Leserunde zu "Der Riss" von Thilo Winter

Ein packender Wissenschaftsthriller
Cover-Bild Der Riss
Produktdarstellung
(24)
  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Thilo Winter (Autor)

Der Riss

Thriller

Die Vulkanologin Antonia Rauwolf wird mit einem ungewöhnlichen Auftrag zu einer Forschungsstation im bedrohten ewigen Eis der Antarktis geschickt: Sie soll herausfinden, ob die kürzlich entdeckten knapp hundert Vulkane aktiv werden könnten, denn ein Ausbruch hätte katastrophale Folgen für das Weltklima. Was keiner weiß: Sie ist auch gekommen, um nach ihrem Bruder Emilio zu suchen, der nach einer verhängnisvollen Expedition in die eisige Wüste als vermisst gilt. Bei ihren Nachforschungen kommt Antonia gefährlichen Machenschaften auf die Spur. Durch illegale Bohrungen geraten Eisplatten in Bewegung, die seit dreißig Millionen Jahren den Lebensraum vieler Arten beschützt haben. Ein atemloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...

Ein rasanter Thriller vom eisigsten Schauplatz der Welt

Thilo Winter schreibt erschreckend nah an der Realität

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 28.11.2022 - 18.12.2022
  2. Lesen 16.01.2023 - 05.02.2023
  3. Rezensieren 06.02.2023 - 19.02.2023

Bereits beendet

Schlagworte

Klima Klimawandel Mikroorganismus Schwamm Heilkraft Eis Vulkan Süßwasser Bodenschätze Diamanter Roboter Robotik Antarktis Polarregion Zukunftsvision Thriller Wissenschaftsthriller Marc Elsberg Frank Schätzing Gefahr aus dem Eis globale Erwärmung Geologie Forschung Natur Umwelt

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 06.02.2023

Spannende Geschichte, aber ich hatte mir mehr versprochen

11

Vulkanologin Antonia Rauwolf soll auf der Forschungsstation Neumayer III untersuchen, ob die neu entdeckten fast 100 Vulkane in der Westantarktis aktiv werden und so das Weltklima katastrophal beeinflussen ...

Vulkanologin Antonia Rauwolf soll auf der Forschungsstation Neumayer III untersuchen, ob die neu entdeckten fast 100 Vulkane in der Westantarktis aktiv werden und so das Weltklima katastrophal beeinflussen könnten. Und sie will nach ihrem seit Wochen vermissten Bruder suchen, der von einer Expedition nicht zurück kam.

Das Cover mit dem Riss im Eis, den Eisschollen und den Farben Schwarz, Weiß und Rot hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt und mich neugierig gemacht. Besonders gefällt mir, dass „Rot“ symmetrisch verteilt ist, rechts und links vom Riss, etwas Symmetrie im Chaos, das hat was ;)

Durch den eingängigen bildhaften und lebendigen Schreibstil gelingt dem Autor Thilo Winter eine glaubhafte Beschreibung der unwirtlichen gleichförmigen Eiswüste der Antarktis, der globalen Bedeutung der gigantischen Eismassen und auch der Schwierigkeiten, dort als Mensch zu überleben.
Durch den Prolog weiß der Leser mehr als Antonia und auch durch ihre Vermutungen und Andeutungen wird von Beginn an ein Spannungsbogen aufgebaut, dazu tragen auch Perspektivwechsel und Cliffhanger an Kapitelenden bei. Der Autor verknüpft tatsächliche Ereignisse mit einer packenden Geschichte mit hohem Erzähltempo, die sich jedoch immer mehr zu einer Aneinanderreihung von übertriebenen und unglaubwürdigen Actionszenen entwickelt. Besonders im letzten Drittel des Buchs fühlte ich mich von all der Action fast überrollt. Am Ende der Geschichte bleiben Fragen offen. Der Figurenzeichnung mangelt es an Einfühlungsvermögen und Glaubwürdigkeit, sie bleibt oberflächlich und Entwicklungen, so es sie denn gibt, sind nicht nachvollziehbar. Die Protagonistin Antonia ist impulsiv, stur und rücksichtslos, so dass es mir schwer fiel, mit ihr zu fühlen.

