Leserunde zu "Vielleicht hatten all die Therapeuten ja recht" von Emma Jane Unsworth

Muss man mit Mitte 30 schon erwachsen sein?
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Emma Jane Unsworth (Autor)

Vielleicht hatten all die Therapeuten ja recht

Roman

Viola Krauß (Übersetzer)

Jenny hat eine Lebenskrise: Sie ist über 30, frisch getrennt von ihrem Freund, der nun mit einer von ihr bewunderten Influencerin liiert ist, und in ernsthafter Gefahr, ihren Job beim angesagten feministischen Online-Magazin "The Foof" zu verlieren - und jetzt zieht auch noch ihre Mutter, die Dramaqueen, bei ihr ein.

Klug, rasant, witzig und mit genauem Blick für die Tücken der Selbstwahrnehmung in Zeiten von Social Media - Emma Jane Unsworth schafft eine hinreißende Heldin, die einem sofort ans Herz wächst.


Timing der Leserunde

  1. Bewerben 22.08.2022 - 11.09.2022
  2. Lesen 19.09.2022 - 09.10.2022
  3. Rezensieren 10.10.2022 - 23.10.2022

Bereits beendet

Schlagworte

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Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 1, KW 38, Seite 1 bis 131, inkl. Kapitel "Mia sagt", Start: Seite 130

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MylowKo25

Mitglied seit 24.08.2018

Veröffentlicht am 23.09.2022 um 12:15 Uhr

Leider kann auch ich mich nur anschließen. Mir fällt der Schreibstil sehr schwer und ich komme nicht wirklich in die Story. Kaum hat man mal den Faden aufgenommen, ist das Kapitel vorbei und man springt irgendwo anders hin. Das ist sehr anstrengend und macht die ganze Story so hektisch. Vielleicht ist das das Ziel der Autorin, da bin ich mir nicht sicher.
Jenny als Person kann ich auch nicht wirklich "greifen". Sie scheint sich über alles und jeden, immer Gedanken zu machen. Das macht sie einfach unsympathisch und irgendwie kann man das teilweise auch nicht nachvollziehen. Was ist ihr denn wichtig? Nur das was andere denken?
Leider enttäuschend, habe ehrlich gesagt mehr erwartet. Mal schauen, ob es noch besser wird...

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selina9a

Mitglied seit 12.06.2022

Eile mit Weile

Veröffentlicht am 23.09.2022 um 21:45 Uhr

Nun, was soll ich sagen? Dieses Buch ist definitiv mal was anderes, und das meine ich vorerst völlig wertfrei. Das Adjektiv, welches "Vielleicht hatten all die Therapeuten ja recht" am besten beschreibt, ist vermutlich "experimentell" - in jeder Hinsicht.

Was bei Kapitelüberschriften, die bereits Bestandteil des Fließtexts sind, beginnt, wird im Erzählstil fortgeführt. Die Ich-Erzählerin Jenny gewährt uns nicht nur ungeschönte Einblicke in ihre wirrsten Gedankengänge, sondern wendet sich auch immer wieder direkt an die Leserschaft, indem sie diese konkret anspricht und ins Geschehen mit einbezieht.
Auch den Aufbau der Geschichte empfinde ich bis jetzt als recht unkonventionell, da die Handlung ja nicht wirklich von tatsächlichen Ereignissen, sondern viel mehr von Jennys Gedanken gesteuert wird. Je nachdem, wohin ihre Gedanken wandern, bewegt sich auch die Handlung. Das hat mich beim Lesen schon ab und an etwas verwirrt, mein Hirn mag es eben einfach strukturiert.

Was Jenny betrifft, bin ich im Großen und Ganzen eurer Meinung: Ja, sie ist definitiv eine recht anstrengende Protagonistin und war auch mir nicht wirklich sympathisch.
Aber sollen wir sie überhaupt mögen? So überspitzt, wie Jenny dargestellt wird - das Paradebeispiel eines Opfers der sozialen Medien - ist uns allen klar: Derart verblendet und gefangen in der digitalen Welt, dass uns nach und nach jeglicher Realitätsbezug verloren geht, möchten wir nie sein. Wir möchten nicht so sein wie Jenny. Dieses Konzept macht das Buch meiner Meinung nach zu einer äußerst wirksamen Gesellschaftskritik, und Kritik ist eben meist unbequem.

