Cover-Bild Heimkehren
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 29.11.2017
  • ISBN: 9783832198381
Yaa Gyasi

Heimkehren

Roman
Anette Grube (Übersetzer)

Obwohl Effia und Esi Schwestern sind, lernen sie sich nie kennen, denn ihre Lebenswege verlaufen von Anfang an getrennt. Im Ghana des 18. Jahrhunderts heiratet Effia einen Engländer, der im Sklavenhandel zu Reichtum und Macht gelangt. Esi dagegen wird als Sklavin nach Amerika verkauft. Während Effias Nachkommen über Jahrhunderte Opfer oder Profiteure des Sklavenhandels werden, kämpfen Esis Kinder und Kindeskinder ums Überleben: auf den Plantagen der Südstaaten, während des Amerikanischen Bürgerkrieges, der Großen Migration, in den Kohleminen Alabamas und dann, im 20. Jahrhundert, in den Jazzclubs und Drogenhäusern Harlems. Hat die vorerst letzte Generation schließlich die Chance, einen Platz in der Gesellschaft zu finden, den sie Heimat nennen kann und wo man nicht als Menschen zweiter Klasse angesehen wird?
Mit einer enormen erzählerischen Kraft zeichnet Yaa Gyasi die Wege der Frauen und ihrer Nachkommen über Generationen bis in die Gegenwart hinein. ›Heimkehren‹ ist ein bewegendes Stück Literatur von beeindruckender politischer Aktualität.

New-York-Times-Bestseller

Das Hörbuch erscheint am 4. August bei DAV, gelesen von 14 Sprecherinnen und Sprechern:
Bibiana Beglau, Wanja Mues, Britta Steffenhagen, Götz Schubert, Johann von Bülow, Stefan Kaminski, Felix Goeser, Bjarne Mädel, Max Mauff, Rike Schmid, Jodie Ahlborn, Jule Böwe, Judith Engel, Lisa Wagner

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.08.2017

Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Sklavenhaltung

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Noch nie habe ich ein Buch über ein so schwieriges Thema gelesen, das literarisch so gut konzipiert und geschrieben ist.

Ehrlich gesagt habe ich vor dem Lesen ein wenig gezögert. Plötzlich war ich mir ...

Noch nie habe ich ein Buch über ein so schwieriges Thema gelesen, das literarisch so gut konzipiert und geschrieben ist.

Ehrlich gesagt habe ich vor dem Lesen ein wenig gezögert. Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich so viele schlimme Dinge über Sklavenhaltung und Rassismus lesen kann und will.

Aber als ich einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören.
Dieses Buch zieht in den Bann, auch wenn natürlich viele schlimme Dinge passieren. Aber es gibt in jedem Kapitel auch etwas Herzerwärmendes, Lebens- und Liebenswertes. Und das macht die Lektüre gut erträglich. Der Schreibstil ist darüber hinaus klar und gut verständlich. Irgendwie leicht, trotz der schweren Thematik.

Das Buch erzählt chronologisch die Geschichte von zwei Familienzweigen, die aus zwei Halbschwestern entstehen (die sich übrigens nie kennen lernen).

Die ältere Schwester Effia wächst an der Goldküste - auf dem Gebiet des heutigen Ghana - als ungeliebtes Kind einer Stiefmutter auf, der das Baby untergeschoben wurde. Später wird sie mit einem weißen Kommandanten der Sklaven-Festung verheiratet. Es war wohl sehr üblich, dass die weißen Sklavenhändler eine einheimische Frau heirateten - obwohl in der Heimat eine Ehefrau und Kinder warteten. Die Ehe wird trotzdem einigermaßen glücklich. Und die Nachfahren dieser Verbindung werden reich und mächtig mit dem Sklavenhandel. Denn es war mitnichten so, dass nur die Weißen die Schwarzen gejagt und gefangen hätten - nein - diese Arbeit haben einheimische Stämme gemacht, die ihre Kriegsgefangenen meistbietend an die Weißen verkauft haben. Dies war für mich persönlich eine neue Erkenntnis, hier war ich vorher wohl uninformiert.
Dieser Erzähl-Strang reicht von Effia bis zu der Zeit, als ihre Nachfahren sich zunächst vom Sklavenhandel abwenden und spätere Generationen in die USA auswandern.

