Leserunde zu "Alles, was du für mich bist" von Nora Welling

S.100: "Wenn man soviel Zeit wie ich damit verbringt, den eigenen Körper zu hassen, weiss man, wie sich das anfühlt.

Luis und Nuria sind nicht viel unterschiedlicher. Dieser Satz hat mich mitgenommen.

Keine Wolke weit und breit. Nur helles, perfektes Blau und Unendlichkeit. Nicht einmal ein Vogel kreuzt die Perfektion. In genau diesem Unendlichkeitsblau sollten wir die Zimmerdecke von Luis' neuem Reich streichen. Bei diesem Anblick wird der Körper ganz leicht, fast schwerelos. Als würde es genügen, die Arme ein wenig zu bewegen, und man könnte abheben und alle Probleme der Welt hinter sich lassen.

Ich liebe so poetische Stellen, so nachdenklich und in denen man versinken kann, in denen man einfach über das eine oder andere philosophiert.

Einen Moment lang wünschte ich mir, ich hätte mehr gemacht aus meinem Leben. Mehr gelebt. Anders gelebt. Mehr geliebt.

Es drückt einfach aus, wie es vielen geht/gegangen ist, weil man vielleicht das eine oder andere an sich vorbeiziehen hat lassen, weil es aus irgendeinem Grund opfern musste oder hat. Weil man auf etwas fokussiert ist, jedoch das restliche Leben verpasst/vergisst, obwohl das Leben manchmal aus mehr besteht.

Teil 1)

Okay. Da les‘ ich die ganze Zeit das Buch, habe tausende Lieblingsstellen, sinniere über diesen wundervollen Schreibstil, und plötzlich erschrecke ich, weil ich die Momente erlebt habe, und mir keine Notizen gemacht habe für Lieblingszitate. Trotzdem habe ich mich dann an ein paar Zitate und stellen erinnert, die ich besonders hervorheben will. Allerdings natürlich erstmal nur aus Abschnitt 1, denn, wenn ich das Ganze nach dem Ende der Lektüre machen würde, wäre hier alles voll mit meinen Zitaten. Los geht‘s.

Seite 33 oben: Doch dann kam das Leben dazwischen. Mit all seinen Neuanfängen und finish Lines, und wir haben begriffen, dass für immer und alle Zeit viel zu lange ist, um sich das versprechen zu können. Trotzdem regt s ich bei Nurias Worten etwas in mir. Womöglich Ist unsere Freundschaft gar nicht gestorben, erstickt durch Zeit und Entfernung. Womöglich macht nämlich genau das eine echte Freundschaft aus. Dass man sich entfernen kann, ohne einander zu verlieren. Dass man immer wieder anknüpfen kann, als wäre nichts geschehen. Auch dann, wenn in Wahrheit alles geschehen ist und nichts mehr ist, wie es einmal war oder wie es sein sollte.

<- muss ich das irgendwie erklären? Das Zitat ist doch irgendwie selbstredend und strotzt vor Wahrheit, wie etwas sein sollte.

Seite 42 oben: Auch nach Monaten kann ich immer noch nicht glauben, wie viel Gemeinheit in der Welt herrscht. „Die hatten alle keine Ahnung, aber dafür eine Meinung.“

<- ist eben so. Die Welt ist gemein, und jeder denkt, seine eigene Meinung sei die richtige.

Seite 43 unten: „Ich schätze er will einfach kein Held sein. Für niemanden. Auch nicht für seine Familie. Das Ding mit Helden ist nämlich: So richtig verehrt werden sie meistens erst, wenn sie gestorben sind.“

<- ……und gestorbene Helden können für niemanden mehr da sein, den sie lieben. Das ist schade. Und ich mag den Satz irgendwie total.

Seite 65 oben: Vielleicht muss man erst weg gewesen sein, um zu begreifen, wie kostbar es ist, einen Ort zu haben, an den es sich zurückzukehren lohnt.

<- kann man auch auf Menschen beziehen, weil es so schön zweideutig ist, denn auch Luis könnte dies auf Nuria beziehen. Das alte „Man weiß erst was man hat, wenn es verloren ist“ in einer anderen Form, und trotzdem aussagekräftig.

Seite 80 Mitte: als ich ihr sagte, die Schale sähe aus wie eine Schale, stieß sie mich so fest vor den Brustkorb, dass ich um ein Haar auf dem Allerwertesten gelandet wäre. Natürlich war sie der Meinung, die Schale sähe eindeutig wie ein R aus.

<- gaaaaanz ehrlich, hier musste ich total laut auflachen und prusten, weil ich mir das richtiggehend vorstellen konnte. Weil es diese Atmosphäre der Kinder mit sich bringt. Das verliebte Mädchen, der Junge der wirklich gar nichts weiß, und dann auch noch soooooo ehrlich ist, und…. hach seufz :D. Eine Schale ist eine Schale ist eine Schale.

