Eins der besten Bücher, die ich je gelesen habe
Wisst ihr woran ich merke, dass ich das richtige Buch lese? Wenn ich mich an schlechten Tagen aus der Realität in die Geschichte zurückziehen kann und dir die Charaktere auf eine unerklärliche Weise helfen ...
Wisst ihr woran ich merke, dass ich das richtige Buch lese? Wenn ich mich an schlechten Tagen aus der Realität in die Geschichte zurückziehen kann und dir die Charaktere auf eine unerklärliche Weise helfen können, wieder aufzustehen und weiterzumachen. Manchmal ist es schwer zu warten, es gibt Momente da möchte man alles hinter sich lassen, aber es ist viel schlimmer etwas zu bedauern, wenn man kurz vor dem Ziel einen Rückzieher macht. Und wenn man die richtigen Menschen an seiner Seite hat, dann wird auch jede dunkle Phase vorüberziehen.
Ich muss zugeben, dass ich „Nicht weg und nicht da“ von Anne Freytag genau das war, was ich in den letzten Tagen gebraucht habe. Obwohl mich die Thematik persönlich schon sehr angesprochen hat, hätte ich niemals damit gerechnet, dass diese Geschichte so dermaßen viel in mir auslöst und zu meinem Anker wird. Immer wenn ich das Buch zur Hand genommen habe, konnte ich schon direkt bei der ersten Zeile wieder an diesen Ort voller Hoffnung zurückkehren.
Meiner Meinung nach kann eine Rezension diesem Buch nicht gerecht werden, da es schlichtweg keine Worte gibt, um zu beschreiben, was ich während des Lesens gefühlt habe. Anne Freytag schreibt kurz und zackig. Aber trotzdem so wortgewandt und auf den Punkt, sodass mich diese Ehrlichkeit fassungslos gemacht hat. Ich hatte Gänsehaut, konnte an manchen Textstellen die Tränen nicht mehr zurückhalten und vor allen Dingen musste ich es mehrmals wieder die Geschichte pausieren – um meine Gefühle zu verarbeiten und die Handlungen zu verstehen. Die Playlist zum Buch habe ich die ganze Zeit während des Lesens gehört. nicht nur weil die Lieder immer in der Story präsent waren und sie auch genau meinem Musikgeschmack versprachen; sie waren wirklich gut ausgewählt und haben die Emotionen und die Stimmung auch besser rübergebracht.
Ich habe noch nie ein Buch gelesen, wo jemand so ehrlich über das Thema Selbstmord geschrieben hat, denn in „Nicht weg und nicht da“ werden Kristophers Handlungen nicht verschönigt – nein, alles war echt und tat so weh, als würde ihn persönlich kennen und ihn mit Luise zusammen verlieren. Auf der einen Seite will man seine Taten nicht verstehen, denn seine Handlungen waren selbstsüchtig und naiv, aber auf der anderen Seite war einem als Leser bewusst, dass er genau wusste mit welchen Problemen er seine Familie zurückgelassen hatte. Anne Freytag hat einen Weg gefunden diesem verzweifelten Menschen eine Stimme zu geben und ihn zum Sympathieträger der Handlung zu machen. Ich fand es manchmal echt erschreckend, wie viel Ähnlichkeiten ich doch mit ihm hatte, nicht auf Grund seiner todessehnsüchtigen Gedanken, doch aufgrund seiner Macken und dem Menschen, der er abseits seiner Krankheit war.
Und in dem Moment wird mir klar, dass es nicht schwach ist, eine Schwäche für jemanden zu haben. Es ist in Ordnung.
Dass die Geschichte sich das ganze Buch über mit Trauerbewältigung beschäftigt, hat mir besonders gut gefallen. Anne Freytag zeigt, dass nicht alle Wunden sofort heilen und uns die Narben ein Leben lang begleiten. Die Liebesgeschichte war auch nach dem Muster aufgebaut. In vielen Büchern ist es so, dass sobald sich die Protagonisten treffen, ihre Probleme sich aufgrund ihrer Anziehungskraft in Luft auflösen. Hier ist es anders. Luise’s Depressionen verschwinden nicht, als Jakob und sie sich kennenlernen – er hilft ihr lediglich dabei, die schönen Seiten des Lebens wieder kennenzulernen und das auf eine Weise, wie jeder Mensch von uns sich Zuneigung wünscht.
Mehr möchte ich zu der Geschichte auch gar nicht sagen, denn ich finde man muss Luise & Jakob möglichst ohne viele Vorkenntnisse auf ihrer Reise begleiten. Eines steht aber fest: Egal was uns widerfahren ist, wir sollten den Mut nicht aufgeben, denn am Ende werden wir alle wieder einen strahlenden Regenbogen sehen können!