Ich finde das Cover sehr gelungen, da es einen direkt in eine düstere, geheimnisvolle und nachdenkliche Stimmung versetzt. Ein junges Mädchen, auffälig geschminkt, schaut sich in einem Spiegel an. Zunächst ...
Ich finde das Cover sehr gelungen, da es einen direkt in eine düstere, geheimnisvolle und nachdenkliche Stimmung versetzt. Ein junges Mädchen, auffälig geschminkt, schaut sich in einem Spiegel an. Zunächst nichts Ungewöhnliches vor allem in diesen Lebensjahren, aber der Winkel, die eher übertriebene Farbwahl des Make-Up's und der Zustand, dass der Spiegel beschlagen ist, führen dazu, dass Assoziationen an eine durchzechte Partynacht aufkommen. Man ist durch das bunte und laute Treiben um einen herum bereits geistig abwesend und versucht dennoch den Schein der Perfektion nach Außen zu wahren. Ein seltsamer Zustand, der berauschend und beängstigend zugleich ist und dennoch kann man sich nicht ganz entscheiden, ob er nun endlich enden soll oder eben nie. Der Schreibstil von Ella Berman ist fesselnd, realistisch und lässt einen in die Gefühlslage der Figuren eintauchen. Die Innenansicht der Handelnden wird greifbar und die Charaktere verständlich, wodurch man jene (vor allem die Protagonistin) näher kennenlernen will. Denn jene verbergen einige Geheimnisse und viele Unausgesprochenes, was für die Leserschaft das Potential für eine spannende und fesselnde Lektüre bietet. Ich erwarte, dass das bisherige Familiengefüge aus seinen Ankern gerissen wird und die Familie erstmals ihre Schwachstellen unausweichlich vor Augen geführt bekommt, wobei es fraglich bleibt, ob jene repariert werden können oder unausweichliche zur Trennung führende Risse entstehen. Ich denke auch, dass nicht nur das Machtgefüge in einer Familie und im Showbusiness allgemein beleuchtet werden, sondern vor allem das Machtgefälle zwischen einem "Chef" und seinen "Untertanen", die er teilweise nicht nur im Job zu regieren versucht und sich zu eigen machen will. Jene zwischenmenschlichen verwerflichen Beziehungen bieten Raum zum Reflektieren und die Möglichkeit über ähnelnde eigene Erfahrungen hinwegzukommen, denn die Aussicht auf ein Happy End ist trotz der zu erahnenden Dramatik gegeben. Die Wahl zur Wehr, um aus einer misslichen Lage zu entfliehen ist vorhanden, sie muss lediglich ergriffen und vielleicht sogar erkämpft werden.