Cover-Bild Zeit aus Glas
Band 2 der Reihe "Die große Seidenstadt-Saga"
(39)
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 14.06.2019
  • ISBN: 9783746634999
Ulrike Renk

Zeit aus Glas

Das Schicksal einer Familie

Zerbrechliches Glück.

1938: Nach der Pogromnacht ist im Leben von Ruth und ihrer Familie nichts mehr, wie es war. Die Übergriffe lasten schwer auf ihnen und ihren Freunden. Wer kann, verlässt die Heimat, um den immer massiveren Anfeindungen zu entgehen. Auch die Meyers bemühen sich um Visa, doch die Chancen, das Land schnell verlassen zu können, stehen schlecht. Vor allem wollen sie eines: als Familie zusammenbleiben. Dann passiert, wovor sich alle gefürchtet haben: Ruths Vater wird verhaftet. Ruth sieht keine andere Möglichkeit, als auf eigene Faust zu versuchen, ins Ausland zu kommen: Nur so, glaubt sie, ihren Vater und ihre Familie retten zu können …

Eine dramatische Familiengeschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2019

Ich will leben

1

„Ich möchte tot sein, das alles nicht erleben, und gleichzeitig möchte ich natürlich leben ..., aber nicht so.“ (S. 41)
Ruths Familie hat die Pogromnacht überlebt, auch dank der Hilfe ihrer arischen Freunde. ...

„Ich möchte tot sein, das alles nicht erleben, und gleichzeitig möchte ich natürlich leben ..., aber nicht so.“ (S. 41)
Ruths Familie hat die Pogromnacht überlebt, auch dank der Hilfe ihrer arischen Freunde. Aber ihr Haus ist zerstört und aufgrund eines neuen Gesetzes müssen sie es reparieren um es dann weit unter Wert zu verkaufen. Sie ziehen zu Freunden, die in wenigen Wochen emigrieren und deren Wohnung sie übernehmen können. Die systematische Vertreibung und Vernichtung der Juden hat begonnen – nur wollen diese das nicht wahrhaben. „Was soll den nur aus uns, aus diesem Land werden?“ (S. 31) Vor allem die Älteren (wollen) glauben, dass der 9. November nur ein Ausrutscher, eine einmalige Aktion war. Es sind die jungen Leute, die ihre Zukunft verlieren und jetzt so schnell wie möglich weg wollen. Denen ihr freies, selbstbestimmtes Leben lieber ist als ihre Heimat.

Ulrike Renk hat es geschafft, mit nur wenigen Sätzen sofort wieder die angstvolle Atmosphäre zu erschaffen und nahtlos an den ersten Band der Saga „Jahre aus Seide“ anzuschließen. Wieder steht Ruth im Vordergrund – schließlich ist es ihre Geschichte, die erzählt wird. Ausgehend von Tagebüchern, Briefen, Fotos und Zeitzeugenberichten, spinnt Ulrike Renk um deren Erlebnisse eine extrem fesselnde und aufwühlende Geschichte.

Ruths Mutter ist schon immer sehr gefühlsbetont, wahrscheinlich depressiv. Die Ereignisse vom November kann sie nicht verarbeiten. Sie verkriecht sich in ihrem Schmerz und erleidet einen Nervenzusammenbruch. Ruth muss auf einen Schlag erwachsen werden und sie vertreten. Sie versucht Zuversicht zu verbreiten, egal wie es in ihr aussieht. Im Geheimen aber verfolgt sie eigene Pläne. In England werden Haushalthilfen gesucht – wäre das eine Chance für sie, die Familie zu retten? „... eine Tür nach der anderen schließt sich. Von außen kann man sie vielleicht leichter öffnen.“ (S. 232)

