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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 768
  • Ersterscheinung: 18.05.2023
  • ISBN: 9783423283380
John Ajvide Lindqvist

Unwesen

Roman | »Schwedens Antwort auf Stephen King.« Daily Mirror
Thorsten Alms (Übersetzer)

Eine Welt ohne Lächeln ist wie ewige Finsternis

Norrtälje, eine verschlafene Küstenstadt in Nordschweden. Als am Hafen ein Container auftaucht, von dessen Herkunft niemand etwas wissen will, geschieht erst einmal nichts. Nur Siv, Halbwaise und alleinerziehende Mutter eines kleinen Mädchens, spürt eine Bedrohung. Als der Container endlich aufgebrochen wird, legt sich etwas Dunkles über die Stadt. Freundlichkeit und Mitgefühl verschwinden aus Norrtälje. Es gibt keine helfenden Hände mehr, kein tröstendes Wort. Siv weiß, dass die Zeit des Wartens für sie zu Ende geht. Zusammen mit Freunden folgt sie der Spur des Bösen ... 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2023

Wahnsinnig gut!

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Die kleine Hafenstadt Norrtälje ist im Aufruhr, als buchstäblich über Nacht ein gelber Container auftaucht, der scheinbar niemandem gehört. Die alleinerziehende junge Mutter Siw hat besondere Fähigkeiten ...

Die kleine Hafenstadt Norrtälje ist im Aufruhr, als buchstäblich über Nacht ein gelber Container auftaucht, der scheinbar niemandem gehört. Die alleinerziehende junge Mutter Siw hat besondere Fähigkeiten und ist überzeugt davon, dass etwas Unheilvolles geschieht, wenn der Schiffscontainer geöffnet wird. Dies denkt auch Max, der ebenfalls eine paranormale Besonderheit aufweist. Nachdem die Eigentumsverhältnisse geklärt wurden, lässt der Bürgermeister den Container öffnen und das Grauen nimmt seinen Lauf, als die Menschen und auch die Stadt selbst anfangen, sich zu verändern.

„Vielleicht möchtet ihr jetzt einwenden, das Grauen sei nur ein Begriff und nichts, was eine physische Gestalt annehmen kann. Gestattet mir deshalb die Anmerkung, dass es der Wind ist, der hier spricht. Auch ich kann auf einen Begriff reduziert werden und doch bin ich und spreche hier zu euch. Und ich sage euch, dass es das Grauen war.“ (Seite 463)

Als Schwedens Antwort auf Stephen King (im Buch übrigens hartnäckig Steven genannt) nennt Daily Mirror den Autor und im Falle des vorliegenden Buches würde ich dies unterschreiben! Hätte man mir das Buch ohne Angabe des Autors in die Hände gelegt, hätte ich beim lesen als ersten Tipp Stephen Kings Namen in den Topf geworfen. Vorab weise ich ausdrücklich darauf hin, dass es sich um einen Roman handelt. Wer aufgrund des Klappentextes einen Thriller oder übermäßigen Horror erwartet, wird enttäuscht. Der Container spielt zwar eine Rolle, überwiegend aber eine untergeordnete, denn so richtig thematisiert wird dieser erst im letzten Drittel des Buches. Bis dahin gibt es Hinweise und Anmerkungen, es gibt sogar eine Stimme, die aus dem Container berichtet, der fast aus der Hölle zu stammen scheint. Dennoch dreht die Geschichte sich hauptsächlich um drei befreundete Männer und zwei Freundinnen sowie Familien der fünf Personen, die alle zufällig aufeinandertreffen und deren Leben dadurch verändert wird.

