Ich bin klein - und gemein?
Ich bin klein, mein Herz ist …
„Das böse in deinen Augen“ dreht sich im Wesentlichen um Imogen Reid und die Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit. Es sollte ein Neuanfang für sie und ihren Mann Dan ...
Ich bin klein, mein Herz ist …
„Das böse in deinen Augen“ dreht sich im Wesentlichen um Imogen Reid und die Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit. Es sollte ein Neuanfang für sie und ihren Mann Dan werden; die Rückkehr ins Dorf Gaunt, in das Haus ihrer unglücklichen Kindheit.
Sie bekommt eine neue Stelle bei Place2B, einer Organisation, die sich um Kinder kümmert, die Hilfe brauchen. Dabei lernt sie die elfjährige Ellie Atkinson kennen, die bei der Pflegefamilie Jefferson wohnt. Ellie fühlt sich anders. Sie ist einsam und sie hat Probleme mit anderen Menschen, die sie drangsalieren, wie die zwölfjährige Naomi Harper, oder die Angst vor ihr haben, wie die Lehrerin Hannah Gilbert, die später unter mysteriösen Umständen umkommt. Und Ellie quälen Albträume, in denen sie schreckliche Dinge sieht.
Ellie weckt den Beschützerinstinkt in Imogen, obwohl vieles darauf hindeutet, dass mit Ellie etwas nicht stimmt. Vorfälle deuten darauf hin, dass Ellie mit der Kraft ihrer Gedanken Böses bewirken kann. Andererseits verbreiten sich Gerüchte schnell in einem Dorf und es gibt immer auch eine natürliche Erklärung für die Geschehnisse.
Wohl in dem Wissen, dass es schon einmal furchtbar geendet hat, baut Imogen in den psychologischen Sitzungen mit Ellie eine starke Bindung zu ihr auf, die jede beruflich erforderliche Distanz vermissen lässt, denn außer Mary, der 15jährigen Tochter der Jeffersons, die für Ellie wie eine große Schwester ist, scheint Imogen die Einzige zu sein, die an Ellie glaubt. Gleichzeitig quälen Imogen ihre eigenen Dämonen der Vergangenheit.
Als Imogen von der Betreuung von Ellie entbunden wird, überschlagen sich die Ereignisse. Ein persönlicher Schicksalsschlag lässt auch sie nun auch an Ellies Unschuld zweifeln. Ein Baby gerät in Gefahr und Imogen macht im Hause der Jeffersons eine folgenschwere Entdeckung.
Jenny Blackhursts dritter Psychothriller ist ein kleines psychologisches Kammerspiel. Der Leser leidet und teilt die Ängste und Befürchtungen der Protagonisten. Immer wenn man glaubt, es ist wie es ist, ist es nicht so wie es scheint. Schritt für Schritt kommt man den Personen näher und lernt zu verstehen warum sie sich so verhalten, wie sie es tut, wobei genügend Zweifel für Spekulationen bleiben.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist ein leises Buch, das ohne Schießereien und grausam verstümmelten Mordopfern auskommt und sich dadurch erfrischend aus der Masse hervorhebt. Stattdessen weiß es durch Blicke in die Gedankenwelten der Personen zu fesseln – und zu manipulieren. In positiven Sinne.
Mich haben die Charaktere überzeugt, auch wenn kleinere Ungereimtheiten bleiben. Die Geschichte wird langsam aufgebaut und als Leser wird man immer im Unklaren darüber gelassen, was wirklich geschehen ist. Dadurch ist die Spannung bis zum Ende – und darüber hinaus – vorhanden. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann ist es das Cover. Da hätte ich mir etwas passenderes gewünscht als einen Käfig. Ich befürchte, dass manch einer deshalb gar nicht erst den Klappentext lesen wird.
Eine Geschichte, die sich so zugetragen haben könnte. Gekonnt und handwerklich gut erzählt. Mir hat sie viele vergnügliche und spannende Stunden beschert. Ich kann das Buch bedenkenlos weiterempfehlen.