Cover-Bild NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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22,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller: Polit und Justiz
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 800
  • Ersterscheinung: 28.09.2018
  • ISBN: 9783785726259
  • Empfohlenes Alter: bis 99 Jahre
Andreas Eschbach

NSA - Nationales Sicherheits-Amt

Roman

Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...

Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2018

Die Grausamkeit der Daten

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„Ja, mir scheint, die Grausamkeit und Schärfe der Daten übertrifft die des Stahls noch bei weitem.“ Diese Worte legt Andreas Eschbach in seinem neuen Roman „NSA- Nationales Sicherheitsamt“ Heinrich Himmler ...

„Ja, mir scheint, die Grausamkeit und Schärfe der Daten übertrifft die des Stahls noch bei weitem.“ Diese Worte legt Andreas Eschbach in seinem neuen Roman „NSA- Nationales Sicherheitsamt“ Heinrich Himmler in den Mund und beweist schockierend, welche Macht scheinbar unwichtigen Daten innewohnt:

In einer anderen Vergangenheit gibt es Computertechnologie durchgehend seit dem 18. Jahrhundert und hat sich in den 1930iger Jahren auf ein Niveau entwickelt, das unserem heutigen Technikgebrauch entspricht. In dieser Zeit hängen Menschen mit ihren Komputern (ja, diese Schreibweise wird im Roman konsequent beibehalten) am Weltnetz bezahlen bargeldlos über Volkstelephone („Votel“), schreiben elektronische Briefe und noch mehr (den Spass, die Parallelen zu Heute zu entschlüsseln, möchte ich anderen Lesern nicht nehmen). Dabei hinterlassen sie einen riesigen Berg Daten, den das Nationale Sicherheitsamt nutzt, um sich für die Nazi-Regierung unentbehrlich zu machen.

Die Schilderung wechselt zwischen Helene Bodenkamp, einer jungen Programmstrickerin (in dieser Welt ist Programmieren ausschließlich Frauensache) aus gutbürgerlichem Hause, die zwar selbst eher unpolitisch ist, aber versucht eine schützende Hand über ihre Lieben zu halten, und dem Analysten Eugen Lettke, dem Sohn eines Kriegshelden (wie seine Mutter ihm unermüdlich eintrichtert), der seine Stellung beim NSA ebenfalls für persönliche (allerdings deutlich düstere) Motive nützt. Mehr möchte ich über die Handlung nicht verraten, da das Buch voller Überraschungen und Aha-Erlebnissen steckt.

Was ich aber noch erwähnen möchte, sind die kleine Beobachtungen, die das große Bild abrunden, die Herr Eschbach mit viel Liebe zum Detail einfügt: Der Lehrer, der den Schülern den Spass an einem Fach verdirbt, weil er zu ungeduldig ist und sich nicht mehr erinnern kann, wie es war, als man selbst noch Neuling war und nicht alles auf Anhieb verstanden hat. Oder der Wissenschaftler, der in schneller Folge Veröffentlichung raushauen muss, weil sonst die Forschungsgelder nicht fließen. Das waren meine persönlichen Lieblinge, aber es gibt noch viel mehr solcher Stellen.

Trotz kleiner Stolpersteine für das Auge, wie „Komputer“ und der alten Schreibweise von Telephon, liest es sich dank Herrn Eschbachs präzisem Schreibstil sehr flott und auch die Handlung treibt einen zum Weiterlesen an. Der Einstieg ist etwas verwirrend, weil der Leser mitten ins Geschehen mit vielen Personen geworfen wird, aber mit jedem folgenden Kapitel wird das Bild deutlicher. Wie oben gesagt, macht das Entschlüsseln der urig deutschen Begriffe für moderne Computer-Technologie sehr viel Spaß, man vergisst darüber aber nie, dass es sich um ein todernstes Thema handelt und Geheimnisse (vor allem vor dem Staat) in dieser Welt überlebensnotwendig sind. Darin liegt die Genialität von „NSA“: Zwar haben wir alle schon einmal gehört, dass wir mit den Spuren, die wir im Internet hinterlassen, vorsichtiger umgehen sollen und unsere Daten besser schützen sollen, aber wenn wir ehrlich sind, zucken wir meist mit den Schultern und gehen davon aus, nicht so interessant zu sein und eh nichts zu verbergen zu haben. Doch was wäre, wenn der Staat jeden auf Konformität überprüft? Wenn kalte Algorithmen emotionslos filtern, was interessant ist und scheinbar harmlose Einzelheiten zu einem Strick verknüpft, an dem ein feindseliger Staat jeden Abweichler und Kritiker hängen kann?

