Tief erschütternde Lebensgeschichten
Der junge, alleinerziehende Alexander zieht gerade in seine frisch gemietete Wohnung ein. Das Leben meinte es bisher nicht gut mit ihm und seiner Tochter. Dass Alexander daher ein introvertierter, depressiver ...
Der junge, alleinerziehende Alexander zieht gerade in seine frisch gemietete Wohnung ein. Das Leben meinte es bisher nicht gut mit ihm und seiner Tochter. Dass Alexander daher ein introvertierter, depressiver Mann ist, wirkt nicht verwunderlich. Als er auf seiner Wohnungstür ein rotes Kreuz entdeckt, wird er wütend. Gemalt hat es niemand anderes als seine neue Vermieterin Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher.
Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen.
Mein Fazit:
Als ich das Buch bei meiner Buchhändlerin des Vertrauens abholte, warnte sie mich mit den Worten „Ein sehr bewegendes und erschütterndes, teilweise so gruseliges Buch.“ Mit den Worten hatte sich mich im Sack. Ich suche immer wieder nach Büchern, die mich emotional und geistig fordern und ich muss sagen, sie hat nicht zu viel versprochen.
Alexander ist ein sehr griesgrämiger Mann. In seinen jungen Jahren schon so eine Verbissenheit an den Tag zu legen ist traurig, hat aber sehr gut nachvollziehbare Gründe. Als er dann auch die über 60 Jahre ältere Tatjana stößt, führt dies zu einer ziemlich ulkigen Situation. Denn durch ihre Demenz ist sie Gott sei es gedankt gutmütig und dennoch schlagfertig. Sie wickelt Alexander ein und obwohl dieser eigentlich gar nicht will, so ein wenig Höflichkeit hat er halt doch noch und so sitzt er auch ganz schnell in ihrer Wohnung und muss sich ihre Geschichte anhören. Ich musste des Öfteren wirklich herzhaft lachen.
Als die Geschichte Tatjanas dann immer mehr Form und Gewalt annahm, verging mir das Lachen bis zum Schluss. Der Autor schafft es wirklich sehr gekonnt diese Gewalt im Russland des 20. Jahrhunderts zu transportieren. Mir blieb des Öfteren die Luft weg ob dieser Grausamkeit, Gewalt und Willkür.
Der Schreibstil des Autors ist etwas ganz besondereres. Durch Briefe, Gedichte und sehr detaillierte, bzw. Charaktere in die man sich gut hineinversetzen kann, lässt den Leser die Geschichte nicht mehr los.
Der Autor ist wirklich ein Künstler und da ich wirklich nichts zu bemängeln habe, eine ganz klare Empfehlung mit 5 Sternen!