Max, Johan und Marko sind seit vielen Jahren miteinander befreundet und auch Siw und Anna sind beste Freundinnen seit der Schulzeit. Wie es dazu kam, was die fünf so unglaublich unterschiedlichen Menschen erlebt und miteinander durchgemacht haben, wird erzählt und dies nicht immer chronologisch, sondern zeitlich versetzt und so, dass oft etwas verschwiegen und damit die Spannung aufrechterhalten wird. Mir hat das sehr gefallen, ich fand es mega interessant, zu lesen, wie die Kinder zu Jugendlichen und letztendlich jungen Erwachsenen geworden sind, was sie geprägt hat und welche Dinge ihren Charakter geformt haben. In Verbindung mit der parallel erzählten Geschichte, die den Container betrifft, der Einfluss nimmt auf die Menschen von Norrtälje und auch die Stadt selbst, ergab dies eine tolle Story, die für mich gerne über die 768 Seiten hinaus hätte gehen können. Zu keinem Zeitpunkt empfand ich Langeweile, kein Erzählstrang war uninteressant, geschweige denn zu viel. Die ungewöhnliche Erzählweise, in der ein namenloser Erzähler mich direkt ansprach, hatte zusätzlich fast etwas Intimes, ich hatte oft das Gefühl, mittendrin zu sein, statt den Lauf der Dinge nur als unbeteiligte Dritte verfolgen zu können.

Zusätzlich zu dem oben bereits genannten Umstand, dass aus Stephen King auf unerklärliche Weise Steven King wurde, gab es manchmal eine etwas holprige, stellenweise eine fast schon seltsame Übersetzung. Diese möchte ich allerdings nicht bewerten, weil mich diese Aussetzer aufgrund der großartigen Geschichte nicht übermäßig beeinflusst haben. Ich zähle das vorliegende Buch zu einem meiner Jahreshighlights und freue mich darauf, weitere Bücher des Autors lesen zu dürfen. Für dieses grandiose Werk vergebe ich zehn Sterne von fünf und bin mir im Klaren darüber, dass dies mathematischer Unsinn ist. Große Leseempfehlung gibt es natürlich zusätzlich dazu!

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Veröffentlicht am 18.05.2023

Unwesen

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Laut des Daily Mirror ist der Autor John Ajvide Lindqvist die schwedische Antwort auf Stephen King.

Diese Art der Vergleiche ist meiner Meinung nach immer sehr gewagt. Legt es die Messlatte doch sehr ...

Laut des Daily Mirror ist der Autor John Ajvide Lindqvist die schwedische Antwort auf Stephen King.

Diese Art der Vergleiche ist meiner Meinung nach immer sehr gewagt. Legt es die Messlatte doch sehr hoch und für Fans des amerikanischen Autors noch etwas höher. Ich bin also sehr neugierig gegangen und mit hohen Erwartungen an dieses Buch gegangen.

Der Prolog beginnt mit einer sehr spannenden Szene, Siv rettet ein Kleinkind vor dem sicheren Tod während zur gleichen Zeit, die Freunde Max und Johan als Mutprobe einen Wasserturm hochklettern, auf dem sie Marko treffen, der seit kurzem mit seinen Eltern nach Norrtälje gezogen ist. Max gerät in Lebensgefahr, als er in einer Vision den Zusammenprall eines Kinderwagens mit einem Kleinbus sieht, solche Visionen begleiten ihn schon seit seiner Kindheit, doch dieses Mal ist etwas anders.

John Ajvide Lindqvist lässt sich Zeit, die Geschichte wird ruhig und fast schon gemächlich erzählt und die Beziehungen der Freunde untereinander, ihre Entwicklungen von Kindern zu Jugendlichen bis zum Erwachsenenalter wird immer wieder thematisiert, das ist sehr angenehm zu lesen und durchaus interessant. Als die drei "Jungs" als Erwachsene auf Siv und ihre Freundin Anna treffen, haben Siw und Max direkt eine besondere Verbindung miteinander, die sich nicht wirklich erklären lässt.
Als am Hafen ein Container auftaucht, von dessen Herkunft niemand etwas wissen will, geschieht erst einmal nichts, gar nichts, niemand ist zuständig, niemand weiß, wem das Land gehört, auf dem der Container steht, als das endlich geklärt ist und die Schlösser aufgebrochen werden, ergießt sich im wahrsten Sinne des Wortes das Grauen in den Hafen. Und die Angst.

Die Stimmung in der Stadt ändert sich, wo früher Freundlichkeit und Hilfsbereitschaften die Atmosphäre bestimmten, regiert nun Misstrauen. Das ist für mich schwer in Worte zu fassen, da müsst ihr schon das Buch lesen um zu verstehen, was ich meine, denn der Autor hat es geschafft diese Atmosphäre einzufangen und der Übersetzter Thorsten Alms hat sicher einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die Geschichte auch auf Deutsch so gut funktioniert.