Fazit: Andreas Eschbachs „NSA- Nationales Sicherheitsamt“ ist ein großartig beunruhigender Roman, der zu keinem passenderen Zeitpunkt erscheinen konnte und das ersehnte Fach „Computerkompetenz“ (nicht zu verwechseln mit Informatik) in eine packende Geschichte einbettet. Ich empfehle ihn jedem, der auch nur einen E-Mail-Account hat (von Facebook, Twitter & Co. mal ganz zu schweigen).

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass ich das Buch im Rahmen der Lesejury kostenlos vorab zum Lesen zur Verfügung gestellt bekommen habe, dies aber keinen Einfluss auf meine Bewertung hatte.

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Veröffentlicht am 14.10.2018

Unvorstellbar wenn es so gewesen wäre, ein Alptraum wenn es so sein wird

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Inhalt

Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im NSA, dem Nationalen Sicherheitsamt, und entwickelt dort Komputer-Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reiches überwacht werden. Erst als ...

Inhalt

Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im NSA, dem Nationalen Sicherheitsamt, und entwickelt dort Komputer-Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reiches überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen,
ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet.

Eindruck

Eschbach hat mit diesem Buch einen Nerv getroffen und die Augen nochmals um einiges weiter geöffnet. Der Umgang mit sozialen Medien, der Gebrauch von Mobiltelefonen und Computers ist heikel und sollte mit einer so großen Vorsicht betrieben werden, wie es wohl den wenigsten bewußt ist.

Schon seit langer Zeit habe ich die Kamera meines Laptops abgeklebt. Warum, was der Auslöser war, weiß ich gar nicht - ich fühlte mich einfach beobachtet.
Nach diesem Buch bin ich mir sicher, dass es richtig ist so. Die Vorstellung, dass ich durch all diese Dinge, ja sogar durch den Fernseher beobachtet werden kann,
ist beängstigend. Wenn ein Staat die Möglichkeiten hat, ALLES zu kontrollieren und über jeden Einkauf, jedes Gedankengut, beliebig Telefonate mithören kann
und sogar über die Aktivitäten in eigenen vier Wänden informiert ist, dann steuern wir, gerade im Hinblick auf die politische Entwicklung in unserem Land, auf ganz dunkle Zeiten zu.Und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wo wir heute stünden, wenn es 1942
tatsächlich bereits diese Möglichkeiten gegeben hätte.

Die Schauplätze und Charaktere die Andreas Eschbach in NSA geschaffen hat,waren mit sehr nah. Mit allen konnte ich durch diese Geschichte gehen und mir
alles sehr gut vorstellen. Den einen habe ich gehasst, mit den anderen habe ich gefiebert, gelitten und geweint. Ich war fassungslos wie dieses Buch endet, aber auch wenn es noch so hart ist - alles andere hätte die Authentizität zerstört.

Fazit

Ein großes Dankeschön an Andreas Eschbach für NSA - ein ganz großer Schatz unter meinen Büchern. Es war wieder ein Leseerlebnis vom Feinsten auch, oder
gerade, weil es mich sprachlos gemacht hat. Es wird mich Sicherheit nicht das erste und letzte Mal gewesen sein, dass ich NSA lese.

Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 12.10.2018

Zum Ende ziemlich kranker Horrorschocker, wenn auch der Plot zunächst genial daherkommt

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Nein, es geht nicht um die NSA aus den USA – es geht um das fiktive „Nationale Sicherheitsamt“ in Weimar, gegründet noch im Kaiserreich. Die Handlung des Buches ist angesiedelt in einer Zeit, die zugleich ...

