Sticht aus der Masse der Thriller heraus
Respekt, bei der Umschlaggestaltung hat sich die dtv Verlagsgesellschaft nicht lumpen lassen. Das Cover passt inhaltlich perfekt zur Story und die eingestanzte Schrift sowie die raue Umrahmung werten das ...
Respekt, bei der Umschlaggestaltung hat sich die dtv Verlagsgesellschaft nicht lumpen lassen. Das Cover passt inhaltlich perfekt zur Story und die eingestanzte Schrift sowie die raue Umrahmung werten das Buch optisch total auf. Auch die Innengestaltung kann sich sehen lassen und ist voller kleiner Details, die im Verlauf der Ereignisse eine tragende Rolle spielen. Wie übrigens der Titel, der raffiniert gewählt ist. Warum enthüllt sich final am Schluss. So was liebe ich total.
Der Einstieg in „Als das Böse kam“ ist sofort geheimnisvoll. Ich bin augenblicklich mitten im Geschehen und erfahre von der sechzehnjährigen Juno persönlich wie die Welt, in der sie mit ihrem Bruder und ihren Eltern lebt, funktioniert. Über ihren Erzählungen liegt eine seltsame Atmosphäre, die viel durch Angst geprägt ist. Dennoch ist spürbar, dass sie in einem Alter ist, wo sich die Rebellion nicht mehr unterdrücken lassen will.
Juno wirkt auf den ersten Blick schrecklich naiv und kindlich. Doch Stück für Stück kristallisiert sich heraus, dass ihr wichtige Erfahrungswerte fehlen, die sie aber nicht einfältig machen. Im Gegenteil. Juno ist eine starke Persönlichkeit, sie ist klug und hinterfragt wahnsinnig viel. Es ist absolut spannend, sie zu begleiten, sodass ich selbst wilde Spekulationen anstelle, was die Wahrheit sein könnte. Ihr Faible für Märchen hat sie mir direkt sympathisch gemacht und ich konnte ihre Faszination dafür verstehen. Das macht auch einen Teil ihres Wesens aus und spielt eine elementare Rolle im weiteren Verlauf, was wirklich gut durchdacht ist.
Die Geschichte wird auf das Notwendigste begrenzt, der Autor ist mit seinem Schreibstil unglaublich fokussiert auf die verschiedensten Szenenbilder eingegangen, es gibt keine unnötigen Längen. Dafür viel Spannung und eine Atmosphäre, die im weiteren Verlauf immer dichter, packender, bedrohlicher und beängstigender wird. Das macht die Entwicklung der Handlung so überaus rasant und es gelingt Ivar Leon Menger, einen so gut konzipierten Thriller zu stricken, dass er mit nur einer Handvoll Figuren und nur einem einzigen Schauplatz auskommt. Für ein Debüt eine faszinierende Meisterleistung.
Ab etwa der Hälfte des Buches bricht Ivar Leon Menger mit dem gängigen Thriller Aufbau. Plötzlich ist mir glasklar, wie alles zusammenhängt. Das ist aber so gewollt und nahm mir kein Stück der Spannung. Im Gegenteil, ab diesem Punkt hing ich nur noch gebannt an „Als das Böse kam“ und wollte Juno nicht mehr von der Seite weichen. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie das alles enden würde und war vom Showdown so überwältigt, dass ich beim Lesen eine Gänsehaut bekam.
Der Schock und der Schrecken von Juno übertrugen sich auf mich.
Einziger Wermutstropfen, das Ende. Ich hätte mir ein bisschen mehr Aufklärung bestimmter Momente und Hintergründe gewünscht. Hier lässt mich der Autor etwas im Regen stehen. Es schmälert zwar nicht meine Begeisterung für die Geschichte insgesamt, allerdings muss ich mir nun manche Fragen durch meine eigene Fantasie beantworten. Auf der anderen Seite zeugt diese Offenheit aber auch vom konsequenten Blickwinkel aus der „Als das Böse kam“ erzählt wurde. Ein spannender Kniff, der mich glühend das Buch weiterempfehlen lässt.
Fazit:
„Als das Böse kam“ sticht aus der Masse der Thriller heraus und ist intensiv mit einer dichten sowie spannenden Atmosphäre erzählt. Volle Leseempfehlung!