Cover-Bild Der Brand
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 28.07.2021
  • ISBN: 9783257070484
Daniela Krien

Der Brand

Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Sie sind angekommen in ihrem Leben, sie schätzen und achten einander, haben zwei Kinder großgezogen. Erst leise und unbemerkt, dann mit einem großen Knall hat sich die Liebe aus ihrer Ehe verabschiedet. Ein Sommerurlaub soll bergen, was noch zwischen ihnen geblieben ist, und die Frage beantworten, wie und mit wem sie das Leben nach der Mitte verbringen wollen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2021

Ein leiser und doch gewaltiger Roman

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Da ich von Daniela Krien bereits ein weiteres Buch kannte, war ich sehr gespannt auf ihr neustes Werk! Wir lernen die Protagonisten Rahel und Peter kennen, beide haben die Lebensmitte bereits überschritten, ...

Da ich von Daniela Krien bereits ein weiteres Buch kannte, war ich sehr gespannt auf ihr neustes Werk! Wir lernen die Protagonisten Rahel und Peter kennen, beide haben die Lebensmitte bereits überschritten, gut situierte Akademiker, er Dozent für Literatur an der Universität, sie Psychologin mit eigener Praxis. Die beiden sind seit mehreren Jahrzehnten verheiratet, beide in der ehemaligen DDR sozialisiert, haben eine gemeinsame erwachsene Tochter, Selma, die in den ersten Lebensjahren größtenteils bei der Großmutter aufwuchs, da sich die Eltern beruflich verwirklichen wollten. Nachdem sich die ursprünglich geplante Sommerurlaubsreise der beiden zerschlägt, kümmern sie sich um einen abgelegenen Hof im Landkreis Uckermark von Freunden, von denen der Mann einen Schlaganfall erlitt. Hier in der Einsamkeit Brandenburgs treten die Probleme des Paares, das sich an unterschiedlichen Entwicklungsstadien innerhalb ihrer in die Jahre gekommenen Ehe sieht, vollends und mehr als offensichtlich zu Tage. Über den Umgang damit herrscht keinerlei Einigkeit, es gibt Konflikte, und auch der Besuch der Tochter Selma samt Enkeln, deren Verhältinis zu den Eltern auch nicht unkompliziert ist, macht die Situation nicht unbedingt einfacher! Daniela Krien schildert uns all das mit einem flüssigen, angenehmen, leisen, unaufdringlichen und doch gewaltigen und sogartigen Schreibstil, der mich von der ersten Seite an faszinierte, ja geradezu in die Geschichte hinein zog! Die Charaktere sind auf eine unaufgeregte Art und Weise derart authentisch geschildert, dass man sie direkt vor sich sieht. Dies gilt nicht nur für Personen, sondern auch für die Landschaft, die Atmosphäre dieser Sozialstudie einerseits und Familien- und Urlaubsgeschichte für gehobene Ansprüche andererseits. Ganz großes Kino, wie ich finde! Dieses Buch hat für mich Potential zum Highlight, danke für grandiose anspruchsvolle Leseunterhaltung, von mir eine absolute und unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 08.08.2021

Sehr spannend

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„Manchmal ist das wohl nicht zu verhindern, dass zwei Menschen nicht mehr im Gleichschritt gehen.“ (S. 174)

Auch vor der Liebe macht die Zeit nicht halt, man lebt sich auseinander und die Gewohnheit übernimmt ...

„Manchmal ist das wohl nicht zu verhindern, dass zwei Menschen nicht mehr im Gleichschritt gehen.“ (S. 174)

Auch vor der Liebe macht die Zeit nicht halt, man lebt sich auseinander und die Gewohnheit übernimmt im Alltag die Oberhand. Sind all die gemeinsamen Erlebnisse, die geteilten Emotionen nicht Grund genug, zusammenzubleiben? Rahel und Peter haben sich nach dreißig Jahren Ehe und zwei gemeinsamen Kindern allmählich, schleichend voneinander entfernt, emotional wie körperlich, und die Gefühle tanzen aufs Messers Schneide. Eine gemeinsame Auszeit fernab des Alltags soll Klarheit darüber verschaffen, wie es weitergehen soll, ob sie sich noch einmal annähern können. Drei Wochen verbringen sie auf dem alten Bauernhof einer Freundin, kümmern sich um die Tiere, um den Hof und – noch wichtiger – um ihre Beziehung zueinander: Sie lernen sich in neuen Rollen kennen, erfahren komplett exponiert vor dem jeweils anderen all die Wut und die Hilfslosigkeit, die sich über die vergangenen Jahre anstaute, sprechen Ungesagtes frei heraus und lassen die Hüllen fallen. Ob sie sich wieder zusammenraffen können?