Nein, es geht nicht um die NSA aus den USA – es geht um das fiktive „Nationale Sicherheitsamt“ in Weimar, gegründet noch im Kaiserreich. Die Handlung des Buches ist angesiedelt in einer Zeit, die zugleich historisch und fiktiv ist: die NS-Zeit, allerdings mit einigen klitzekleinen Änderungen. Es gibt bereits sehr funktionsfähige „Komputer“, Volkstelephone mit Bezahlfunktion, es gibt das Weltnetz (Internet). Damit wird aus einem historischen Roman flugs „alternative Geschichte“ (ein Subgenre von S/F, sozusagen „S/F praktisch ohne S/F“, ohne Aliens, Roboter und ähnliches). Der Gedanke ist hier nicht, wie in ähnlichen Büchern „wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte“, sondern „wenn Hitler noch mehr Ressourcen zur Verfügung gehabt hätte“.

So etwas mochte ich bis vor kurzem absolut nie lesen, mir war das echte “Dritte Reich” schon gruselig genug – bis ich auf das grandiose „Die Stunde der Rotkehlchen“/”Farthing” von Jo Walton stieß und hier aus dem Beginn zitieren möchte: This novel is for everyone who has ever studied any monstrosity of history, with the serene satisfaction of being horrified while knowing exactly what was going to happen, ....
....rather like studying a dragon anatomized upon a table, and then turning around to find the dragon's present-day relations standing close by, alive and ready to bite."
bzw. (nicht so toll übersetzt)
„Dieser Roman ist für alle, die sich jemals mit den Monstrositäten der Geschichte beschäftigt haben, schaudernd eigentlich, doch jederzeit wissend, wie es weitergeht, als ginge es um die Autopsie eines toten Drachen, nur um im nächsten Augenblick den sehr lebendigen Nachkommen des Drachen gegenüberzustehen und ihnen ins offene Maul zu starren.“ (Hervorhebungen durch mich).

Mit anderen Worten: tröstet euch nicht damit, dass es überwunden sei. Wehret den Anfängen.

Autor Eschbach wechselt zwischen seinen zwei sehr unterschiedlichen Protagonisten Helene Bodenkamp, behütet aufgewachsene Tochter eines erfolgreichen Arztes, und Eugen Lettke, ärmlich, Halbwaise, die Mutter verbittert, aber von Stolz aufgrund des Heldentodes des Ehemannes durchdrungen. Die beiden jungen Leute teilen ihre Skepsis zur Ideologie der Nazis, und machen doch beide unabhängig Karriere bei der NSA, der Behörde, die sämtlichen elektronischen Spuren von Menschen im eigenen Land und weltweit verfolgt, um diese für die Zwecke der NSdAP auszunutzen. Helene stellt sich als Programmiergenie heraus, eine „Programmstrickerin“, die zunächst nur naiv von der Begeisterung für die Materie getrieben wird. Lettkes Begeisterung dient mehr ... Lettke, seine Vorlieben sind Macht, Demütigung, Herrschaft. Ganz wie damals laufen die historischen Ereignisse sonst ab, der Aufstieg Hitlers, der Einmarsch in Polen, in Frankreich, Pearl Harbour, die Weiße Rose - mit je kleinen "modernisierten" Anpassungen. Als Helene Zweifel kommen, ist sie in großer Gefahr.

Mir gefiel sehr, wie der Autor fantasievolle eingedeutschte Begriffe gefunden hat, Elektrobrief = Mail, Bauchrednerpuppen = Trolle, Parole = Passwort, oder, mein Favorit: Jemanden das Klo runterspülen = Shitstorm. Ja, so ein wenig sollte man sich mit den Dämonen der Jetzt-Zeit beschäftigt haben, die aus den modernisierten Formen der Dämonen von damals sprechen. Da wird zu Beginn das Tagebuch Anne Franks verraten, die dank der Programmierkünste von Helene sehr einfach aufgefunden werden konnte, da kommt es zu einer Vermischung mit den Gefahren des Heute: Metadaten, Trolle, Trojaner, Triangulation, Vorratsdatenspeicherung, Telefone mit „Alexa“ zur NSA. Den Anfang fand ich noch genial.