Ich finde es faszinierend, wie lebendig die Autorin den damaligen Alltag schildert. Es sind oft nur Kleinigkeiten, die dem Leser klarmachen, was Überleben damals wirklich bedeutete, welchen Einschränkungen die Juden ausgesetzt waren. Die dauernden Veränderungen, die immer währende Angst. „Sie sind Monster. Ganz schreckliche Monster, und sie beherrschen unser Land und machen alles kaputt.“ (S. 25)
Die Betroffenen trauen nur noch ihren Familien und ein paar ausgewählten Freunden, rücken noch näher zusammen und sind aufeinander angewiesen. Die Kinder werden ganz schnell erwachsen und nehmen die Stellen ihre Eltern ein, wenn diese nicht mehr wollen oder können. Sie sind stark und optimistisch, wo die Erwachsenen schwach und ängstlich sind. Sie wollen eine Zukunft, sie wollen leben, auch wenn sie Deutschland dafür verlassen müssen – zur Not auch ohne ihre Familien. Und doch betonen sie immer wieder, dass sie sich in erster Linie als Deutsche und dann erst als Juden fühlen (da sie genau wie ihre Eltern nicht gläubig sind).
Am beeindruckendsten aber waren die „arischen“ Deutschen, in diesem Fall die ehemalige Chauffeurs-Familie Aretz, welche die Juden zum Teil ganz offen oder auch im Geheimen unterstützt haben, und dabei ihrer Angst vor Entdeckung und Strafe trotzen.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Emotionales Zeitzeugnis

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1938. Die Reichskristallnacht lässt die 17-jährige Ruth Meyer und ihre Familie langsam erahnen, was ihnen als Juden in Deutschland bevorsteht. Die Anzeichen waren vorher schon da, doch das Leben wird für ...

1938. Die Reichskristallnacht lässt die 17-jährige Ruth Meyer und ihre Familie langsam erahnen, was ihnen als Juden in Deutschland bevorsteht. Die Anzeichen waren vorher schon da, doch das Leben wird für sie alle immer schwieriger, denn ihr geliebtes Krefelder Zuhause ist zerstört. Viel zu spät bemühen sie sich um eine Ausreise in die USA, sie haben eine Wartezeit bis 1941, doch was geschieht mit ihnen bis dahin? Werden sie dies gemeinsam durchhalten? Seit der verhängnisvollen Nacht ist Ruths Kindheit schlagartig vorbei. Als ihr Vater wegen angeblichem Schmuggel von den Nazis verhaftet wird und ihre Mutter in Lethargie verfällt, hängt es an Ruth, die Familie zu beschützen und Entscheidungen zu treffen. Ruth gelangt als Kindermädchen über Holland nach England und erlebt immer wieder eine Welle der Hilfsbereitschaft. Als ihr Vater nach Dachau überstellt werden soll, muss sie alle Hebel in Bewegung setzen, damit ihre Familie nach England einreisen darf…
Ulrike Renk hat mit „Zeit aus Glas“ eine fulminante Fortsetzung ihrer Familiensaga um die Krefelder Familie Meyer vorgelegt, der nahtlos an den ersten Band „Jahre aus Seide“ anknüpft und auf den echten Tagebuchaufzeichnungen von Ruth Meyer beruht. Die autobiographischen Züge sowie der gefühlvolle, bildhafte und flüssige Schreibstil der Autorin verleihen der Geschichte Lebendigkeit und eine gehörige Portion Realismus. An Ruths Seite erlebt der Leser das Grauen der Pogromnacht sowie die Hatz der Nazis auf die jüdische Bevölkerung und das von den Braunen gesäte Misstrauen innerhalb der Bevölkerung, wo ein Wort zu viel schon die Verhaftung oder den Tod bedeuten kann. Mit viel Einfühlungsvermögen verwebt die Autorin die dramatische Veränderung innerhalb Deutschlands mit ihrer Handlung und lässt den Leser eine Achterbahn der Gefühle erleben, während er bei der Lektüre um die Familie Meyer bangt und hofft. Im Anhang setzt die Autorin den Leser ins Bild über die fiktiven und tatsächlichen Anteile in ihrer Geschichte und macht auch deutlich, dass es durchaus auch viele Menschen gab, die sich gegen die Nazis gestellt und heimlich geholfen haben, um sich und ihre Familien nicht in Gefahr zu bringen, was von großem Mut zeugt und unser aller Respekt verdient.
Die Charaktere sind seit dem ersten Teil bereits liebgewonnene Freunde, denen die Autorin viel Leben eingehaucht hat. Sie wirken sehr präsent und realitätsnah, weshalb sich der Leser gut mit ihnen identifizieren und mitfühlen kann. Ruth hat sich von dem jungen Mädchen in einen Teenager gewandelt, deren Kindheit abrupt vorbei ist, als ihr Zuhause zerstört wird. Die Grausamkeit der Nazis und die dauerhafte Angst lassen sie ständig auf der Hut sein. Sie übernimmt Verantwortung für ihre jüngere Schwester Ilse und auch ihre Mutter Martha, die der Situation nicht mehr gewachsen ist und ihre Tochter zusätzlich zu ihrer eigenen Angst mit allem allein lässt. Gerade dies bringt sie dem Leser noch näher, denn Ruth unternimmt alles nur Menschenmögliche, um ihre Lieben zu retten. Mit Martha hadert man als Leser oft, denn eine Mutter sollte ihren Kindern Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, auch wenn die Zeiten schlecht sind, und sich nicht so gehen lassen. Hier zeigt sich allerdings, dass Martha keine Stärke und noch weniger Mut besitzt, um dies umzusetzen. Besonderes Highlight ist auch in diesem Buch wieder die Familie Aretz, die den Meyers in Freundschaft ergeben sind und sie in jeder Hinsicht unterstützen.
Mit „Zeit aus Glas“ zeigt die Autorin einmal mehr ihr großartiges Talent, autobiografischen Stoff mit Fiktion wunderbar zu verweben und den Leser in den Bann zu ziehen. Sehr empathisch erzählt, wird man automatisch zu einem Teil der Meyer-Familie und durchlebt bei dieser dramatischen Handlung das gesamte Gefühlsbarometer, wobei die Hoffnung immer mitschwingt, das alles doch noch gut ausgeht. Absolute Leseempfehlung für ein Stück Zeitgeschichte!