Das Nachwort des Wissenschaftsjournalisten Thilo Winter hat mir wiederum gut gefallen, es ist sehr interessant und vermittelt gut recherchierte Informationen und Wissen über die in großen Teilen noch unerforschte, unbedingt schützenswerte Antarktis. Leider spielt im Roman Wissenschaft nicht die erhoffte Rolle, die Verknüpfung mit der Handlung ist meiner Meinung nach nicht überzeugend gelungen, ich hatte mehr erwartet.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 18.02.2023

Irrungen und Wirrungen im ewigen Eis

0

Passend zum deutschen Winter und zum Namen des Autors ist der Handlungsort von Thilo Winters Thriller „Der Riss“ die Eiseskälte der Antarktis. 1959 unterzeichneten zunächst zwölf Nationen den Antarktisvertrag, ...

Passend zum deutschen Winter und zum Namen des Autors ist der Handlungsort von Thilo Winters Thriller „Der Riss“ die Eiseskälte der Antarktis. 1959 unterzeichneten zunächst zwölf Nationen den Antarktisvertrag, der eine friedliche und wissenschaftliche Nutzung des Südkontinents garantieren sollte. Seither befinden sich Forschungsstationen am Südpol, deren Besatzung unter anderem auch die Vulkanaktivitäten im antarktischen Gebiet untersucht. Wichtig ist diese Forschungsarbeit deshalb, weil das Eis, das auf die Vulkane drückt, durch die Erderwärmung schmilzt und somit auch ein Ausbruch in den Bereich der Wahrscheinlichkeit rücken könnte. Würde das passieren, so könnte der Westantarktische Eisschild abschmelzen und zu einem Anstieg des Meeresspiegels führen, was wiederum Flutkatastrophen herbeiführen könnte. Man merkt folglich: es drängt. Bei der erstmaligen Untersuchung dieser Aktivitäten setzt Winters Roman an und nimmt den Lesenden mit an einen Ort, an dem man sich besser warm anziehen sollte, ha!

Als die Protagonistin und Vulkanologin Antonia Rauwolf auf die Forschungsstation gekommen ist, war ihr Bruder bereits zusammen mit dem Forscher Pietro Malatesta verschwunden. Antonia wird als Ersatzwissenschaftlerin eingesetzt. Natürlich steht dabei ihr Vorhaben, nach ihrem Bruder zu suchen, im Vordergrund. Selbstverständlich tut sie das auch, entgegen aller Widerstände, denn Antonia hat bereits eine Vermutung, an welchem Ort ihr Bruder sich im ewigen Eis gerettet haben könnte! Schon an dieser Stelle klaffen einige logische Risse und werden dem Titel gerecht. Wann hat Antonia erfahren, dass ihr Bruder verschwunden war und warum hat sie ihre Vermutungen nicht geäußert als im großen Stil nach ihm gesucht wurde? Die logischen Wunden vergrößern sich zwar nicht, jedoch wurden hier und da immer mal neue Schnitte gesetzt, die mich erst leise und dann lauter ein hysterisches „Hä?!“ ausstießen ließen. Manche Formulierungen ergeben erst nach dreimaligem Lesen Sinn:
„Wenn wir die Wunde oberhalb des Herzens positionieren, senkt die Schwerkraft den Blutverlust“ – Wunde oberhalb des Herzens positionieren heißt dann, dass wir die Wunde ausschneiden und dann auf die Stirn kleben. Natürlich ist irgendwann klar, was gemeint ist und vermutlich den meisten Menschen auch schon deutlich früher als mir, für mich jedoch sind das Stolpersteine im Lesefluss. Teilweise sind es auch Wende- und Knackpunkte, welche wichtig für den weiteren Handlungsverlauf sind und völlig missverständlich ausgedrückt wurden. Wenn es um räumliche Beschreibungen oder Objektbeschreibungen geht, hatte ich beim Lesen einiger Passagen entweder gar nichts im Kopf oder den Gedanken an ein Glas Wein, weil es sowieso egal ist. Es war an vielen Stellen nicht ganz leicht eine klare Vorstellung oder ein inneres Bild vom Bewegungsablauf und veränderter Positionen von Personen zu erhalten.
Man könnte jetzt behaupten, dass das gut und gerne mal passieren kann, wenn man die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches hat, auf der anderen Seite scheint es mich wohl einfach nicht zu 100% in den Bann gezogen zu haben.
Die Gesamtlogik der Erzählung ist dagegen auch für mich schlüssig und alles ergänzt sich gut, wenn es auch schon echt sehr dick aufgetragen ist. Denn schließlich bleibt es nicht bei Emilios bloßen Verschwinden, dahinter stecken nämlich auch noch eine Vorgeschichte und nebenbei noch ein paar Parallelthemen, die den Kreis dann schließen sollen. Manche der Nebenereignisse wirken stark überzogen, beinahe absurd, passen aber dennoch gut in’s Gesamtbild. Unter anderem werden interessante neue wissenschaftliche Entdeckungen gemacht, die rational gesehen super wichtig sind, affektiv haben sie mich so sehr fasziniert wie ein Stein von einem Ei fasziniert sein kann. Letztlich weiß man, dass die Basics recherchierbar und wahr sind und irgendwo findet man auch einen Artikel dazu in der FAZ oder so und alle NaturwissenschaftlerInnen recken kreischen die Hände in die Luft und sind total begeistert und ich denke mir ,okay, cool‘. Was man dem Roman allerdings lassen muss:
Die Sprache ist wirklich sehr lebhaft und komplexere wissenschaftliche Hintergründe werden auch gerne mal metaphorisch erklärt, was dem Verständnis sehr zuträglich ist. Über den Spannungsaufbau lässt sich auch grundsätzlich nicht meckern, wenn die Geschichte mich einfach mehr gecatcht hätte.
Der Roman ist definitiv lesenswert, da er super geschrieben und sehr gut recherchiert ist. Auch die Thematisierung des Klimawandels und die Kritik am menschlichen Eingreifen in die Natur werden hier und da miteingebracht, wodurch der Text auch als gesellschaftlich relevant gelten kann. Leider haben mich die logischen Brüche und meine Orientierungslosigkeit jedoch so entnervt, dass der Thriller mich leider nicht zu 100% abholen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 17.02.2023

