Cover-Bild Du wolltest es doch
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Carlsen
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 25.07.2018
  • ISBN: 9783551583864
  • Empfohlenes Alter: 16 bis 99 Jahre
Louise O'Neill

Du wolltest es doch

Katarina Ganslandt (Übersetzer)

Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?  

Ein aufwühlendes, vielfach preisgekröntes Buch.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2020

Das Buch lässt mich mehr als nur unzufrieden zurück

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Achtung! Die Rezension enthält Spoiler.

Erster Satz

Das Gesicht meiner Mutter taucht hinter meinem eigenen im Spiegel auf, geschminkte Lippen auf gepuderter Haut.

Meinung

Von den Jungen begehrt, von ...

Achtung! Die Rezension enthält Spoiler.

Erster Satz

Das Gesicht meiner Mutter taucht hinter meinem eigenen im Spiegel auf, geschminkte Lippen auf gepuderter Haut.

Meinung

Von den Jungen begehrt, von den Mädchen bewundert.
Emma ist nicht reich oder talentiert, aber sie ist schön und weiß mit ihren Reizen zu spielen, um zu bekommen was sie will. Meistens sind es die beliebten Jungs, egal ob Single oder in einer Beziehung, alle verfallen ihrem Charme obwohl sie nur mit ihnen spielt. Nach einer Party mit reichlich Alkohol und Pillen wacht sie zerschunden und ohne Erinnerung an die letzten Stunden vor ihrem Haus auf.

Emma selbst erzählt die Geschichte. Diese ist in zwei Teile aufgebaut, der erste Teil vor, während und kurz nach der Vergewaltigung, der zweite Teil fast ein Jahr danach. Für den Schreibstil konnte ich mich einfach nicht erwärmen. Irgendwie war er abgehackt und oftmals war einfach nicht ersichtlich in welcher Situation sich der Leser gerade befand.
Insgesamt hab ich mich sehr schwer mit dem Buch getan. Ich weiß nicht, wie sich jemand fühlt, der vergewaltigt wurde. Ich verstehe, dass sie sich dafür schämt und es nicht heraus posaunt, das würde wohl niemand tun, vor allem weil es eine schwere Anschuldig ist, die nicht einfach so revidiert werden kann. Aber eine Anzeige sollte passieren, wenn es eine Vergewaltigung gab, denn ein Täter sollte nie einfach so davon kommen sollen.
Mein Problem mit Emma und der Situation war, dass sie selbst es sich nicht ein einziges Mal eingesteht. Sie glaubt, dass sie selbst Schuld hat, dass sie es provoziert hat und dennoch, sie nennt die Sache nie beim Namen. Das hatte meines Erachtens nichts mit Verdrängen zu tun, denn um etwas zu verdrängen, muss ich mir erst einmal dieser Sache bewusst werden. Bis zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass sie selbst immer noch nicht realisiert hat, dass es eine Vergewaltigung gab und das war das Schlimmste überhaupt.

Charaktere

Emma beherbergt viel Neid für ihre Freundinnen, lästert über sie, bestiehlt sie und macht sie vor anderen öffentlich runter. Sie glaubt, dass sie sich dank ihrer Schönheit alles leisten kann und dass niemand sie so sieht, wie sie wirklich ist. Einen Punkt den ich nicht nachvollziehen konnte, denn sie versucht nicht, sich zu ändern oder den Leuten etwas anderes als diese Charakterzüge zu zeigen. Emma ist absichtlich unsympathisch geschrieben, damit auch die Leser sie nicht mögen und Gedanken wie „Du wolltest es doch“ oder „Sie hat es herausgefordert“ hegen. Ich fand die Art und Weise des Charakters völlig überzogen.

Der Rest der Charaktere ist, milde gesagt, unwichtig.
Ihre Freundinnen sollen nur zeigen, wie gemein Emma zu diesen am Anfang der Geschichte ist. Nach der Vergewaltigung tauchen sie noch zweimal für ein paar Zeilen auf, da Emma sich von allen zurückzieht. Ihre Eltern zeigen gegenüber ihrer Tochter kein Mitgefühl und sind mehr auf ihren Ruf bedacht, der durch die Äußerung einer Vergewaltigung dahin ist. Einzig ihr Bruder scheint normal in dem Haushalt und der gesamten Stadt zu reagieren.

Fazit

Die „so wichtige“ Message von der viele sprechen kam bei mir leider nicht an. Ja, auch ein unsympathisches Mädchen wie Emma sollte Ernst genommen werden und nicht verachtet werden, dass ist klar, aber Emma gesteht sich das Geschehene nicht ein und kämpft auch für nichts. Sie gibt auf, was ist das für eine Message an die Leser - das es okay ist und man sich damit abfinden muss? 2 Sterne

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Veröffentlicht am 09.01.2020

Ich bin fassungslos über die Message des Buches

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Achtung: Triggerwarnung: Vergewaltigung und „Victim blaming“ (Opferbeschuldigung)!

Achtung: die Message ist meiner Meinung nach absolut falsch und möglicherweise sogar schädlich!


Irland: Emma ist hübsch, ...

Achtung: Triggerwarnung: Vergewaltigung und „Victim blaming“ (Opferbeschuldigung)!

Achtung: die Message ist meiner Meinung nach absolut falsch und möglicherweise sogar schädlich!


Irland: Emma ist hübsch, beliebt und sie genießt es sich in der Bewunderung von Jungs zu Sonnen. Sie zieht sich gern sexy an. Doch dann ist dieses Leben vorbei. Ganz plötzlich gibt es diese Emma nicht mehr. Denn nach einer Party ist nichts mehr wie es vorher war. Emma wurde vergewaltigt von mehr als einem Jungen, kann sich an nichts mehr erinnern, aber jeder in der Schule und bald auch im ganzen Land weiß Bescheid und hält sie für eine Schlampe, denn sie haben die Fotos gesehen. Sie sagen Emma sei selber schuld.


Es dauert relativ lang bis etwas passiert, sprich bis die Tat passiert. Das Vorgeplänkel ist ziemlich lang. Man lernt Emma kennen und wie sie „tickt“. Dann findet die Party statt und der erste junge Mann „benutzt“ Emma. Danach gibt man ihr eine Tablette und sie hat einen Filmriss. Sie wird am nächsten Tag von ihren Eltern vor dem Haus gefunden.
Ich finde schon allein hier das Verhalten ihrer Eltern schrecklich. Emma hat einen schweren Sonnenbrand und sie zwingen sie in die Schule zu gehen?! Es geht keinen Moment darum, ob es ihr gut geht oder wie es dazu kam, dass sie dort lag. Sie sind einfach „enttäuscht“ oder wohl besser beschämt darüber, dass sie jemand dort gesehen haben könnte.
In der Schule wird Emma dann mit den Fotos konfrontiert. Furchtbare Fotos und ich finde es noch extremer, dass diese Typen ernsthaft der Meinung sind nichts Falsches getan zu haben! Und natürlich ist alles Emmas Schuld.
Die einzige die in meinen Augen richtig reagiert ist die Lehrerin, die Emma auf die Fotos anspricht und zur Polizei bringen lässt. Und ihr Freund Connor, der sie nicht aufgibt.

Alle anderen, vor allem Emmas Eltern benehmen sich absolut widerwärtig! Emma ist selbst schuld, Emma hat ihrer aller Leben zerstört. Geht’s noch?! Ja, es ist bestimmt nicht einfach für ihre Eltern, aber es schert sie kein Stück, dass ihre Tochter so verletzt worden ist, oder dass ihr ein Verbrechen angetan worden ist. Ich bin sowas von wütend!

Die Öffentlichkeit ist gespalten, aber die Mehrheit, so scheint es, ist gegen Emma. Sie ist „das Mädchen, dass behauptet“, „das Mädchen, dass beschuldigt“. Sogar in den Nachrichten wird ihr eine Mitschuld, wenn nicht gar die Schuld gegeben. Immerhin hat sie Alkohol getrunken und trug aufreizende Kleidung. Vielleicht hat sie ja mitgemacht und es hinterher bereut und behauptet deswegen, ein Opfer zu sein? Ich könnte wirklich zur Mistgabel greifen!


