Leserunde zu "Das Leben, das uns bleibt - Die Goldschmiedin" von Tanja Steinlechner

Die Wahrheit erfordert Mut
Cover-Bild Das Leben, das uns bleibt
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Tanja Steinlechner (Autor)

Das Leben, das uns bleibt

Die Goldschmiedin . Roman

1945. Als die Russen vor den Toren Breslaus stehen, flieht die junge Ruth mit ihrer Familie nach Freiburg - mit falschen Pässen, um ihre jüdische Herkunft zu verheimlichen. Ihre große Liebe Ilan muss Ruth schweren Herzens zurücklassen. Vier Jahre später heiratet Ruth in eine bekannte Freiburger Juwelierfamilie ein. Dort begegnet man ihr abweisend und kühl, die Ehe ist unglücklich. Doch Ruth behauptet sich. Sie entdeckt ihr Talent für die Goldschmiedekunst, ihre originellen Entwürfe sind in der Freiburger Gesellschaft heißbegehrt. Als bekannt wird, dass das Geschäft durch arisierten Besitz erworben wurde, muss Ruth sich entscheiden. Setzt sie alles aufs Spiel, was sie sich hart erkämpft hat?

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 17.05.2023 - 11.06.2023
  2. Lesen 19.06.2023 - 09.07.2023
  3. Rezensieren 10.07.2023 - 23.07.2023

Bereits beendet

Schlagworte

Breslau Flucht Nachkriegszeit Freiburg Fünfziger Jahre Juwelier Schmuck Judentum jüdische Identität Antisemitismus Enteignung Saga Familiengeschichte Emanzipation Liebe Neuanfang Loyalität Urlaubslektüre

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 17.07.2023

Kein Wort zu niemandem.

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Wir befinden uns in Breslau im Jahr 1945. Die russische Armee steht vor den Toren der Stadt und die Einwohner Breslaus planen Hals über Kopf ihre Flucht um wenigstens ihr Leben zu retten, wenn sie auch ...

Wir befinden uns in Breslau im Jahr 1945. Die russische Armee steht vor den Toren der Stadt und die Einwohner Breslaus planen Hals über Kopf ihre Flucht um wenigstens ihr Leben zu retten, wenn sie auch sonst alles zurücklassen müssen. Auch die Familie der jungen Ruth muss fliehen, doch nicht alle können mit. Ruth ist eine junge Frau, den Kopf voller Pläne und das erste Mals verliebt in Ilan, einem jungen Juden, der sich verstecken muss. Ihr Bruder Jo ist im aufmüpfigen Jugendalter und ihre kleine Schwester Gili macht sich die Welt schön. Sie ist eine Frohnatur entgegen Ruth, die zum Grübeln neigt und sich mit Entscheidungen schwer tut. Der Vater hat für seine Familie falsche Pässe organisiert und die Geschwister erfahren nun auch den Grund, warum. Die Großmutter mütterlicherseits ist Jüdin und das darf auf gar keinen Fall ans Licht kommen und die Eltern schärfen ihren Kindern ein, kein Wort zu niemandem zu verlieren. Es würde für die Familie ein Todesurteil sein. Und so lassen die Geschwister mit ihrer Mutter schweren Herzens ihre Oma zurück in Breslau, die ihre Heimat nicht verlassen will. Der Vater will nachkommen. Für die Familie ist es ein unglaublicher Schmerz alles zurückzulassen und in eine ungewisse Zukunft zu flüchten und für Ruth ist es besonders schwer, denn sie muss auch ihre erste Liebe Ilan zurücklassen, völlig ungewiss ob er den Sturm auf Breslau überleben wird ebenso wie ihre Großmutter. Sie schenkt ihm ein goldenes Armband ihrer Mutter, für schönen Schmuck hat Ruth eine Schwäche, und die beiden geben sich das Versprechen, sich nach dem Krieg wieder zu finden.

In Freiburg hat die Familie einen Platz gefunden um zur Ruhe zu kommen, wenn auch weiter der Satz "Kein Wort zu niemandem" über der Familie schwebt und einen sehr großen Schatten wirft. Vier Jahre sind bereits vergangen und die Geschwister gehen ganz unterschiedlich, je nach Persönlichkeit mit ihrer zu verschweigenden Vergangenheit um.