Ich bin schon sehr gespannt, mit welchen Problemen sich die gute Jenny im nächsten Abschnitt herumschlagen muss und wünsche ihr - auch in unserem Sinne - eine effektive Therapiesitzung, die hoffentlich für die ein oder andere Erleuchtung sorgt xD

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Louella

Mitglied seit 27.07.2018

Solange das Regal noch nicht zusammengebrochen ist, hat man nicht genug Bücher

Veröffentlicht am 25.09.2022 um 09:55 Uhr

Ich gebe ebenfalls allen vor mir Recht. Bis jetzt ist Lesen für mich sehr zäh und frustrierend, da Jenny wirklich unsympathisch ist.
Was mich aber noch mehr stört sind die ungekennzeichneten Zeitsprünge und Rückblenden. Teilweise fällt es mir wirklich schwer, das Kapitel zeitlich einzuordnen, weswegen die Geschichte für mich sehr zerpflückt wirkt.
Jetzt gilt es wirklich, auf einen großen Charaktersprung/ Einsicht bei Jenny zu hoffen, sonst wird das mit dem Lesen wohl nicht besser. Sie wirkt auf mich nicht nur sehr social media süchtig sondern vllt auch ein bisschen narzisstisch? Oder selbstsüchtig. Aber irgendwie geht es immer nur um sie, ich frage mich wirklich, wie andere mit ihr befreundet sein können....

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Louella

Mitglied seit 27.07.2018

Solange das Regal noch nicht zusammengebrochen ist, hat man nicht genug Bücher

Veröffentlicht am 25.09.2022 um 09:58 Uhr

selina9a schrieb am 23.09.2022 um 21:45 Uhr

Nun, was soll ich sagen? Dieses Buch ist definitiv mal was anderes, und das meine ich vorerst völlig wertfrei. Das Adjektiv, welches "Vielleicht hatten all die Therapeuten ja recht" am besten beschreibt, ist vermutlich "experimentell" - in jeder Hinsicht.

Was bei Kapitelüberschriften, die bereits Bestandteil des Fließtexts sind, beginnt, wird im Erzählstil fortgeführt. Die Ich-Erzählerin Jenny gewährt uns nicht nur ungeschönte Einblicke in ihre wirrsten Gedankengänge, sondern wendet sich auch immer wieder direkt an die Leserschaft, indem sie diese konkret anspricht und ins Geschehen mit einbezieht.
Auch den Aufbau der Geschichte empfinde ich bis jetzt als recht unkonventionell, da die Handlung ja nicht wirklich von tatsächlichen Ereignissen, sondern viel mehr von Jennys Gedanken gesteuert wird. Je nachdem, wohin ihre Gedanken wandern, bewegt sich auch die Handlung. Das hat mich beim Lesen schon ab und an etwas verwirrt, mein Hirn mag es eben einfach strukturiert.

Was Jenny betrifft, bin ich im Großen und Ganzen eurer Meinung: Ja, sie ist definitiv eine recht anstrengende Protagonistin und war auch mir nicht wirklich sympathisch.
Aber sollen wir sie überhaupt mögen? So überspitzt, wie Jenny dargestellt wird - das Paradebeispiel eines Opfers der sozialen Medien - ist uns allen klar: Derart verblendet und gefangen in der digitalen Welt, dass uns nach und nach jeglicher Realitätsbezug verloren geht, möchten wir nie sein. Wir möchten nicht so sein wie Jenny. Dieses Konzept macht das Buch meiner Meinung nach zu einer äußerst wirksamen Gesellschaftskritik, und Kritik ist eben meist unbequem.

Ich bin schon sehr gespannt, mit welchen Problemen sich die gute Jenny im nächsten Abschnitt herumschlagen muss und wünsche ihr - auch in unserem Sinne - eine effektive Therapiesitzung, die hoffentlich für die ein oder andere Erleuchtung sorgt xD

Deinen Part zu Jenny finde ich wirklich interessant, so kann man das natürlich auch sehen. Dann könnte man dem Buch eine Art "Lehre" zusprechen, beziehungsweise könnte es den ein oder anderen zur Selbstreflektion zwingen. Auch ich finde mich in dem ein oder anderen Part von Jenny wieder, wenn auch sehr sehr viel weniger intensiv.
Da muss ich dir Recht geben :)

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La_Donna

Mitglied seit 29.03.2019

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne. Jean Paul

Veröffentlicht am 25.09.2022 um 11:00 Uhr

Ich hoffe ich bin nicht die Letzte, die sich meldet. Alleine, dass ich für die 130 Seiten fast die ganze Woche gebraucht habe, zeigt wohl schon, dass ich mich etwas schwer damit tue, in den Lesefluss zu kommen. Für mich wirken die Kapitel etwas abgehakt - so als ob ich selbst nur Posts zum Lesen bekomme.
An sich mag ich Jenny ganz gerne. Gleich am Anfang die Szene mit dem Croissant fand ich wirklich lustig - die hat mir bei der Leseprobe schon sehr gut gefallen. Diese Art Witz hat mir jedoch auf den weiteren Seiten gefehlt.

Sie lebt nur noch für ihre Medienpräsenz und wenn das hier auch ein extremer Fall ist, ist er jedoch meiner Meinung nach, gar nicht so selten. Immer mehr Menschen definieren sich über die Reaktionen auf ihre Posts und das ist eine furchtbare Entwicklung. Ich finde Jenny bringt das mit einer Aussage selbst sehr gut auf den Punkt: "Von überlegter Herrin der Lage zu verängstigtem Wrack" (Print S. 84).

Ihr Selbstwertgefühl hat extremen Schaden genommen und deswegen ist sie abhängig von Likes und Kommentaren.

