Leserunde zu "Gestern ist ein ferner Ort" von Joaquín Berges

Eine zutiefst berührende Mutter-Tochter-Geschichte
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Joaquín Berges (Autor)

Gestern ist ein ferner Ort

Roman

Sybille Martin (Übersetzer)

Nach einem Schlaganfall muss Celia zurück ins Leben finden. Ein Teil ihrer Vergangenheit ist einfach ausgelöscht. Fieberhaft versucht sie, diese Leerstellen zu füllen. Doch ihre Tochter Paula scheint fest entschlossen, genau das zu verhindern. Immer wieder weicht sie den Fragen ihrer Mutter aus - besonders dann, wenn Celia sich nach ihrem Sohn Emilio erkundigt. Und offenbar hat Paula auch alle anderen angewiesen, Celia nur die halbe Wahrheit zu sagen. Aber hat sie das Recht, ihrer Mutter die eigene Lebensgeschichte zu verschweigen?

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 22.07.2019 - 11.08.2019
  2. Lesen 26.08.2019 - 15.09.2019
  3. Rezensieren 16.09.2019 - 29.09.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 3, KW 37, Seite 275 bis Ende

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Babajaga

Mitglied seit 12.03.2019

Wenn ich nicht lese, plane ich meine Bibliothek

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 07:45 Uhr

Mir hat dieser letzte Teil und das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Ich mochte gar nicht aufhören zu lesen und war fast ein bisschen traurig, als ich die letzte Seite erreicht hatte. Paula und Celia sind für mich wie Freunde geworden, deren Geschichte man liest und deren Verhalten man am Ende der Geschichte definitiv verstehen kann. Jedenfalls ging es mir so. Paula wurde in diesem letzten Abschnitt noch einmal etwas weicher. Wohl auch durch die Sache mit dem Krankenhausaufenthalt, ihrem inneren Zwiespalt das neue Kinde betreffend und natürlich mit dem Geständnis über das PW.
Allerdings bleiben am Ende ziemlich viele Fragen offen, die nun der Spekulation des Lesers überlassen bleiben. Nach einer Fortsetzung sieht es nicht aus, weil die wichtigen Dinge klar sind – nämlich, dass Paula das PW festgelegt hat und dass Celia weder ihr letztes Buch lesen noch ein neues schreiben will. Letzteres finde ich schade, denn wenn wir davon ausgehen, dass das aktuelle Buch für sie wie eine Therapie war, wäre es mit einem neuen, welches die Situation nach dem Schlaganfall beleuchtet, möglicher Weise auch eine. Vielleicht würde das Schreiben sogar noch einige Erinnerungen wieder bringen. Oder will sie das vielleicht gar nicht? Auch das bleibt Spekulation, genau wie ihre Zukunftspläne.

Was wird nun aus Lucien und Celia? Sie zog ja in Erwägung nach Paris zu gehen. Festgelegt hat sie sich nicht und am Ende des Buches wissen wir auch nicht, wohin sie gehen wird. Nicht einmal ob sie in Madrid oder am Meer leben will.

Warum hat Carmen sie damals nach Madrid zurück geholt? Man könnte jetzt spekulieren, nachdem Lucien meinte, dass Carmen ein Auge auf Celia geworfen hatte. War es vielleicht einfach nur Eifersucht? Falls ja, welchen Grund mag sie vorgeschoben haben? Ansonsten hätte Celia doch eigentlich keinen Grund gehabt zu gehen und vor allem nicht wieder zu kommen. Lucien war ob dieses Umstandes ja etwas unwirsch geworden, hatte ich den Eindruck. Also gehe ich davon aus, dass ihn Celias Fortgang schon getroffen hatte. Und jetzt ist sie wieder weg und meldet sich noch nicht mal bei ihm. Dabei hatte ich das Gefühl, dass sie gern mit ihm zusammen wäre. Ich hatte gehofft, dass nach dem Pritzeln, das in der Luft lag, eine gemeinsame Zukunft greifbar wäre.