Rasant und sprunghaft

0

Die Prämisse des Buches fand ich eigentlich ganz spannend und auch das Cover hat mich direkt ansprochen. Leider konnte es meinen Erwarungen nicht ganz gerecht werden. Die Handlung ist sprunghaft erzählt ...

Die Prämisse des Buches fand ich eigentlich ganz spannend und auch das Cover hat mich direkt ansprochen. Leider konnte es meinen Erwarungen nicht ganz gerecht werden. Die Handlung ist sprunghaft erzählt und die Charaktere haben wenig Tiefe.
Vor allem die Protagonistin wird ihrer Rolle als intelligente Wissenschaftlerin kaum gerecht. Sie verhält sich wie die Axt im Wald und wirkt dadurch stellenweise ziemlich unsympathisch.
Spannend ist es allerdings auf jeden Fall und ich habe mich wirklich auf das Ende gefreut, damit ich weiß wie es ausgeht, allerdings fand ich den Weg da hin etwas anstrengend.
Für einen entspannten Nachmittag also eher nichts, aber auch kein Reinfall.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 09.02.2023

Spannendes Thema, aber erzählerisch ausbaufähig

6

Irgendetwas Merkwürdiges spielt sich im ewigen Eis ab. Deshalb soll Vulkanologin Antonia Rauwolf herausfinden, ob die neu entdeckten Vulkane ausbrechen könnten. Sollte das der Fall sein, hätte das katastrophale ...

Irgendetwas Merkwürdiges spielt sich im ewigen Eis ab. Deshalb soll Vulkanologin Antonia Rauwolf herausfinden, ob die neu entdeckten Vulkane ausbrechen könnten. Sollte das der Fall sein, hätte das katastrophale Folgen fürs Weltklima. Doch in der Antarktis geht Antonia nicht nur den Vulkanen auf den Grund, sondern auch dem Verschwinden ihres Bruders. Denn der ist nach einem Forschungsausflug verschwunden, ebenso sein Kollege. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf Ungeheuerliches: Im ewigen Eis finden illegale Bohrungen statt.

