Cover-Bild Die Wand
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10,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Fantasy: Magischer Realismus
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 05.10.2012
  • ISBN: 9783548610665
Marlen Haushofer

Die Wand

Roman | Ein unnachahmliches Gleichnis für das unüberwindliche Einsamsein

'Verdutzt streckte ich die Hand aus und berührte etwas Glattes und Kühles: einen glatten, kühlen Widerstand an einer Stelle, an der doch gar nichts sein konnte als Luft. Zögernd versuchte ich es noch einmal, und wieder ruhte meine Hand wie auf der Scheibe eines Fensters. Dann hörte ich lautes Pochen und sah um mich, ehe ich begriff, daß es mein eigener Herzschlag war, der mir in den Ohren dröhnte. Mein Herz hatte sich schon gefürchtet, ehe ich es wußte.'

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2020

Ein ganz besonderes Buch

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"Und heute [...] saß ich im Wald allein mit einer Kuh, einem Hund und einer Katze, und ich besaß nichts mehr von allem, was vierzig Jahre lang mein Leben ausgemacht hatte."


Die Handlung selbst ist schnell ...

"Und heute [...] saß ich im Wald allein mit einer Kuh, einem Hund und einer Katze, und ich besaß nichts mehr von allem, was vierzig Jahre lang mein Leben ausgemacht hatte."


Die Handlung selbst ist schnell erzählt: Eine Frau, die mit Freunden übers Wochenende in die Berge fährt, abends allein in der Hütte bleibt und nach dem Aufwachen feststellen muss, dass eine Art unsichtbare Wand sie vom Dorf und der restlichen Außenwelt trennt. Nicht nur das: Sie scheint das einzige menschliche Wesen zu sein, das sich diesseits der Wand befindet, während außerhalb alles menschliche und tierische Leben wie zu Stein erstarrt wirkt. Von nun an geht es also ums bloße Überleben allein in der Natur.

Geschrieben ist das Buch aus der Perspektive der Frau, die übrigens namenlos bleibt, in zwei verschiedenen Zeitebenen; es handelt sich bei dem Roman um einen Bericht, den die Frau verfasst, um sich vom Alleinsein abzulenken und eine Gedankenstütze zu haben. Sie beginnt etwa zweieinhalb Jahre nach dem Erscheinen der Wand mit dem Schreiben und berichtet rückblickend von den Ereignissen seit jenem Tag; immer wieder greift sie jedoch auch vor, indem sie Anmerkungen über die aktuelle Situation macht.


Ich habe das Buch nun zum zweiten Mal gelesen und bin nach wie vor begeistert; nach dem zweiten Mal vielleicht sogar noch etwas mehr als nach dem ersten Mal, denn es gibt immer wieder etwas zu entdecken, was einem vorher entgangen ist. Keinesfalls wird es langweilig vom Alltag der Frau zu lesen, und immer wieder verliert sie sich in teils philosophischen Gedankengängen, Fragen über den Sinn des Daseins, der Zeit etc. Während des Lesens und auch noch danach habe ich mich immer wieder dabei erwischt, wie ich versuchte mir vorzustellen, selbst in einer solchen Situation zu sein. Man beginnt unweigerlich, Fragestellungen aus dem Buch aufzugreifen und sich selbst zu stellen; ein Buch also, das definitiv zum Nachdenken anregt.

Für mich hat sich "Die Wand" mühelos 5 Sterne verdient und in meinem imaginären Bücherregal einen Ehrenplatz erhalten; Ich werde sie definitiv noch öfter zur Hand nehmen.

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Veröffentlicht am 24.01.2020

Existentiell

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Die Wand – Marlen Haushofer

Der Klappentext in aller Kürze: "Eine Frau wacht eines Morgens in einer Jagdhütte in den Bergen auf und findet sich eingeschlossen von einer unsichtbaren Wand, hinter der kein ...

Die Wand – Marlen Haushofer

Der Klappentext in aller Kürze: "Eine Frau wacht eines Morgens in einer Jagdhütte in den Bergen auf und findet sich eingeschlossen von einer unsichtbaren Wand, hinter der kein Leben mehr existiert..."
Damit beginnt ein spannendes Gedankenexperiment.