Ruth weiß nicht ob sie Ilan jemals wiedersehen wird und gibt dem Werben eines Freiburger Juweliersohns nach. Ihre Mutter ermutigt sie sehr stark dazu, denn ihr ist Sicherheit das Allerwichtigste. Doch die Ehe wird nicht glücklich. Ruth leidet unter ihrem dominanten Schwiegervater und unter ihrem dem Vater unterwürfigen Ehemann. Sie wird schwanger und begegnet völlig unerwartet Ilan in Freiburg. Doch der Weg des gemeinsamen Glücks ist zu der damaligen Zeit versperrt. Der Leser begleitet Ruth in ihren inneren Kämpfen und Zweifeln und Hadern. Weiterhin fällt es Ruth schwer Entscheidungen zu treffen für sich und ihre Tochter. Sie lenkt sich ab mit der Goldschmiedekunst, die sie heimlich erlernt und in der sie Trost und Erfüllung findet und die ihr helfen könnte den Absprung aus ihrer lieblosen Ehe zu finden Doch ihr Mann und ihr Schwiegervater hegen andere Pläne. Ruth kommt in eine Situation, in der sie sich entscheiden muss.

Auch Jo und Gili versuchen auf ihre Weise, die Vergangenheit zu bewältigen. Gili will Schauspielerin werden und tanzen und spielen und sich nicht mehr erinnern. Sie lebt in wilder Ehe mit einem Journalisten zusammen, was damals ein Skandal war. Jo verbittert mehr und mehr dass in Deutschland keine wirkliche Aufarbeitung der Nazizeit in Gang kommt und engagiert sich in einer jüdischen Hilfsorganisation, lernt dort Ilan kennen und das hat bringt ein Familiengeheimnis ans Licht, das für alle ungeahnte Folgen hat....

Tanja Steinlechner hat mir ihrem sehr bewegenden Familienroman auch die Vergangenheit ihrer jüdischen Großmutter verarbeitet und das ist ihr großartig gelungen. Sie nimmt uns mit auf die inneren Reisen der Juden im Nachkriegsdeutschland, die von der Verfolgung traumatisiert alles weiter versuchen, ihre jüdische Vergangenheit zu verschweigen und das oft zu einem sehr hohen Preis wie wir am Ende des Romans lesen dürfen. Der Roman ist sehr gut recherchiert und von einer schönen Sprache, gerade die Passagen in der Ruth immer wieder zweifelt und hadert, finde ich sehr gut umgesetzt. In der Realität ging es vielen Juden ganz genauso, vielleicht bis heute, denn der Satz "Kein Wort zu niemandem", war bittere Realität. Wir dürfen mit Ruth zittern, hadern und uns auch mit ihr am Ende freuen.

Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Ein fesselnder Blick in die Nachkriegszeit: Spannung, Liebe, Hoffnung

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Das Buch ist ein Einblick in dem Leben einer jungen Frau die in Breslau wohnte und die mit Ihrer Familie nach Freiburg flieht. Sie hinterlässt seine Freunde und seine große Liebe um nach Freiburg mit ihrer ...

Das Buch ist ein Einblick in dem Leben einer jungen Frau die in Breslau wohnte und die mit Ihrer Familie nach Freiburg flieht. Sie hinterlässt seine Freunde und seine große Liebe um nach Freiburg mit ihrer Familie zu kehren. Der Vater schafft falsche Pässe und die kommen nach Freiburg. Dort wird das Leben besser aber trotzdem bleiben die innere Kämpfe der Charaktere bestehend.
Von der Handlung her, und von dem Erzählstil würde ich dieses Buch als ein klar 4 Sterne Buch bewerten, da es schwere Themen behandelt: das Leben an einem fremden Ort, eine hintergelassene Liebe, das real betrachtete Leben und die Reale Charaktere. Das Schreibstil ist zu bemerken und sehr fließen und passend zu dem Romantyp. Das hat mir im allgemeinen sehr gut gefallen.
Deer Schreibstil ist deskriptiv, fließend und der beschriebenen Epoche spezifisch und angepasst. Immer wird es beschrieben, das innere Leben und die mögliche Dialoge sogar werden erzählt. Das führt zu einem schwer wiegendes Stil, auch wenn das nicht klappt, kann man sagen, dass das die Vorstellung des Autors war. Das war auch der Grund, warum ich das Buch so viel auch bewertet habe.
Die Charaktere im Buch sind glaubwürdig und gut entwickelt. Die sind Flüchtlinge, haben Ihre Heimat verlassen und sind gezwungen, sich in einem neuen Umgebung zurechtzufinden. In dem neuen Land, sind Sie mit Identitätsverlust und fast Fremdenfeindlichkeit.
Das Hauptthema dieses Romans ist die Suche nach Identität und Sinn nach dem Krieg.
Die Zielgruppe sind Literaturinteressierte und die Generationen nach dem Krieg, die gesellschaftskritische Leser die gerne diese damalige gesellschaftliche Probleme erkünden und reflektieren.
So wie in anderen Romane dergleichen Art, geht es auch hier um eine Art des Trennens, hier geht es um eine Spaltung von der alten Heimat.
Als Fazit, können wir sagen, dass die Protagonisten nicht unbedingt traumatisiert sind, sondern, dass die sich in einer völlig veränderten Welt zurechtfinden müssen.