Achtung: ab hier sind Spoiler möglich!


Ich finde es wirklich schrecklich, wie dieses Buch mit dem Thema umgeht. Es bestärkt betroffene nicht darin zur Polizei zu gehen, im Gegenteil! Es stellt es so hin, als sei Emmas Leben so schlimm, weil sie bei der Polizei war. Sie macht es für alle komplizierter, schwieriger, etc.
Ich hatte gedacht, bei diesem Buch ginge es darum zu zeigen, wie ein Mädchen, dem so etwas angetan wird, lernt mit dem geschehenen zu leben und es zu überleben. Ich dachte es geht um ein Mädchen, dass vor Gericht zieht und wenigstens von ihren Eltern unterstützt wird. Leider trifft nichts davon zu. Es geht nur darum, wie alle immer weiter auf Emma herumhacken. Wie sie zu etwas wertlosem herabgestuft wird und für alle nur noch eine Last ist.
Ich finde das Buch sendet hier die vollkommen falsche Message! Wie kann man das in die Welt hinausschicken?! Ich meine ja, es macht das alles realistischer, weil es leider oft so läuft im echten Leben, aber ein so unglaublich deprimierendes Buch zu schreiben, über ein Mädchen, dass an dieser Tat zerbricht und statt ihm zu helfen nur noch weiter von allen mit Füßen getreten wird, bis sie nur noch eine leere Hülle ist, wie soll das „inspirieren“ oder „Mut machen“ oder für das Thema „sensibilisieren“? Eben: gar nicht.

Ich finde dieses Buch tritt das wichtige Thema mit Füßen!


Ende möglicher Spoiler!


Zudem waren die Charaktere sehr blass. Es gibt keine Tiefen. Nicht mal bei Emma, obwohl sie die Protagonistin ist. Man erfährt, was man ihr antut, wie schrecklich alle damit umgehen, aber man erfährt nie etwas über ihr Innenleben. Sie geht nie auf ihre Gefühle ein. Alle anderen Charaktere sind noch farbloser. Sie zeigen sich beinahe ausnahmslos nur als A...


Fazit: Leider kann ich dieses Buch nicht empfehlen, eher im Gegenteil. Ich finde es wird mit diesem so wichtigen und sensiblen Thema in einer Weise umgegangen, die zwar realistisch sein mag, aber die völlig falsche Message sendet. Das Ende fand ich absolut schrecklich. Ich möchte allen, die etwas in der Art erlebt haben dringend davon abraten dieses Buch zu lesen!
Ich empfand das Buch als deprimierend und meiner Meinung nach mag es ja realistisch sein, aber in meinen Augen tritt es das Thema mit Füßen. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich fassungslos.

Was mich zudem sprachlos macht ist, dass in dem Buch keine Triggerwarnung zu finden ist. Ich meine ja, durch den Klappentext ist klar, was Emma passiert ist, aber dennoch gehört für mich in so ein Buch eine Warnung.

Von mir bekommt es 0,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 05.10.2019

Rüttelt wach, hinterlässt jedoch bedenkliche Hoffnungslosigkeit. Mit Vorsicht zu genießen.

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Worum geht es?

Emma ist wunderschön, das wird ihr von jedem seit ihrer Kindheit immer wieder versichert. Über die Jahre hat sie sich angewöhnt, sich darüber zu definieren, sie trägt gewagte Outfits, um ...

Worum geht es?

Emma ist wunderschön, das wird ihr von jedem seit ihrer Kindheit immer wieder versichert. Über die Jahre hat sie sich angewöhnt, sich darüber zu definieren, sie trägt gewagte Outfits, um die Aufmerksamkeit ihrer (männlichen) Mitmenschen auf sich zu ziehen, und stellt ihre Unwiderstehlichkeit beim anderen Geschlecht immer wieder auf die Probe. Bis es auf einer Party auf einmal eskaliert – ist Emma selbst schuld, dass sie vergewaltigt wurde?

Meine Meinung

Ich finde es unglaublich schwer, dieses Buch zu bewerten. Einerseits halte ich es für sehr gut, weil es den Leser durch einen Wirrwarr verschiedenster Gefühle schickt, andererseits störe ich mich enorm an dem Ende und damit an dem Gesamteindruck, den »Du wolltest es doch« hinterlässt. Wäre die zweite Hälfte des Buches anders gewesen, dann hätte ich vielleicht vier oder fünf Sterne gegeben. Mit dieser Entwicklung jedoch halte ich »Du wolltest es doch« eher für bedenklich.

Das Buch ist keine leichte Kost. Man wird als Leser fast ausschließlich von negativen Gefühlen bestürmt: Ich war wütend, fassungslos, schockiert, enttäuscht, traurig und bedrückt. Und dann wieder so unglaublich wütend. Es gibt zwei, vielleicht drei Personen, denen ich zwischenzeitlich nicht mindestens einmal den Kopf abreißen wollte. Von denen ich behaupten würde, dass sie sich richtig oder zumindest nachvollziehbar verhalten haben. Die meine Sympathie geweckt haben. Die meisten Charaktere, allen voran Emmas Eltern, sind einfach nur dazu da, um die Situation noch schlimmer zu machen, das schlimmstmögliche Szenario zu kreieren. Das Buch vermittelt kein gutes Gefühl, es frustriert und zieht runter. Natürlich würde Humor und Heiterkeit dieses wichtige Thema kleinreden und nicht ernst nehmen, aber mit dieser vollkommenen Trostlosigkeit hätte ich nicht gerechnet.

Emma ist eine ungewöhnliche Protagonistin, denn auf den ersten Seiten kommt sie nicht gerade gut weg. Sie ist oberflächlich, muss ständig im Mittelpunkt stehen und treibt auch mit ihren Freundinnen ein falsches Spiel, indem sie diese mit getarnt-fiesen Bemerkungen kleinmacht, weil sie auf das Geld, die Noten oder Komplimente, die ihre Freundinnen bekommen, eifersüchtig ist. Gleichzeitig möchte sie sich mit jedem gut stellen, spielt Freundlichkeit vor, um bei allen beliebt zu sein, und setzt ihr Aussehen gekonnt in Szene, um sich der Aufmerksamkeit sämtlicher Jungen sicher zu sein. Natürlich ist sie von der Autorin absichtlich so entworfen, denn Louise O’Neill möchte die Botschaft vermitteln, dass niemand, wirklich niemand, Emmas Schicksal verdient hat. Dass auch Frauen, die sich freizügiger kleiden und wechselnde Sexpartner haben, keine Schuld an einer Vergewaltigung tragen und ausschließlich die Täter zur Verantwortung gezogen werden sollten. Ich finde, diese Botschaft kommt durch, denn so wenig ich Emma auch mochte, ich habe trotzdem mit ihr mitgefühlt. Ich war so unglaublich wütend, wie sich ihre Mitmenschen ihr gegenüber verhalten haben. Wie schon gesagt gibt es nämlich nur drei Personen, die in diesem Buch annähernd gut wegkommen, obwohl auch sie Fehler machen.

Der Autorin ist es definitiv gelungen, dass ich mich emotional in die Geschichte verstricke. Sie hat mich berührt, aber sie hat mich auch bedrückt. Louise O’Neill erklärt im Nachwort, was sie mit dieser Entwicklung und dem Ende bezweckt hat – und ich finde es soweit auch nachvollziehbar, aber ich glaube trotzdem nicht, dass das der richtige Ansatz ist. Das vorherrschende Gefühl am Ende ist Hoffnungslosigkeit. Bedrückende Hoffnungslosigkeit. Es kann nichts besser werden, alle Bemühungen sind von vorneherein zum Scheitern verurteilt, warum sollte man es überhaupt versuchen? Natürlich ist mir bewusst, dass das nicht die Botschaft ist, die die Autorin vermitteln möchte: Sie möchte den Leser wachrütteln, darauf aufmerksam machen, dass sich viel zu viele Opfer so fühlen und Victim Blaming falsch ist – »A dress is not a yes!«. ABER: Emmas Geschichte sollte nicht ohne das Nachwort gelesen werden, denn man könnte auch auf die Idee kommen, dass die Autorin zeigen möchte, wie sinnlos alles ist, wie hoffnungslos. Sollte das wirklich das vorherrschende Gefühl nach der Lektüre des Buches sein?

Ganz klar: Nein. Deshalb stehe ich dieser Umsetzung zutiefst skeptisch gegenüber. Ohne Zweifel halte ich sie für authentisch, aber gerade deshalb auch für umso gefährlicher. Ein Mut machendes Ende, das Hoffnung und nicht Hoffnungslosigkeit spendet und die Botschaft vermittelt, dass man nicht aufgeben, sein Schicksal nicht einfach so hinnehmen sollte – DAS wäre für mich das richtige Ende gewesen. Stattdessen könnte der Ausgang dieser Geschichte kaum trostloser und aussichtsloser sein. Emmas Verhalten nach der Vergewaltigung sollte man sich gerade NICHT zum Vorbild nehmen.

Fazit

Eine wichtige Thematik erschreckend trost- und hoffnungslos umgesetzt, was die Lektüre des Buches für Jugendliche bedenklich macht. Jedoch rüttelt das Buch in puncto Victim Blaming und Slut Shaming wach. Nichtsdestotrotz: Mit Vorsicht zu genießen. Deshalb vergebe ich 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Brisantes, aktuelles Thema

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Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Die Gefühle und Situationen wurden sehr authentisch rüber gebracht. Ein Kritikpunkt für mich sind die Gedanken und Anmerkungen von Emma, welche in Klammern ...

Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Die Gefühle und Situationen wurden sehr authentisch rüber gebracht. Ein Kritikpunkt für mich sind die Gedanken und Anmerkungen von Emma, welche in Klammern gesetzt wurden. Die haben mich im Lesefluss stocken lassen. Meiner Meinung nach hätte man diese Klammern weglassen können.

Zu Beginn des Buches - und wenn ich drüber nachdenke auch bis zur letzten Seite - konnte ich Emma nicht leiden. Sie ist selbstsüchtig, hinterlistig, spielt falsche Spiele und macht gute Miene zum bösen Spiel. Als Leser bekommt man diese Eigenschaften von der ersten Seite an mit. Gerade deshalb denke ich, dass genau das der "Plan" der Autorin war. Hier wird ein Mädchen zum Opfer einer fürchterlichen Tat, welches nicht dem Bild der 0815 Mary Sue entspricht.

Ich finde nicht, dass sich Emma während der Handlung weiterentwickelt hat. Auch am Ende des Buches verhält sie sich genau gleich gegenüber ihrer Familie und Freunden wie z. B. Connor. Im Bezug auf wilde Partys, knappe Outfits, Alkohol und Männer hat sich ihre Ansicht jedoch schon geändert.

Die Handlung empfand ich als wenig spannend aber dafür umso aufwühlender! Zweimal habe ich eine längere Pause eingelegt, weil ich einfach nicht mehr weiter lesen wollte. Oft war ich einfach unfassbar geschockt und wütend. Nach wie vor kann ich nicht verstehen wie man als Elternteil, als Lehrer, als Freund/ Freundin oder auch nur als stinknormaler Bürger so handeln, so versagen kann. Emmas Eltern sind ein Witz! Sowohl nach der Vergewaltigung als auch davor ist das Verhältnis zu ihnen miserabel. Die Mutter sucht ihren Trost im guten alten Alkohol während der Vater noch mehr arbeiten geht als ohnehin schon. Von Emmas so genannten Freundinnen will ich gar nicht erst anfangen, da ist eine schlimmer als die andere. Niemand glaubt Emma, alle halten zu den Jungs aus gutem Elternhaus. Es tat mir einfach Leid wie mit Emma umgegangen wurde.

Ein anderes wichtiges Thema welches im Buch aufgegriffen wurde ist Social Media. Ohne Plattformen wie Instagram, Snapschat, Facebook und Co wäre alles nicht so aus dem Ruder gelaufen. Haterkommentare, Trolling und ungewolltes verbreiten von Fotos ist auch für uns nichts Neues und für manche leider alltäglich. In Emmas Geschichte nehmen auch diese Dinge einen großen Platz ein.

Das Ende konnte mich leider gar nicht mitreißen. Ohnehin konnte ich Emmas Entscheidungen oft nicht nachvollziehen, aber das Ende war wirklich gar nicht toll. Ich meine, am Schluss hat sich das Durchhalten, die Anfeindungen und einfach alles nicht gelohnt.

Im Nachwort erklärt die Autorin warum das Ende so ist, wie es ist. Das fand ich gut, hätte mir aber trotzdem ein anderes gewünscht.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Ein wichtiges Buch

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Du wolltest es doch ist kein einfaches Buch, aber dafür ein umso Wichtigeres. Es zeigt, was eine Vergewaltigung mit jemanden anstellen kann und wirft einige Fragen auf. Die Geschichte ist ernst und bedrückend. ...

Du wolltest es doch ist kein einfaches Buch, aber dafür ein umso Wichtigeres. Es zeigt, was eine Vergewaltigung mit jemanden anstellen kann und wirft einige Fragen auf. Die Geschichte ist ernst und bedrückend.
Zu Beginn fiel es mir schwer mit Emma warm zu werden, da man von jemanden wie ihr selten liest: Sie ist hübsch und sich dessen bewusst. Darüber hinaus möchte sie immer im Mittelpunkt stehen und hat fast schon Angst davor in eine Gruppe zu kommen, in der sie nicht als die Hübscheste gilt. Später wird jedoch klar, warum sich die Autorin dafür entschieden hat, eine so selbstbewusste Hauptperson für die Geschichte auszuwählen. An Emma wird die Veränderung, die eine so schreckliche Tat mit einem anstellen kann, umso deutlicher. Zunächst erinnert sie sich an nichts, doch als sie die Fotos sieht, wird ihr klar, was passiert ist. Aus dem selbstbewussten Mädchen wird ein Unsicheres, das sich zurückzieht und in Depressionen versinkt. Die Entwicklung hat mich mitgenommen und bedrückt, denn kein Mensch verdient das.
Besonders erschreckt hat mich davon zu lesen, wie viele Menschen Emma die Schuld an der Tat geben. Dabei liefert ein kurzes Kleid niemals die Erlaubnis für eine Vergewaltigung. Erst recht nicht für das Fotografieren und Teilen der Fotos dieser. Die Autorin öffnet damit dem Leser die Augen, da in unserer Gesellschaft Themen wie Victim und Slut Shaming immer noch eine Rolle spielen. Aus diesem Grund sind Bücher wie Du wolltest es doch auch so wichtig.
Es wird jedoch nicht nur gezeigt, was die Vergewaltigung mit Emma macht, sondern auch mit ihrer Familie. Hier wird auch nichts beschönigt, wodurch alles realistischer wirkt. Ich denke, dass es der Autorin genau darum geht: Eine realistische Geschichte zu schreiben, selbst wenn sie nicht hoffnungsvoll wirkt. Das macht auch das für mich unerwartete Ende deutlich. Das hat mich anfangs unzufrieden und leicht wütend zurückgelassen, doch durch die Nachwörter wurde mir bewusst, dass sich die Autorin für den richtigen Ausgang entschieden hat. Nur so kann sie mit Du wolltest es doch den Lesern die Augen öffnen.

Fazit: Ein bedrückendes, aber wichtiges Buch, das Licht auf ein schwieriges Thema wirft, das noch stärker diskutiert werden sollte.