Zu Beginn schrieb ich, dass die Messlatte durch die Aussage des Daily Mirror sehr hoch gehängt wurde und auch wenn ich Vergleiche zwischen den verschiedenen Autoren nicht unbedingt mag, John Ajvide Lindqvist muss sich hinter seinem Kollegen nicht verstecken.

Ich mochte die ruhige Erzählweise, die Schockmomente spielten sich größtenteils in meinem Kopf ab, befeuert durch die Tagebucheinträge eines Geflüchteten, hatte ich Bilder vor Augen, die mir den Schlaf raubten.

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Keine einfache Lektüre, aber definitiv außergewöhnlich und lesenswert

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Auf „Unwesen“ von Ajvide Lindqvist war ich total gespannt, es klang so interessant, dass ich meine Augen nicht davor abwenden konnte.

Mit seinen 768 Seiten ist es ein echter Totschläger. Der Autor legt ...

Auf „Unwesen“ von Ajvide Lindqvist war ich total gespannt, es klang so interessant, dass ich meine Augen nicht davor abwenden konnte.

Mit seinen 768 Seiten ist es ein echter Totschläger. Der Autor legt seinen Fokus auf eine sehr detaillierte Ausarbeitung.
Dabei geht es um sechs junge Menschen, die man von Grund auf kennenlernt und die man über Jahre hinweg begleitet.
Man erlebt praktisch ihre Charakterentwicklung hautnah mit und wie sie sich eigentlich kennenlernen und zu einer Einheit zusammenwachsen.
Ich fand es extrem interessant, zumal hier auch die Perspektiven immer wieder wechseln.
Zu den Mädels hatte ich allerdings einen viel besseren Draht als zu den Jungs. Ich weiß ehrlich nicht, woran es lag.
Vielleicht weil sie das Leben anders und emotionaler betrachten und damit umgehen, als es das männliche Geschlecht tut.
Besonders Siew und Anna sind großartige Protagonisten, die ich so unfassbar gern mochte.

Die Einzelschicksale sind extrem beklemmend und aufwühlend.
Dabei bindet der Autor verschiedene ernste und sensible Themen mit ein und transportiert das Ganze einfach großartig, feinfühlig und direkt. Und trotzdem schafft er es ,dass es niemals überspitzt wirkt.
Es wirkt allerdings oft etwas unkoordiniert und wirr. Besonders mit den Zeitebenen hatte ich manchmal so meine Probleme.
Auch gibt es einzelne Komponenten, die für mich erstmal nicht wirklich einen Sinn ergaben.
Und obwohl diese Geschichte sehr bewegend und tragend ist, so hab ich lange nicht verstanden, was der Autor mir eigentlich damit sagen möchte.
Bis ich resümierte, diese Menschen betrachtet und erkannt habe, wie wichtig ihre ganze Persönlichkeitsentwicklung für das große Ganze war.
Wie allumfassend und essentiell.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen, dass äußerst sich oft in tragischen und dramatischen Entwicklungen, die überaus beklemmend und erschütternd sind.
Die sie auf ihrem Weg auch zeichnen und formen.
Er bindet dabei auch Elemente ein, die unmöglich zu erklären sind. Auf eine seltsame Art und Weise sind sie aber da und wichtig.
Aber sie müssen nicht zwangsläufig der Kern des Problems sein.
Viel mehr sind wir es. Wir, die Entscheidungen treffen und die Summe dessen, verändert etwas in uns und löst es aus.
Aber existiert das Böse tatsächlich?
Willkürlich und absichtlich?
Kann ich jemand anderem die Schuld daran geben, wie ich auf bestimmte Situationen reagiere? Natürlich. Aber nicht zwangsläufig.
Denn im Endeffekt, sind wir selbst der Auslöser. Wir bestimmen über unsere Handlungen und unsere Gedanken.
Wir entscheiden, ob die Angst über unser Leben bestimmt oder eben nicht.