Seite 101 ganz unten: Und obwohl sie über meinen geschundenen Körper spricht, lache ich.

<- weil es zeigt, wie gut die beiden sich gegenseitig tun, und weil es total hoffnungsvoll ist, diese Szene zu lesen. Weil es die Hoffnung für Luis zeigt, und er diese das erste Mal akzeptiert.

Seite 141 ganz unten: “Daran kann es nicht liegen. Dich zu küssen ist, wie mit den Lippen zu träumen.“

<- ach kommt schon. Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich diese Szene nicht einfach absolut anbetungswürdig finden würde. Mein romantischer Sinn ist da wohl ziemlich am Überlaufen. Und das nicht des Kusses wegen, sondern der Art und der Worte, die ihm beiwohnen.

Seite 144 Mitte: Ich komme nicht mehr dazu, auch nur einen einzigen dieser Gedanken laut auszusprechen, denn sie wendet sich ab und geht davon. Doch diese Rechnung hat sie ohne den Wirt gemacht. So einfach fliegst du mir nicht davon, mein Vögelchen. Wir zwei haben noch einiges zu bereden.

<- Haha :D . Ich liebe diese Vehemenz, weil es anzeigt, mit welcher Leidenschaft Luis dann doch bei der Sache ist, und wie wichtig es ihm ist, Nuria nicht gehen zu lassen. Das zeigt auch, dass sie ihm auf gar keinen Fall egal ist. Und auch ein wenig, wieviel Kraft und Leben in Luis steckt, wenn es um diese für ihn wichtigen Dinge geht. In diesem Fall Nuria.

Es wurden schon so viele schöne Zitate genannt. Zum Beispiel "mit den Lippen träumen". Aber 2 ganz besonders schöne möchte ich noch unbedingt nennen.

S. 35
"Die ganze Zeit über höre ich Nurias Lachen in meinem Ohr und die Art, wie sie beste Freunde für alle Zeiten gesagt hat."

😍😍😍 So romantisch 🥰 und ich finde einfach, dass dieser Satz Luis sehr gut beschreibt. Er erfreut sich an den kleinen Dingen des Lebens und es zeigt die tiefe Freundschaft zu Nuria.

S. 101
"So, wie die Dinge stehen", sie zieht eine Augenbraue hoch, "haben wir eine Menge Möglichkeiten, dich wieder fit zu bekommen."

Das fand ich sehr amüsant. Für beide wahrscheinlich unangenehm, aber sie haben die Situation echt schön gelöst 😅

"Ich falle und ich falle, und einen Moment lang wünsche ich mir, ich hätte mehr gemacht aus meinem Leben. Mehr gelebt. Anders gelebt. Mehr geliebt. Ich wäre öfter geschlendert statt immer nur gerannt."

Diese Stelle berührt mich unglaublich, weil es mein größter Wunsch ist, dass ich diese Gedanken einmal nicht haben werde. Es kann jeden Moment vorbei sein und es zählt jede Sekunde. Ich möchte nicht, dass mein Leben an mir vorbei"rennt", ich möchte jede einzelne Minute leben und genießen. Das ganze Buch, aber vor allem diese Stelle, ermutigen mich, meine Zeit nicht zu vergeuden, sondern zu benutzen, um zu leben und zu lieben.

Teil 2)

Gleiches Problem wie bei Teil 1. Ich könnte hier tausend Lieblingszitate nennen, habe aber vor lauter Faszination des Lesens nicht alle mitgeschrieben, und mir gerade ein paar Nummern notiert, wo ich kurz mal dran gedacht habe :D.

Seite 181-182: So unsicher meine Zukunft momentan auch aussehen mag, so beschissen mein Leben sich zurzeit auch anfühlt, der Unfall hat mich zurück zu Nuria gebracht, und das ist etwas Gutes.

<- mir gefällt die Stelle, weil Luis hie etwas Positives im Negativen sieht, und zwar, dass er etwas bekommen hat, das ihm wichtiger ist als das, was er vor dem Unfall hatte. Nämlich Nuria.

Seite 200-201: Ich bin ein verdammter Junkie. Ich rieche den Wind und sehe den Himmel, und mein verdammter Körper verlangt nach seinem Stoff.

<- ich meine, ich liebe das Meer und den Wind auch, aber solch eine Umschreibung macht es dann nochmal intensiver.

Seite 205 oben und unten: Womöglich ist doch nicht alles schlecht an meinem neuen Leben. UND

Aber mit Nuria ist eine ruhige Gewissheit in mein Leben eingekehrt. Was passieren soll, wird passieren. Ich muss es nicht erzwingen, muss nicht dafür kämpfen und darum ringen.

<- weil hier wieder die Akzeptanz da ist, und man fühlt, was Nuria Luis bedeutet. Außerdem finde ich den zweiten Satz fast schon auf alle Menschen übertragbar. Denn in Hast und Ungeduld leben ja eigentlich alle, und keiner kann warten, und alles muss immer schnell gehen. Was sich blöd finde ^^. Ein wenig mehr Gelassenheit, und Gewissheit, dass Dinge eben zu ihrer Zeit passieren, würde uns allen guttun.

Seite 212: Fünf Minuten später hat die Erde uns wieder, doch ein Stück meines Herzens bleibt für immer im Himmel zurück.

<- das beschreibt so toll die Sehnsucht nach etwas, nach einem Ort. Der Himmel, das Meer, oder wo auch immer der Sehnsuchtsort liegen mag, den man einmal kennengelernt hat, und bei dem es fast schon Liebe auf den ersten Blick war.

Seite 342: „Wenn du glücklich werden möchtest, musst du aufhören, dein Leben nach den Regeln anderer auszurichten. Nur du kannst wissen, was dich glücklich macht, und wenn du das herausgefunden hast, dann handle danach.“

<- ich mein wow. Ich selbst handle wohl auch nie nach meinem eigenen Glück, und ich gebe zu, dass das ein schwieriger Schritt ist. Aber Linda hat wirklich recht. Ich hatte lange Zeit auch Menschen um mich, bei denen ich dachte, ich müsste ihnen alles recht machen, und darf nur das tun, was sie mir erlauben, und müsse so handeln, wie sie es von mir wollen. Und sich von dem zu trennen, was einem nicht guttut, ist ein großer Schritt.

Seite 345: „Nicht denken. Gar nicht mehr denken. Nur fühlen.“

<- äh ja. Mir wurde auch immer nachgesagt, ich denke zu viel, und soll das Denken sein lassen, weil sich die Gedanken drehen und…… ist ja auch egal. Auf alle Fälle…….. wie soll ich bei so einem Satz bitte nicht niederknien und ihn einfach nur anbetungswürdig finden? :D

"Nichts an dem, was du fühlst oder nicht fühlst ist falsch. Gefühle sind nicht richtig oder falsch. Sie sind, was sie sind. Ohne Wertung. Das Einzige, was du dich fragen musst ist: Wie sieht das Leben aus, das du führen möchtest? Willst die alleine sein? Nur weil du dich in dem, wie andere ihre Gefühle beschreiben, nicht wiederfindest?"-Seite 342

-> Diese Zitat zeigt nochmal, dass es nicht sowas wie richtig oder falsch gibt, wenn es um die Liebe geht und man Lieben soll wie man will und wen man will.

"Wenn du glücklich werden möchtest, muss du aufhören, dein Leben nach den Regeln anderer auszurichten. Nur du kannst wissen, was dich glücklich macht, und wenn du das herausgefunden hast dann handle danach."-Seite 342

-> Ich finde dieser Satz passt nicht nur zu der Liebe sondern zu Leben im allgemeinen und, dass man das machen soll, was einen Glücklich macht. Denn letzten Endes ist es dein Leben und du musst alleine darüber entscheiden.

Dieser Abschnitt gehört zu meinen Favoriten.

"Fünf Minuten später hat die Erde uns wieder, doch ein Stück meines Herzens bleibt für immer im Himmel zurück." (Seite 212)

Diese Worte haben mich so sehr berührt. Dass Nuria erkennt, warum Luís das Fliegen so sehr liebt. Dass sie nun selbst das Fliegen liebt und es sogar noch mal machen möchte.
Man erkennt wieder einmal, wie ähnlich sich die Beiden trotz aller Unterschiede sind.
Man erkennt, wie gut Nuria Luís kennt, dass sie weiß, wie sehr er es vermisst zu fliegen. Und dass sie deshalb sich etwas überlegt, um es ihm wieder zu ermöglichen - auch wenn es anders ist, als er es gewohnt ist.

" 'Rosa Elefanten sind sehr seltene Tiere.' Luís nimmt meine Bitte auf und imitiert dabei erstaunlich gut die Stimme eines bekannten Sprechers von Naturdokumentationen. 'Ihr bevorzugter Lebensraum sind die Kinderzimmer kleiner Prinzessinnen und...' " (Seite 240)

Ich fand die Szene so süß. Luís hat dafür gesorgt, dass sich niemand wirklich über Nuria lustig macht. Er hat die Spannung aus der Situation genommen, die eigentlich in keiner Weise lustig war, bis Nuria etwas über rosa Elefanten gesagt hat.
Ich habe diese Szene wieder und wieder gelesen, und jedesmal hat sie ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert.

"Ich küsse sie mit all meiner Angst, sie zu verlieren, weil sie in Wahrheit einen anderen liebt."
S. 215

Dieser Satz tut weh 💔
Er hält fest und nimmt was er bekommen kann, weil er etwas denkt was nicht mehr der Wahrheit entspricht. Ach, wenn er doch wüsste, dass sie mehr für Luis als für Ramon fühlt...