Leserunde zu "Maybe this year - Dieser eine Tag im Winter" von Emily Bell

Norah und Joe sind in Dublin und Joe ist schon am Anfang etwas genervt von Norahs „Pilgerreise“ auf den Spuren Andrews. Sie gucken sich Dublin gemeinsam an, auch wenn sie nicht auf Sightseeing aus sind.
Daneben erfolgen wieder viele Rückblenden in die Jahre davor, wobei es mehr um Norahs Karriere, Familie und Freunde geht. Andrew ist wenig präsent. Die beiden schreiben sich zwar E-Mails, begegnen sich all die Jahre jedoch nicht, denn Andrew ist erfolgreicher Komponist und nach New York, nach L.A. und Berlin gegangen. Norah hingegen schlägt sich als Sängerin und Angestellte einer Zeitarbeitsfirma so durch. Offenbar ist sie noch nicht so lange Lehrerin.
DIE Gelegenheit um sich zu treffen, schlägt Norah 2012 aus, als Andrew einen Auftritt in London hat. Norah ist zu dem Zeitpunkt mit dem Rechtsanwalt Matt zusammen, wobei die beiden wenig harmonieren und sich Norah letztendlich von ihm trennt. Kein Mann kann in ihren Augen mit Andrew standhalten. Es ist schade, dass die beiden die Gelegenheit in London nicht genutzt haben. Andrew wird ja wohl länger als nur für einen ein- bis zweistündigen Auftritt vor Ort gewesen sein. Beide haben sich nicht bemüht, einen alternativen Termin abzustimmen. Sie schwelgen offenbar mehr in nostalgischen Erinnerungen als ein reales Treffen zu forcieren.
Am Ende des Abschnitts wird dann noch klarer, dass es wohl auch 2019 zu keinem Wiedersehen oder zumindest nicht zu einem Happy End zwischen Norah und Andrew kommen wird. Plötzlich interessiert sich Norah nicht nur freundschaftlich für Joe, reagiert eifersüchtig auf eine andere Frau. Ich fand es seltsam, dass sie plötzlich Gefühle für ihn zeigte und gleichzeitig traurig, dass sie dann zehn Jahre ihres Lebens verschwendet hätte, da sie alle Männer mit Andrew verglichen hat und nicht offen für eine Beziehung war.
So ganz überzeugt mich die Geschichte immer noch nicht. Sie ist zwar ganz unterhaltsam, aber mir fehlen die Emotionen. Konnte ich im ersten Abschnitt schon keine Leidenschaft zwischen Norah und Andrew verspüren, spüre ich sie in den E-Mails auch nicht und auch die Gefühle zu Joe lösen kein Kribbeln aus. Schade! Ich hatte mehr Romantik erwartet.

168: Ich verstehe, dass sie wegrennt, nachdem sie ihren Grund nannte, aber ich hätte anders reagiert und wäre auf Connor zugelaufen, ihn angesprochen: "Heeeey, erinnerst du dich noch blabla in Verona...?" Und das mit dem Schicksal hätte Andrew dann auch erklären können, ob er dann nur gekommen ist, weil sein Freund ihn erinnert hat oder er von freien Stücken gekommen ist. Denn theoretisch ist es ja auch möglich, dass er doch gestorben ist und dann ist das hier eventuell ihre letzte Chance gewesen das herauszufinden. Noch einmal in ihn hineinlaufen wird sie wohl eher nicht. Und eine Antwort um sein Verbleib wäre mir hier wichtiger als "das Schicksal", aber Menschen sind anders. Ich denke eher, dass es ein Gefühl ist, ob es funkt oder eben nicht.

189: Ich an ihrer Stelle hätte auch hier wieder anders reagiert. Ich hätte mich mit Andrew getroffen. Reine Freundschaft mit Männern ist doch auch möglich. Klappt ja auch mit ihrer Clique. In meinen Augen wäre es kein Betrug, wenn sie sich mit ihm treffen würde. Sie müsste es halt nur mit Matt absprechen.

191: Okay, ihre BFF feiert an dem Tag Geburtstag. Dann ist das natürlich viel schwieriger, aber dennoch wäre in meinen Augen ein Kaffee vor dem Geburtstag locker drin gewesen (wobei er ja vllt Proben hat?) aber immerhin hat er es vorgeschlagen. Kaffee ist harmlos. Na ja, wie gesagt, Menschen sind anders. In meinen Augen wäre es aber weiterhin kein Betrug gewesen. Sie waren eine Woche "zusammen". Das macht noch lange keine Beziehung. Die echte, über Jahre dauernde Beziehung mit Matt sollte stark genug sein für ein Kaffeetreffen.

203: Ugh, sie hätte mal lieber lange vorher alle Anzeichen der Trennung analysieren sollen. Autsch! Aber absolut spannend aktuell!

