Hörrunde zu "Schwarzes Herz" von Jasmina Kuhnke

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, sie hat mich sehr berührt.
Mysogonie und Gewalt gegenüber Frauen, besonders in der Ehe gibt es leider immer wieder. Es hat mich besonders berührt diese Erlebnisse zu lesen, dass Frauen sich nicht sofort trennen können.

Ich dachte anfangs auch an Erlebnisse der Autorin, vielleicht, weil sie die Geschcihte auch eingelesen hat?

Zusätzlich hat sie mir auch die Augen geöffnet, dass ich selbst schon rassistische Äußerungen getätigt habe, zwar unbewusst, doch für die Zukunft werde ich darauf achten.

Hast du denn die Gründe heraushören können, warum sie sich nicht getrennt hat?
Also, wenn mein Mann mich Nutte genannt hätte oder sogar Hand angelegt hätte, wäre mein nächster Schritt zum Anwalt gegangen....

Außer, dass sie ihn trotzdem geliebt hat (was nach solchen krassen Aktionen von ihm für mich kaum nachvollziehbar ist) und ihr erst gegen Ende klar wurde, dass sie ihn nun nicht mehr liebt, fällt mir vielleicht höchstens noch ein, dass sie selbst ja kein Geld verdient hat und keine abgeschlossene Ausbildung hat. Andererseits hatte sie aber ja die ganze Zeit zumindest ihre Mutter und deren neuen Partner, die sie wieder aufgenommen haben, als sie dann endlich den Absprung geschafft hat.

Ich bin sogar der Meinung, dass Jasmina Kuhnke selber gesagt hat, dass manches erfunden ist, aber ihr so passiert sein könnte, wie auch du meintest, und anderes wiederum entspricht ihrer Version der Wahrheit.

So hab ich es auch verstanden:)

Ich verstehe nicht, dass man jemanden lieben kann, der einen so behandelt, es war wohl eher Abhängigkeit, was sie als Liebe bezeichnet. Und ja, sie hatte immer ihre Mutter, sie betont ja auch immer, wie sehr sie ihre Mutter liebt, und da frage ich mich, warum sie sich nicht eher ihrer Mutter anvertraut hat.
Außerdem gab es auch damals schon Frauenhäuser.....

ich für meinen Teil hätte mich auch sofort getrennt!

Im Fall von häuslicher Gewalt gibt es immer wieder Berichte, dass es oft sehr lange dauert bis sich Frauen trauen zu gehen. Sie kommen oft aus Familen in denen der Vater ebenfalls gewalttätig waren, sie fühlen sich oft wertlos, suchen die Schuld bei sich selbst.

Ich hab mir bewusst die Zeit, nach Beendigung des Hörbuchs, genommen, um den Inhalt zu verdauen und zu versuchen ihn zu verstehen und zu begreifen.

Durch dieses Hörbuch ist mir erst so richtig klar geworden, in was für einer Blase ich aufgewachsen bin und gelebt habe. Die jetzt eindeutig zum Platzen gebracht wurde. Durch das Hörbuch habe ich mich aktiv versucht zu erinnern. An die Vergangenheit. An bestimmte Situationen. Ich habe auch mein eigenes Verhalten reflektiert.

Das Buch berührt auf mehreren Ebenen. Ganz klar. Im Vordergrund steht der Alltags-Rassismus, von dem die Autorin immer wieder berichtet und auch jetzt dieses Buch ausgelöst hat, eine grundlegende und eine längst überfällige Debatte, und die häusliche Gewalt.
Zu letzterem möchte ich nur sagen, dass es leicht ist zu sagen, dass man/frau sich sofort getrennt hätte. Persönlich finde ich das völligen Schwachsinn überhaupt in den Raum zu werfen, den da fängt wieder dieses Schubladendenken an, dass man selber die Situation ja so viel besser gelöst hätte.
Fakt ist, wenn man sich in so einer Situation befindet, dann ist schon viel schief gegangen bevor man dort überhaupt hineingeraten ist. Menschen die Gewalt ausüben suchen sich die typischen "Opfer-Charaktere" raus. Menschen die nicht gefestigt sind in ihrem Leben. Die aber unbedingt nach Stabilität suchen. Und wenn wir so überzeugt sind, dass jemand einen liebt und für einen die Welt scheint und einen immer wieder einredet es gibt kein Entkommen, aus diesem und jenem Grund, dann fängt man/frau an zu glauben. Dann hat man den ersten Kampf verloren. Denn dann kommt man da eben nicht so leicht heraus.
Jasmina Kuhnke, hat diese Kapitel sehr reflektiert geschrieben, sie hat Gründe genannt, wieso die Protagonistin es hätte schon früher erkennen müssen, wieso die Protagonistin früher die Reißleine hätte ziehen müssen. Doch ich bin mir sicher, dass die Protagonisten, zum Zeitpunkt ihrer Ehe diese Gründe gar nicht so reflektiert vor Augen hatte, wie die Autorin den ZuhörerInnen weiß machen lassen wollte. Im Nachhinein sagen alle, die Anzeichen waren da. Doch der Teufelskreis ist meistens einfach zu groß.

Abschließend möchte ich festhalten, dass ich hoffe, dass alle zu Überlebenden werden, dass alle die sich in irgendeiner Form unterdrückt fühlen, es schaffen ihre Stimme zu finden, wie Jasmina Kuhnke es geschafft hat.

Es fällt mir echt schwer, was zu diesem Buch zu schreiben, es beschäftigt mich sehr. Nicht nur die Handlung an sich, es ist ja keine reine Fiktion, die man so einfach zur Seite schieben kann. Das Buch hat mich nachdenklich gemacht. Denn auch wenn das Ende versöhnlich klingt, seelische Verletzungen prägen fürs Leben