Mich hat dieses Buch wirklich zum Nachdenken gebracht, aber auch emotional aufgewühlt.
Hier passiert so viel Schlechtes und Grausames. Menschlich und moralisch verwerfliches. Erschütterndes und tiefgreifendes.
Und du merkst, wie wenig du voneinander weißt. Wirklich weißt. Denn der Mensch lässt dich nur das sehen, was du sehen sollst.
Aber trotzdem herrscht hier so viel Vertrauen und Loyalität in dieser Clique, dass es wie Trost und Beständigkeit wirkt.
Ein Anker, an dem man sich förmlich festkrallt, um die Balance und Vertrautheit nicht zu verlieren.
Ganz im Sinne: “ Wenn wir uns nicht haben, haben wir gar nichts.“
Der Autor taucht hier tief in die Psyche der Menschen ein. Kehrt ihr Innerstes nach außen und lässt sie selbst diesen Prozess des Lebens und der Entwicklung hautnah miterleben. Mit all seinen Schmerzen,Prüfungen, Ängsten, Gefühlsausbrüchen und selbst gewählten Entscheidungen.
Und das macht im Endeffekt auch dieses Werk aus.
Eine außergewöhnliche Geschichte, die man entweder mag oder schier gar nichts damit anfangen kann.
Man muss sich darauf einlassen und es mit all seinen Sinnen wahrnehmen und einfach hineinwachsen, um es letztendlich verstehen zu lernen.

Fazit:
John Ajvide Lindqvist gelingt mit „Unwesen“ ein Werk, das vor allem im psychologischen Bereich enorm gut ausgearbeitet ist.
Es ist eine Geschichte über das Böse, aber auch über uns selbst und das Leben, das uns so viel lehrt.
Keine einfache Lektüre, aber definitiv außergewöhnlich und lesenswert.

Veröffentlicht am 24.05.2023

Dunkelheit über Norrtälje

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John Ajvide Lindqvist wird als ‚Schwedens Antwort auf Stephen King‘ bezeichnet, was bei mir als King-Fan erstmal hohe Erwartungen schürt. Doch bereits nach den ersten hundert Seiten fühlte ich mich von ...

John Ajvide Lindqvist wird als ‚Schwedens Antwort auf Stephen King‘ bezeichnet, was bei mir als King-Fan erstmal hohe Erwartungen schürt. Doch bereits nach den ersten hundert Seiten fühlte ich mich von Lindqvist genauso an die Hand genommen, wie ich es ansonsten nur von King kenne.

Lindqvist nahm mich als Leserin an beide Hände und zeigte mir seine Heimat Norrtälje, die fünf Freunde - Siw, Anna, Johann, May und Marko – und ihre Familien.

Dabei waren sämtliche Charaktere so gut ausgearbeitet, dass man selbst den eher unsympathischen Hauptprotagonisten etwas abgewinnen konnte und zeitweise mit ihnen mitfühlte.

Dennoch hat mich Unwesen, wenn man bei King bleiben möchte, eher an Joyland erinnert. Gut geschrieben, doch am Ende fehlte das gewisse etwas. Ich habe das Buch zwar gerne gelesen, aber Spannung konnte ich nicht wahrnehmen.

Wir erleben die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen, u.a. die der fünf Hauptprotagonisten und in verschiedenen Zeitebenen, vorwiegend befinden wir uns allerdings in der Gegenwart.

Der Container war interessant und hat die Stimmung des Romans auch bestimmt, jedoch eher aus dem Hintergrund, was ich anhand des Klappentexts nicht ganz erwartete.
Ebenso stimmt für mich der letzte Satz des Klappentexts nicht mit dem Inhalt überein und kann falsche Erwartungen wecken, denen der Autor nicht gerecht werden kann, da er keinen Einfluss auf diesen Klappentext hat(deswegen natürlich nur eine Anmerkung meinerseits und kein Bewertungsaspekt).

Unwesen konnte mich leider nicht vollends überzeugen, da es einige Längen gab und die Geschichte mehr Potenzial gehabt hätte, dennoch bleibt Lindqvist Schreibstil mir in guter Erinnerung und ich werde mich bestimmt nochmal an eines seiner Werke wagen.

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Veröffentlicht am 16.05.2023

Ganz anders als erwartet

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In der schwedischen Kleinstadt Norrtälje taucht eines Tages am Hafen ein Container unbekannter Herkunft auf. Siw und Max, zwei junge Einwohner des Ortes, spüren sofort eine diffuse Bedrohung, die sich ...