Wieder einmal hat Daniela Krien es geschafft, mich mit ihren klugen, empathischen Worten und einer Fülle an Emotionen zu begeistern. In ihrem neuen Roman „Der Brand“ beschreibt sie mit feinfühliger Beobachtungsgabe selbst die feinsten Nuancen der Beziehung von Rahel und Peter, die durch die Beschreibung aus Rahels Sicht eine sehr klare, getroffene und fragende Tonalität erhalten. Es ist interessant zu beobachten, wie sie miteinander agieren, wie aus dem Schatten des Unwissens Licht wird und alte Wunden aufbrechen. Krien lässt dezent auch das aktuelle Zeitgeschehen einfließen, erwähnt beiläufig Hamsterkäufe und Gesichtsmasken und die Limitierung auf eine Reise im Inland. Durch Peters Job als Dozent, der ein einschneidendes Erlebnis für Leben bedeuten soll, werden auch Genderdebatten thematisiert, kurz nur, für den Verlauf der Geschichte aber wichtig. Durch den hohen, gut situierten sozialen Status ihrer Protagonisten klingt auch immer wieder, gerade im Zusammenspiel mit der Tochter der beiden, Kritik an der deutschen Klassengesellschaft an, ohne wertend zu sein.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Große Erzählkunst

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Drei Wochen Sommerurlaub auf einem abseits gelegenen alten Hof in der Uckermark mit ein paar Tieren und einem See in der Nähe. Eigentlich war etwas anderes geplant, aber hier werden sie gebraucht und das ...

Drei Wochen Sommerurlaub auf einem abseits gelegenen alten Hof in der Uckermark mit ein paar Tieren und einem See in der Nähe. Eigentlich war etwas anderes geplant, aber hier werden sie gebraucht und das ursprüngliche Ziel fiel den Flammen zum Opfer. Für Peter und Rahel, die fast dreißig Jahre verheiratet sind, die beide noch mitten im Leben stehen mit 49 und 55 Jahren, bedeutet diese Auszeit auch, sich klar zu werden, wo sie miteinander stehen und was sie noch für Wünsche an ihre Beziehung knüpfen und ob diese noch zu retten ist. Peter ist beruflich auf dem Abstellgleis, für Rahel haben sich die häuslichen Bedingungen geändert, die beiden Kinder sind aus dem Haus, gehen ihre eigenen, ganz anderen Wege. Für Rahel, selbst Psychologin, aus deren Sicht erzählt wird, wird es eine Reise, in der sie zudem auch ihre eigene Vergangenheit und die Beziehung zu ihrer Mutter, ihren Kindern und zu Viktor und Ruth (denen der Hof gehört) analysiert.

Der Roman erzählt von jedem Tag des Urlaubs, von ganz alltäglichen Situationen, von Gedankenspielen, Erinnerungen, familären Beziehungen, Unterhaltungen, Ereignissen. Eigentlich ganz unspektakulär, dennoch, die Handlung ist verflochten, eins greift zum anderen. Man bekommt ein Gespür für die Hauptfigur Rahel, ihr Leben und ihre Probleme. Aber auch für die anderen Darsteller, die hier im Roman auftauchen. Die Protagonisten wachsen ans Herz, man versteht, man hofft, man fühlt. Die Atmosphäre passt zu den Sommertagen, die Pandemie wird mitverarbeitet und trotz aller Schwere der zwischenmenschlichen Probleme, sind es die alltäglichen Tätigkeiten und die sommerlichen Tage, die Auszeiten am Badesee, die allem auch wieder eine leichtere Note verleihen.

