Großes Potenzial - leider nicht genutzt
Das Buch „I know where you buried your husband“ von Marie O’Hare ist ein interessanter Thriller, welcher sich auf weibliche Macht fokussiert.
Sophia ist seit der weiterführenden Schule mit Safa, Caoimhe, ...
Das Buch „I know where you buried your husband“ von Marie O’Hare ist ein interessanter Thriller, welcher sich auf weibliche Macht fokussiert.
Sophia ist seit der weiterführenden Schule mit Safa, Caoimhe, Ella und Ajola befreundet und die fünf Freundinnen würden alles füreinander tun. Dazu gehört auch, eine Leiche zu verbuddeln, als die Fünf eines Abends den Mann von Sophia ermordet in seiner Wohnung vorfinden. Leider brechen sie daraufhin den Kontakt zueinander ab und sehen sich erst nach sieben Jahre wieder, als sie von jemandem erpresst werden, der sie beim Vergraben der Leiche beobachtet hat. Jetzt müssen sich die Freundinnen fragen, wie weit sie für ihre Freundschaft und Freiheit bereit sind zu gehen.
Durch diese vielversprechende Handlungsidee wird schnell ein Spannungsbogen aufgebaut, der einen als Leser/in direkt mitfiebern lässt. An einigen Stellen, besonders im mittleren Teil, entfernt sich die Handlung jedoch weit von diesem Bogen, sodass sie stellenweise etwas langwierig wird.
Gegen Ende wird das Buch auch sehr unrealistisch. Die Handlung baut auf Prämissen auf, welche im echten Leben extrem unwahrscheinlich sind, weswegen mich das Buch ungläubig zurückgelassen hat. Auch fehlen einzelne Stellen, die mir zum nachvollziehen der Geschichte wichtig gewesen wären. Der Plottwist ist zwar sehr weit hergeholt und für mich auch nicht wirklich nachvollziehbar, aber gegen Ende bleiben keine Fragen mehr offen, sodass das größere Puzzle gelöst wurde.
Im Hauptteil wird mehr auf die Charaktere als auf die Handlung eingegangen, wodurch die individuellen Probleme der Hauptcharaktere deutlich werden. Dies hat zur Folge, dass sich die Charaktere deutlich voneinander abgrenzen lassen und auch auf weitere Themen eingegangen wird, anstatt nur die Spannung sprechen zu lassen. So lernt man sie und besonders ihre Gedanken sowie Probleme grob kennen. Der Fakt, dass es sogar fünf Hauptpersonen sind, führt jedoch dazu, dass sie nicht genug ausgearbeitet sind, da die Kapitel relativ kurz gehalten sind.
Die erzählende Person ändert sich mit jedem Kapitel, weswegen die einzelnen Personen nicht genug Raum für ihre Probleme und ihr Leben bekommen. Dies stört stellenweise die Handlung und führt dazu, dass man am liebsten einzelne Kapitel überspringen würde. Auch wird die Chance, durch die wechselnden Perspektiven die Beweggründe für ihr Handeln darzustellen, nicht genug genutzt. Dazu kommt, dass die persönlichen Probleme die Personen nicht gerade sympathisch machen. So hat man zum Beispiel eine Mutter, die ihr Kind misshandelt, eine Läuferin, die Frauen unterbewusst als weniger wert ansieht und ein ehemaliges Mobbingopfer, das wieder mit seinem Mobber befreundet sein will. Diese und weitere Persönlichkeitsdefizite machen die Personen an vielen Stellen sehr unsympathisch, weswegen ich im weiteren Verlauf des Buches immer weniger gehofft habe, dass die Figuren mit ihren Straftaten durchkommen.
Es werden viele wichtige Themen im Buch angeschnitten, wie zum Beispiel überforderte Mütter, Deepfake Pornos und verschiedene, teils ungesunde, Bewältigungsmechanismen. Diese wurden jedoch, wie der Rest vom Buch, nicht genug ausgearbeitet, und mir fehlt die tiefere Bedeutung hinter den Themen.
Das Buch ist leicht verständlich geschrieben, sodass man gut durchkommt und keine Probleme beim lesen hat. Der versprochene Humor fehlt mir jedoch komplett. Während der Lektüre musste ich kein einziges mal schmunzeln, denn das einzige „Witzige“ waren Filmzitate aus einer Serie, die nicht allgemein geläufig ist.
Laut meinem Fazit ist dieses Buch also etwas für Menschen, die gerne Plotgetriebene Bücher lesen. Für Menschen, die lieber Bücher mit angenehmen Personen und besser ausgearbeiteten Themen lesen, ist dieses Buch eher nichts. In vielen Kapiteln wirken die Figuren abstoßend und das Ende ist für mich viel zu weit hergeholt und unrealistisch. Immerhin bleiben keine offenen Fragen, sodass man nicht völlig unzufrieden zurückbleibt, aber trotzdem gefällt mir persönlich das Buch nicht.