216: Also bisher ist noch keine Sicht von Andrew. Ich gehe nicht davon aus, dass Andrew im letzten Abschnitt noch auftauchen wird. Ich schätze eher, dass sie mit Joe zusammenkommen wird. Darauf lief jetzt das ganze Buch ab. Und das hatte ich genauso auch schon in der Bewerbung angegeben. Für mich aktuell auf dem Weg zu einer 5 Sterne Rezension! Erinnert mich ein bisschen an das Paris Lübbe Buch von letztem Frühjahr. Da sind die Protagonisten einen Tag lang durch Paris geschlendert und haben sich langsam kennen- und lieben gelernt.
Abgesehen davon liebe ich es, dass wir hier gleich zwei Kennenlerngeschichten erleben dürfen. Ich bin großer Fan von diesen und in meiner letzten Leserunde auf lesejury wurde von einigen (mir inklusive) bemängelt, dass die Kennenlerngeschichte nur unter den Teppich gekehrt wurde. Ich kann mir daher schon vorstellen, dass unsere Kommentare hier wirklich ernst genommen werden und analysiert werden, um zukünftige Romane in die gewünschte Richtung für die Leser zu leiten. - Aber eventuell ist das jetzt von mir auch massives overthinking und alles ist nur einem großen Zufall geschuldet. 😂

So langsam bekommt man wirklich den Eindruck, dass die Geschichte nicht auf ein Happy End zwischen Norah und Andrew hinausläuft, sondern zwischen Norah und Joe. Ich habe bezüglich Andrew leider auch ein schlechtes Gefühl. Schlecht insofern, als dass ihm vielleicht wirklich was passiert sein könnte.

Die Geschichte ist bisher recht schön, aber ich bleibe dabei - so ganz packt sie mich nicht. Mir fehlen die Emotionen. Ich finde auch das Verhältnis zwischen Norah und Joe recht distanziert. Schläft man wirklich in getrennten Zimmern, wenn man seit der Jugend miteinander befreundet ist? Immerhin ist Norah Matt losgeworden. Aber auch das ohne viel Aufregung und sehr nüchtern.

Die Auflösung rückt immer näher und ich bin gespannt, was am 24.12.2019 passiert ist.

Diese Gefühl hatte ich am Ende des Abschnitts auch.

Die Protagonistin Patricia gefällt mir. Sie scheint mit sich und der Welt zufrieden zu sein und den Augenblick zu geniessen ohne sich Sorgen zu machen, wie sie auf andere wirkt oder was als nächstes geschieht. So wäre ich auch gern.

Ich musste lachen über den Spruch von Joe, als er sagte das Andrew eine Vokuhilafrisur haben könnte.


Die Situation mit der Verwechslung war echt aufregend. Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass Norah da sehr aufgeregt war mit Herzklopfen. Das wäre ich in ihrer Situation auch.

Ich fand die Aussage von Joe sehr interessant. Als Joe von dem Frager und dem Vermuter erzählt hat. Das war mir vorher gar nicht so bewusst.

Norah ist sehr aufgeregt schon vor dem vereinbarten Termin auf Andrew zu treffen und möchte es lieber nicht. Ihre Begründung dazu, wieso sie es nicht möchte finde ich ganz passend. Ich an ihrer Stelle würde es auch lieber bei dem geplanten Termin belassen. Es kommt ja auch immer auf den Menschen an, sie ist da wahrscheinlich etwas ängstlich und vermeidet einige Situationen deswegen.

Leider konnte ich keine so gute Verbindung zu Andrew herstellen. Er ist nicht viel präsent im zweiten Kapitel. Leider schaffen die beiden es nicht sich zu treffen. Entweder ist Andrew verhindert oder Norah gerade vergeben.

Ich finde es gut das Norah sich dagegen entschieden hatte sich mich Andrew zu treffen. Denn ein normaler Freund wird er nicht für sie. Da würde sie sich selbst belügen. Aber hinterher ist sie ja doch noch zu Andrew hin gefahren und hat ihn nicht angetroffen. Sie ist zum Glück nicht zweigleisig gefahren und hat noch mit Matt Schluss gemacht.

Aber jetzt wendet sich das Blatt und Norah empfindet Eifersucht gegenüber der blonden Dame, mit der sich Joe so nett unterhalten hat. Vorher hatte Norah Joe ausführlich über seine Exfreundinnen ausgefragt. Was sich daraus noch entwickeln wird? Ich bin gespannt. Grosse Gefühle kommen bei mir leider nicht so auf.

Ich habe total mit Joe gefühlt, denn so eine Andrew-Gedächtnis-Tour nervt doch ohne Ende!
Außerdem finde ich noch stärker als im ersten Abschnitt, dass die Gefühle zwischen Norah und Andrew nicht gerade von Leidenschaft oder Sehnsucht geprägt sind. Das erinnert eher an eine nette Brieffreundschaft. Wobei es andererseits zwischen ihr und Joe auch nicht gerade prickelt. Dennoch bin ich immer mehr davon überzeugt, dass sie zwar Andrew treffen, dann aber erkennen wird, dass sie.und Joe zusammengehören. Bin mal gespannt, ob es der Roman noch schafft, mich zu überraschen, was ihm bislang nicht wirklich gelungen ist.

Interessant, dass Du daraus schlussfolgerst, dass es zu keinem Treffen mit Andrew kommen wird. Ich hatte ehrlich gesagt mit einem "Showdown" gerechnet, der sich so gestaltet, dass sie Andrew trifft und sich dann entscheiden muss zwischen Joe und Andrew.
Dass die Gefühle für Joe so plötzlich auftauchen hat mich auch zuerst irritiert, aber vielleicht ist das hier auch ein klassischer Fall von: Die Gefühle waren unterschwellig immer da, aber Norah hat sie sich nicht wirklich eingestanden. Die Szene in der Bar, wo sie Joe und Caroline näher gekommen sind, wirkt nämlich von der Beschreibung auch so auf mich, als wäre Norah schon damals eifersüchtig gewesen, ohne es zu bemerken.

Sehe ich auch so. Auf mich wirkte dieses ganze Schicksalsgerede wie eine Ausrede, weil sie in Wahrheit Angst hat, auf Andrew zu treffen. Die Frage ist nur warum!

Ach Quatsch! Think big! :D

Ja und so ein bisschen bekommt man das Gefühl, dass Joe hier vielleicht auch eine kleine Eifersucht verspürt.