Diesen Roman kann man meiner Meinung nach nicht angemessen beurteilen, ohne sich mit der Biografie Marlen Haushofers auseinandergesetzt zu haben. Eine Frau, die sich in ihrem bürgerlichen Leben zutiefst eingeengt, gefangen fühlte, von Menschen missverstanden. Ihre schriftstellerische Tätigkeit konnte sie nur heimlich und nebenbei ausüben.
An unzähligen Stellen kommt die Verzweiflung der Autorin durch, gar eine Sehnsucht nach Einsamkeit. Und so fügt sich die namenlose Protagonistin sehr schnell in ihr Schicksal und verlegt sich darauf, eine Überlebensstrategie zu entwickeln. In weiten Teilen hat der Roman somit etwas von einer Robinsonade. Nur Berge, statt Insel.

"Vielleicht war die Wand auch nur der letzte verzweifelte Versuch eines gequälten Menschen, der ausbrechen musste, ausbrechen oder wahnsinnig werden." Seite 110

"Während des langen Rückwegs dachte ich über mein früheres Leben nach und fand es in jeder Hinsicht ungenügend. Ich hatte wenig erreicht von allem, was ich gewollt hatte, und alles, was ich erreicht hatte, hatte ich nicht mehr gewollt." Seite 61

Immer wieder klingt deutliche Gesellschaftskritik an, auch die Rolle der Frau und ihre damit einhergehende Unzufriedenheit, spricht sie immer wieder an, von daher wurde das Werk auch von der Frauenbewegung aufgegriffen. Generell liegen ihr Tiere näher als Menschen.

Dieses Buch ist geradezu gespickt von Lebensweisheiten, mit denen jeder schon einmal zu kämpfen hatte, die aber nur selten ausgesprochen werden. Auch wenn die Protagonistin versucht, sich mit Arbeit und der Sorge um ihre Tiere abzulenken, bleiben grundlegende Fragen nicht aus, wie die nach dem Sinn des Lebens etwa. Oder ob menschliche Gesellschaft erstrebenswert wäre…

Dieser Roman hat mich mit seiner stillen Eindringlichkeit sehr beeindruckt. Auch wenn dieses Konstrukt der Wand nicht zu erklären und schwer zu fassen ist, wenn man über die Hauptfigur den Kopf schüttelt, sie bemitleidet, gar an ihrem Verstand zweifeln mag. Von der ersten Seite an, glaubt man alles ganz deutlich vor sich zu sehen, ich hatte oft Gänsehaut vor Grusel angesichts der ausweglosen Situation.
Gerade wenn man an die Biografie der Autorin denkt, hat man immer wieder tiefes Verständnis für deren Nöte und Gedankengänge.

Zweifellos ein Buch, das man gelesen haben sollte. Ein wahrer Schatz im Bücherregal. Ein Buch, das seinen Leser so existentiell berührt, dass er es wohl nie mehr vergessen wird. Schade, dass Haushofer nicht mehr Zeit und Muse zum Schreiben fand. Zu allem Überfluss starb sie nämlich auch noch sehr früh mit kaum fünfzig Jahren.


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Veröffentlicht am 26.01.2018

Selten hat mich ein Buch so berührt wie dieses

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Ich mache mir sehr viele Gedanken darüber, was wäre, wenn dieses Buch Realität wäre.

Eine Frau macht mit einem befreundeten Pärchen einen Ausflug übers Wochenende in die Österreichischen Berge. Die ...

Ich mache mir sehr viele Gedanken darüber, was wäre, wenn dieses Buch Realität wäre.