Warum und vor allem wann hat Celia entschieden, ihr eigenes Buch nicht zu lesen? Ich hatte den Eindruck, dass sie dies schon festgelegt hatte, bevor sie wusste, dass Paula das PW auf die Dateien gelegt hat und nicht sie selbst. Ein bisschen glaube ich, dass Celia irgendwoher – tief in ihrem Inneren – wusste, dass nicht sie das PW vergeben hat. Der Inhalt dieses Buches ist aber der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte. Umso seltsamer, dass man über dessen Inhalt so gar nichts erfährt.
Fakt ist aber, dass Celia Paula ihren übermäßigen Schutz nicht länger übel zu nehmen scheint. Immerhin lächelt sie am Ende. Und ich hatte auch das Gefühl, dass sich das Verhältnis zwischen den beiden Frauen einfach so entspannt – vielleicht weil jede ihren Frieden mit dem Verhalten der anderen gemacht hat? Oder eingesehen hat, dass jede von ihnen ihr ganz eigenes Päckchen zu tragen hat. Wer weiß…

Mir hat sowohl das Buch als auch diese Leserunde viel Freude gemacht. Ich habe Eure Kommentare gern gelesen, fand Eure Blickwinkel spannend und interessant und freue mich, dass ihr Euch meine durchgelesen habt. Vielen Dank dafür und vielleicht lesen wir uns einer der nächsten Runden ja wieder.

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Ely-Calya

Mitglied seit 14.10.2018

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 10:13 Uhr

Meine Vermutung die ich ganz zu Anfang hatte, dass Emilio nicht lebt haben sich gleich zu Beginn des letzten Abschnittes bekräftigt. Als Celia aus Paris Emilio anrufen will, denkt sie dass ihre Enkelin am Telefon ist.
Als Celia dann aus Paris zurück ist und bei einem gemeinsamen Abendessen mit Paula und Jose wieder versucht Emilio anzurufen und Joses Handy klingelt ist alles klar. Paula erzählt ihrer Mutter das Emilio ertrunken ist.
Doch Celia planen Zweifel, da Emilio ein guter Schwimmer war. Doch irgendwie ist das Rätsel um Emilio nicht richtig aufgeklärt. Nur dass er in Celias Haus am Meer umgekommen ist, was Paula ihr jedoch wiederum verschweigt.
Celia reist ans Haus am Meer. Paula holst sie zur Beerdigung von Onkel Augusto ab. Dort findet Paula auch ihr Passwort wieder. Wie sich rausstellt hat Paula die Dateien mit dem Passwort versehen, um ihre Mutter zu schützen.
Auf dem Rückweg hat Paula starke Blutungen und muss ins Krankenhaus.
Celia fährt zurück und stellt fest, dass sie nun gerne Autofährt.
Das Rätsel mit Emilio und dem Passwort zieht sich eigentlich durchs ganze Buch und wir gegen ENde nicht richtig aufgeklärt. Insgesamt finde ich, dass zum Ende hin vieles einfach schnell abgehandelt wird.

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classique

Mitglied seit 11.02.2017

"Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste". - Heinrich Heine -

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 11:11 Uhr

Wie von den meisten Mitlesern schon geahnt, lebt Celias Sohn Emilio nicht mehr.

Ich selbst hatte diese Vermutung auch von (fast) Anfang an, und was anderes hätte auch keinen großen Sinn ergeben. Auch die verlorenen Jahre sind somit geklärt...Rückzug nach dem Badetod ihres Sohnes.

Auch die Suche nach dem Passwort, ist so zu Ende gekommen...Emile!

Das Celia eigentlich nie selbst ein Passwort für ihre Dateien erstellt hat, war am Schluss auch ziemlich schlüssig. Paula wollte unter allein Umständen ihre Mutter schützen.

Celia hat sich verändert, sie scheint ein sanftere Mensch geworden zu sein...

Wird Lucien ihre Zukunft sein? Als Leser, kann man dies annehmen...

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gusaca

Mitglied seit 02.05.2018

Ich lese also bin ich

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 16:13 Uhr

Das Ende des Buches bringt Mutter und Tochter wieder zusammen, obwohl manche der angerissenen Puzzelstücke nicht ganz ausgearbeitet werden und der Phantasie des LEsers überlasssen werden.
DAs Buch hat mich gut unterhalten und interessante Fragen aufgeworfen. Nur an einigen Stellen war es mir die Verwandschaft betreffend doch etwas zu langatmig.
Der Wert von Erinnerungen für das eigene Selbstbild und die Wesensentwicklung sind erstaunlich.
Paula wollte ihre Mutter wirklich nur schützen wenn sie dabei auch meiner MEinung nach über ihr Ziel hinausgeschossen ist und einige Grenzen , die es geben sollte, überschritten hat.
Sie hätte ihrer Mutter früher die Wahrheit sagen sollen.

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kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 17:43 Uhr

Den 3. Abschnitt konnte ich wieder recht zügig durchlesen... Emilio ist also tatsächlich tot... Mir kommt aber die ganze Hintergrundgeschichte zu kurz... Man kann sich vieles zusammen reimen, aber am Ende bleiben etliche offene Fragen...