Veröffentlicht am 08.04.2020

Spannender zweiter Teil der weitere Vorgänge im Nazi-Deutschland aufzeigen

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Ruth ist etwas älter, aber immer noch eine Jugendliche und muss sich mit der Progromnacht und seinen Folgen auseinander setzen. Die Familie muss unter harten Bedingungen das Leben bestreiten und Ruth übernimmt ...

Ruth ist etwas älter, aber immer noch eine Jugendliche und muss sich mit der Progromnacht und seinen Folgen auseinander setzen. Die Familie muss unter harten Bedingungen das Leben bestreiten und Ruth übernimmt immer mehr Verantwortung, da ihre Mutter zu sehr unter den Veränderungen leidet und ihre Schwester noch zu klein ist. Doch dann ergibt sich vielleicht die Möglichkeit dass sie nach England darf - doch kann sie ihre Familie in Deutschland zurücklassen?
Basierend auf einer wahren Begebenheiten, das macht diese Geschichte noch unfassbarer und man schluckt häufig zu was Menschen fähig sind. Ein guter zweiter Teil dieser Reihe!

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Nun wird es deutlich spannender

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Nach dem ersten Band, den ich vergleichsweise langweilig fand, hat mich der zweite Band der Seidenstadt-Saga positiv überrascht.

Die Progromnacht hat Familie Meyer erschüttert. Ihr Haus wurde zerstört, ...

Nach dem ersten Band, den ich vergleichsweise langweilig fand, hat mich der zweite Band der Seidenstadt-Saga positiv überrascht.

Die Progromnacht hat Familie Meyer erschüttert. Ihr Haus wurde zerstört, und sie sehen sich mit zunehmenden Verboten und Einschränkungen konfrontiert. Man entzieht ihnen die Staatsbürgerschaft, Ruth darf die Schule nicht weiter besuchen. Die Lage wird unerträglich, und Karl Meyer beschließt mit seiner Familie auszureisen. Doch eine Ausreise gestaltet sich als große Herausforderung, denn Visa für Palästina oder die Vereinigten Staaten sind schwer zu bekommen. Unterdessen versuchen Ruth und Ilse, ihr Leben so normal wie möglich weiterzuführen. Doch schließlich bewirbt sich Ruth für ein Arbeitsprogramm in England.

Ich muss sagen, dass ich nur weitergelesen habe, weil der Roman auf wahren Gegebenheiten und auf dem Tagebuch der realen Ruth Meyer beruht. Das hat mein Interesse dann doch wieder geweckt. Durch die Handlung des ersten Teils wäre es insoweit gestorben, als dass ich nicht weitergelesen hätte ...

