Tödliche Isolation
Die Dokumentarfilmerin Tess Macfarlane wird von der Meeresforschungsorganisation Seawild mit einem Team von Wissenschaftlern auf die abgelegene Insel Navigaceo geschickt, um einen Dokumentarfilm über Mönchsrobben ...
Die Dokumentarfilmerin Tess Macfarlane wird von der Meeresforschungsorganisation Seawild mit einem Team von Wissenschaftlern auf die abgelegene Insel Navigaceo geschickt, um einen Dokumentarfilm über Mönchsrobben zu drehen. Kurz nach ihrer Ankunft entdeckt sie eine Leiche, die mit einer früheren Expedition in Verbindung zu stehen scheint. Während Tess das Rätsel um den Tod des Mannes und die mysteriösen Vorkommnisse auf der Insel untersucht, weiß sie immer weniger, wem sie trauen kann.
Die abgelegene Insel steht im Mittelpunkt des Buches. Die düstere, isolierte Stimmung wird überzeugend dargestellt und der Autor schafft es, eine klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen. Nachdem der Thriller zu Beginn etwas schleppend verläuft, nimmt die Spannung im zweiten Teil deutlich zu. Vor allem die Wendungen und Enthüllungen sorgen dafür, dass der Thriller mit zunehmender Lesezeit immer fesselnder wird. Allerdings wirkt die Auflösung am Ende teilweise etwas konstruiert. Während die Erklärung im Großen und Ganzen schlüssig ist, könnte der Höhepunkt der Geschichte etwas weniger vorhersehbar und etwas ausgefeilter sein.
Tess selbst ist ein komplexer und interessanter Charakter. Als Dokumentarfilmerin hat sie eine investigative und unerschrockene Art. Auf der Insel ist jedoch schnell unklar, ob sie ihrer Wahrnehmung noch trauen kann. Diese Ungewissheit sorgt für zusätzliche Spannung. Im Gegensatz dazu sind die anderen Figuren eher oberflächlich dargestellt. Ihre Handlungen sind nicht immer nachvollziehbar und so bleiben sie durch die Geschichte hindurch unscheinbar und wenig greifbar.
Die Handlung in der Vergangenheit um ihren ersten Dokumentarfilm "Spill" und den Tod ihrer Partnerin Gretchen ist zwar spannend, hat aber insgesamt wenig Bezug zur aktuellen Handlung und wirkt daher seltsam losgelöst.
Der flüssige Schreibstil und die gut strukturierten Kapitel sorgen dafür, dass sich das Buch angenehm lesen lässt. Trotz der langsamen ersten Hälfte bleibt die Erzählweise unterhaltsam und baut die geheimnisvolle Atmosphäre kontinuierlich auf.
Insgesamt ist "Die Insel der Angst" ein solider Thriller mit einem atmosphärischen Setting und einer spannenden, gruseligen zweiten Hälfte. Zwar ist der Anfang etwas langatmig und die Charaktere könnten mehr Tiefe vertragen, dennoch bietet der Thriller eine interessante und durchdachte Handlung.