Esi, die Halbschwester von Effia, wächst zunächst mit ihrer Mutter auf. Als ihr Dorf dann aber überfallen wird, gibt die Mutter auf und Effia wird als Sklavin nach Amerika verschleppt. Das Einzige, was die Mutter ihr hinterlässt, ist ein Stein mit Goldschimmer. Den gleichen Stein hat die Mutter damals für Effia hinterlassen - und Effia wird ihn bei ihrer Heirat bekommen und dabei erfahren, dass sie nicht die Tochter ihrer Stiefmutter ist, sondern von einem Hausmädchen abstammt, die "ins Feuer gegangen" ist.

Feuer und diese Steine werden im gesamten Roman immer wieder thematisiert.
Dem Familienzweig von Effia wird es gelingen, den Stein von Generation zu Generation weiterzugeben. Esi verliert den Stein jedoch schon im Verlies der Festung, vor der Verschiffung nach Amerika. Und auch im folgenden Verlauf sind Esis Nachkommen die Opfer von Versklavung, unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Rassismus. Und der Weg hinaus in ein menschenwürdiges Leben ist hart.

Und irgendwann am Ende werden die Nachfahren der beiden Schwestern die Festung in Ghana besuchen. Und "Heimkommen".

Erzählt wird eine fulminante Familiengeschichte in recht kurzen Kapiteln, die jeweils abwechselnd von einer Person pro Generation aus jeweils einem Familien-Strang erzählen. (Ein Tipp: Hinten im Buch gibt es einen Stammbaum, der hilft bei der Übersicht).
Auch wenn auf diese Art nur Bruchstücke aus den Erlebnissen der Familien erzählt werden, wirkt die gesamte Geschichte trotzdem komplett.

Als Leser erfährt man immer kurz, was aus der Vorgängergeneration geworden ist. Dieses abwechselnde Erzählen macht die Lektüre spannend. Durch geschicktes Erzählen schafft es die Autorin, dass man als Leser den Überblick behält.
Es ist übrigens auch möglich, zunächst nur die geraden und danach die ungeraden Kapitel hintereinander zu lesen. Ich habe dies ab dem zweiten Teil des Buches gemacht und es gab keine Verständnisschwierigkeiten.

Nachdem ich in letzter Zeit recht viele Bücher über Afrika und Rassismus gelesen habe (Americanah, Jeder Tag gehört dem Dieb, Diese Dinge geschehen nicht einfach so, Swing Time), muss ich sagen, dass dieses Buch das literarisch und inhaltlich am besten gelungene Werk war.

Dieses Buch hat mich berührt und begeistert.
Und ich denke, es sollte Schullektüre werden.

Veröffentlicht am 24.08.2017

Komplexer Generationsroman

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Heimkehren ist ein richtig komplexer Roman, da er seine Themen durch einen großen Zeitraum transportiert und dabei die handelnden Figuren relativ rasch wechseln. In der Regel tauchen die alten Personen ...

Heimkehren ist ein richtig komplexer Roman, da er seine Themen durch einen großen Zeitraum transportiert und dabei die handelnden Figuren relativ rasch wechseln. In der Regel tauchen die alten Personen in den neuen Kapitel auch nur selten auf, dennoch gibt es offensichtlich ganz starke Verbindungen.

Das sich der Ton der Geschichten im Verlaufe der Zeit verändert, merkt der Leser erst allmählich, zum Beispiel in Teil 2 mit H. als Protagonist 1880 spürt man eine andere Sprache als noch zu Anfang des Buches. Natürlich ist da auch zwischen den afrikanischen und den amerikanischen Abschnitten zu unterscheiden
Auch inhaltlich gibt es Veränderungen, das wird z.B. deutlich im Abschnitt als Willie und Robert nach Harlem gehen und die Beschreibungen des Jazzclubs Jazzing.
Auch die Geschichte von Yaw und der Entstehung seiner Brandnarbe oder von Sonny und seine Arbeit für das NAACP sind beeindruckend. Das gilt auch für die Geschichte von Marjorie und Marcus, mit der der Roman schließlich schließt..
Es gibt in fast allen dieser Episoden so viel zu entdecken und manche hätten das Potential für eigene Romane.