In der schwedischen Kleinstadt Norrtälje taucht eines Tages am Hafen ein Container unbekannter Herkunft auf. Siw und Max, zwei junge Einwohner des Ortes, spüren sofort eine diffuse Bedrohung, die sich in dem Moment bestätigt, als der Container geöffnet wird. Denn bald darauf wirken die Menschen verändert, werden gewalttätig und die Atmosphäre des Ortes verdunkelt sich. Siw und Max wissen, dass sie der Dunkelheit entgegentreten können, daher schmieden sie Pläne, in die allerdings ihre Freunde eingeweiht werden müssen.

Ein mir noch unbekannter Autor, der mit Stephen King verglichen wird? Für mich äußerst interessant! Daher stürzte ich mich mit großer Vorfreude in die Erzählung.

Allerdings war ich nach etwa 120 Seiten ziemlich ernüchtert. Gefühlt las ich immer noch den Prolog, denn so richtig Fahrt nahm die Geschichte nicht auf. Derart plätscherte der Roman auch weiterhin, bis fast zum Ende vor sich hin, und zeigte lediglich Versuche die Spannung aufzubauen, was mich ziemlich enttäuschte. Dreh- und Angelpunkt meiner Unzufriedenheit waren meine Erwartungen, die der Klappentext bei mir geweckt hatte. Denn die versprochene Stephen King - Machart zeigte sich nur in Ansätzen. Irgendwie habe ich nicht ganz verstanden, warum das Element des Unerklärlichen nicht ausgiebiger behandelt wurde, denn das Potenzial dafür war definitiv da. Immer wieder spielte der Autor mit bizarren Situationen, die er gefühlt nur andeutete, mir schlussendlich aber nie richtig geklärt erschienen. Ich hatte ständig den Eindruck, die Geschichte würde etwas zurückhalten, war nie richtig vollständig.

Zudem ist im Roman die Pokémon-Spielewelt großes Thema, was mich furchtbar gelangweilt hat, denn ich konnte dem Ganzen nicht wirklich folgen. Und nicht nur das, auch Video-Games waren Thema, was die Story für mich nun wirklich noch zäher machte. Es schien mir, als ertränke sich die Story in Nebensächlichkeiten und ließe keinen Platz für den Kern der Sache.

Ehrlich gesagt wollte ich das Buch nach der ersten Hälfte abbrechen, denn wer will sich schon 800 Seiten lang langweilen? Doch letztlich bin ich froh, dass ich durchgehalten habe, denn später habe ich dann doch meine Perspektive für den Roman gefunden. Der Autor ist wirklich ein guter Erzähler, daran führt kein Weg vorbei! Er beleuchtete hier ausgiebig die persönlichen Schicksale einer handvoll Menschen, die sich im Laufe der Erzählung anfreundeten und großartige, nachvollziehbare Entwicklungen durchliefen. Diese Figuren wirkten außerordentlich einzigartig und waren mir zudem in ihrer normalen Verrücktheit sehr sympathisch. Die Mischung aus verschiedenen Schicksalen, der damit verbundenen Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit, einzelnen persönlichen, übernatürlichen Geheimnissen, mancher Gesellschaftskritik, sowie der melancholischen, gedrückten Atmosphäre, die konstant durch den Raum waberte, brachte schließlich einige bewegende Momente hervor.

So richtig interessant wurde es, meinem Empfinden nach, jedoch erst auf etwa den letzten hundert Seiten. Hier ging die Handlung endlich in die Richtung, die ich mir von dem Buch versprochen hatte. Das Thema Übernatürlichkeit wurde nun ins Licht gerückt und das, womit mich der Klappentext geködert hatte, endlich vollständig in die Handlung mit einbezogen. Für mich hielt sich die Spannung aber trotzdem in Grenzen, es riss mich einfach nicht richtig mit.

Rückblickend hat mich der Klappentext von „Unwesen“ unwahrscheinlich getäuscht und mich mit deutlich anderen Erwartungen in den Roman geschickt. Doch letztlich fand ich die Erzählung nicht schlecht, denn den Schreibstil und die Feinfühligkeit des Autors für seine Figuren fand ich wirklich beachtenswert. Für mich ein Kriterium, diesen Schriftsteller im Auge zu behalten. / 3,5 Sterne

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