Cover-Bild Elbleuchten
Band 1 der Reihe "Eine hanseatische Familiensaga"
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 640
  • Ersterscheinung: 26.01.2021
  • ISBN: 9783499003448
Miriam Georg

Elbleuchten

Das Leuchten einer neuen Welt

Lily Karsten ist Tochter einer der erfolgreichsten Reederfamilien Hamburgs. Sie lebt in einer Villa an der Bellevue und träumt von der Schriftstellerei. Und sie glaubt, dass sie ihren Verlobten Henry liebt.

An einem heißen Sommertag 1886 hält sie bei einer Schiffstaufe die Rede, als plötzlich eine Windbö ihren Hut in die Elbe weht. Ein Arbeiter soll ihn zurückholen – und gerät in einen grauenhaften Unfall.

Jo Bolten lebte als Kind im Elend des Altstädter Gängeviertels, jetzt arbeitet er im Hafen für Ludwig Oolkert, den mächtigsten Kaufmann der Stadt. Jo will bei den Karstens für seinen verletzten Freund um Hilfe bitten, aber er wird kaltherzig abgewiesen.

Lily will unbedingt helfen! Also nimmt Jo sie mit in seine Welt, in der der tägliche Kampf ums Überleben alles bestimmt. Mit eigenen Augen sieht Lily das Elend der Menschen und erkennt die Ungerechtigkeiten zwischen Männern und Frauen.

Bald kommen Lily und Jo sich näher. Doch eine Verbindung zwischen ihnen ist undenkbar. Und Jo hat ein Geheimnis, von dem Lily niemals erfahren darf ...

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2021

Packender Schmöker mit allem, was dazugehört

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„Frauen müssen Kinder bekommen. Wenn sie plötzlich alle damit aufhören und studieren gehen, was glaubst du was, was passiert dann? Willst du, dass es keine Kinder mehr gibt? Oder Kinder ohne Mütter? Sollen ...

„Frauen müssen Kinder bekommen. Wenn sie plötzlich alle damit aufhören und studieren gehen, was glaubst du was, was passiert dann? Willst du, dass es keine Kinder mehr gibt? Oder Kinder ohne Mütter? Sollen vielleicht die Männer auf die Kinder aufpassen?“

An einem Sommertag 1886 in Hamburg ändert sich Lily Karstens Leben. Die junge Frau stammt aus einer der angesehensten Reederfamilien der Stadt. Sie wohnt mit ihrer Familie in einer großen Villa, wird stets von Dienstboten umsorgt, ist mit dem Medizinstudenten Henry verlobt, besucht das Lehrerinnenseminar und träumt insgeheim davon, Schriftstellerin zu werden. Bei einer Schiffstaufe kommt es zu einem schlimmen Unglück: Der Arbeiter Paul verletzt sich schwer, nur weil er Lily ihren vom Wind weggewehten Hut zurückbringen will. Lily möchte dem Mann unbedingt helfen. Sie lernt Jo Bolten aus dem Hafenviertel kennen, der für seinen verletzten Freund bei den Karstens vorspricht, aber von Lilys Bruder Franz abgewiesen wird. Jo stellt für Lily Kontakt zu Pauls Familie her und zeigt ihr das Elend der Menschen in seinem Viertel. Die junge Frau nimmt sich vor, etwas gegen die Zustände zu unternehmen, auch wenn das bedeutet, dass sie ihr bisheriges Leben so nicht weiterführen kann.

Miriam Georg schreibt angenehm und unkompliziert, meist aus Lilys, aber auch mal aus Jos, Franz oder Vater Alfreds Sicht. Dank des lebendigen, ansprechenden Schreibstils hatte ich keine Mühe, in das Geschehen hineinzufinden, tauchte sofort emotional in die Geschichte ein.

Lily Karsten wächst gut behütet auf, genießt viele Privilegien der Reichen. Sie sorgt sich um andere, wirkt unverdorben und ganz schön naiv „in ihrem Glauben an das Gute im Menschen“. Jo Bolten zeigt Lily die dunkle Seite Hamburgs, das ganze Ausmaß der Armut und des Elends. Er nimmt ihr damit einiges von ihrer „heilen Welt“. Gleichzeitig weckt ihre Freundin Emma in Lily das Bewusstsein dafür, dass Frauen kaum Entfaltungsmöglichkeiten haben. Lily möchte Missstände beseitigen, sich für Benachteiligte einsetzen, die Welt zu einer besseren machen. Aber sie ahnt nicht, welche Entwicklungen sie damit in Gang setzt. Mit Lily musste ich, trotzdem sie sich nicht immer sehr vernünftig und besonnen verhält, mitfiebern.
Jo Bolten ist kein „glatter“ Charakter, er weiß, was es bedeutet, arm zu sein, tut Dinge, die moralisch fragwürdig sind, um zu überleben und seine Familie durchzubringen. Jo kennt sich in der Hamburger Unterwelt aus wie kein zweiter.
Jo und Lily sind so verschieden wie Tag und Nacht. Trotzdem finden sie einander und verändern das Leben des anderen. Dass die Hauptfiguren aus so unterschiedlichen Milieus stammen, macht den besonderen Reiz der Geschichte aus. Überhaupt gefallen mir die Charaktere, die sich Miriam Georg ausgedacht hat: die fortschrittliche, kluge und pragmatische Emma, der unangenehme, hartherzige Franz mit seinem düsteren Geheimnis, der zwielichtige Unternehmer Oolkert, Jos rauer irischer Freund Charlie, der immer wieder in Schwierigkeiten gerät, Lilys Vater, der für seine Familie doch nur das Beste will oder Lilys kleiner, lebensfroher Bruder, der niemals mit anderen Kinder Kontakt haben darf. Viele Personen haben besondere Geheimnisse, die unter keinen Umständen publik werden sollten. Eine bunte Mischung aus Figuren aus ganz verschiedenen Gesellschaftsschichten.

Dramatisch, was sich in Lilys Leben abspielt, je tiefer sie in die zwielichtigen, dunklen Ecken Hamburgs gerät. Sie stellt ihr ganzes Leben auf den Prüfstand. So begütert und angenehm ihre Familie lebt, so entsetzlich sind die Zustände in den ärmlichen Gegenden. Hautnah bekommen die Leser die zwei Gesichter einer Stadt mit.
Gegen Ende entwickelt sich alles derart rasant, dass weder Lily noch die Leser zur Ruhe kommen.

Elbleuchten hat alles, was ein richtiger Schmöker braucht: eine Liebe, die nicht sein soll, eine tragische Familiengeschichte, eine Heldin, die die Welt verbessern möchte, düstere Charaktere mit Geheimnissen und einen so vielfältigen Schauplatz. Mit „ Elbleuchten“ reisen die Leser gemeinsam mit Lily in die Vergangenheit, tauchen in die Atmosphäre Hamburgs des Jahres 1886 ein, blicken genauso in die glanzvollen Ecken wie in die düstersten Winkel, in den Abgrund. Für mich ein rundum unterhaltsamer, mitreißender Roman mit dramatischem Ende, auf dessen Fortsetzung ich mich schon jetzt freue.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Grossartig

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INHALT:
Hamburg 1886: Lily Karsten ist die Tochter einer Reederfamilie und lebt in einer Villa in einer sehr guten Gegend in Hamburg. Sie träumt von der Schriftstellerei und glaubt in ihrem Verlobten ...


INHALT:
Hamburg 1886: Lily Karsten ist die Tochter einer Reederfamilie und lebt in einer Villa in einer sehr guten Gegend in Hamburg. Sie träumt von der Schriftstellerei und glaubt in ihrem Verlobten Henry den Traummann gefunden zu haben. Bei einer Schiffstaufe weht ihr Hut davon und ein Arbeiter versucht, ihn zu retten und verunglückt dabei schwer. Jo wohnt im Gängeviertel von Hamburg und möchte bei Lilys Vater um Hilfe für den Arbeiter bitten, wird aber abgewiesen. So lernen sich Lily und Jo kennen und er zeigt ihr seine Welt. Lily sieht zum ersten Mal das Elend und die Armut in Hamburg. Die Beiden kommen sie näher als es gut ist, doch Jo hat ein Geheimnis.
MEINE MEINUNG:
"Elbleuchten" ist der Auftakt einer Familiensaga von Miriam Georg, die in Hamburg spielt. Ich habe den ersten Teil jetzt gelesen und kann sagen, das Buch ist grossartig. Die über 600 Seiten lassen sich fantastisch lesen. Der Schreibstil ist lebendig, bildhaft und emotional. Keine der Seiten fand ich irgendwie langatmig. Ich war von der ersten Seite an in der Geschichte gefangen, sie hat mich aufgenommen und ich bin mit grossem Interesse dem Geschehen gefolgt. Die Autorin verschönt auch nichts und nimmt den Leser mit in die Armut und das Elend der Menschen im Gängeviertel und lässt uns teilhaben an ihrem Leben. Das geschieht alles auf eine sehr respektvolle und eindringliche Art. Wir haben hier zwei Charaktere, die aus völlig unterschiedlichen Schichten kommen und aufeinanderprallen und wie die Beiden miteinander umgehen, ist einfach so interessant zu verfolgen. Mit Lily wurde hier ein Charakter geschaffen, der mich sehr berühren konnte. Sie war so stark und doch den Zwängen der Gesellschaft unterlegen und hat doch auch immer wieder befreit und wurde immer mutiger und stärker. Auch erkennt man hier die detailverliebte Recherchearbeit der Autorin. Alles wirkt völlig authentisch und echt.
Von der ersten bis zur letzten Seite ein großartiges Buch mit einer fantastischen und interessanten Geschichte. Ich fiebere jetzt schon dem zweiten Teil entgegen. FAZIT:
Es gibt nur Superlative für dieses Buch. Unbedingt lesen und das Leben von Lily und Jo entdecken.

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Ein gigantischer Auftakt

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„Elbleuchten“ aus der Feder von Miriam Georg – einer Autorin, die ich mir merken muss – ist der Auftakt einer hanseatischen Familiensaga. Die Autorin nimmt uns auf eine abenteuerliche Reise nach Hamburg ...

„Elbleuchten“ aus der Feder von Miriam Georg – einer Autorin, die ich mir merken muss – ist der Auftakt einer hanseatischen Familiensaga. Die Autorin nimmt uns auf eine abenteuerliche Reise nach Hamburg zum Ende des 19. Jahrhunderts mit.
Hier lernen wir die Familie Karsten kennen. Lily ist die Tochter einer der erfolgreichsten Reederfamililien Hamburgs. Lilly genießt ihr Leben in einer herrlichen Villa an der Bellevue, sie wird umsorgt von Bediensteten und ihren Eltern. Rührend kümmert sie sich um ihren kleinen Bruder Michel. Ihr großer Traum ist es, einmal Schriftstellerin zu werden. Doch ein Unglück, das an einem heißen Sommertag 1886 geschieht, verändert Lillys Leben. Bei einer Schiffstaufe wird von einer Windböe ihr Hut in die Elbe geweht. Ein Arbeiter soll in zurückholen – und gerät in einen grauenvollen Unfall. Dann lernen wir Jo Bolten, der als Kind im Elend der Altstädter Gängeviertel lebte, kennen. Er arbeitet im Hafen für Ludwig Oolkert, den mächtigsten Kaufmann der Stadt. Als Jo bei der Familie Karsten um Hilfe für seinen verletzten Freund bittet, wird er kaltherzig abgewiesen.
Doch Lily will unbedingt helfen! Also nimmt Jo sie mit in seine Welt, in der nur der tägliche Kampf ums Überleben zählt. Lily sieht mit eigenen Augen das Elend dieser Menschen und erkennt die Ungerechtigkeit zwischen Männer und Frauen. Bald kommen Jo und Lily sich näher. Doch Jo hat ein Geheimnis, dass Lily nie erfahren darf…….
Wow! Ein absoluter Pageturner. Eine Geschichte, die unter die Haut geht, und die mich auch jetzt noch, nach Beendigung fesselt und nicht loslässt. Lillys Leben in Hamburg vor 130 Jahren läuft wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Ich bewundere die prächtigen Villen, die entlang der Alster und an der Elbchaussee stehen. Ich flaniere mit Lilly durch die traumhafte Gegend. Doch dann ist da das Elendsviertel der Stadt, richtige Slums, hier kann man nicht mehr von „Leben“ sprechen. Noch jetzt habe ich ein Gänsehautfeeling, wenn ich mir gewisse Szenen vor Augen führe. Durch den supertollen Schreibstil der Autorin hat man einfach das Gefühl live dabei zu sein. Man trifft in dieser Stadt auf zwei Welten. Und ich sehe Lillys entsetzen Gesichtsausdruck, als sie das erste Mal das Gängeviertel betritt. Und Lilly ist wirklich eine außergewöhnliche Person, eine Protagonistin die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Sie könnte ja ihr Prinzessinnenleben weiterführen, doch Lilly ist eine Kämpfernatur. Sie widersetzt sich den strengen Regeln des Elternhauses, will für mehr Gerechtigkeit für die Frauen kämpfen und geht einen Weg, für den ich sie bewundert habe. Auch Jo, der es in seinem bisherigen Leben nicht leicht gehabt hat, hilft wo er nur kann. Und die Armut und das Elend der Menschen im Gängeviertel gehen wirklich unter die Haut. Außerdem ist die Anziehung, die zwischen Lilly und Jo herrscht, förmlich zu spüren. Doch diese Liebe darf nicht sein. ..Auch gibt es ja im Hause Karstens noch ein dunkles Geheimnis, dass ja nicht an die Öffentlichkeit darf. Lily und Jos Leben hat mich wirklich sehr berührt und ich stand beim Lesen ständig unter Strom. Der Spannungsbogen ist einfach gigantisch. Und es kamen sehr viele Emotionen an die Oberfläche.
Für mich ist diese Traumlektüre ein absolutes Lesehighlight – ein Meisterwerk, das ich von der ersten bis letzten Seite genossen habe. Ich warte schon jetzt voller Spannung auf die Fortsetzung. Auch das Cover ist ein echter Hingucker. Gerne vergebe ich für dieses Lesevergnügen 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Perfekter Schmöker!

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Wenn ich 1886 in Hamburg gelebt hätte – was hätte ich für eine Freundin wie Lily Karsten gegeben! Lily ist eine junge Frau, die trotz ihrer privilegierten Lage das Herz am rechten Fleck hat und sich auf ...

Wenn ich 1886 in Hamburg gelebt hätte – was hätte ich für eine Freundin wie Lily Karsten gegeben! Lily ist eine junge Frau, die trotz ihrer privilegierten Lage das Herz am rechten Fleck hat und sich auf ihre wohlhabende Familie rein gar nichts einbildet. Mit ihren knapp 20 Jahren ist sie natürlich im besten Alter, um aufzubegehren – was sie anfangs zögerlich, dann aber immer heftiger tut. Aber warum? Warum sollte eine junge Frau - verlobt mit einem gutaussehenden, reichen Mann - ihre Privilegien in Frage stellen?

 

Die Antwort heißt: Jo. Jo ist Johannes Bolten, ein Hafenarbeiter, dem Lily durch Zufall bei einer Schiffstaufe begegnet und der beherzt eingreift, als durch Lilys Schuld bzw. Unüberlegtheit ein anderer Arbeiter verletzt wird. Lily hat starke Schuldgefühle gegenüber dem Verletzten, möchte helfen, weiß aber nicht, wie sie das am besten anstellen soll. Zumal ihre Familie alles tut, um den guten Ruf ihrer Reederei zu wahren und das „unglückliche Ereignis“ zu vertuschen. Jo wird Lilys „Mittelsmann“, der sie unbeschadet durch das berüchtigte Gängeviertel lotst und ihr hilft, ihre Schuld bei der Familie ein Stück weit zu begleichen.

 

Und dann wird Jo mehr für sie. Die wohlerzogene Tochter aus gutem Hause merkt, dass ihre Eltern sie vor vielen Wahrheiten abgeschirmt haben, dass die „wirkliche Welt“ in Hamburg ganz anders aussieht, als sie es mit ihren Teekränzchen und Bällen gewohnt ist. Lilys Ehrgeiz ist gepackt – sie will helfen. Als dann noch an ihrem Lehrerinnenseminar (ein Beruf, den sie wohl nie ausüben wird, da er ihr nach der Heirat verboten wäre) eine neue Mitschülerin auftaucht, die in der Schweiz Medizin studiert hat, werden Lily die Standesunterschiede, Missstände und Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen endgültig klar. Und sie beginnt, Stück für Stück, eine andere zu werden – was weitreichende Folgen für ihre ganze Familie hat.

 

Es ist schwer, die Handlung dieses umfangreichen Romans in eine kurze Zusammenfassung zu pressen, denn er ist trotz seiner Länge sehr temporeich und es passiert unheimlich viel. Das tut dem Lesefluss gut – es wird an keiner Stelle langatmig oder gar langweilig. Ganz im Gegenteil, die Geschichte hat viel Schwung, und später dann viel Dramatik! Der Plot ist gut aufgebaut, die Ereignisse greifen ineinander und lösen eine Kettenreaktion aus, an dessen Ende (zunächst) eine zerrüttete Familie steht. Geschickt platzierte Cliffhanger lassen einen jetzt schon ungeduldig die Fortsetzung erwarten.

 

Und noch einmal kurz zur Figur der Lily, denn sie hat mich sehr fasziniert. Der Autorin gelingt es, eine junge Frau zu erschaffen, die trotz des Settings 1886 unheimlich frisch und modern wirkt, ohne aus der Zeit gefallen zu sein. Schon die Eingangsszene, als Lily sich vertrödelt und (fast) zu spät zur Schiffstaufe kommt, ist so lebhaft geschildert, dass man unwillkürlich mitten hineingezogen wird ins Geschehen. Die Fähigkeit, solche Romanheld*innen zu erschaffen, ist eine Gabe, die außergewöhnlich ist.

 

Deshalb freue ich mich umso mehr, diesen Roman gelesen zu haben – es war eine spannende, unterhaltsame und mitreißende Zeitreise ins alte Hamburg und für mich ein perfekter Schmöker! Ich hibbel wirklich schon sehnsüchtig dem zweiten Teil entgegen – zum Glück ist es bis zum angekündigten Erscheinungstermin im April 2021 nicht mehr so lange hin!

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Veröffentlicht am 02.02.2021

Eine grandiose Familiensaga

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Alle bisher errungenen Rechte für Frauen sind ein kostbarer Schatz und wir haben noch lange nicht das Ende erreicht.

Ich lese normalerweise nichts Historisches und ungern Bücher mit mehr als 500 Seiten. ...

Alle bisher errungenen Rechte für Frauen sind ein kostbarer Schatz und wir haben noch lange nicht das Ende erreicht.

Ich lese normalerweise nichts Historisches und ungern Bücher mit mehr als 500 Seiten. Doch bei dieser Autorin habe ich eine Ausnahme gemacht, weil mir ihr Schreibstil prima gefällt.

Um was es geht:
1886 – die Welten von Lily und Jo treffen aufeinander und lösen in Lily erdrutschartige Entwicklungen aus, denen ich gespannt folge.

Was mich entflammt:
Der Schreibstil ist bildhaft und leidenschaftlich und Georg lässt mich den auktorialen Erzähler vergessen, der immer wieder in den Seiten auftaucht und den ich sonst vehement ablehne. Das Sprachbild spiegelt an einigen Stellen die Zeit des 19. Jahrhunderts wieder, was den Lesegenuss noch authentischer macht. Georg zieht mich blitzschnell in die Story hinein und ich finde mich im 19. Jahrhundert wieder, das mich an vielen Stellen erschüttert. Was für eine raue und gnadenlos kalte Zeit.

Eine Frau im 19. Jahrhundert hatte keine Stimme und diente dem Mann lediglich als Mutter seiner Kinder und als hübsches Beiwerk an seiner Seite. Damit hatte sie ihren Zweck schon erfüllt. Und der unüberwindbare Graben zwischen Arm und Reich wurde mit Eiseskälte und Gleichgültigkeit gefüllt. Selbst heute bringt es Verwicklungen mit sich, wenn sich Arm und Reich verbinden, aber früher hatte das grausame Folgen: Diese reichten von Ächtung und Ausgrenzung bis hin zu Gefängnisstrafen, an deren Ende oft der Tod stand.

Was für eine gelungene Umsetzung:
Georg schreibt verflixt glaubwürdig, was Beleg für eine herausragende Recherchearbeit ist. Mit viel Feingefühl vermittelt sie mir ein Bild von den Figuren und es berührt mich tief, zu erleben, wie sich Lilys Schleier, der von Geburt an von der Gesellschaft über sie gelegt wurde, lichtet, Stück für Stück. Mit dem heutigen Wissen möchte ich nicht für eine Milliarde Euro eine Reise in diese Zeit unternehmen. Die Dogmen und die Macht, die die Männer lebten und zu ihren Gunsten ausnutzten, ist kaum zu ertragen.

Elbleuchten fasziniert mich von der ersten Seite an und ich sause in einem Tempo durch das Buch, das mich fast schwindelig werden lässt. Die Spannungsbögen sind perfekt ausgearbeitet und raffiniert in die Story eingewoben. Hier lautet die Devise: Rechne immer mit dem Unvorhersehbaren. Die Geschichte bietet mir ganz großes Kino und ich würde die Reihe unglaublich gerne verfilmt sehen. Solche Gedanken habe ich nicht oft beim Lesen und sie bestätigen mir die herausragende Qualität des Stoffs.

Die Säulen der Geschichte sind die ergreifenden Figuren:
Lily Karsten ist die Tochter einer der erfolgreichsten Reederfamilien Hamburgs. Sie glaubt anfänglich, der Sinn ihres Lebens bestünde darin, zu heiraten, Kinder zu bekommen und eine gefällige Ehefrau zu sein. Doch tief in ihrem Inneren möchte sie Schriftstellerin werden. Lily ist burschikos, entschlossen, mutig, stur, intelligent und dabei neugierig auf die Welt. Die oberste Regel ihres konservativen Elternhauses lautet: „Schade nie dem Ruf der Familie.“ Diesem Grundsatz wird alles untergeordnet. Die Familie hütet ein dunkles Geheimnis, das mich unendlich traurig macht. Lily hat zwei Brüder, von denen ich einen sofort ins Herz schließe und den anderen am liebsten in die damalige nicht vorhandene Kanalisation spülen möchte.

Jo Bolton arbeitet im Hafen für Ludwig Oolkert. Dieser ist der mächtigste Kaufmann der Stadt und Rivale der Karstens. Jo kommt aus dem Gängeviertel und gehört der untersten Bevölkerungsschicht an. Dabei darf er sich glücklich schätzen, weil er einen Job hat und so seine Mutter finanziell unterstützen kann. Sein Charakter fasziniert mich vom ersten Augenblick an. Jo ist ein Mann, dem das Leben nichts geschenkt hat, und trotzdem hadert er nicht mit seinem Schicksal, obwohl er jeden Grund dazu hätte.

Mein Fazit:
„Elbleuchten“ führt mir intensiv das ergreifende Schicksal einer jungen Frau und eines jungen Mannes aus dem 19. Jahrhundert vor Augen. Ich darf tief in die Charaktere und ihre Entwicklung eintauchen und inhaliere jedes Wort. Die Spannung ist an manchen Stellen kaum auszuhalten. Themen wie fehlender Arbeits- und Krankenschutz, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, Missbrauch, der Umgang mit Angestellten, behinderten Menschen und Krankheiten, die man heute im Griff hat, die aber damals tausenden das Leben gekostet haben, führen mir vor Augen, mit welchen Kostbarkeiten wir heute aufwachsen dürfen, die für uns längst zur Selbstverständlichkeit verkommen sind. Das Buch lehrt mich Demut und nein, wir haben es heute bestimmt nicht extra schwer, auch wenn einige davon überzeugt sind.

Dieses Buch lege ich jedem ans Herz, der leidenschaftlich gerne intensive Lovestorys vor historischem Hintergrund liest und auf Authentizität und Spannung wert legt. Und jedem, der sonst wie ich dieses Genre meidet, lege ich es ebenfalls ans Leseherz. Das Buch hat jede Chance verdient, gelesen zu werden; jedes Wort. Und jetzt kann ich es kaum erwarten, bis der Folgeband „Elbstürme“ erscheint.

Von mir erhält „Elbleuchten“ 5 grandiose Sterne von 5 und eine unbedingte und absolute Leseempfehlung.

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