Das nostalgisch gestaltete Cover von "Adria mortale - Bittersüßer Tod" gefällt mir ebenso wie der originelle Ansatz des Prologs, der in seiner ungewöhnlichen Perspektive besteht, ausgesprochen gut. Denn in diesem Prolog, der einige Tage vor der eigentlichen Handlung spielt, begleitet man einen Vogel bei seinem Rundflug über das Dorf Pesaro del Monte piccolo Cattolica und erhält so einen guten Überblick über das gesamte Dorf. Dieser Rundflug beginnt auf dem Sims des Kirchturms, führt vorbei am Rathaus, an verschiedenen Geschäften und am einstigen Kloster und endet - wie das für einen Krimi wohl unvermeidlich ist - bei der Leiche des Lehrers Kilian Rossi.
Die gelungenen Beschreibungen von Margherita Giovanni - wie etwa die der Werbebotschaften auf Blech-Schildern des Kramladens - versetzen in eine andere Zeit. Und die atmosphärischen Schilderungen von Margherita Giovanni lassen die felsigen Klippen der Adria Küste und deren besonderen Duft, der neben der frischen Meeresbrise auch Salbei und Thymian, Ginster, wilde Orchideen und Lorbeer enthält, lebendig werden.
Dass Sonja Mauer und Elke Wilk für einen gemeinsamen Italienurlaub die lange Fahrt bis ins Dorf Pesaro del Monte piccolo Cattolica auf Elkes blauem Roller auf sich genommen haben, finde ich sympathisch. Die junge Rechtsanwaltsgehilfin Sonja gefällt mir schon in der Leseprobe gut - nicht nur aufgrund ihrer Unbeholfenheit, die sie jede Straßenkarte verkehrt herum halten lässt und weil sie kein Wort italienisch versteht, was sie menschlich macht, sondern auch weil sie das Herz am rechten Fleck zu haben scheint, als ihr die herablassende Art, mit der Kilian den jungen Mimo behandelt, sehr missfällt. Elke hingegen scheint insbesondere für das Jahr 1958 sehr selbstbewusst und emanzipiert zu sein.
Die Pensionsbesitzerin Federica Pellegrini lernt man erst gegen Ende der Leseprobe kennen. Der erste Eindruck von Federica, der durch die Art und Weise, wie sie sich an ihren verstorbenen Mann Matteo erinnert, entsteht, ist bei mir sehr positiv. So würde es mich sehr freuen, Federica bei ihren Nachforschungen den Tod von Kilian betreffend begleiten zu dürfen und sie dabei näher kennenlernen zu dürfen.
Dass Kilian zwar sehr charmant und wortgewandt ist, aufgrund seines übergroßen Egos aber auch ein ziemlicher Kotzbrocken sein kann, hat er bereits in der Leseprobe in seinem Verhalten gegenüber Mimo gezeigt, den er von oben herab behandelt und letztlich wie eine lästige Fliege wegscheucht hat. Kilian scheint viele Feinde zu haben. Ob ihm sein Widerstand gegen die Erweiterung des Tourismus im Dorf zum Schutz der Natur zum Verhängnis geworden ist? Und warum ist Kilian bei seiner Familie so unerwünscht gewesen, dass er sich da nicht mehr blicken lassen durfte?