Community-Leserunde mit @le.lyssa zu "Evil Eye" von Etaf Rum
Ein feinsinniger Page-Turner
Evil Eye
Roman | Feinsinniger Pageturner der palästinensisch-amerikanischen BestsellerautorinHeike Reissig (Übersetzer)
Nach außen hin führt Yara ein perfektes Leben: Sie hat ein abgeschlossenes Studium, einen guten Job, erzieht parallel die beiden Töchter und bereitet das Abendessen vor, wenn ihr Mann nach langen Arbeitstagen nach Hause kommt. Doch wieso fühlt es sich nicht richtig an? Woher kommen ihre Unzufriedenheit, ihre Wutausbrüche, ihre zunehmende Verzweiflung? Als Yara nach einem Zwischenfall auf der Arbeit gezwungen wird, eine Auszeit und psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen, kommt ein Stein ins Rollen und sie beginnt, sich ihren Gefühlen zu stellen. Evil Eye erzählt von der Bedeutung eines erfüllten Lebens und wie unsere unbewältigte Vergangenheit unsere Gegenwart beeinflusst.
Timing der Leserunde
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Bewerben 14.03.2025 - 23.03.2025
-
Lesen 07.04.2025 - 24.04.2025
-
Rezensieren 25.04.2025 - 11.05.2025
Bereits beendet
Schlagworte
Teilnehmer
Diskussion und Eindrücke zur Leserunde
Abschnitt 2, Seite 146 bis 279, inkl. Kapitel 32
Lelyssa
Mitglied seit 20.03.2022
Veröffentlicht am 14.04.2025 um 08:47 Uhr
ENDLICH ist der 2. Leseabschnitt offen:
Diese Stelle (S 236) hat mich SO wütend gemacht. Wie kann man denn bitte so wenig verständnis für seine eigene frau sein? Yara wird die ganze Zeit von ihrem Ehemann gegaslightet- anstatt mal auf sie einzugehen. Ich denke, dass es daran liegt, dass sie und ihr Mann in einem Umfeld grossgeworden sind, in dem es keine psychischen Krankheiten gibt. Außerdem hasse ich Fadi, weil er DIE GABZE ZEIT SAGT wie toll er ist, weil er arbeitet und Yara ja ein super entspanntes leben hat. Diese Frau ist nur am machen und tun, IST DABEI PSYCHISCH KRANK und er spielt das so runter. Wirklich… Das war der Moment im Buch wo ich einfach nur noch wütend war…
Lelyssa
Mitglied seit 20.03.2022
Veröffentlicht am 14.04.2025 um 08:49 Uhr
Und zu diesen beiden Zitaten habe ich gestern auch schon eine Story hochgeladen mit meinen Gedanken, weil die richtig was mit mir gemacht haben.🥹
Lelyssa
Mitglied seit 20.03.2022
Veröffentlicht am 14.04.2025 um 08:55 Uhr
Diese Stelle auf Seite 280 fand ich auch einen wichtigen Wendepunkt für Yaras Leben.
Natürlich ist es vergleichen zu anderen Ländern und Menschen in privileg jeden Tag mehrmals täglich warmes Essen auf dem Tisch zu haben, ein Dach über den Kopf zu haben, Zugang zur medizinischen Versorgung etc. - Im Vergleich zu früher haben wir ja auch mehr Frauenrechte - das reicht aber lange noch nicht aus.
Yara ist eine Person, die ihr leben lang geträumt hat. Sie will reisen, die welt erkunden, eindrücke sammeln. und ich glaube sie braucht das auch - grad weil ihre kindheit so eingeschränkt war. Für sie wurde aber der Lebensweg schon vorbestimmt: Heirat, Kinder, Hausfrau.
Nun merkt Yara aber immer mehr, dass das nicht die Grenzen des Lebens sind und sie weder den Idealen ihrer Eltern noch der Community entsprechen muss. Sie will mehr. Sie hat so eine starke Lebenslust, die sie immer mehr reizt.
Deswegen fand ich die Stelle so wichtig, weil sie langsam nicht mehr nur denkt, sondern handelt.
Einen Mann zu haben, der sie nicht schlägt IST BARE MINIMUM. Sie hat den most loving und carering Mann an ihrer Seite verdient!
Marikita
Mitglied seit 25.01.2022
Veröffentlicht am 15.04.2025 um 11:14 Uhr
Ich fand dieses Kapitel zu lesen,war wirklich sehr schmerzhaft. 😞
Da ist zum Einen die Vertreibungsgeschichte. Ich war auch sehr berührt von Yaras Oma,Teta,die diesen Haustürschlüssel für ihr verlassenes Haus in Jaffa aufbewahrt und in dieser Hoffnung auf Rückkehr/Heilung der Wunden den Schlüssel an die Nachfahren weiter geben möchte. Das tut mir so so leid!!! Ich finde es auch wichtig zu sehen,egal auf welcher Seite man steht,welche Religion oder welche Nationalität, welche Wunden Krieg und Vertreibung bei den Menschen hervorrufen.Am Ende sind es einfach Menschen,die leiden.Und das Leid hat keine Nationalität,Religion oder Persönlichkeit. Mich trifft dies auch so,weil meine Oma (die Seite meiner Mutter sind Mennoniten) zuerst aus der Ukraine und dann im 2.Weltkrieg,auch wegen ihrer Religion,aus Deutschland vertrieben worden ist. Meine Oma und Familie mussten in der Ukraine alles stehen und liegen lassen (das war ca.1940) und mit acht Kindern flüchten.Im Buch hat Yaras Familie nur 30 Minuten,um ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Oft vergisst/übersieht man vielleicht auch bei den Flüchtlingen heute um uns herum,was die womöglich schon alles hinter sich haben.
Dann die Gewalt in dem Buch zwischen den Familienmitgliedern,Häusliche Gewalt schlimmster Art. Man fragt sich,was das Geheimnis war,das Yara im Zusammenhang mit den Eltern 'ausgeplaudert' hat,das zum Bruch zwischen der Mutter und Yara geführt hat.Wie die Mutter dann immer kleiner und kleiner geworden ist,bis sie irgendwann irgendwie ganz verschwunden war,war so schwer mitzulesen.Es ist als würde man mit jeder Karastrophe,die man im Buch liest,auch einen Schmerzensstein mehr aufgeladen bekommen...Und was das Ganze mit Yara gemacht hat!!!
Dann verliert Yara die Arbeit komplett,womit ich nicht gerechnet habe.Vorher wurde ihre Arbeit schon entwertet,da Fadi immer betont,dass ihr Gehalt gar nicht ins Gewicht fällt.Und diese Szene beim Friseur: sie macht das in 1.Linie für Fadi und schämt sich auch noch,dass der Haarschnitt zuviel kostet.Wenigstens hat sie jetzt zunächst Zeit sich um ihre Seele zu kümmern (Tagebuch schreiben,Aktivitäten mit Kindern).
Ich finde das auch unsäglich mit diesem Abendessen im Bett.Das sie dort immer diese Fernsehserien schauen müssen,obwohl Yara das nicht immer möchte oder am Tisch sitzen will Die Art wie Fadi den Wintergarten mit seinen Kisten zustellt,symbolisiert da auch für mich,wie er 'sein Leben einfach lebt und sich nimmt,was er dafür braucht." Trotzdem, denke ich,versuchen sie aufeinander einzugehen,sie versuchen sich zu verstehen.Fadi sagt,dass sie gut kocht und dass er weiss,dass sie viel macht und dass sie sich nicht wertlos fühlen soll.Yara ist sehr empathisch und versucht Fadi auch in seinem Vater-Konflikt zu unterstützen.Wahrscheinlich müssten sie demnach zusammen eine Therapie machen.Ein Problem ist vielleicht auch,dass viele Männer nicht gerne diskutieren und über Gefühle reden wollen.Ich weiss nicht,ob das angeboren und/oder anerzogen wurde.Yara will über das Diskutieren zu einer Lösung kommen. Fadi nicht.Er empfindet Yaras Ehrlichkeit als Angriff.Daran sieht man vielleicht auch,dass beide traumatisiert sind und Fadi als männliches Spiegelbild in seiner Rolle 'festhängt'.