Eine Frau macht mit einem befreundeten Pärchen einen Ausflug übers Wochenende in die Österreichischen Berge. Die Jagdhütte, wo sie das Wochenende verbringen werden, liegt schön idyllisch an einem See. Gegen Abend beschliesst das Pärchen, dass sie noch ins Dorf runter fahren um etwas zu trinken. Die Frau bleibt zusammen mit dem Hund in der Jagdhütte zurück.. Sie geht schlafen und am nächsten Morgen stellt sie fest, dass ihre Freunde nicht zurück gekommen sind. Zusammen mit dem Hund wandert sie die Strasse entlang Richtung Dorf bis sie von etwas Durchsichtigen am weiter laufen gehindert wird. Sie hat den Kopf an der Scheibe angeschlagen und tastet sich daran weiter, immer wieder aufs neue. Schliesslich muss sie feststellen, dass sie in einem riesen grossen"Glaspalast" eingeschlossen ist.
Sie beginnt Gemüse, Kartoffeln etc. selber anzubauen, geht auf die Jagd und in den Wald zum Beeren pflücken und Pilze sammeln. Ihr Radius wird grösser und schliesslich findet sie eine Kuh, die trächtig ist. So nimmt ihr Leben seinen Lauf.

Das Buch ist unheimlich spannend geschrieben. Wenn man nur den Klappentext liest, könnte man einen langweiligen Roman erwarten, dem ist aber überhaupt nicht so. Die Ängste, die Hoffnungen, das Leben etc. wird so detailliert beschrieben, ich liebe es.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Die Wand

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Die Wand ist ein durchwachsenes Buch. Friedlich und ruhig und doch so aufwühlend und beängstigend. Man wird gefangen genommen von der Einsamkeit der Berge, der Natur, des Waldes. Als Leser muss man diese ...

Die Wand ist ein durchwachsenes Buch. Friedlich und ruhig und doch so aufwühlend und beängstigend. Man wird gefangen genommen von der Einsamkeit der Berge, der Natur, des Waldes. Als Leser muss man diese Einsamkeit bei sich selbst zulassen, um die Tragweite des Romans im ganzen Ausmaß verstehen zu können. Man wird wirklich einsam, wenn man dieses Buch liest, und freut sich dann auf echte Unterhaltungen mit lieben Menschen, wenn man die Wand zur realen Welt durchbrechen kann.

Die Frau, sie hat keinen Namen, sie hat schon einen, aber den verrät sie uns nicht, weil er irrelevant im Bezug auf ihre Geschichte ist und wer sollte den Namen schon benützen, wenn sie von sich selbst schreibt und mutterseelenallein in den Bergen lebt? Jedenfalls, diese Frau schreibt einen Bericht über ihr Leben, gefangen, allein, ums Überleben kämpfend, verantwortlich für die Tiere und deswegen unmöglich aus dem monotonen Leben, zum Beispiel durch den Tod, auszubrechen und zu fliehen. Die Tiere geben ihr einen Grund weiterzuleben.

Monoton ist auch die Geschichte, aber das stört, wenn man sich darauf einlässt, nur im geringsten. Freunde des Abenteuers, des Actionreichtums, der Spannung und auch der Liebe, finden hier in diesem Buch wahrscheinlich keine Lektüre, die ihnen gefällt. Hier geht es doch mehr um die Bedeutung und die Beudeutungslosigkeit von Dingen, Erwartungen, Einstellungen und des Menschen an sich.

Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Es ist halt doch ein Buch, wo die Autorin schon lange tot ist und es eben zu einer Zeit geschrieben wurde, zu der viele von uns keinen Bezug haben. Aber es liest sich ziemlich flüssig und angenehm. Ein kleines Manko ist, dass alles in einer Wurscht durchgeschrieben ist. Es gibt keine Kapiteleinteilungen, keine Abstände, keine Leerzeilen. Da muss man mitten im Geschehen abbrechen, wenn man mal aufhören will.

Das Ende bleibt offen und es ermöglicht so dem Leser eine eigene Geschichte weiterzustricken. Am Ende passiert dann auch endlich was spannendes und man wünscht sich, einfach mehr über das Geschehene in Erfahrung zu bringen.


Fazit

Aufwühlend gut, beängstigend ruhig. Ein Buch, dem man Zeit geben muss und das mit der Zeit dann doch mehr Überwindung benötigt. Man muss allein sein und die Ruhe vor dem Sturm der Gedanken genießen können.