Dann grauste es mich zusehend. Ja, der Gedanke ist genial, ich brauche auch bestimmt nicht nur Bücher mit Happy End, nicht einmal mit geschlossenen Enden und mag keine Liebesschnulzen. Aber das hier ist mir deutlich zu viel.

Absolute Warnung für Empfindliche.

Ich habe ähnliche Albträume schon bekommen nach meiner ersten Stephen King – Verfilmung (ein Raucher-Entwöhnungsprogramm, bei dem dem Raucher gesagt wurde, seine Frau würde für jede Zigarette einen Finger verlieren. Nach irgendeinem Kameraschwenk sah man dann die Frau seines rauchentwöhnten Kumpels. Man sah ihre Hand, soweit ich das zusammen bekomme, „mit ohne Finger“. Ich habe das in den 80ern gesehen und mich gruselt es noch heute und ich habe nie wieder Stephen King angerührt – bevor Proteste kommen: das ist meine persönliche Freiheit!).

Ich habe getan, was ich sonst nie tue. Ich habe bei etwa Seite 759 gespickt. Nein nein nein. Geniale Idee, wenn man so etwas aushalten kann. Um einen „Drachen“ wie oben eingeleitet zu erkennen, muss man das aber nicht, das lenkt nach meiner Meinung nur ab von dem eigentlichen Bösen, es ist etwas zu viel. Nein danke zu Nazis, Diktatoren, Demagogie, Folter, Mord, Rassismus – das muss man nicht wirklich erläutern. Aber auch ein Nein von mir zu kranken Horrorschockern.

2 Sterne (ich bin enttäuschter, wenn ich ein Buch zuerst für genial hielt). Und bitte einen großen Teddybären.





Nachtrag, wegen Rückfragen, WAS ich genau nicht mochte: mit alternativer Geschichte kann ich umgehen (so viel S/F geht noch). Mit "echter" S/F / Fantasy kann und konnte ich nix anfangen, ich fand schon "Karlsson vom Dach" als Kind völlig sinnlosen Blödsinn, etwas, das nicht möglich ist Punkt. Das ist Geschmackssache.

Das Buch beginnt als alternative Geschichte, hat aber später Elemente von etwas, was hinausgeht über "was wäre gewesen wenn". Das ist für mich so etwas von völlig willkürlich ausgedacht ...

Ich mag Bücher, die Fiktion sind im Sinne, dass ich mir das im echten Leben vorstellen kann. Einiges von dem, was ich mir nicht vorstellen kann, MAG ich mir dann noch nicht einmal vorstellen können, das ist für mich der blanke Horror (natürlich könnte man jemandem, um mein Stephen King - Beispiel von oben zu zitieren, das Rauchen abgewöhnen, indem man dessen Frau ein Fingerchen nach dem anderen abhackt - ach ja, mit Grimms Märchen werde ich auch kein Freund Aber nee.
Und man kann auch argumentieren, dass Jules Vernes vieles vorwegnahm oder der Star Trek - Kommunikator jetzt als Smartphon herumläuft. Damit hört es dort aber schon auf, oder?
Und ich bleibe dabei: der ECHTE Horror der NS-Zeit reicht mir. Und die Leute, die sich durch Social Media "fernsteuern" lassen, reichen mir auch.

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Veröffentlicht am 11.10.2018

was wäre wenn...interessantes Thema - spannende Lektüre

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Das Buch ist wirklich ein Roman, über den man schon während des Lesens, aber sicherlich auch nach dem Beenden, ziemlich viel nachdenken wird.
Andreas Eschbach hat diesmal eine Mischung aus einem fantastischen-historischen ...

Das Buch ist wirklich ein Roman, über den man schon während des Lesens, aber sicherlich auch nach dem Beenden, ziemlich viel nachdenken wird.
Andreas Eschbach hat diesmal eine Mischung aus einem fantastischen-historischen Roman geschrieben. Was wäre.....wenn es im Dritten Reich schon die modernen Möglichkeiten der Kommunikation und der Überwachung gegeben hätte ? Was sind das (auch heute) für Machtinstrumente - die, wenn sie in die falschen Hände gelangen, was ausrichten können?

NSA steht für das Nationale Sicherheitsamt. Dort arbeiten Eugen Lettke und die junge Helene. Abwechselnd beschreibt der Autor ihren Werdegang, wie sie zur NSA kamen, ihren privaten Hintergrund, ihre Ambitionen und auch ihre Einstellungen. Durch die kapitelweise wechselnden Protagonisten bleibt es immer spannend. Helene Bodenkamp - die sich verliebt und ihrem Liebsten zu einem Versteck verhilft - fängt an so einiges, was sie an der Arbeit zu sehen und hören - oder als Aufgabe zugeteilt - bekommt, zu hinterfragen . Sie lässt sich auch hinreißen einiges heimlich zu sabotieren oder jedenfalls so zu verändern, dass zumindest ihr Freund nicht zu Schaden kommt.
Anders hingegen Eugen - er hat seine ganz persönlichen Gründe, um auch privat herumzuschnüffeln und seine Erkenntnisse gezielt auszunutzen.

Trotz des dicken Wälzers von fast 800 Seiten bleibt die Grundspannung immer bestehen. Die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin, weil irgendwas immer passiert. Es geht natürlich auch viel um das Gebiet Programmieren, aber es ist hier alles sehr verständlich und nicht zu wissenschafltich erklärt, es ist ja immer auch ein fantastischer Anteil bei allem dabei. Diese Mixtur, einerseits reale geschichtliche Ereignisse und historische Personen, verknüpft mit einer was-wäre-wenn-Konstellation haben hier eine hochexplosive Mischung ergeben. Durch die sehr verschiedenen Hauptfiguren Eugen und Helene, die hier aufeinander treffen, und in ihrer Art, ihrem Hintergrund, aber auch in ihren Werten und Zielen so unterschiedlich sind, bleibt auch der Anreiz wissen zu wollen, wie es mit dem Einzelnen weiter geht immer konstant hoch. Und - hier kann man einfach nicht spoilern - Hut ab, das Ende hat es in sich und bietet wiederum viel Raum zum Nachdenken ! Aber etwas anderes hätte ich mir auch kaum vorstellen können.

Fazit:
Sehr interessanter Stoff - zum Nachdenken, zum Hinterfragen und für viele spannende Lesestunden. Trotz der vielen Seiten ist man aber schneller durch als man anfangs glaubt, weil man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

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Veröffentlicht am 11.10.2018

Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte!

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Das Buch beginnt mit einer Art Vorwort, in welchem dem Leser zunächst die technischen Entwicklungen geschildert werden, sodass man nachvollziehen kann wie es überhaupt dazu kam, dass damals schon Computer ...