Auf jeden Fall geht das Buch wirklich zu Herzen und greift viele Probleme an der Wurzel an,was doch sehr gut und wichtig ist.
Veröffentlicht am 15.04.2025 um 11:53 Uhr
Lelyssa schrieb am 14.04.2025 um 08:55 Uhr
Diese Stelle auf Seite 280 fand ich auch einen wichtigen Wendepunkt für Yaras Leben.
Natürlich ist es vergleichen zu anderen Ländern und Menschen in privileg jeden Tag mehrmals täglich warmes Essen auf dem Tisch zu haben, ein Dach über den Kopf zu haben, Zugang zur medizinischen Versorgung etc. - Im Vergleich zu früher haben wir ja auch mehr Frauenrechte - das reicht aber lange noch nicht aus.
Yara ist eine Person, die ihr leben lang geträumt hat. Sie will reisen, die welt erkunden, eindrücke sammeln. und ich glaube sie braucht das auch - grad weil ihre kindheit so eingeschränkt war. Für sie wurde aber der Lebensweg schon vorbestimmt: Heirat, Kinder, Hausfrau.
Nun merkt Yara aber immer mehr, dass das nicht die Grenzen des Lebens sind und sie weder den Idealen ihrer Eltern noch der Community entsprechen muss. Sie will mehr. Sie hat so eine starke Lebenslust, die sie immer mehr reizt.
Deswegen fand ich die Stelle so wichtig, weil sie langsam nicht mehr nur denkt, sondern handelt.
Einen Mann zu haben, der sie nicht schlägt IST BARE MINIMUM. Sie hat den most loving und carering Mann an ihrer Seite verdient!
Bei dieser Stelle ist es mir auch eiskalt den Rücken runtergelaufen…
Veröffentlicht am 15.04.2025 um 11:58 Uhr
Marikita schrieb am 15.04.2025 um 11:14 Uhr
Ich fand dieses Kapitel zu lesen,war wirklich sehr schmerzhaft. 😞
Da ist zum Einen die Vertreibungsgeschichte. Ich war auch sehr berührt von Yaras Oma,Teta,die diesen Haustürschlüssel für ihr verlassenes Haus in Jaffa aufbewahrt und in dieser Hoffnung auf Rückkehr/Heilung der Wunden den Schlüssel an die Nachfahren weiter geben möchte. Das tut mir so so leid!!! Ich finde es auch wichtig zu sehen,egal auf welcher Seite man steht,welche Religion oder welche Nationalität, welche Wunden Krieg und Vertreibung bei den Menschen hervorrufen.Am Ende sind es einfach Menschen,die leiden.Und das Leid hat keine Nationalität,Religion oder Persönlichkeit. Mich trifft dies auch so,weil meine Oma (die Seite meiner Mutter sind Mennoniten) zuerst aus der Ukraine und dann im 2.Weltkrieg,auch wegen ihrer Religion,aus Deutschland vertrieben worden ist. Meine Oma und Familie mussten in der Ukraine alles stehen und liegen lassen (das war ca.1940) und mit acht Kindern flüchten.Im Buch hat Yaras Familie nur 30 Minuten,um ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Oft vergisst/übersieht man vielleicht auch bei den Flüchtlingen heute um uns herum,was die womöglich schon alles hinter sich haben.
Dann die Gewalt in dem Buch zwischen den Familienmitgliedern,Häusliche Gewalt schlimmster Art. Man fragt sich,was das Geheimnis war,das Yara im Zusammenhang mit den Eltern 'ausgeplaudert' hat,das zum Bruch zwischen der Mutter und Yara geführt hat.Wie die Mutter dann immer kleiner und kleiner geworden ist,bis sie irgendwann irgendwie ganz verschwunden war,war so schwer mitzulesen.Es ist als würde man mit jeder Karastrophe,die man im Buch liest,auch einen Schmerzensstein mehr aufgeladen bekommen...Und was das Ganze mit Yara gemacht hat!!!
Dann verliert Yara die Arbeit komplett,womit ich nicht gerechnet habe.Vorher wurde ihre Arbeit schon entwertet,da Fadi immer betont,dass ihr Gehalt gar nicht ins Gewicht fällt.Und diese Szene beim Friseur: sie macht das in 1.Linie für Fadi und schämt sich auch noch,dass der Haarschnitt zuviel kostet.Wenigstens hat sie jetzt zunächst Zeit sich um ihre Seele zu kümmern (Tagebuch schreiben,Aktivitäten mit Kindern).
Ich finde das auch unsäglich mit diesem Abendessen im Bett.Das sie dort immer diese Fernsehserien schauen müssen,obwohl Yara das nicht immer möchte oder am Tisch sitzen will Die Art wie Fadi den Wintergarten mit seinen Kisten zustellt,symbolisiert da auch für mich,wie er 'sein Leben einfach lebt und sich nimmt,was er dafür braucht." Trotzdem, denke ich,versuchen sie aufeinander einzugehen,sie versuchen sich zu verstehen.Fadi sagt,dass sie gut kocht und dass er weiss,dass sie viel macht und dass sie sich nicht wertlos fühlen soll.Yara ist sehr empathisch und versucht Fadi auch in seinem Vater-Konflikt zu unterstützen.Wahrscheinlich müssten sie demnach zusammen eine Therapie machen.Ein Problem ist vielleicht auch,dass viele Männer nicht gerne diskutieren und über Gefühle reden wollen.Ich weiss nicht,ob das angeboren und/oder anerzogen wurde.Yara will über das Diskutieren zu einer Lösung kommen. Fadi nicht.Er empfindet Yaras Ehrlichkeit als Angriff.Daran sieht man vielleicht auch,dass beide traumatisiert sind und Fadi als männliches Spiegelbild in seiner Rolle 'festhängt'.
Auf jeden Fall geht das Buch wirklich zu Herzen und greift viele Probleme an der Wurzel an,was doch sehr gut und wichtig ist.
Sehr schön zusammengefasst!! Ich kämpfe auch immer wieder mit meiner Bewertung gegenüber Fadi.. einerseits ist er so ein Arschloch und nutzt Yara zu seinem eigenen Vorteil aus. Andererseits denke ich mir dann immer wieder dass er doch auch nur ein kleines Rädchen ist und in diesem System genauso gefangen ist wie Yara und dann tut er mir genauso leid.. Ich bin noch nicht so wirklich schlau daraus geworden wie er im Kern tickt, vielleicht klärt sich das noch in den folgenden Kapiteln.
Veröffentlicht am 15.04.2025 um 12:13 Uhr
Der zweite Abschnitt hat mich schon sehr mitgenommen, ein Auf und Ab der Gefühle.
Einerseits ist da ganz viel Wut, Trauer und Mitgefühl für Yara und ihre Vergangenheit. Der Tagebucheintrag mit der Situation zwischen ihr und ihrer Mutter nach Tetas Tod hat mich so fassungslos gemacht. Wie kann man nur seinem eigenen Kind solche Schuldzuweisungen machen??? Spätestens da war mir klar, warum Yara sich in diesem psychischen Loch befindet. Das ist doch ganz verständlich, dass man durch solch eine traumatische Erfahrung seinen eigenen Wert nicht mehr erkennt und mit sich umgehen lässt wie einen Fußabstreifer… Ich schätzte ihre Mutter war selbst depressiv aber dennoch hat man als Elternteil die Verantwortung nicht so mit seinem Kind umzugehen, egal was Yara wohl „angestellt“ hatte. Ich schätze mal dass Yara vermutlich zu Unrecht beschuldigt wird, wahrscheinlich hat sie lediglich dem Vater von der Krankheit ihrer Mutter erzählt.
Andererseits bin ich froh, dass es immer mehr helle Momente in Yaras Leben gibt, beispielsweise mit Silias, den wohl der Himmel geschickt hat, oder in den Momenten die sie alleine mit ihren Töchtern verbringt. Ich finde es total mutig von ihr dass sie sich traut die Geschichten im Tagebuch festzuhalten, das ist ein wahnsinnig großer Fortschritt für sie!
Ich muss auch sagen, dass ich mit solch einem Verlauf der Geschichte nicht gerechnet hatte. Mich hat der Verlust des Jobs sehr überrascht, aktuell sieht es ja so aus als wenn sie sich die Zeit für sich nimmt die sie schon lange gebraucht hat, allerdings hoffe ich dass sie dennoch ihre Berufung findet und wieder arbeiten wird.
Ich bin sehr gespannt wie es im Letzten Abschnitt weitergehen wird!
Veröffentlicht am 15.04.2025 um 12:27 Uhr
Oh und was ich unbedingt noch ergänzen möchte, einfach weil es mich so sehr bewegt: Was der Autorin meiner Meinung nach wahnsinnig gut gelungen ist die Darstellung, wie Yaras Emotionen innerlich miteinander kämpfen. Beispielsweise wenn sie Fadi um etwas bittet: Erst kocht die Emotion (Wut) hoch, dann hört sie die Stimme ihrer Mutter (Sinnbild für die Depression) und dann drückt sie die Emotion herunter indem sie sich einredet wie „gut“ sie es doch hat und wie dankbar sie sein sollte. Einer Meinung nach könnte man das nicht besser beschreiben.
Lelyssa
Mitglied seit 20.03.2022
Veröffentlicht am 15.04.2025 um 13:28 Uhr
Marikita schrieb am 15.04.2025 um 11:14 Uhr
Ich fand dieses Kapitel zu lesen,war wirklich sehr schmerzhaft. 😞
Da ist zum Einen die Vertreibungsgeschichte. Ich war auch sehr berührt von Yaras Oma,Teta,die diesen Haustürschlüssel für ihr verlassenes Haus in Jaffa aufbewahrt und in dieser Hoffnung auf Rückkehr/Heilung der Wunden den Schlüssel an die Nachfahren weiter geben möchte. Das tut mir so so leid!!! Ich finde es auch wichtig zu sehen,egal auf welcher Seite man steht,welche Religion oder welche Nationalität, welche Wunden Krieg und Vertreibung bei den Menschen hervorrufen.Am Ende sind es einfach Menschen,die leiden.Und das Leid hat keine Nationalität,Religion oder Persönlichkeit. Mich trifft dies auch so,weil meine Oma (die Seite meiner Mutter sind Mennoniten) zuerst aus der Ukraine und dann im 2.Weltkrieg,auch wegen ihrer Religion,aus Deutschland vertrieben worden ist. Meine Oma und Familie mussten in der Ukraine alles stehen und liegen lassen (das war ca.1940) und mit acht Kindern flüchten.Im Buch hat Yaras Familie nur 30 Minuten,um ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Oft vergisst/übersieht man vielleicht auch bei den Flüchtlingen heute um uns herum,was die womöglich schon alles hinter sich haben.
Dann die Gewalt in dem Buch zwischen den Familienmitgliedern,Häusliche Gewalt schlimmster Art. Man fragt sich,was das Geheimnis war,das Yara im Zusammenhang mit den Eltern 'ausgeplaudert' hat,das zum Bruch zwischen der Mutter und Yara geführt hat.Wie die Mutter dann immer kleiner und kleiner geworden ist,bis sie irgendwann irgendwie ganz verschwunden war,war so schwer mitzulesen.Es ist als würde man mit jeder Karastrophe,die man im Buch liest,auch einen Schmerzensstein mehr aufgeladen bekommen...Und was das Ganze mit Yara gemacht hat!!!
Dann verliert Yara die Arbeit komplett,womit ich nicht gerechnet habe.Vorher wurde ihre Arbeit schon entwertet,da Fadi immer betont,dass ihr Gehalt gar nicht ins Gewicht fällt.Und diese Szene beim Friseur: sie macht das in 1.Linie für Fadi und schämt sich auch noch,dass der Haarschnitt zuviel kostet.Wenigstens hat sie jetzt zunächst Zeit sich um ihre Seele zu kümmern (Tagebuch schreiben,Aktivitäten mit Kindern).
Ich finde das auch unsäglich mit diesem Abendessen im Bett.Das sie dort immer diese Fernsehserien schauen müssen,obwohl Yara das nicht immer möchte oder am Tisch sitzen will Die Art wie Fadi den Wintergarten mit seinen Kisten zustellt,symbolisiert da auch für mich,wie er 'sein Leben einfach lebt und sich nimmt,was er dafür braucht." Trotzdem, denke ich,versuchen sie aufeinander einzugehen,sie versuchen sich zu verstehen.Fadi sagt,dass sie gut kocht und dass er weiss,dass sie viel macht und dass sie sich nicht wertlos fühlen soll.Yara ist sehr empathisch und versucht Fadi auch in seinem Vater-Konflikt zu unterstützen.Wahrscheinlich müssten sie demnach zusammen eine Therapie machen.Ein Problem ist vielleicht auch,dass viele Männer nicht gerne diskutieren und über Gefühle reden wollen.Ich weiss nicht,ob das angeboren und/oder anerzogen wurde.Yara will über das Diskutieren zu einer Lösung kommen. Fadi nicht.Er empfindet Yaras Ehrlichkeit als Angriff.Daran sieht man vielleicht auch,dass beide traumatisiert sind und Fadi als männliches Spiegelbild in seiner Rolle 'festhängt'.
Auf jeden Fall geht das Buch wirklich zu Herzen und greift viele Probleme an der Wurzel an,was doch sehr gut und wichtig ist.
Zu dem Absatz mit dem Job: Das fand ich auch sehr überraschend, dass sie den dann doch komplett verloren hat. Am Anfang bin ich noch sehr davon ausgegangen, dass sie die Stelle wiederbekommt und eventuell sogar mit nach Norwegen reisen darf. Das hat mich dann doch traurig gemacht, dass es in diesem Zusammenhang erstmal kein Happy End gibt und sie William auch nicht mehr weitersehen kann - Vor allem, weil sie grad dabei war sich zu öffnen. Das Leben ist einfach so unfair und das beweist nur noch mehr, wie wichtig es ist, POCs in hohen Stellen zu haben, die nun mal ganz anders als weiße Männer arbeiten.
Ich habe erst später im Buch gecheckt, dass sie immer abends im Bett essen. Am Anfang habe ich das anscheinend total überlesen, weil ich davon ausgegangen bin, dass sie ganz normal am Esstisch oder wenigstens im Wohnzimmer essen... Ich habe es erst gemerkt, als Yara gefragt hat, ob sie im Esszimmer essen wollen und er es verneint hat. Sie kocht immer frisch, trägt die Rezepte ihrer Familie in Ehren und versucht immer ihr bestes und er schaufelt sich das still und allein beim TV gucken rein. Vor allem sind es auch immer Serien, die er gut findet. Nie hat er Yara gefragt, was sie gerne gucken wollen würde. Er gaslightet sie bis zum geht nicht mehr, spielt alles runter, lässt sie wertlos fühlen, gibt ihr aber immer das Gefühl, als müsste sie sich für dieses Leben bedanken...
Lelyssa
Mitglied seit 20.03.2022
Veröffentlicht am 15.04.2025 um 13:30 Uhr
julsyliest schrieb am 15.04.2025 um 11:58 Uhr
Sehr schön zusammengefasst!! Ich kämpfe auch immer wieder mit meiner Bewertung gegenüber Fadi.. einerseits ist er so ein Arschloch und nutzt Yara zu seinem eigenen Vorteil aus. Andererseits denke ich mir dann immer wieder dass er doch auch nur ein kleines Rädchen ist und in diesem System genauso gefangen ist wie Yara und dann tut er mir genauso leid.. Ich bin noch nicht so wirklich schlau daraus geworden wie er im Kern tickt, vielleicht klärt sich das noch in den folgenden Kapiteln.
Am Anfang (erster Leseabschnitt) habe ich auch gedacht, dass er "einer von den guten ist". Das ist er aber für mich absolut nicht. Mit jedem Kapitel nimmt er an Sympathie ab und ist für mich einfach gefangen in einem unglücklichen Leben, einer unverarbeiteten Kindheit mit Daddy Issues und toxischer Männlichkeit. Er ist kein Stück besser und ist unter anderem ein Grund, weshalb Frauen nach wie vor unterdrückt werden und das Patriachat weiter aufrecht steht...