Celia scheint nach ihrem Schlaganfall ein ganz anderer Mensch zu sein, was gut ist. Sie hatte ja vorher scheinbar alle vergessen, die ihr lieb waren... Aber gleich alles komplett von sich schieben? Nichts aufarbeiten?

Was wird aus ihr und Lucien? Man kann es sich nur zusammen fantasieren....

Was wird aus Paula, dem Kind und der Familie insgesamt?

An sich ein Buch, was auch nachdenklich stimmt... Wie würde sich das eigene Leben entwickeln nach so einem Schicksalsschlag?

Ich hätte mir jedoch mehr Tiefgründigkeit gewünscht...

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kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 19:05 Uhr

Zitat von Babajaga

Vielleicht würde das Schreiben sogar noch einige Erinnerungen wieder bringen. Oder will sie das vielleicht gar nicht?

Genau das glaube ich ... Es wäre für Celia zu schmerzhaft den Tod ihres Sohnes noch einmal zu durchleben... Das wird sie tunlichst vermeiden.

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kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 19:07 Uhr

Zitat von Babajaga

Warum hat Carmen sie damals nach Madrid zurück geholt? Man könnte jetzt spekulieren, nachdem Lucien meinte, dass Carmen ein Auge auf Celia geworfen hatte. War es vielleicht einfach nur Eifersucht? Falls ja, welchen Grund mag sie vorgeschoben haben? Ansonsten hätte Celia doch eigentlich keinen Grund gehabt zu gehen und vor allem nicht wieder zu kommen. Lucien war ob dieses Umstandes ja etwas unwirsch geworden, hatte ich den Eindruck. Also gehe ich davon aus, dass ihn Celias Fortgang schon getroffen hatte. Und jetzt ist sie wieder weg und meldet sich noch nicht mal bei ihm. Dabei hatte ich das Gefühl, dass sie gern mit ihm zusammen wäre. Ich hatte gehofft, dass nach dem Pritzeln, das in der Luft lag, eine gemeinsame Zukunft greifbar wäre.


Das stört mich sehr an diesem Buch, dass sooo viel ungeklärt bleibt. Dass der Leser ein bisschen Fantasie mitbringen muss -ja klar- aber etliche Fragen, die aufgeworfen werden, bleiben offen...

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Babajaga

Mitglied seit 12.03.2019

Wenn ich nicht lese, plane ich meine Bibliothek

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 19:09 Uhr

Zitat von Ely-Calya

dass zum Ende hin vieles einfach schnell abgehandelt wird.



Ich finde, dass vieles offen bleibt, nicht fertig erzählt wird, aber schnell... nein nicht wirklich. In Bezug auf das Passwort hatte ich von Anfang an den Verdacht, dass Paula es war, die die Dateien geschützt hat. Sie wusste zu viel über das Passwort ohne es angeblich zu kennen...

Zitat von gusaca

Sie hätte ihrer Mutter früher die Wahrheit sagen sollen.



Da bin ich ganz Deiner Meinung. Spätestens als Celia das erste Mal nach Emilio gefragt hat, wäre es an der Zeit gewesen, vielleicht behutsam,, aber wahrheitsgetreu zu erzählen. Immerhin hat Celia das Buch ja nicht umsonst geschrieben...

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kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 19:09 Uhr

Zitat von Ely-Calya

Insgesamt finde ich, dass zum Ende hin vieles einfach schnell abgehandelt wird.


Stimme ich voll zu und die wichtigen Fragen bleiben ungeklärt... Das lässt mich unzufrieden zurück. Leider.

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Babajaga

Mitglied seit 12.03.2019

Wenn ich nicht lese, plane ich meine Bibliothek

Veröffentlicht am 09.09.2019 um 19:14 Uhr

kiranight2016 schrieb am 09.09.2019 um 19:05 Uhr

Zitat von Babajaga

Vielleicht würde das Schreiben sogar noch einige Erinnerungen wieder bringen. Oder will sie das vielleicht gar nicht?

Genau das glaube ich ... Es wäre für Celia zu schmerzhaft den Tod ihres Sohnes noch einmal zu durchleben... Das wird sie tunlichst vermeiden.

Aus irgendeinem Grunde bin ich mir da nicht so sicher. Für den Moment ganz sicher... aber wirklich auch auf Dauer? Wenn man mal überlegt, wie viel Zeit zwischen dem eigentlichen Tod und der Aufarbeitung in ihrem Buch vergangen ist... Vielleicht braucht sie ihre Zeit.

Aber letzthin bleibt das reine Spekulation und man kann nur von sich auf Celia schließen...