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George Orwell1984Aldous HuxleyKlassikerfeministische Science-FictionDystopieÜberwachungBig BrotherMargaret AtwoodReport der MagdNaomi AldermanDie GabeGegenwartsliteratur
👁️ Big Brother is watching you 👁️
Julia ist die Neuinterpretation des Klassikers von George Orwells 1984 aus der Feder von Sandra Newman. Das Buch erzählt dieselbe Geschichte jedoch aus der weiblichen ...
👁️ Big Brother is watching you 👁️
Julia ist die Neuinterpretation des Klassikers von George Orwells 1984 aus der Feder von Sandra Newman. Das Buch erzählt dieselbe Geschichte jedoch aus der weiblichen Perspektive der gleichnamigen Protagonistin Julia.
Ich habe in das Original nur reingelesen, weswegen ich mich bei der Rezension nur auf meinen Eindruck der Neuerzählung stütze.
Die Geschichte hat mich auf eine erschreckende und morbide Art fasziniert und in ihren Bann gezogen, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Der Schreibstil ist angenehm und geht trotz der Orientierung am Original eigene Wege.
Ich bin großer Fan des dystopischen Settings und der Welt sowie ihren Bewohnern, die fantastisch gezeichnet werden. Mit der Protagonistin Julia verbindet mich eine Hassliebe und ich wusste bis zum Ende nicht, wie ich sie einschätzen soll.
Eine Besonderheit an dem Buch ist das Neusprech, welches der Geschichte eine ganz besondere Stimmung verleiht und mir persönlich richtig gut gefallen hat.
Mein Fazit: Eine sehr direkte und ungeschönte Geschichte, die die weibliche Hauptfigur in all ihren Facetten zeigt und damit auch Rollenbilder und Klischees durchbricht. Jedoch gibt es viele möglicherweise triggernde Inhalten, weswegen ich euch das Buch nur empfehlen würde, wenn euch diese nicht betreffen.
Georg Orwells distopischer Roman 1984, geschrieben 1940,ist die Vision eines totalitären Staates, mit totaler Überwachung. Winston Smith, Geschichtsfälscher im Staatsdienst, verliebt sich in die schöne, ...
Georg Orwells distopischer Roman 1984, geschrieben 1940,ist die Vision eines totalitären Staates, mit totaler Überwachung. Winston Smith, Geschichtsfälscher im Staatsdienst, verliebt sich in die schöne, geheimnisvolle Julia. Gemeinsam begehen sie Sexkrime, weil Sex verboten ist. Hier erzählt Orwell die Geschichte von Winston, geprägt von Verhaftung, Gefängnis und Folter.
Sandra Newman beschreibt in ihrem Buch, das Leben von Julia, aus der Sicht der weiblichen Hauptfigur. Sie ist Maschinistin und führt ein verbotenes, von Sex dominiertes Leben. Als sie Winston kennenlernt, verliebt sie sich in ihn.
" THE BIG BROTHER IS WATCHING YOU "
Beide beginnen ein geheimes Liebesleben, doch schon bald gerät es aus den Fugen.
Sandra Newman hat die Original Dialoge zwischen Winston und Sandra übernommen.
Doch es ist eine andere Erzählung, freier, sexbezogener und lebhafter.
Zu Schluß geht das Buch weiter als das von Orwell.
Was passiert nach den Folterungen ?
Leben Julia und Winston weiter ?
Bleibt der totalitäre Staat bestehen ?
Wie verläuft der Krieg ?
Gibt es eine Gegenrevolte ?
Newman hat einen flüssigen Schreibstiel. Die Sprache ist extrem vulgär. Die Folterszenen realistisch, und nichts für schwache Nerven.
Ich hatte 1984 von Orwell gelesen und war gespannt auf die Fassung. Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich wurde nicht enttäuscht. Ich kann es sehr empfehlen.
Julia ist eine Adaption an George Orwells 1984 - aus der Sicht von Winston Smiths Verführerin Julia.
Den Roman 1985 habe ich vorab nicht gelesen, es fiel mir daher etwas schwer, in die aktuelle Situation ...
Julia ist eine Adaption an George Orwells 1984 - aus der Sicht von Winston Smiths Verführerin Julia.
Den Roman 1985 habe ich vorab nicht gelesen, es fiel mir daher etwas schwer, in die aktuelle Situation in Engsoz einzusteigen, die Partei und Landesgrenzen zu verstehen. Erst googeln und Anmerkungen im Roman haben weitergeholfen, es wäre daher ratsam, erst den Originalroman zu lesen.
Nichtsdestotrotz hat mich Julia durch eine klare Sprache direkt in ihren Bann gezogen. Die Umstände in denen sie lebt haben mich schockiert und fassungslos zurückgelassen. Ein paar Szenen sind nichts für schwache Nerven! Gleich am Anfang des Buches wird es schon heftig. Aber dennoch, ein für mich unfassbar guter Roman. Nicht so gesellschaftskritisch wie sein großes Vorbild, aber als Adaption und Ergänzung durchaus geeignet.
Eine rote Banderole teilt die Zahl 1984 und schon sind wir mitten auf dem Schlachtfeld. Eurasien, Ostasien, Ozeanien – der Krieg ist allgegenwärtig, Hunger, Not und Elend sind ungleich verteilt. Inmitten ...
Eine rote Banderole teilt die Zahl 1984 und schon sind wir mitten auf dem Schlachtfeld. Eurasien, Ostasien, Ozeanien – der Krieg ist allgegenwärtig, Hunger, Not und Elend sind ungleich verteilt. Inmitten einer dystopischen Welt, in der ein Kristallpalast existiert, verwanzte Zimmer, flauschige Teppiche in sauberen Villen und ein Raum 101, reglementieren die Ministerien für Wahrheit, Liebe und Frieden die Parteigänger, Proleten, Soldaten und Unpersonen und damit das Leben aller. Der Zustand des Landes ist gezeichnet durch die totalitäre Überwachung eines Staates und mentaler Zurichtung, durch das Leben und Sterben nach einer Revolution und einem Volk im Krieg, dessen Leben von materieller, sozialer und informativer Ungleichheit geprägt ist.
Sandra Newman führt mit Julia Worthing, einer Maschinistin in ihren mittleren Zwanzigern, die Perspektive der weiblichen Protagonistin im Orwellschen Kosmos des Großen Bruders aus. Sie ist dabei sehr nah dran an der Vorlage. Strukturell, wie inhaltlich. Spezieller wird es, wenn ihre unmittelbaren Lebensumstände umrissen werden: die Schlafsituation, ihre Arbeit, der Alltag mit Schwarzmarktgütern, Rationierung von Wasser, Essen, Sexkrim (Neusprech für Sexualverbrechen), die Verwicklungen, die alle eintreten, als sie mit Winston und O`Brian in Kontakt gerät. Julia wird in einem Strudel der Propaganda, des Verrats, sowie seelischer und körperlicher Zerstörung fast zerrissen… Ist in dieser Welt überhaupt irgendetwas, dass irgend wie wünschenswert ist? Gibt es irgendetwas Positives? Wo doch in jeder noch so kleinen Flucht, die Selbstverachtung eines indoktrinierten Egolebs lauert oder die Manipulationen des Telemonitors und des permanenten Missbrauchs der Ikone des großen Bruders? Wohl eher nicht.
…oder vielleicht doch?
Vielleicht gibt es eine Erlösung, oder eine Befreiung – eine Welt, die sich, vielleicht, zu einer der Liebe fähigen, zärtlichen, solidarischen, möglichen Welt mit Vicky und Julia wandeln könnte. Das wäre doch ein schöner Gedanke…
1984 erzählt hässliche Gegebenheiten aus einer hässlichen Welt, bevölkert mit hässlichen Menschen - in hässlicher Sprache. Und trotz und wegen all des Widerwillens, den Orwell in mir wachrief, beschäftigte ...
1984 erzählt hässliche Gegebenheiten aus einer hässlichen Welt, bevölkert mit hässlichen Menschen - in hässlicher Sprache. Und trotz und wegen all des Widerwillens, den Orwell in mir wachrief, beschäftigte mich sein Werk, wühlte mich auf und brachte mich zum (Nach-)Denken. Diesen Ton trifft auch Sandra Newman. Sie bleibt Orwell und der von ihm geschaffenen Atmosphäre treu, greift aber die achtlos hingeschmissenen Krumen auf. Was Orwell nur Nebensätze und Winston keine Gedanken wert war, erzählt sie. Die weibliche Perspektive, der unsichtbare Alltag, das alltägliche Leiden und Leben der Frauen.
1984 habe ich damals in der Schule gelesen und auch wenn es wahrlich kein klassischer Lesegenuss war, bewegte und beeindruckte mich das Buch doch nachhaltig. Nur Julia blieb eine unbefriedigend blasse Figur. Das hat Sandra Newman nun geändert!
Denn Julia schildert die Ereignisse aus Orwells Dystopie aus ihrer Sicht und das gleich Vorweg: Sandra Newman beherrscht ihr Handwerk. Sie kriecht in die Ritzen und Nebengassen von Orwells Roman und macht diese zum neuen Hauptschauplatz, bleibt dabei Ton und Handlung treu und schafft dennoch etwas Neues. Ihre Schilderungen aus Julias Perspektive und Orwells Geschichte von Winston könnten im selben Buch alternierend abgedruckt werden, so sehr bereichern sie sich gegenseitig.