All dies wird in nur knapp 270 Seiten erzählt. Doch jeder Satz sitzt, passt, weckt Gefühle, Verständnis oder treibt das Gedankenkarussell an. Die Figuren entfalten sich, entwickeln sich und lassen einen auch nach dem Zuklappen nicht los, sie scheinen so real, so lebendig, atmosphärisch und mit Tiefgang. Für mich ganz große Erzählkunst!

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Das Leben ordnen

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Von der Schriftstellerin Daniela Krien habe ich schon zwei Bücher verschlungen.
Der neue Roman „Der Brand“ ist ein Beziehungsroman.
Peter und Rahel sind in den Fünfzigern. Sie lieben sich noch, aber ...



Von der Schriftstellerin Daniela Krien habe ich schon zwei Bücher verschlungen.
Der neue Roman „Der Brand“ ist ein Beziehungsroman.
Peter und Rahel sind in den Fünfzigern. Sie lieben sich noch, aber es zeigen sich verschiedene Ansichten.
Peter ist Professor an der Uni, er hat den Umschwung ins Moderne nicht verkraftet und wird etwas depressiv.

Rahel ist Psychologin, die selber einige seltsame Ansichten hat. Das sie so Unterschiede zwischen ihren Kindern macht kann ich überhaupt nicht verstehen.
Rahel ist die Bestimmerin in der Familie. Wegen der Pandemie wollte sie mit Peter eine geruhsame Zeit auf einer Berghütte verbringen, aber die brennt kurz vorher ab. Als sie dann von Bekannten um Hilfe gebeten werden, deren Hof für 3 Wochen zu bewohnen, ist das ein Glück.
Aber da entwickelt sich ein Brand der Gefühle. Es ist mal Zeit über alles gut nachzudenken.

Die Autorin hat das sehr lebendig und realistisch erzählt. Der Roman ist lesenswert.









Veröffentlicht am 28.07.2021

Wenn der Verstand im Weg ist… Geistreiche Urlaubslektüre

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Daniela Krien’s neuer Roman „Der Brand“ war für mich ein überraschendes Highlight. Mit dieser Neuerscheinung trifft der Diogenes Verlag sicher wieder bei vielen Leserherzen ins Schwarze. Mich jedenfalls ...

Daniela Krien’s neuer Roman „Der Brand“ war für mich ein überraschendes Highlight. Mit dieser Neuerscheinung trifft der Diogenes Verlag sicher wieder bei vielen Leserherzen ins Schwarze. Mich jedenfalls konnte „Der Brand“ begeistern, und ich empfand die Lektüre als entspannend und inspirierend zugleich.

Jedes Kapitel ist einen Wochentag gewidmet und erzählt aus Rahels Sicht von ihr und Peter, einem Ehepaar auf Sparflamme, dessen eigentliches Urlaubsziel abgebrannt ist. Ein Ereignis, dessen Bedeutung sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht. Die Alternative hat Charme: ein Bauernhof in der Uckermark - eine Herausforderung für die beiden Städter. Unweigerlich sucht Unausgesprochenes und Verdrängtes seinen Weg an die Oberfläche und schafft Raum für Veränderung.

Mir gefiel beim Lesen die Ausgewogenheit aus Handlungsbeschreibungen und Gedankenströmen. Es war immer genau richtig. Auch die spannenden Gespräche zwischen Rahel und Peter wirkten nie konstruiert, stattdessen inspirierend, intellektuell ansprechend und interessant. Die Geschichte wie auch die Protagonisten sind facettenreich, authentisch und interessant. Vor allem die Dynamik zwischen Mutter und Tochter war für mich spannend, weil Rahel als Psychotherapeutin arbeitet und ihr diese Expertise zu Klarheit verhilft. Neben den gelungenen Dialogen, selbstreflektierenden Gedanken, gesellschaftskritischen Themen und einem klaren Schreibstil konnte mich das Seeting begeistern: sommerliche Leichtigkeit, eine Badestelle im Wald und ein alter Bauernhof voller Kunst, Erinnerungen und eigenwilliger Tiere. Ein literarisches Vergnügen über die Liebe, das Leben und das Menschsein, dass auch zwischen den Zeilen Interesse weckt, ohne mit Überflüssigem zu langweilen.

Eine uneingeschränkte Empfehlung für alle, die Freude an klugen, unaufgeregten und toll geschriebenen Büchern haben, die wärmende Sommerleichtigkeit versprühen.