ („Chanson douce“) – ist mitnichten ein sanftes Wiegenlied. Gleich auf der ersten Seite erfährt der Leser, dass das Kindermädchen die ihm anvertrauten ...

Leila Slimanis zweiter Roman – „Dann schlaf auch du“ („Chanson douce“) – ist mitnichten ein sanftes Wiegenlied. Gleich auf der ersten Seite erfährt der Leser, dass das Kindermädchen die ihm anvertrauten Kinder getötet hat. Im Roman geht es darum, wie es dazu kommen konnte.
Paul und Myriam, ein typisches Ehepaar der Mittelschicht, haben zwei kleine Kinder, Mila und Adam. Paul arbeitet als Produzent in der Musikbranche, Myriam hat ein glänzendes Jurastudium absolviert, konnte ihren Beruf aber wegen der Kinder bisher nicht ausüben. Als ein ehemaliger Studienkollege ihr einen Job anbietet, beschließt sie, ihr häusliches Gefängnis zu verlassen, weil dieses Leben sie nicht glücklich macht. Zusammen mit ihrem Mann sucht sie ein Kindermädchen. Sie finden die 50jährige Louise, eine Frau mit Erfahrung und besten Referenzen. Schon bald wird Louise auch von dieser Familie hoch geschätzt und macht sich sowohl unsichtbar als auch unentbehrlich. Ihr Einsatz für Kinder und Haushalt übersteigt das normale Maß bei weitem. Sie nistet sich ein, will ein Teil dieser Familie sein. Aus ihrer schlimmen Vorgeschichte wird klar warum. Im Laufe der Zeit mehren sich seltsame Vorfälle, Wutanfälle, Abwesenheit. Von Louises Seite aus ist da nicht nur Liebe, sondern auch viel Neid und Hass. Als das Finanzamt das Ehepaar über Louises Altschulden informiert, macht Pauls und Myriams schroffe Reaktion dem Kindermädchen deutlich, dass sie keineswegs Teil der Familie ist, sondern lediglich eine Angestellte, die Weisungen entgegen zu nehmen hat. Es ist eine Frage des Klassensystems, das einen Umgang auf Augenhöhe unmöglich macht. Die Dinge steuern unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu.
Slimani hat einen Psychothriller geschrieben, der nichts an Spannung einbüßt, auch wenn man das Ende von vornherein kennt. Sie analysiert nüchtern, was mit Louise und der Familie passiert. Die Autorin hat sich von einem realen Ereignis inspirieren lassen und erörtert neben Louises Geschichte auch die Frage, wie gut man einen anderen Menschen kennt, ob es tatsächlich in Ordnung ist, wenn eine Mutter einer wildfremden Frau ihre Kinder anvertraut und sie für sich arbeiten lässt, damit sie selbst ihrem Beruf nachgehen und sich Konsumwünsche erfüllen kann.
Leila Slimani hat mich schon mit ihrem Debütroman „Dans le jardin de l´ogre“ sehr beeindruckt und gilt zu Recht als wichtige Stimme in der französischen Gegenwartsliteratur. Ein sehr empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 23.08.2017

Beklemmende Tour de Force

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Das Buch beginnt mit einem Paukenschlag: zwei kleine Kinder wurden ermordet, offensichtlich von ihrem Kindermädchen. Nach diesem schockierenden Auftakt erfährt der Leser in Rückblenden Details über das ...

Das Buch beginnt mit einem Paukenschlag: zwei kleine Kinder wurden ermordet, offensichtlich von ihrem Kindermädchen. Nach diesem schockierenden Auftakt erfährt der Leser in Rückblenden Details über das Leben der Nanny, Louise, sowie des jungen Paares Myriam und Paul mit ihren Kindern Mila und Adam.
Louise zu finden erscheint dem Ehepaar zunächst wie ein Segen. Die Nanny, die immer gepflegt und pünktlich ist, von den Kindern geliebt wird, der nie etwas zu viel ist und die zudem hervorragend kocht und die Wohnung in Schuss hält. Myriam und Paul werden von ihren Freunden um sie beneidet.
Doch nach und nach erscheinen kleine Risse in der perfekten Fassade. Der Leser ahnt schon vor Myriam und Paul - spätestens bei der Schilderung des grausamen Versteckspiels, das Louise mit den Kindern spielt -, dass mit ihr etwas nicht stimmen kann. Paul, der eines Tages früher als sonst nach Hause kommt, erwischt Louise dabei, wie sie die kleine Mila wie eine Prostituierte geschminkt hat. Er ist entsetzt, doch es folgen keine Konsequenzen. Auch Myriam macht unangenehme Erfahrungen mit dem Kindermädchen, das sich mehr und mehr in ihrem Leben breitmacht, indem sie sogar manchmal die Nacht in der Wohnung verbringt.
Alle warnenden inneren Stimmen werden ignoriert. Die Kinder lieben ihre Nanny, und für Paul und Myriam gehen die Bequemlichkeit sowie ihre Karrieren vor.
Mit atemloser Spannung verfolgt man als Leser die unheilvolle Entwicklung, weiß man doch von Anfang an, in welcher Katastrophe sie enden wird.
„Nun schlaf auch du“ ist ein faszinierendes Buch, das man kaum aus der Hand legen kann. Man taucht tief ein in die Welt der arbeitenden jungen Ehepaare, die ihre Karriere über alles andere stellen, und die diametral entgegengesetzte Welt der Kindermädchen aus aller Welt, die sich um die Kinder dieser Ehepaare kümmern und deren Sorgen ganz anderer Art sind. Die virtuose Erzählweise der Autorin sowie die hervorragende Übersetzung aus dem Französischen machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem.