Binary-canary lovestory
Ein junger Mann, der das Bild einer vollbusigen Superheldin zeichnet - und vor dem kurz darauf die Verkörperung dessen steht. Diese Szene hat mich begeistert und dazu geführt, dass ich das Buch weitergelesen ...
Ein junger Mann, der das Bild einer vollbusigen Superheldin zeichnet - und vor dem kurz darauf die Verkörperung dessen steht. Diese Szene hat mich begeistert und dazu geführt, dass ich das Buch weitergelesen habe - in der Hoffnung, es würde so gut bleiben. Leider erfüllt der Text diese Erwartung nicht, stattdessen versinkt er in Klischees und wird vor allem realen Nerds überhaupt nicht gerecht.
Worum geht es?
Nathan, ein schüchterner Zeichner bei einer Trickfilm-Produktions-Firma begegnet seiner Traumfrau, die in allem perfekt ist. Bis hin zu fiesen Bald-Ex, der noch besiegt werden muss.
Und ein paar Zeichnungen im Stile der Looney Toons gibt es. Das war hübsch!
Die Charaktere
Nathan ist Ende 20 (?), hat einen starken, selbstbewussten Bruder und nette Eltern. Er zeichnet gern und hat keine Probleme damit, zu seinen Wünschen zu stehen. Infolge einer Ex fühlt er sich im Bett nicht wertig genug, was sich aber schnell ändert, weil Brooke alles an ihm mag. Interessant finde ich, dass Brooke ihn optisch verändern will, letztlich aber akzeptiert, dass er mit Brille gut aussieht. Nathan hat tolle Ansätze, ihm fehlen aber Ecken und Kanten.
Brooke mag Comics und ist begeisterungsfähig. Gut finde ich, dass sie sich auf ihre Stärken konzentriert - sie kann nicht zeichnen, liebt aber den Bereich. Daher produziert und managt sie Künstler. Das ist eine wichtige Botschaft. Außerdem hat Brooke ein Problem mit ihrem Körper, was realistisch ist. Aber ich konnte es nicht nachfühlen, weil Brooke zu perfekt ist. Schon der Beginn war komisch - sie geht auf Nathans Avancen ein, ohne an ihren Freund zu denken - vielleicht, weil sie sich bereits entfremdet hat? Außerdem stellt sie sich als Versuchsobjekt für Nathans angebliche Schwärmerei zu einer Kollegin zur Verfügung - ohne Skrupel. Passenderweise werden die Szenen mit der Kollegin sehr schnell durch Zeitraffungen abgeharkt. Brooke ist sexuell willig, experimentierfreudig und bringt Nathan dazu, Grenzen zu übertreten. Ob er das auch will, ist nicht ganz klar. Ich fand Brooke nicht sympatisch.
Die Dramaturgie
Das erste Viertel war für mich spannend, weil ich vermutete, dass Brooke zu schön ist und die Auflösung noch folgt. Tat sie nicht. Stattdessen turnen die beiden durch die Betten, bis Oberfiesling Arnauld die Bühne betritt und es interessant wird. Kleine Nebenkriegsschauplätze gibt es mit Nathans Kollegin, dem Bruder, der jede bekommt, dem mysteriösen Comic und das war es. Ärgerlich war, dass die Fallhöhe beim finalen Konflikt extrem flach war und sich alles schnell löste.
Die Erotik
Die Szenen im Buch finden in Betten statt und die Techniken sind gewöhnlich. Die bereits tausendfach durchgekaute Vorstellung, in einem verlassenen, mit Kameras überwachten Büro zu akten, ist das einzig "Außergewöhnliche".
Fazit
Das Buch hat viel versprochen, wenig gehalten. Schade, dass man aus den Figuren nicht mehr gemacht hat. Und davon, dass die Autorin in dem Bereich tatsächlich gearbeitet hat, spürt man wenig. In der Zeit, die ich für das Buch verwendet habe, hätte mir ein "echter" Nerd keine Zeichnungen angefertigt, aber eine App programiert.