Ein Buch, das nachwirkt
Ich habe hin und her überlegt, ob ich überhaupt eine Rezension zu diesem autobiografischen Roman schreiben möchte. Denn ich finde, schon alleine aus Respekt steht dieses Buch außerhalb jeder Kritik. Aus ...
Ich habe hin und her überlegt, ob ich überhaupt eine Rezension zu diesem autobiografischen Roman schreiben möchte. Denn ich finde, schon alleine aus Respekt steht dieses Buch außerhalb jeder Kritik. Aus Respekt vor der Autorin und ihrem großen Verlust, aus Respekt vor Danny und seinem schonungslos harten Schicksal.
Aber als ich merkte, wie tief mich dieses Buch berührt hat, wusste ich, ich muss einfach darüber schreiben.
Jessica ist 17, als sie den zwei Jahre älteren Danijel, kurz: Danny, kennenlernt. Zuerst glaubt sie, Danny sei ein oberflächlicher, arroganter Schönling, doch schon bald hat er sie in seinen Bann gezogen, und schließlich lernen sie sich immer besser kennen. Jessie erkennt, dass Danny ein integrer und fürsorglicher Mensch ist. Ein Mensch, der als Kind leider viel zu schnell erwachsen werden musste. Der als Kind ausgeliefert war und seither traumatisiert ist. Dem sein gesunder Ehrgeiz, seine Ehrlichkeit und seine Besonnenheit auf lange Sicht nichts nützen. Denn sein Schicksal ist besiegelt. Besiegelt von dem Menschen, dem Danny als Kind eigentlich hätte vertrauen können dürfen und müssen...
Am besten haben mir die Kennenlernkapitel und das Herauskristallisieren der wahren Person Danny, die Beschreibung von Jessies Gefühlen, als Danny in den USA war (z. B. wie „nicht komplett“ Jessie sich fühlte, und dass einfach „nichts mehr richtig“ war, konnte ich sehr gut nachempfinden) und ca. das letzte Viertel des Buches gefallen. Was für ein tragisch-schönes Gedicht, das Danny Jessie schreibt!
Großes Lob auch an das Lektorat (auch wenn für meinen Geschmack Danny etwas zu oft „leise in sich hinein lachte“).
Zuerst habe ich gedacht, warum hat die Autorin sich so gequält und alles nochmals in einem Buch niedergeschrieben. Aber natürlich nimmst Du jede Gelegenheit, die Dir bei der Verarbeitung helfen könnte, wahr. Und wie schön ist es, dass Jessie Danny mit diesem Buch hat weiterleben lassen. Nicht nur in ihren eigenen Gedanken, in denen er sicherlich immer weiterleben wird, sondern auch in der Fantasie ihrer Leser. Ich habe Danny richtig in mein Herz geschlossen. Und ich werde dieses Buch nie mehr vergessen. Es hat trotz all der Bestürzung und Traurigkeit, die ich beim Lesen empfand, irgendwie auch eine Art Zuversicht und Vertrauensgefühl transportiert (auch wenn am Ende nicht alles wie geplant gelaufen ist). Es war schön, dass Danny schließlich doch noch so viel Liebe erfahren konnte und erkennen durfte, dass Liebe so stark sein kann, dass ein Mensch sich auf seinem letzten Weg nicht alleine fühlt.
Danke, Jessie!