Veröffentlicht am 09.11.2017

besser als gedacht

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Eine Frau, die für ein paar Tage in die Berge fährt mit Freunden, findet sich plötzlich völlig allein und auf sich gestellt von einer (Glas ?)wand umgeben wieder. Was jenseits der Wand los ist weiß sie ...

Eine Frau, die für ein paar Tage in die Berge fährt mit Freunden, findet sich plötzlich völlig allein und auf sich gestellt von einer (Glas ?)wand umgeben wieder. Was jenseits der Wand los ist weiß sie nicht, macht sich aber auch nicht viele Gedanken darüber, sondern konzentriert sich auf sich und das Überleben. Erst dachte ich, wie langweilig, ´ne Frau allein im Wald und daher lag es lange auf dem SuB. Aber nun habe ich es gelesen und es ist genauso wenig langweilig wie Hemmingways "Der alte Mann und das Meer".

Das Buch ist von der Frau geschrieben. Sie schreibt auf allem Papier, was sie findet, ist sich aber darüber im klaren, dass es wohl nie jemand lesen wird, da sie ja durch die Wand von den anderen Menschen getrennt ist. Was ich etwas befremdlich fand, ist, wie schnell sie sich in ihr Schicksal einfindet, wie wenig sie ihren Töchtern nachtrauert und dass sie so gar nicht bitter ist oder verzweifelt. Ich fand auch bewundernswert, wie sie sich selbst zu helfen weiß und z.B. Bohnen und Kartoffeln anbaut, die sie in der Hütte gefunden hat oder, dass sie weiß, wie man Butter macht. Ich wüßte nicht, wie das geht und sicher viele andere Leute auch nicht. Dann habe ich gesehen, dass das Buch Anfang der 60ziger Jahre geschrieben wurde. Damals verstanden die Menschen sich noch darauf, für sich selbst zu sorgen, vor allem, wenn sie die harten Kriegsjahre mitgemacht hatten.

Ich hätte mir an ihrer Stelle viel mehr Gedanken gemacht, was das für eine Wand ist, wo sie über Nacht herkommt, was wohl mit den anderen passiert ist, die jenseits der Wand waren. Diese Frau hadert aber nicht mit ihrem Schicksal, sondern manchmal klingt es, als sei es für sie eine Art Befreiung, sich nicht mehr rechtfertigen zu müssen, keine Pflichten und Erwartungen, die andere ihr auferlegen, erfüllen zu müssen und dass sie niemandem etwas vorzumachen braucht. Im Gegenteil, die Tiere, die sie findet und um die sie sich dann kümmert, sind zwar nützlich und sie entwickelt auch eine emotionale Bindung zu ihnen, aber sie empfindet sie zeitgleich als Belastung, grade weil sie eine Bindung zu ihnen aufbaut. Manchmal wirkt es, als blühe sie regelrecht auf, weil sie ihr bisheriges Leben ohne schlechtes Gewissen abstreifen kann und sich selbst genug ist. Als ich das Nachwort über die Autorin Marlen Haushofer gelesen habe, wurde mir auch klar, warum. Für die Autorin war dies ein regelrechter Befreiungsschlag und sie lebte ihre Bedürfnisse durch diese Figur und ihr Schicksal aus. Daher die Distanz zu ihrer Familie und den anderen Menschen.

Das Buch blieb die ganze Zeit über spannend, da immer wieder Andeutungen auf spätere Ereignisse gemacht wurden und man unbedingt wissen wollte, was passiert ist. z.B." damals wußte ich noch nicht..." oder " Zu der Zeit... aber später, ohne ihn..." oder " Wenn ich das geahnt hätte, was da geschah, dann wäre ich nicht wieder hingegangen" oder " Das hätte mir eine Warnung sein sollen". Man erfährt über die Dinge aber nur nach und nach und oft viel später, aber die Spannung bleibt die ganze Zeit über aufrecht.

Auf jeden Fall ein gelungenes Buch, da es wider Erwarten spannend blieb. Das Nachwort über die Autorin war sehr aufschlußreich und sie hat die Auszeichnungen zu Recht verdient. Gute Literatur, wie man früher sagte. Sehr Empfehlenswert .