Diese Romankonzeption ist ein großer, umfassender Ansatz um die Geschichte der Sklaverei zu erzählen und die Autorin hat die entsprechenden Mittel.
Wenn eine junge Autorin so schreiben kann, darf man viel von ihr erwarten. Es sei denn, das war schon ihr wichtiges Thema, mit dem sie sich dann ausgeschrieben hat.
Das muss man abwarten.

Veröffentlicht am 22.08.2017

Unglaublicher Roman

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Der Debut - Roman " Heimkehren" von Yaa Gyasi ist ein wunderbares Buch. Die Autorin Yaa Gyasi hat einen Roman geschrieben, der das Leben zweier afrikanischer Schwestern und die vielen folgenden Generationen ...

Der Debut - Roman " Heimkehren" von Yaa Gyasi ist ein wunderbares Buch. Die Autorin Yaa Gyasi hat einen Roman geschrieben, der das Leben zweier afrikanischer Schwestern und die vielen folgenden Generationen erzählt.
Dieser Roman ist keine der üblichen Familiengeschichten, sondern ein hoch politischer Roman. Er fängt im 18. Jahrhundert an und zeigt anhand historischer Begebenheiten das Leben afrikanischer und afroamerikanischer Nachkommen der beiden Schwestern bis heute. Dabei gelingt der Autorin durch einen schriftstellerischen Kniff, dass der Lebensweg der Schwestern und ihrer Nachkommen auf zwei verschiedenen Kontinenten parallel verlaufen.Das Buch ist sehr gut recherchiert, und so verwebt Yaa Gyasi ihre Geschichte mit der historisch verbürgten Wahrheit. Und diese Wahrheit ist so brutal und hart, dass dem Leser der Atem stockt. Und immer wenn er meint, schlimmer geht es nicht, bringt das nächste Kapitel neue Schrecken. Das soll nicht als Horrorbuch verstanden werden, niemals vergisst der Leser, dass hier historische Fakten wiedergegeben werden, dass Menschen dies erleben mussten.
Mir ist an diesem Buch erschreckend klar geworden, dass zwischen Schwarzen und Weißen wohl noch sehr lange Gräben bestehen werden, denn das kollektive Bewusstsein beider Rassen ist noch tief verankert in uns. Dieses Buch ist ein sehr "schwarzes" Buch. Man spürt in der Sprache der Autorin das Unverständnis, die Hilflosigkeit, den Zorn und die Mystik afrikanischer Völker.
Das war auch einer der spannenden Aspekte des Romans. Hier durfte der Leser viel über die Kultur, Geschichte und das Leben des heutigen Ghanas erfahren. Ohne Tourismus-Schönfärberei, ohne Glorifizierung der afrikanischen Kultur.

Die Sprache der Autorin ist voller Zartheit, bildhaft, in Teilen mystisch, intelligent und berührt Herz und Verstand. Das klingt wirklich sehr kitschig, aber es ist wirklich so. Selten habe ich so eine berührende Sprache gelesen, und selten hat sich mein Verstand über die sprachlichen Feinheiten, über die Fantasie der Wortschöpfungen, über den manchmal fremdartigen Klang ihrer Sprache erfreut.

Yaa Ghasi hat einen ungeheuer beeindruckenden und wichtigen Roman geschrieben, indem sie neben der Geschichte der Sklaverei auch aufzeigt, wie tief der Rassismus auch heute noch in den Menschen vorhanden ist.
Dieses Buch bietet keinen Ansatz für eine Lösung des Konfliktes zwischen Schwarzen und Weißen. Vielleicht ein bisschen Hoffnung in den letzten Kapiteln. Aber wahrscheinlich ist das eher mein eigener Wunsch. Denn nach der Lektüre dieses Buches möchte ich immer noch die Hoffnung nicht aufgeben, dass eines Tages die Hautfarbe eines Menschen wirklich und wahrhaftig keine Rolle mehr spielen wird.


Mich hat dieses Buch neben den außergewöhnlichen schriftstellerischen Fertigkeiten auch vom Inhalt tief berührt und erschüttert.
Und ich halte dieses Buch für ein kolossal wichtiges Buch, dass unbedingt sehr viele Menschen lesen sollten.

Dieses Buch erhält von mir 5 von 5 möglichen Sternen und wird in meinem Lieblingsbuchregal seine Heimat finden.

Veröffentlicht am 20.08.2017

Geht einem sehr nah

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Die Geschichte beginnt im Ghana des 18. Jahrhunderts mit den zwei Halbschwestern Effia und Esi, die einander nie kennen lernen und deren Lebensweg sehr unterschiedlich verläuft. Yaa Gyasi führt den Leser ...

