Leserunde zu "Maybe this year - Dieser eine Tag im Winter" von Emily Bell

Wir sollten in der Gegenwart bleiben und alles auskosten, was sich bot, solange es noch ging. (S.107)

Dieser Satz gefällt mir sehr. Wie oft sind wir nicht in der Gegenwart und können die schöne Zeit nicht richtig genießen, weil wir in der Zukunft oder in der Vergangenheit gedanklich feststecken.

"Und sie singt. Die erste Zeile klingt zaghaft, doch dann steigert sie sich, die Töne steigen in das dunkle Gewölbe auf, man sieht sie beinahe Schweben. Ich bekomme eine Gänsehaut von der schieren Schönheit ihrer Stimme." (S. 56)

Diese Situation ist so wunderschön beschrieben, dass ich beim Lesen tatsächlich auch Gänsehaut hatte.

Ich habe ganz viele Lieblingszitate. Den Dialog zu Beginn des Buchs mit der Mutter fand ich zum Schreien komisch. Besonders lustig fand ich auch:

„Sie ist keine krasse Narzistin, wie meine Freundin Kiran einmal nach zu viel Rotwein behauptete, sondern nur vollauf mit ihrem eigenen Leben beschäftigt“ (Position 103).

Bezüglich Norahs Freunde:
„Wenn ich eine Leiche loswerden müsste, würde Kiran mit einem Spaten kommen, und Caroline würde eine Decke und eine Thermosflasche Tee mitbringen und würde wahrscheinlich einen Podcast kennen, der mich in meinen Gefühlen bestätigt" (Position 140).

Bezüglich Joe
„Joe und ich sind die Singles der Clique, wobei er in der Hinsicht viel erfolgreicher ist als ich“ (Position 155).
Die "Herrklärung" (Position 269)

Bezüglich Andrew
„Ich hab leichte Verbrennungen abgekriegt, so stark hat’s da gefunkt" (Position 373).

Bezüglich des Kollegen Chris
„[…] er frönt keinen Überzeugungen“ (Position 703).

„Wenn es ums daten geht, bin ich wie diese Vogelhäuschen, die nur Eichhörnchen anziehen“ (Position 705).

„Ich finde dich auch attraktiv, nur nicht für mich“ (Position 705).


Bezüglich sozialer Umgangsformen
„Die meisten Londoner empfinden es als unsozialen Akt, wenn man plötzlich bei ihnen reinschneit" (Position 155).

Die Tage sind lang, aber die Jahre kurz. (Seite 55, Zeile 8)

In Anbetracht dessen wie schnell die Zeit gerade vergeht und in ein paar Wochen ist schon 2023, finde ich dieses Zitat sehr real.
Es hat mich tatsächlich wieder etwas aufgeweckt. Mach was du liebst und denk nicht immer zu viel drüber nach.

Stimmt. Dieser Satz ist mir auch ins Auge gefallen. Danke für`s notieren 💐

>>Und wenn er nicht kommt, werden Sie es nicht bereuen, es versucht zu haben. << (S.211)

Wie wahr dieser Satz doch ist. Denn am Ende bereuen wir nur die Dinge, die wir nicht getan haben.

Mir hat am Besten die Passage zu Vermutern und Fragern auf Seite 164 / 165 gefallen:

" Ah, ich vergas?", sagt Joe. "Du bist ein Vermuter, kein Frager."
"Was heißt das?"
"Ein Vermuter entscheidet sich aufgrund der Annahme, dass etwas ausgebucht ist oder dass er sich dort nicht hinsetzen darf oder dass jemand ihm einen bestimmten Gefallen nicht tun wird ... ein Frager dagegen fragt nach."

Ich bin definitiv Team Frager :D

S. 203:

"Und ich würde mich von jetzt an nur auf einen Mann einlassen, bei dem ich mich genauso gut fühlte wie damals bei Andrew. Für alles andere war das Leben einfach zu kurz."

Ich habe noch zwei lustige Zitate aus Abschnitt 2:

„Wir sind beide auf dem Singlemarkt unterwegs, aber während er sich bloß sie Schaufenster ansieht, neige ich zu Panikkäufen“ (Position 1918).

„Manchmal machte ich mir durchaus Sorgen um meine Zukunft, aber damit ging ich genauso um wie mit dem Wecker am Morgen: Ich drückte auf die Schlummertaste und hoffte das Beste“ (2194).

Ich habe mir in meinen Notizen folgende Zitate notiert, die mich sehr angesprochen haben.

"Komisch, oder, wie sehr wir uns Gedanken machen wegen der angeblich so großen Entscheidungen, die wir fällen müssen und die am Ende gar nicht entscheidend sind. Vielmehr sind es die kleinen Dinge, die scheinbar unwichtigen, die alles ändern können."


"Vom Schicksal zusammengeführt, aber nicht füreinander bestimmt."


"Und wenn er nicht kommt, werden Sie es nicht bereuen, es versucht zu haben."