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Veröffentlicht am 22.07.2023

Schweigen ist Gold?

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Im Januar 1945 begibt sich Ruth gemeinsam mit ihren beiden jüngeren Geschwistern Lili und Jo und der Mutter auf eine gefahrvolle Reise: nur weg aus Breslau und auf nach Deutschland. Nachdem auch dem Vater ...

Im Januar 1945 begibt sich Ruth gemeinsam mit ihren beiden jüngeren Geschwistern Lili und Jo und der Mutter auf eine gefahrvolle Reise: nur weg aus Breslau und auf nach Deutschland. Nachdem auch dem Vater die Flucht gelungen ist, wird die Familie letztendlich in Freiburg sesshaft. Überschattet wird der Neuanfang jedoch von der Ungewissheit über den Verbleib des ältesten Sohns und Bruders, Harry, der im Zweiten Weltkrieg vermisst wird. Auch das Schicksal der von allen geliebten Großmutter ist ungewiss, da sie ihre Heimatstadt nicht verlassen wollte. Und auch Ilan, die erste und große Liebe Ruths, hat sein Versprechen, sich nach dem Krieg wieder zu finden, bisher nicht eingelöst …
Ruth, Lili und Jo – drei sehr unterschiedliche Charaktere, die auf ihre eigene Weise versuchen, in der neuen Heimat Fuß zu fassen, sich einzuleben und mit der schmerzhaften Vergangenheit abzuschließen. Dies gelingt Lili recht gut, Jo dagegen thematisiert zunehmend radikaler die Verbrechen der Nazi an den Juden und distanziert sich immer mehr von seiner Familie. Gibt es doch ein Geheimnis um ihre Herkunft, das sie nicht nur unbeschadet durch die Kriegsjahre geführt hat, sondern auch jetzt, in ihrer neuen Heimat, nicht ans Tageslicht kommen soll: die Großmutter war Jüdin. Diese familiären Wurzeln wurden durch Ruth's Mutter verleugnet und durch ihre Konvertierung zum Christentum praktisch dokumentiert.
Die Romanhandlung schildert nur auf wenigen Seiten die letzten Tage in Breslau, um dann mit einem großen Zeitensprung drei Jahre später in Deutschland fortzufahren. Jeder versucht auf seine Weise, sich mit den neuen Lebensverhältnissen nicht nur zu arrangieren, sondern sich auch ein eigenes Leben aufzubauen. Dabei werden die unterschiedlichen Charaktere auf sehr verständliche und überzeugende Weise berücksichtigt und in folgerichtige und realistische persönlich Entwicklungsprozesse umgesetzt. Dies für mich der besondere Reiz der gesamten Romanhandlung, entsteht doch ein sehr interessantes Gesamtbild dieser Familie. Jede Charaktere einzigartig und mit sehr viel Verständnis und Gefühl zum Leben erweckt. Mit Ecken und Kanten, mit Gedanken und Aktionen, die harmonieren und die individuelle persönliche Entwicklung realistisch und überzeugend darstellen.
Auch wenn Ruth als Hauptprotagonistin gelten soll, so wird vor allem auch ihren Geschwistern viel Raum gegeben, um sie kennenlernen zu können. Auch die Mutter und deren Beweggründe für ihr Handeln werden sehr empathisch dargestellt, auch wenn es schwerfällt, diese weiterhin bestehende Verneinungstaktik so viele Jahre nach Kriegsende und in ihrer neuen Heimat, Deutschland, zu verstehen bzw. zu akzeptieren.