Soweit kann ich das gut nachvollziehen. Allerdings konnte ich bis jetzt keine wirkliche Verbindung zu ihr aufbauen. Sie wirkt für mich doch sehr egoistisch, ignoriert Freunde und versucht bei Vorgesetzen sich einzuschmeichel. Bis jetzt, ist sie keine Person, die ich gerne als Freundin haben möchte.

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La_Donna

Mitglied seit 29.03.2019

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne. Jean Paul

Veröffentlicht am 25.09.2022 um 11:01 Uhr

Zitat von brenda_wolf

Insgesamt hätte ich mir den Roman humorvoller und witziger vorgestellt.



Das geht mir genauso. Durch die Leseprobe hatte ich da auch deutlich mehr Humor erwartet.

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La_Donna

Mitglied seit 29.03.2019

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne. Jean Paul

Veröffentlicht am 25.09.2022 um 11:02 Uhr

Zitat von Lenna

Die Kapitelaufteilung hat mich jedoch etwas verwirrt - alles wirkt irgendwie so schnipselartig und zusammengewürfelt. Ich hoffe, dass ich mich daran noch gewöhnen werde.



Na zum Glück siehst du das auch so. Ich denke, durch diese Kapiteleinteilung soll der Posting - Charakter betont werden. Allerdings finde ich es auch total schwer, in einen Lesefluss zu kommen.

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La_Donna

Mitglied seit 29.03.2019

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne. Jean Paul

Veröffentlicht am 25.09.2022 um 11:05 Uhr

Zitat von Hornita

Erst auf Seite 65 kommt mal kurz ein Therapeut vor und trotzdem wird auf den ersten 130 Seiten nicht klar, warum das Buch diesen Titel hat. Hoffentlich steigert es sich noch…



Ich vermute, dass sie in Laufe ihrer Kindheit von ihrer doch etwas exzentrischen Mutter noch zu vielen Therapeuten geschleppt wird (ich weiß ja nicht, ob die Aura-Wahrsagerin da auch mit dazu zu rechnen ist ).
Und der Titel ist mehr als Resümee zu sehen....

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selina9a

Mitglied seit 12.06.2022

Eile mit Weile

Veröffentlicht am 25.09.2022 um 11:45 Uhr

Zitat von La_Donna

Sie lebt nur noch für ihre Medienpräsenz und wenn das hier auch ein extremer Fall ist, ist er jedoch meiner Meinung nach, gar nicht so selten. Immer mehr Menschen definieren sich über die Reaktionen auf ihre Posts und das ist eine furchtbare Entwicklung. Ich finde Jenny bringt das mit einer Aussage selbst sehr gut auf den Punkt: "Von überlegter Herrin der Lage zu verängstigtem Wrack" (Print S. 84).



Das hast du schön gesagt. Denn auch wenn Jenny sehr überspitzt dargestellt wird, habe ich mir beim Lesen doch öfters mal die Frage gestellt, wie viele Jennys tatsächlich live und in Farbe draußen rumlaufen. Vermutlich sind es weit mehr als man denkt
Und du hast völlig recht. Es IST eine furchtbare Entwicklung - und eine gefährliche noch obendrein. Klar sind einige Menschen je nach Lebensumständen, sozialem Umfeld, etc. anfälliger als andere, so wie das eben mit jeder potentiellen Sucht ist. Allerdings finde ich es äußerst bedenklich, dass es sich bei unserer Jenny um eine Millennial handelt, die noch nicht einmal mit social media aufgewachsen ist. Wie würde denn dann bitte eine Gen-Z Jenny aussehen?

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Um_Buchseites_breite

Mitglied seit 15.09.2019

Veröffentlicht am 25.09.2022 um 11:53 Uhr

‌Leider kann ich mir der bisherigen Meinung nur anschließen. Ich habe mich eigentlich sehr auf das Buch gefreut und so einige witzige Passagen erwartet, aber leider konnten meine Erwartungen nicht erfüllt werden.

Ich hab es anfangs versucht mit Humor zu sehen, die ersten Kapitel gingen immerhin darum, was man unter das Bild eines Crossiants schreibt und welchen Eindruck das verschiedene Liken von Beiträgen macht...

Aber leider wurde Jenny immer anstrengender. Sie ist wirklich total abhängig von Social Media und den Erwartungen anderen an sie. Jenny fällt auch häufig auf die Scheinwelt anderer rein, am liebsten von Suzy Brambles. Hierbei merkt sie gar nicht, dass sie andere damit belastet. Ihre Freundin Kelly kommt mir in den Abschnitten meist genervt vor.

‌Auch die Strukturierung der Kapitel kommt recht wirr vor. Die Gedankensprünge sind für mich im Moment recht willkürlich. Ebenso wie Jenny als Person, sie scheint zudem echte Aufmerksamkeitsprobleme zu haben.

Ich hoffe es bessert sich. Im Moment ist es echt schwer sich zum Lesen zu Motivieren.