Leserunde zu "Die Halligprinzessin" von Karen Elste

Auch den dritten und leider schon letzten Abschnitt habe ich regelrecht verschlungen. Es passierten nochmal einige Dinge. Sowohl bei Ella als auch bei Charlotte. Das Charlotte nach all den Ereignissen dennoch auf der Hallig geblieben ist, fande ich sehr stark. Das macht sie als Charakter aus. Das "ausharren" hat sich gelohnt. Nach langer Zeit wurde Pay aus der Gefangenschafft entlassen und kehrt zurück auf die Hallig. Ich glaub Charlotte konnte das erst gar nicht realisieren. Nachdem Jeffrey wieder nach England zurück ist - Charlotte rettete Jeffrey nach einem Flugzeugabsturz und kümmerte sich um ihn, auch wenn sie stets Angst hatte, das er entdeckt werden könnte- traf er auf Pay und überlies ihn sein Boot, dait er nach Hause kommt.
Ella bekommt besuch von Karla und dann später auch noch von Robert. Robert hat sich wesentlich verändert, was Ella schon an Kleinigkeiten auffällt. Was für beide spricht und das sie sich eben über all die Jahre sehr gut kennengelernt haben. Durch Roberts Besuch wird Ella einiges klar - so auch das die kleine Liebelei mit ...(mir ist der Name entfallen) oder was auch immer sie hineininterpretiert hat, nicht das ist was es evtl sein sollte.
Mir gefiel, das sich Ella etwas aus Charlottes Tagebüchereinträgen herausziehen konnte und sie somit ihr Leben geändert hat und das sie nun zufriedener mit sich selber in die Zukunft starten kann.

Fazit vorweg – ein schöner, mitreißender, emotionaler Roman.
Die beiden Frauen Ella und Charlotte haben sich für ihren Mut meinen vollen Respekt verdient. Eine Hallig heutzutage ansehen, vielleicht ein paar Tage bleiben, das kann ich mir gut vorstellen. Aber für immer? Und zu Charlottes Zeit schon gar nicht.
Die Tagebucheinträge von Charlotte sind in meinen Augen emotionaler als die Kapitel über Ella. Charlotte hatte zwar nicht viele Wahlmöglichkeiten, aber sie hätte die Hallig spätestens verlassen können, als sie alleine war. Ella dagegen ist etwas unreflektierter gezeichnet, finde ich. Sie sieht zwar schnell die Fehler bei Robert, aber nicht bei sich selbst. Erst ganz zum Schluss.
Das Ende ist rund, auch wenn mir Robert immer noch nicht wirklich sympathisch ist und ich mich eher für Brar erwärmen hätte können. Aber gut.
Etwas unlogisch ist mir erschienen, dass zuerst Ella ihr Leben völlig umkrempelt und dann auch noch Robert. Vielleicht ist mir aber das so unverständlich, weil ich nur Anwälte kenne, die zwar in ihrem Beruf gut sind, aber einfach zwei linke Hände haben, wenn es um praktische Arbeit geht. Und die auf eine Hallig stellen, wäre wohl deren Hungertod. Ja, schon klar, Robert wird auch seinem Beruf dort nachgehen, aber er macht Holz, er sieht sich die Kutsche an usw.
Was ich noch liebend gerne gewusst hätte, war, warum sich Ines und Ellas Großmutter so überworfen haben. Schade, dass wir das nicht mehr erfahren durften.
Aber an und für sich hat mir der Roman wirklich gut gefallen.

Hat er sich wirklich so sehr verändert? Verändert sicher, sonst hätte er nicht gekündigt. Aber sein Verhalten Ella gegenüber? Das wird erst die Zeit zeigen. Mir kam eher vor, dass Ella diese Kleinigkeiten wieder aufgefallen sind, in die sie sich bei ihm verliebt hatte und die im Alltag unbeachtet geblieben sind.

Ella will also hier auf der Hallig Südfall einen Neuanfang machen, lässt alles hinter sich: Apotheke, Freunde, Robert, die Großstadt. Schon mutig. Und wieder will sie den Orkan alleine auf Sönkenwarft durchhalten. Noch mutiger.
Mir gefällt es sehr gut, wie die Autorin die Naturgewalten, das tägliche Ringen um jedes Stückchen Land, dass immer wieder vom Meer weggespült wird, beschreibt. Auch wenn ich noch nie auf so einer Hallig gewesen bin, meine ich doch mir jetzt diese Abgeschiedenheit und der Kampf gegen die Naturgewalten besser vorstellen zu können.
Mich hat es berührt wie beide Frauen erst als die von ihren Männern getrennt waren erkannten, was sie wirklich empfinden und was sie bei einer Trennung verlieren. Für mich eine rundum gelungene, weil so einfühlsam geschilderte Geschichte zweier Frauen.

Ein starkes Ende! Eine interessante Wendung!
Charlotte finde ich auch noch klarer beschrieben als Ella. Die Zeit des Krieges auf der Hallig hat mich fasziniert. Und die zarte, erst durch diese Zeit gewachsene Liebe zu Pay ist anschaulich beschrieben und ich kann sie gut nachvollziehen, nachdem, was beide erlebt haben. Das Leben ist sehr hart für Charlotte, aber sie hält durch.
Auch Ella hat einiges zu durchleben, aber insgesamt hat sie es natürlich viel leichter als Charlotte. Erstaunlich, dass beide - Ella und Robert - erst durch die Trennung bemerken, dass sie einander brauchen und was sie verpasst haben.
Schade finde ich auch, dass wir Leserinnen nicht erfahren, warum Ellas Großmutter von der Hallig weggegangen ist und die Verbindung zu ihrer Schwester abgebrochen hat, denn das war ja einer der Ausgangspunkte der Geschichte.

Ging mir auch so, aber andererseits gab es ja auch Aussagen von Brar, die darauf schließen lassen, dass er nicht unbedingt dauerhaft auf der Hallig bleiben will und dann wäre Ella vom Regen in die Traufe geraten.
Mich hat die Geschichte auch sehr zum Nachdenken angeregt, ob man selbst vielleicht auch mal zu früh aufgegeben hat, was die Liebe betrifft.
Ich habe gerade gesehen, dass es ebenfalls den Band über das Leben von Ines und Brar gibt und ein Geheimnis, das auch ihn beeinflussen könnte. Was könnte das wohl noch sein oder wissen wir das bereits? Diesen Teil muss ich auch unbedingt noch lesen!

Vielleicht erfahren wir es ja noch, schließlich gibt es noch den Band "Die Halligfischerin" oder wir dürfen uns irgendwann über einen dritten Teil freuen!?

Ich denke auch, dass "Die Halligfischerin" hier noch einiges aufdecken könnte. Vormerken für September ;)

Unbedingt! Wundere mich ja ein bisschen, dass es erst nach Ellas Geschichte rauskommt...

Ich habe die Lektüre dieses Romans sehr genossen. Trotz oder gerade wegen der unerwarteten Wendungen war er sehr stimmig und interessant. Das Ende hat mir gut gefallen, weil es nicht so vorhersehbar und typisch für einen Liebesroman war.

Ich freue mich schon auf den nächsten Band "Die Halligfischerin", der im September erscheinen wird.

Zwei Schreib-/Druckfehler habe ich noch gefunden (E-Book Position 3555 + 3851):
- "Es wirft mir Brosamen hin..." müsste "Brotsamen" heißen
- "Sönkenswarft, also meine Wraft, und Bredenswarft,..." 1x ist Warft falsch geschrieben