Tja, was soll ich sagen? Nach dem Klappentext und dem überaus gelungenen Cover hatte ich mich auf einen atmosphärischen Wissenschaftsthriller gefreut. Leider konnte Thilo Winter mich nicht überzeugen. Zugegeben: Das Thema ist hochaktuell, spannend und muss zunehmend ins Bewusstsein der Menschen getragen werden. Denn wir haben nur eine Erde, die es zu schützen gilt. Und ehrlich gesagt kommt es mir so vor, als wäre das einzig und allein die Intention des Autors gewesen. Die Charaktere sind leider nicht plastisch genug ausgearbeitet, sodass sie wenig authentisch und teilweise überzogen wirken. An einigen Stellen überfrachtet der Autor sein Werk mit Fakten und Wissen rund um die Antarktis, dies hätte charmanter Stück für Stück in die Geschichte eingearbeitet werden können. Damit ist die Story zeitweise zäh, an anderen Stellen jedoch so voller Actionszenen, dass es irgendwie inszeniert und wenig realistisch wirkt.

Als Journalist bringt Winter viel Wissen in seine Story ein. Das zeigt sich auch noch einmal im Nachwort des Autors. Dennoch hat mir an einigen Ecken das Erzählerische gefehlt. Winter konnte hingegen die Atmosphäre im ewigen Eis und auf der Forschungsstation lebhaft skizzieren und motiviert dazu, sich mit den knappen Ressourcen dieser Welt intensiver zu beschäftigen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 09.02.2023

Bisweilen zu reißerisch

6

Dies war mein erster Antarktis Thriller, und abseits der Handlung habe ich viel über diesen vereisten Kontinent gelernt, über seine Rolle in der Welt und die ständig drohenden Gefahren.
Die Handlung führt ...

Dies war mein erster Antarktis Thriller, und abseits der Handlung habe ich viel über diesen vereisten Kontinent gelernt, über seine Rolle in der Welt und die ständig drohenden Gefahren.
Die Handlung führt uns zu Neumayer III, einer deutschen Forschungsstation in der Antarktis. Dort kommt gerade Antonia Rauwolf an, eine Vulkanologin, die vorgibt, die neu entdeckten Vulkane im Westen erforschen zu wollen, aber ihr eigentliches Ziel ist es, ihren Bruder Emilio zu suchen, der vor Wochen auf einer Expedition dorthin verunglückt und verschollen ist. Alle halten ihn für tot, aber Antonia glaubt an sein Überleben. Sie beginnt auf rücksichtslose und oftmals unglaubwürdige Weise, ihrem Bruder nachzuforschen bzw. ihn zu finden.
Zweifellos baut der Autor viel Spannung auf, das Buch wird nicht langweilig und man erlebt mit der Protagonistin Antonia so manches Abenteuer, nur ist manches davon dermaßen actiongeladen, dass es den Leser nicht überzeugt. Da werden Wildwest-Verfolgungen im Eis inszeniert, da werden brenzlige Notlandungen durchgeführt oder waghalsige Manöver im Eis in Szene gesetzt.
Mittendrin immer Antonia Rauwolf, mit der man die ganze Zeit über nicht warm wird, da sie rücksichtslos und draufgängerisch handelt und nur ihre eigenen Interessen sieht. Bisweilen fühlt man sich regelrecht amüsiert über ihre Abenteuer, weil sie einfach zu unglaubwürdig sind. Als dann auch noch mystische Elemente auftreten, verliert man den Glauben an die Story.
Was mir sehr positiv aufgefallen ist: Der Autor beherrscht die Kunst der atmosphärischen Beschreibung exzellent. Er beschreibt die Eis-Szenerie, die Exkursionen und überhaupt den Aufenthalt im Eis so detailliert, dass man zu frösteln anfängt.
Und was mir auch sehr zusagt, ist das Nachwort, ein Sachbericht über die Situation der Antarktis heutzutage. Hier habe ich vieles erfahren, das ich noch nicht wusste oder worüber ich mir bislang keine Gedanken gemacht habe.
Alles in allem ist das Buch für mich eingeschränkt empfehlenswert, weil es zu viel einseitige Fiktion enthält. Ich habe nichts gegen Fiktion, aber in diesem Falle kam man sich teilweise vor wie im Land der Superhelden.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung