Durch das Cover bin ich direkt auf das Buch aufmerksam geworden, denn durch die Ritter und das Kreuz ist direkt klar, dass es sich um einen historischen Roman handelt. Und das ist genau mein Genre. Aber ich bin auch daran hängengeblieben, weil mir das Cover Spannungen und Krisen zu versprechen scheint.
Beim ersten Lesen bestätigt sich dieser Eindruck für mich. Im Prolog habe ich mich direkt gefühlt, als sei ich mitten im Geschehen. Das lag vor allem an der bildhaften Beschreibung durch ein Menge Vergleiche, wie z. B. " Rachen brennt wie Feuer" oder "Kopf fühlt sich an, als schlage jemand mit dem Hammer darauf". Zudem wird die Angst und Unsicherheit des Charakters sehr gut rübergebracht, durch die ständig wechselnden Gedanken. In einem Moment sinniert er über den Tod und im anderen wird ihm bewusst, welch schrecklichen Durst er hat. Dieser Schreibstil und auch die vielen kurzen Sätze bringen klar rüber, wie sich Raol fühlt und in was für einer brenzlichen Situation er sich befindet. Grundsätzlich mag ich den Schreibstil bis jetzt sehr, denn als Leser kann man leicht in die vorherrschende Gefühlswelt eintauchen.
Über die Eigenschaften der Protagonisten war ich zunächst überrascht, denn sie entsprechen nicht dem, was ich von einer Geschichte, die 1129 in Jerusalem spielt, erwartet hätte. Melisende war mir zunächst sehr sympathisch, da sie eine selbst bestimmte und entschlossene Frau zu sein scheint. Ein wenig unsympathischer wird sie dann, als sie ihren Hass und ihre Intoleranz gegenüber anderen Religionen zum Ausdruck bringt und sie als "Ungläubige" bezeichnet. Aber diese Art des Denkens gehörte nun mal in diese Zeit und so bringt der Autor es sehr realistisch rüber. Noch einmal wurde ich dann von Raol, dem Tempelritter, überrascht. Denn auch dieser entspricht mit seinen Gedanken nicht den damaligen Idealen. Er stellt sich die "großen Fragen" und zweifelt sogar an der Existenz Gottes. Das macht ihn für mich zu einem sehr interessanten Charakter.
Ich bin also sehr gespannt auf den weiteren Handlungsverlauf und darauf, wie sich Melisende aus ihrer Misere befreien kann. Denn ich denke nicht, dass sie klein bei geben wird. Auch bin ich sicher, dass einige Krisen, Auseinandersetzungen und Überraschungen auf die Charaktere, die so ungewöhnlich für ihre Zeit erscheinen, warten.