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Neubeginn

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Ruth flieht 1945 mit ihrer Familie aus Breslau, weil die Russen näher kommen. Sie selbst haben falsche Pässe, damit nicht herauskommt, dass die Großmutter mütterlicherseits jüdisch ist. Die Großmutter ...

Ruth flieht 1945 mit ihrer Familie aus Breslau, weil die Russen näher kommen. Sie selbst haben falsche Pässe, damit nicht herauskommt, dass die Großmutter mütterlicherseits jüdisch ist. Die Großmutter muss zurückbleiben, da mit ihr das Risiko, Probleme zu bekommen, zu groß werden. Ruth lässt auch ihre erste Liebe Ilan, einen Juden, der im Untergrund lebt, schweren Herzens zurück, sie hofft aber, ihn nach Kriegsende wiederzusehen. Vier Jahre nach Kriegsende heiratet sie dann aber einen Freiburger Juwelierssohn, nachdem sie von ihm schwanger wurde. Seine Familie, insbesondere der Vater ist jedoch wenig begeistert, von ihr als Schwiegertochter, da sie als Flüchtling wenig repräsentativ ist.

Grundsätzlich fand ich die Rahmenhandlung sehr interessant, wie Ruths Familie auch nach Kriegsende lieber ihre jüdische Herkunft verschweigt und wie sie mit den Schuldgefühlen der Großmutter und des im Krieg gefallenen ältesten Sohnes umgehen. Aber auch, wie Ruths Schwester versucht, das Beste aus ihrem neuen Leben zu machen. Es kam aber auch immer wieder zu Begebenheiten, die ich nicht nachvollziehen konnte und die mir, insbesondere in der damaligen Zeit, kurz nach Kriegsende, unrealistisch erscheinen. Das betrifft auch den Ausgang der Geschichte. Auch das Verhalten der Charaktere war nicht immer komplett schlüssig. Der Schreibstil war grundsätzlich gut lesbar, manche Passagen hätten aber auch noch etwas komprimiert werden können.

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Veröffentlicht am 14.07.2023

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

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Als die Russen 1945 vor Breslau stehen, fliehen Ruth und ihre jüdische Familie mit gefälschten Pässen und landen auf Umwegen schließlich in Freiburg. Nicht nur die Oma, sondern insbesondere ihren Geliebten ...

Als die Russen 1945 vor Breslau stehen, fliehen Ruth und ihre jüdische Familie mit gefälschten Pässen und landen auf Umwegen schließlich in Freiburg. Nicht nur die Oma, sondern insbesondere ihren Geliebten Ilan musste Ruth schweren Herzes in der Heimat zurücklassen. In Freiburg heiratet sie in eine Juweliersfamilie ein, wird dort aber nicht so richtig glücklich.
Dieses von der Thematik her interessante und sprachlich für mich gut ausgeformte Buch hat mir mit Einschränkungen gut gefallen. Die Protagonistin Ruth ist diesmal nicht die vielleicht immer erwartete starke Frau, sondern lässt vieles über sich ergehen, hat sie es doch eigentlich in den damaligen Zeiten nicht so schlecht angetroffen. Ihre Geschwister wissen da schon genauer, welche Ansprüche sie noch an das Leben haben. Diese Erwartungen Ruths flammen immer mal wieder auf, werden aber von ihr nicht so richtig ausgelebt, was mich insgesamt auch nicht störte, hier passt Ruth recht gut in das Frauenbild der damaligen Zeit.
Genauere Ausblicke in das Goldschmiedehandwerk wären hier noch interessant gewesen, ebenso Hintergründe zum Leben als Jude nach dem Krieg, nicht umsonst hat die Familie ihre Herkunft ja bewusst verschleiert.
Insgesamt hat mich die Geschichte jedoch gut unterhalten, bei der Gesamtbewertung ziehe ich einen Stern ab, da mir das Ende etwas zu glatt lief.

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