Das Buch beginnt mit einer Art Vorwort, in welchem dem Leser zunächst die technischen Entwicklungen geschildert werden, sodass man nachvollziehen kann wie es überhaupt dazu kam, dass damals schon Computer und Mobiltelefone existierten. Man erkennt sogleich einige amüsante Parallelen, die einen nach kurzer Zeit aber schon mehr erschrecken und zum Nachdenken bringen.
Die eigentliche Story beginnt dann mit einer Art Einführungsszene im Nationalen Sicherheits Amt. Dadurch lernen wir zunächst das Amtsgebäude, den Grund für die Existenz des Amtes und dessen Aufgaben kennen. Außerdem treffen wir hier zum ersten Mal auf die beiden Protagonisten Helene Bodenkamp und Eugen Lettke.
Wir lernen beide im Rahmen einer Präsentation des NSA an die Regierung kennen, die sogleich aufzeigt wie weit die Möglichkeiten der Überwachung bereits gehen und die im Klappentext angedeuteten Geschehnisse ins Rollen bringt.
Nach diesem Einstieg macht die Handlung dann zunächst einen Sprung zurück und wir begleiten Helene und Eugen abwechselnd in ihrer Kindheit.
Helene ist die Tochter eines Arztes und kommt aus einem gut situierten Haushalt. Allerdings wird sie eher als graue Maus beschrieben und die jungen Männer scheinen kein Interesse an ihr zu haben. Sie entdeckt jedoch bald ihre große Leidenschaft für das Programmieren und so erfahren wir, wie sie zu ihrer Anstellung beim NSA als Programmstrickerin kam.
Eugen Lettke hat es mindestens genauso schwer. Seine Mutter betont immer wieder, dass er als Sohn eines gefeierten Kriegshelden Großes zu leisten habe. Seine sogenannten Freunde schikanieren ihn und so wird er ein in sich gekehrter junger Mann, der ebenfalls beim NSA zu arbeiten anfängt.
Allerdings könnten sich die Geschichten der beiden nicht unterschiedlicher entwickeln. Helene ist von Anfang an die Sympathieträgerin, während Eugen ganz klar der Antiheld ist. Durch die Augen der beiden lernen wir dann Stück für Stück die Entwicklungen kennen (technisch, wie auch politisch), die letztendlich zu der Szene führten, die man zu Beginn lesen durfte.
Ist dieser Punkt dann erreicht, begleiten wir die Protagonisten weiter auf der „aktuellen“ Zeitachse und schnell wird klar, so sehr die Eingangsszene bereits geschockt hat, es wird alles noch deutlich schlimmer.
Man muss jedoch sagen, dass Eschbach gekonnt von Beginn an deutlich macht, dass es sich bei dem Buch, trotz geschichtlicher Anlehnung, um Fiktion handelt, indem er klare Grenzen zur Realität zieht. So werden zum Beispiel die Mobiltelefone nicht als Handys oder Smartphones bezeichnet, sondern als Volkstelefon, oder kurz Votel.
Auch in geschichtlicher Hinsicht, macht der Autor davon Gebrauch. So finden zum Beispiel Anne Frank oder die Geschwister Scholl Erwähnung, ihre Schicksale weichen jedoch von den realen ab.
Nichtsdestotrotz erkennt man immer wieder Parallelen zur heutigen Zeit und genau das ist das Erschreckende. Zwar macht man sich auch viele Gedanken über das was zu Zeiten Hitlers passiert ist und wie es dazu kam, nicht vernachlässigen darf man aber das, was Eschbach bezüglich dem Umgang mit Daten aufzeigt.
Die Nationalsozialisten haben die Überwachungsmöglichkeiten durch die Technik im Buch vor allem dazu genutzt Juden, deren Unterstützer und Staatsfeinde zu finden. Heutzutage kommt diese Bedrohung für uns wohl eher von Seiten der Unternehmen und mag verglichen mit der Judenverfolgung wohl harmlos wirken. Dennoch, das Buch hat mir einmal mehr verdeutlicht wie leichtsinnig wir Menschen heutzutage mit unseren Daten umgehen und wie viel diese über uns Aussagen können, ohne dass uns dies überhaupt bewusst ist.
Abschließend kann ich nur jedem wärmstens ans Herz legen dieses Buch zu lesen. Es ist vielleicht nicht von Seite eins ab eine rasante und spannende Story, doch das würde der Thematik auch gar nicht gerecht werden. Eschbach hat ein Werk geschaffen, das unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf gekonnte weiße verbindet und uns anhand unserer Geschichte aufzeigt wie gefährlich unser heutiger Umgang mit Daten sein kann.
Außerdem möchte ich gerne noch auf zwei Zitate hinweisen. Einmal auf eines, das auch perfekt auf die heutige Zeit zutrifft:
S. 61: „Heutzutage scheint man unter Meinungsfreiheit die Freiheit zu verstehen, jeden zu verfolgen, der anderer Meinung ist als man selbst.“
Und dann noch auf eines, das die gesamte Absurdität der Judenverfolgung in wenigen Sätzen zusammenfasst:
S. 105: „Klar, manche von denen [Juden] waren unverschämt reich, aber es gab ja auch Leute, die unverschämt reich und keine Juden waren. Der Antisemitismus, dem die Braunen anhingen, kam ihm vor wie der Neid der Minderbemittelten, denn seiner Beobachtung nach waren die Juden einfach im Durchschnitt intelligenter als andere, was seiner Meinung nach der wahre Grund war, dass man sie nicht leiden konnte, so wenig wie Streber in der Schule.“