Unfassbar gut - typisch Fitzek!
Ich kann gar nicht beschreiben, wie schnell ich den neuen Psychothriller von Sebastian Fitzek förmlich VERSCHLUNGEN habe. Ich bin echt eine langsamere Leserin, aber das Buch habe ich neben der Schule an ...
Ich kann gar nicht beschreiben, wie schnell ich den neuen Psychothriller von Sebastian Fitzek förmlich VERSCHLUNGEN habe. Ich bin echt eine langsamere Leserin, aber das Buch habe ich neben der Schule an drei Tagen unter der Woche gelesen.
Die Darstellung der Protagonistin Olivia ist echt beeindruckend und kaum zu übertreffen. Sie ist willensstark und hat solch eine Liebe gegenüber ihrer Tochter, dass sie alles für das Leben von Alma tun würde - und wird. Einen solchen Einsatz „sieht“ man selten und ist definitiv zu bewundern. In welche Gefahren sich Olivia für ihre Tochter begibt ist wahnsinnig - bedingungslose Liebe, obwohl Alma nicht ihre leibliche Tochter ist; dennoch ist ihre Bindung so unfassbar stark. Auch finde ich alle anderen Charaktere sehr gut dargestellt, vor allem die Charakterstärke und Tiefgründigkeit sind sehr überzeugend - Fitzek eben.
Die Handlung ist einwandfrei: mitfiebern, mitdenken, miträtseln. Und vor allem letzteres. Herrlich. Eine mehr als nur klare Empfehlung, wenn man den Fitzek’schen Nervenkitzel liebt.
Ab hier definitiv Spoiler. Also nicht weiterlesen, insofern dir der Inhalt des Buches noch nicht bekannt ist.
Mich fasziniert die Art, wie Fitzek seine Bücher verfasst. Sonst wären mir die sprachlichen Ausfälligkeiten - oder sollte man eher Auslassungen sagen?; passt beides - nie aufgefallen, die am Ende das Rätsel rund um Valentins Rogall und die Kalendermädchen-Legende in Rabenhammer, Bayern gelöst haben. Wahnsinnig, wie es ein einziger Autor schaffen kann, für diese eine spezielle Person keine Pronomen zu nutzen sondern nur den Namen des Täters, OHNE dass es auffällig wird. Alleine die Idee - gewaltig!
Ich war vom Anfang bis zum Ende gefesselt von der Handlung und habe wirklich oft die falschen Personen darin beschuldigt, psychopathisch und/oder der Täter zu sein … vor allem aber auffällig zu sein. Darunter auch des öfteren Elias, auch wenn ich bei ihm dauernd im Zwiespalt stand, ob er nun wirklich nur hilft oder Dreck am Stecken hat. Sein Auftreten war für mich einfach seltsam, er hatte für mich zu schnell zu viele Information und hat wirr gesprochen - letztendlich aber war er ja Olivias „Rettung“, die Person, die viele der einzelnen Puzzleteile zusammengesetzt und das Rätsel größtenteils gelöst hat. Letztendlich hat sich jedoch geklärt, dass das Verhalten einfach Teil seines Charakters, seiner Art, seiner Person ist.
Ich habe außerdem oft Vermutungen angestellt, sie wieder verworfen, in neuen Kombinationen aufgestellt … aber mit der, die ich rund um Elias hatte, hat sie sich tatsächlich bestätigt, auch wenn nur zur eine Hälfte (und das zu der Hälfte, die ich mir ausgemalt habe, aber im Bezug auf den Roman nur die halbe Wahrheit darstellt). Spätestens als er am Ende des Psychothrillers davon spricht, dass er adoptiert sei, schloss sich der Kreis rund um meine Theorie vollkommen. Wer seine Mutter ist hatte mir vorher zwar schon in Form einer Idee in meinen Gedanken herumgeschwirrt, aber spätestens dort wusste ich es mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit.
Und genau dieses Mitfiebern liebe ich an den Romanen Fitzeks: selbst Ideen anstellen, mögliche Lösungswege finden und am Ende in den meisten Fällen dann doch hinters Licht geführt worden zu sein - einfach fantastisch.
Ich kann es einfach nicht oft genug sagen: Wahnsinnig gut. Fast schon krankhaft, wenn man es so ausdrücken möchte (und ich möchte nicht nur, sondern ich will).
Alle Charaktere fand ich einmalig, zwar manchmal grausam aber dennoch interessant. Vor allem Olivia hat mich immer und immer wieder einfach nur positiv überzeugt. Gerade ihre Fähigkeiten als Psychotherapeutin sind genial, und sie weiß einfach wie man sie richtig anwendet. Sie ist vom Fach!
Spricht also wahrheitsgemäße Dinge aus, so gehen einem die Worte „einfach über die Lippen wie das Abc“, erzählt man aber eine Lüge, oder konstruiert gerade Unwahrheiten während eines Gesprächs, so verliert man das locker sein, die Körpersprache, die einem sonst so von der Hand geht, die Mimik verändert sich, friert ein - genau so, als würde man das Abc rückwärts aufsagen. Die Konzentration auf das Lügen ist zu groß, sodass andere Dinge gar nicht mehr wirklich möglich sind.
Das ist tatsächlich echt ein neuer Aspekt, der mir vorher noch nicht bewusst war und den ich mir mit Sicherheit merken und im Gehirn abspeichern werde.
Könnte ja immer mal ein Serienkiller oder ähnliches mit einem in einem Raum sein oder einem gegenüber stehen. Dann ist sowas sicherlich nützlich.
Ich bin Ihnen nicht auf die Schliche gekommen, Name des Täters (damit ich nicht noch mehr spoilere als eh schon) … aber ich war durchaus fasziniert davon, wie dieser Plan ausgedacht und konstruiert wurde und schlussendlich auch mehr oder weniger aufgegangen ist. Wer alles damit reingespielt hat, wer wie Marionetten für Sie gearbeitet hat, „die einen wissentlich, die anderen unwissentlich“. Wäre Ihnen Olivia durch ihre super Menschenkenntnisse und Körperspracheanalysen nur nicht auf die Schliche gekommen …
Alles in allem, wie an meiner ausführlichen (was für mich äußerst ungewöhnlich ist) Rezension zu sehen, kann ich den Roman einfach nur empfehlen. Er ist ein Meisterwerk, wie es im Achtung, flacher Witz Buche steht.