Mir hat der Zugang gefehlt
Inhalt:
Um ihrem Ex-Liebesdrama und ihren herrischen Eltern zu entkommen, zieht Tamsin in einer Nacht-und-Nebel-Aktion für ihr Literaturstudium nach Pearley, Kalifornien. Sie wünscht sich dort einen ...
Inhalt:
Um ihrem Ex-Liebesdrama und ihren herrischen Eltern zu entkommen, zieht Tamsin in einer Nacht-und-Nebel-Aktion für ihr Literaturstudium nach Pearley, Kalifornien. Sie wünscht sich dort einen Neustart, möchte sich nur auf ihr Studium konzentrieren und will von der Männerwelt erstmal nichts mehr wissen – bis sie auf Rhys trifft. Er ist distanziert und wirkt doch eine gewisse Faszination auf sie aus. Es gibt jedoch einen triftigen Grund für seine abweisende Kühle, denn sechs Jahre lang saß er unschuldig im Gefängnis und beginnt nun gerade damit, sich ein Leben aufzubauen. Dennoch kann auch er die Anziehung zu Tamsin nicht leugnen, die nur allzu bereit ist, ihm bei seinem Neustart zu helfen. Allerdings gibt es immer noch Geheimnisse, von denen sie längst nicht weiß.
Meinung:
„Finde mich. Jetzt.“ und ich haben nicht wirklich zueinander gefunden. Dass ich zehn Tage für 400 Seiten New Adult benötigt habe, hat mir persönlich noch einmal verdeutlicht, was für eine schwere Geburt es war, brauche ich doch sonst nur etwa die Hälfte der Zeit für ein solches Buch. Ich konnte mich beim Lesen nicht wirklich fallen lassen und habe es daher leider auch nicht richtig genossen.
Mein Hauptproblem bestand darin, dass ich keinen Zugang zur Geschichte gefunden habe. Für mich sind besonders die Charaktere sehr wichtig und hier bin ich an keinen einzigen herangekommen. Daher habe ich weder ihr Seelenleben erfassen noch ihre – teilweise – recht impulsiven, unüberlegten oder gar naiven Handlungen nachvollziehen können. Deswegen kamen auch die Emotionen der Figuren überhaupt nicht bei mir an.
Tamsin, Rhys und ich sind in diesem Buch einfach keine Freunde geworden, was an mehreren Punkten liegt. Ganz oben auf dieser Liste steht die Tatsache, dass mir die beiden leider sehr flach erschienen und ich keine wirkliche Entwicklung bei ihnen erkennen konnte, weder individuell noch als Paar. Stattdessen schien die Beziehung der beiden auf Rhys‘ emotionaler Abhängigkeit zu basieren, was in keiner Weise aufgearbeitet wurde und ich es deshalb problematisch finde. Sie schien regelmäßig seine Probleme zu lösen oder Dinge über seinen Kopf hinweg für ihn zu regeln. Außerdem stößt er sie mehrfach von sich und sie kommt trotzdem immer wieder zu ihm zurück, bietet ihre Hilfe an oder gibt sich mit einer simplen Entschuldigung zufrieden.
Ein ganz rotes Tuch war jedoch eine konkrete Szene für mich. Rhys hat während seiner Zeit im Gefängnis einige negative Erfahrungen gemacht und diese haben dazu geführt, dass er nun starke Komplexe bezüglich seines Oberkörpers hat. Statt ihn jedoch ernst zu nehmen und ihn positiv zu bestärken, lacht Tamsin ihn aus und spricht ihm seine Ängste ab. Mit der Begründung, dass nur Frauen mit ihren Körpern unzufrieden sein könnten und dass das bei ihm nicht wahr sein könne, weil er muskulös und generell eine absolute Augenweide ist. Und er nimmt das einfach so hin!
Damit zusammenhängend hat er auch Probleme mit Berührungen, seien sie nun flüchtig und unschuldig oder sexueller Art. Es ist so ausgeprägt, dass er sich selbst nicht einmal berühren möchte. Doch als Tamsin ihn angefasst hat, schien das kein Problem mehr zu sein. Ich habe diesen plötzlichen Wandel überhaupt nicht nachvollziehen können.
Des Weiteren gab es auch keine so richtig ausgearbeiteten Konflikte. Ein paar potentielle Situationen wurden eingeführt und im Inhalt angerissen, dann aber nicht gänzlich ausgeschöpft oder sogar völlig ungenutzt hinten runterfallen lassen. So kam für mich auch keine Spannung im Buch auf.
Man kann nicht jedes Buch mögen und dieses Werk gehört für mich leider zu genau diesen Büchern. Wenn man sich Rezensionen auf einigen Portalen ansieht, stellt man fest, dass es jedoch eine große Leserschaft gibt, die an dieser Geschichte großen Gefallen gefunden hat und daran wird noch einmal sehr deutlich, wie subjektiv ein Leseerlebnis eben ist. Für mich war der Auftakt der „Finde mich“-Trilogie nichts, es wird aber bestimmt Leser:innen geben, die daran Gefallen finden. Und da ich die beiden Folgebände ohnehin schon im Regal stehen habe, werde ich ihnen auch eine Chance geben und hoffe einfach, dass mir diese besser gefallen werden.
Lieblingszitat:
Ich kann, ich darf, aber ich muss nicht. Und zum ersten Mal wird mir bewusst, was Freiheit bedeutet.