Spannende Ausgangssituation, aber leider zu viel Sex und wenig Story!
Vor »KEEP« habe ich bereits »STAY« und »HOLD« gelesen, wobei ich von »STAY« ungemein positiv überrascht war, während mir »HOLD« leider überhaupt nicht gefallen hat. »KEEP« nimmt jetzt, wie es auch der ...
Vor »KEEP« habe ich bereits »STAY« und »HOLD« gelesen, wobei ich von »STAY« ungemein positiv überrascht war, während mir »HOLD« leider überhaupt nicht gefallen hat. »KEEP« nimmt jetzt, wie es auch der Reihenfolge entspricht, die Rolle dazwischen ein, denn für mich bleibt »STAY« in dieser Reihe immer noch ungeschlagen. Nichtsdestotrotz ist »KEEP« ein solider Nachfolger.
Die Bände lassen sich unabhängig voneinander lesen, aber das Eintauchen in die Geschichten macht doch mehr Spaß, wenn man die einzelnen Charaktere schon ein bisschen kennt. »KEEP« dreht sich diesmal um Rubys beste Freundin Amalie und Banes Bruder Lexington. Nachdem mich der Klappentext von »HOLD« am meisten angesprochen hatte, musste ich hier jetzt aber feststellen, dass ich die Ausgangssituation in »KEEP« noch um einiges interessanter finde: Amalie und Lexington lernen sich auf einer Veranstaltung kennen und sind gleich voneinander angetan. Als er sie jedoch kurz alleine lässt, um ihr einen Drink zu holen, steht auf einmal Armstrong, sein Cousin, vor ihr, der Amalie kurzerhand vor Lex warnt und sie um ein Date bittet. Lexington gibt sich daraufhin geschlagen, in der Annahme, dass diese Beziehung wahrscheinlich eh nicht lange halten wird, muss jedoch nach einigen Monaten von der Verlobung der beiden erfahren. Auf der Hochzeit stellt sich aber heraus, dass Lex mit seiner Einschätzung gar nicht so falschlag, denn Armstrong betrügt sie noch vor den Hochzeitsansprachen. Die zutiefst gedemütigte Amalie beschließt daraufhin, die Flitterwochen auf Bora Bora alleine anzutreten, nur um festzustellen, dass auch Lex dort anzutreffen ist…
Wegen dieser wirklich sehr vielversprechenden Ausgangssituation macht die erste Hälfte des Buches ungeheuer viel Spaß. Der Schreibstil liest sich gut und flüssig und der Ton des Buches ist überwiegend leicht. Hinsichtlich des Humors ist das Buch jetzt kein Brüller, aber es ist in jedem Fall unterhaltsam.
Besonders gefallen haben mir die Protagonisten, die beide schlichtweg sympathisch sind. Amalie war eine Überraschung, denn sie ist ein richtiger Wildfang und hat sich nicht umsonst den Spitznamen »Anarchy-Amie« verdient. Sie ist tough und selbstbewusst, schlagfertig und sexuell aufgeschlossen. Wegen ihrer Vorliebe für Bad Boys hat sie sich in der Vergangenheit schon in einige Schwierigkeiten gebracht, weshalb Armstrong, der außerhalb dieses Beuteschemas liegt, auch eine sichere Wahl für sie zu sein schien, um ihre Familie nicht länger zu enttäuschen. Mir hat ihre selbstbewusste Art unglaublich gut gefallen, vor allem dann, wenn sie Armstrong die Meinung gegeigt hat, denn gegen den Typen kann man echt nur Hassgefühle entwickeln. Bei der Dreistigkeit seiner Äußerungen hätte ich ihm manchmal selbst gerne ein paar Worte vor den Latz geknallt.
Männern wie Lexington begegnet man in Liebesromanen dagegen etwas öfter, aber ich habe ihn trotzdem sehr gemocht. Er ist nach außen hin etwas »glatt«, aber Amie fällt schon beim ersten Treffen auf, dass der Schein trügt und er eigentlich genau in ihr Bad-Boy-Beuteschema fällt. Nichtsdestotrotz war ich hier sehr angenehm davon überrascht, dass Lex sofort ehrliches Interesse an Amie bekundet und dies das ganze Buch über beibehält. Ihm wird keine Bindungsphobie oder ähnliches angedichtet. Seine kecke, flirtende Art hat ihn zu einem spannenden, angenehmen Gegenpart gemacht.
Helena Hunting ist es außerdem gut gelungen, das Knistern zwischen den beiden beim Leser ankommen zu lassen. Schon von Anfang an spürt man die Chemie und die Anziehungskraft zwischen den beiden, dementsprechend fällt es überhaupt nicht schwer, mit ihnen mitzufiebern. Die Liebesszenen sind gut und knisternd geschrieben, kommen für meinen Geschmack aber zu häufig vor, was mich auch schon an »HOLD« gestört hatte. Hier ist es nicht ganz so schlimm wie im dritten Band, bei dem die Szenen irgendwann in Langeweile gipfelten, aber die emotionale Ebene der Beziehung muss leider trotzdem zurückstecken. Sehr viele, tiefgründige Gespräche haben die beiden nicht miteinander geführt oder zumindest darf der Leser ihnen nicht beiwohnen. Das fand ich etwas schade, aber man konnte als Leser immerhin trotzdem spüren, dass die beiden eine besondere Verbindung zueinander haben.
Ab der Hälfte konnte mich das Geschehen dennoch nicht mehr ganz so stark fesseln wie noch zu Beginn. Auch Amies Drama und ihre manchmal recht ausschweifenden Gedanken zu der Situation mit Armstrong und Lex waren für mich leicht grenzwertig – noch ein bisschen mehr und ich wäre wahrscheinlich bald genervt gewesen. Daran ist Helena Hunting nochmal haarscharf vorbeigeschrammt.
Sehr gut gefallen hat mir jedoch die Tatsache, dass es am Ende zwar das berühmt-berüchtigte Missverständnis gibt, von dem in Liebesromanen so gerne Gebrauch gemacht wird, das Problem jedoch reif und erwachsen gelöst und nicht zu unnötigem Drama aufgebauscht wird. Insofern ist das Ende nicht nur süß und romantisch, sondern auch erfrischend realistisch.
Fazit
Für mich kein Highlight in dem Genre, aber es ist trotzdem ein unterhaltsamer, knisternder Liebesroman mit spannender Ausgangssituation, in dem etwas mehr Wert auf Sex als auf tiefgründige Gespräche gelegt wird. Nichtsdestotrotz spürt man als Leser trotzdem, dass die beiden eine besondere Verbindung zueinander haben. »KEEP« ist um Welten besser als »HOLD«, kommt aber nicht an »STAY« heran. Von mir gibt es 3,5 Sterne mit leichter Tendenz nach oben.