Durch die zunehmend prekäre Lage gewinnt auch der zweite Roman an Fahrt und Spannung. Insgesamt fand ich den Roman sehr berührend. Ich konnte mich ausgezeichnet in die Familie hineinversetzen - und habe ununterbochen mitgefiebert, während die Familie ihre Ausreise vorbereiten wollte.

Die Charaktere verändern sich und werden vielschichtiger und spannender. Martha wird von der perfekten Ehefrau zu einer psychisch labilen, angsterfüllten Frau mit Selbstmordgedanken. Ruth leidet zunehmend unter der großen Last, die sie in der Familie trägt und Karl wird durch die Veränderungen zu einem alten, gebrechlichen Mann. Die Veränderungen sind absolut nachvollziehbar und toll dargestellt.

Weiterhin liest sich der ROman durch den Schreibstil der Autorin sehr flüssig und gut. Das Ende fand ich so spannend, dass ich mir sofort den nächsten Band gekauft habe.

Weiterlesen lohnt sich also! Der zweite Roman ist sehr viel besser im Vergleich zum ersten!

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Veröffentlicht am 22.09.2019

Unwillkommen im eigenen Land

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Inhalt übernommen:

November 1938: Ruth und Ihre Familie stehen vor den Trümmern ihres Lebens. Zwar konnte Ruths Vater durch eine glückliche Fügung einer ansonsten sicheren Verhaftung entgehen, doch wurde ...

Inhalt übernommen:

November 1938: Ruth und Ihre Familie stehen vor den Trümmern ihres Lebens. Zwar konnte Ruths Vater durch eine glückliche Fügung einer ansonsten sicheren Verhaftung entgehen, doch wurde in der Pogromnacht ihr Haus völlig zerstört.
Alles, was sich Martha und Karl ein Leben lang aufgebaut haben, ist der blinden Wut der Nazis zum Opfer gefallen. Werden sie jemals wieder in ihrem zu Hause wohnen können? Und gibt es für sie überhaupt noch eine Zukunft in Deutschland?
Wie so viele ihrer Freunde bemühen sich die Meyers um Möglichkeiten, die Heimat zu verlassen, doch das Ausland nimmt nur wenige Emigranten auf. Außerdem weigern sich Karls Eltern standhaft, Krefeld zu verlassen.
Und dann liegt mit einem Mal das Schicksal ihrer Familie allein in Ruths Händen: Wird es ihr gelingen, ihre Liebsten in Sicherheit zu bringen?

Meine Meinung:
Ich habe das erste Buch dieser Reihe mit großer Begeisterung gelesen, entsprechend neugierig war ich auf die Fortsetzung und wurde wiederum nicht enttäuscht.
Das Buch schließt nahtlos an den ersten Teil an,mit den schlimmen Ereignissen der Reichspogromnacht. Als die Familie von Ruth vor den Trümmern ihrer Existenz steht, erfährt sie, was wahre Freundschaft bedeutet. Es wird sehr deutlich, wie sich hier die Spreu vom Weizen trennt.
Während Martha einen Nervenzusammenbruch erleidet, bemüht sich die restliche Familie darum zu retten, was zu retten ist.
Die Schikanen der Nazis nehmen immer mehr zu und das Leben der jüdischen Bevölkerung wird aufgrund der vielen Einschränkungen beinahe unerträglich. Als auch der Vater denunziert und verhaftet wird, trifft die 17-jährige Ruth einen schweren Entschluss.
Während im ersten Buch das behütete und sorgenfreie Leben der Familie im Vordergrund stand, wird der zweite Teil durch die düsteren Geschehnisse vor dem zweiten Weltkrieg bestimmt.
Erneut merkt man dem Roman die gute Recherchearbeit der Autorin deutlich an.
Allerdings gab es im mittleren Teil einige ständig wiederkehrende Details,wodurch sich die Geschichte etwas zog.
Wie auch im ersten Buch endete die Geschichte mit einem Cliffhanger, der die Neugier auf die Fortsetzung anfeuert.

Fazit:

Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen gelesen und war mit einer kleinen Einschränkung, sehr begeistert. Von mir eine Leseempfehlung, verbunden mit vier Sternen