Die Geschichte beginnt im Ghana des 18. Jahrhunderts mit den zwei Halbschwestern Effia und Esi, die einander nie kennen lernen und deren Lebensweg sehr unterschiedlich verläuft. Yaa Gyasi führt den Leser nun durch die nachfolgenden 6 Generationen der Schwestern. Die Geschichte wird nicht in der gewohnten Art einer Familiensaga erzählt. Die junge Autorin hat einen anderen Weg gewählt. Sie lässt uns in kurzen Sequenzen in das Leben der einzelnen Personen blicken. So haben wir es hier eigentlich mit 14 Geschichten zu tun, die uns Einblick in das schwierige, oft demütigende Leben von Schwarzen in einer weißen Welt und von der großen Bedeutung von Heimat und Familie geben. Das Ende stimmt versöhnlich und spannt einen Bogen zum Anfang dieser großartigen Geschichte.
Der Stammbaum am Ende des Buches ist ein wichtiges Hilfsmittel, zu leicht würde man sonst den Überblick verlieren.

Keine einfache Lektüre, geht sie einem doch sehr nah. Das Gelesene ist manchmal nur schwer ertragen, wie alles Unrecht auf dieser Welt, dass sich gegen einzelne Völker oder Volksgruppen richtet.

Dieses Buch ist ein Plädoyer für Toleranz und für ein Miteinander auf Augenhöhe. Vor dem Hintergrund der derzeitigen erschreckenden und traurig stimmenden politischen und sozialen Entwicklungen in den USA hat Yaa Gyasi ein wichtiges und mutiges Buch geschrieben, dass ich jedem ans Herz legen möchte.

Veröffentlicht am 17.08.2017

Familiensaga der besonderen Art

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Yaa Gyasi hat eine ungewöhnliche Familiensaga geschrieben. Gleich zu Anfang, Ende des 18. Jahrhunderts - bei den Halbschwestern Effia und Esi, die sich nie kennenlernen, - gabelt sich die Geschichte in ...

Yaa Gyasi hat eine ungewöhnliche Familiensaga geschrieben. Gleich zu Anfang, Ende des 18. Jahrhunderts - bei den Halbschwestern Effia und Esi, die sich nie kennenlernen, - gabelt sich die Geschichte in zwei Familienzweige. Die zwei Familien entwickeln sich sehr verschieden: Effias Familie bleibt in Ghana und profitiert vom Sklavenhandel, während Esi in die USA versklavt wird. Kapitelweise wird in jeder Generation ein Mitglied (m/w) pro Familienzweig in den Focus gesetzt. Der Leser begleitet dieses Familienmitglied eine bestimmte Zeitspanne - meist im jungen Erwachsenenalter. Die Familienmitglieder agieren somit selten miteinander, sondern eher nacheinander oder auch ganz unabhängig voneinander. Durch die gleichzeitig intensive wie auch verhältnismäßig kurze Beschäftigung mit den einzelnen Personen, ist es möglich, die über 200-jährige Familiengeschichte auf verhältnismäßig kompakten 416 Seiten zu erzählen.
Obwohl jedem Familienmitglied nur verhältnismäßig wenig Seiten zukommen, sind die Charaktere unglaublich gut gezeichnet. Ich hatte das Gefühl, alle der zwölf sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten wirklich kennengelernt zu haben.
Ein Blick in den Stammbaum, der ganz am Ende des Buches abgedruckt ist, hilft, wenn man zwischendurch den Überblick verloren hat.

Ein wirklich glückliches Leben führt keins der vorgestellten Familienmitglieder. Trotzdem geht es immer weiter - meistens ist auch ein Streben nach einem besseren, glücklicheren Leben zu erkennen.
Das ist alles oft eigentlich recht traurig, aber wirkliches Mitleid kommt nicht auf, da der Text keinen Vorwurf erhebt, gleichzeitig aber auch nicht verharmlost. Der schmale Grad zwischen diesen beiden Sichtweisen ist von der Autorin grandios getroffen.

Eine tolle Geschichte mit unzähligen Aspekten und Facetten: Sklaverei, Ghana, afroamerikanische Geschichte, Familienähnlichkeiten, Identitätssuche und einiges mehr.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!