Ich gebe zu, dass ich von Anfang an Schwierigkeiten mit dem Buch hatte - meiner hohen Erwartungen an eine feministische Neuerzählung wegen und auch bezüglich des Schreibstils. An letzterem störte mich vor allem die vulgäre Sprache und auch wenn ich nachvollziehen kann, dass Julia in einer Welt, die Liebe abgeschafft zu haben glaubt und Sexualität unterdrückt, das Vokabular fehlt, störte mich die Derbheit der Worte und Gedanken dennoch. Was den feministischen Blickwinkel angeht - er war definitiv vorhanden! Nur eben anders, als ich mir das gedacht hatte. Ich hatte mir eine aufgeklärte, bewusste Protagonistin erhofft, die gezielt Bündnisse mit Frauen angeht, ganz viel weiblicher support in einer unterdrückenden und unterdrückten Gesellschaft - und ich gebe zu, dass das naiv ist und war. Wie soll das in dieser Gesellschaft möglich sein? Und es hätte auch nicht zu Orwells Ton und Aussage gepasst. Nachdem ich diese anfängliche Enttäuschung verdaut hatte und Julias quasi ausschließliche Selbstdefinition über ihre Sexualität als ihren Weg, sich dem System zu entziehen, akzeptieren konnte, sah ich, wie Newman der Welt dennoch ihren Stempel aufdrückte: Menstruation wird angesprochen (sogar der in Spanien bereits beschlossene "Menstruationsurlaub"; ungünstiges Wort btw.), wie die Frauen sexueller Ausbeutung und Missbrauches ausgesetzt sind, selbst alltägliche Schwierigkeiten und Bloßstellungen wegen des Overalls und dem Toilettengang, künstliche Befruchtung und Abtreibung... Das alles aus Frauenperspektive zu erlesen und erleben, macht die Ungleichheit in Orwells dystopischer Welt für mich bedeutend greifbarer und erdrückender.
Und auch wenn mir das explizite und starke female empowerment fehlte, ist es zwischen den Zeilen doch rauslesbar. Julia macht eine Charakterentwicklung und Reflektion ihrerselbst und ihrer Vergangenheit durch und die angedeutete Romanze war auch überraschend berührend. Unterteilt ist das Buch ja in drei Abschnitte und während mich im ersten vor allem die vulgäre Sprache irritierte, im zweiten Julias von O´Brien zugedachte Aufgabe und die Folter schockte, war ich von Julias Selbstermächtigung im letzten Abschnitt begeistert und empfand diesen Teil auch am angenehmsten zu lesen. Und dann kam das - für mich überraschende und schockierende - Ende, das einerseits unbefriedigend offen ist und so viele Fragen aufwirft, gleichzeitig aber eine hervorragende Parallele zum Ende von Orwells Dystopie ist und die gleiche hoffnungslose Verzweiflung hervorruft.
Bereits Winston lebte in wenig glamourösen Umständen mit langen Arbeitszeiten, schlechter Ernährung und besorgniserregendem Alkoholkonsum - den Frauen von denen Sandra Newman erzählt, ergeht es größtenteils noch schlechter und sowohl der Drogenkonsum als auch der Alkoholmissbrauch (sogar während der Schwangerschaft!), sind ständige Begleiter im Buch. Das alles kreiiert eine kaum zu ertragende Stimmung und Atmosphäre, die das Buch einerseits so unangenehm zu lesen machen und gleichzeitig die Faszination auslösen. Auch die omnipräsente Gewalt und Unterdrückung, die Folterszenen, der in Ozeanien verankerte Rassismus und Antisemitismus, sowie die Thematik von Eugenik lassen Lesefreude im klassischen Sinne nicht oder nur schwerlich aufkommen. Julia ist - wie 1984 auch - keine leichte Kost und hätte durchaus mit Triggerwarnungen versehen werden können.
Was ich für mich festgestellt habe, während ich teilweise - trotz der handwerklich exzellent umgesetzten Neuinterpretation - recht lustlos zum Buch griff: Ich glaube, ich will (vorerst?) einfach keine Dystopien mehr lesen. Ich habe genug von Umweltzerstörung und sozialer Ungerechtigkeit, von Kriegen und Armut, von Unterdrückung und patriarchalen Systemen, Rassismus und Vorurteilen. In der realen Welt ist all das bedrohlich genug - ich will nicht auch noch von fiktiven Welten lesen, die sich dieser menschengemachten Probleme nicht entledigen können. Zu viele Frauen sterben täglich, erleben Gewalt und werden vergewaltigt, als dass ich davon noch lesen mag. Wütende Kritik am Ist-Zustand, mutige Ideen, diesen aufzubrechen und optimistische Utopien - das will ich.
Ganz viel Text, gar kein Sinn?! Ich habe lange überlegt, wie ich das Buch bewerten soll - "schön" war es nicht, aber das soll es ja auch nicht. Dass ich dem Genre gegenüber momentan eine Abneigung entwickele, dafür kann es nicht. 1984 habe ich damals auch volle Punktzahl gegeben und Julia "gefiel" mir ja auf die gleiche Weise; sogar besser wegen der weiblichen Perspektive und ich bin begeistert, wie großartig Sandra Newman den Balanceakt zwischen Original und eigenem Werk meistert. Letztlich habe ich mich dafür entschlossen, nur einen halben Anker für die störende vulgäre Sprache abzuziehen und mit der Empfehlung zu verbleiben: Wer 1984 liest, sollte unbedingt auch Julia lesen. (Und wer Julia lesen möchte, hat mehr "Freude" daran, wenn 1984 zuvor gelesen wird.)