Community-Leserunde mit @booksncofffee zu "Hustle" von Julia Bähr

Wer sich an die Regeln hält, hat das Spiel nicht verstanden
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Julia Bähr (Autor)

Hustle

Roman | Ein kluges und schwarzhumoriges Buch über das prekäre Leben junger Frauen in der modernen Konsumgesellschaft

»Bildet Banden - lest dieses Buch!« ALENA SCHRÖDER

Wer sich an die Regeln hält, hat das Spiel nicht verstanden

Leonie handelt nach ihren eigenen Vorstellungen von Moral. Sie verwüstet das Büro ihres Chefs, sie prellt die Zeche, sie lügt im Bewerbungsgespräch - aber sie hat stets gute Gründe. Als ihr das Geld ausgeht, nimmt sie einen Job in München an. Doch die Stadt ist zu teuer für ein normales Gehalt. Als sie drei Frauen kennenlernt, die sich ihren Lifestyle mit zweifelhaften Methoden finanzieren, ist sie fasziniert. Schnell findet Leonie ihr eigenes Geschäftsfeld: Menschen mit frisch gebrochenem Herzen bezahlen sie für raffinierte Racheaktionen. Doch nach einer Weile kommen ihr Zweifel: Wie viel Geld braucht man wirklich für ein gutes Leben? Und wie viel Risiko ist sie bereit, dafür einzugehen?

»Dieses Buch ist die witzigste Antwort auf die Frage, wie wir im Kapitalismus überleben können: Wer gründet jetzt eine kriminelle Freundinnengruppe mit mir?« MAREIKE FALLWICKL

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 27.08.2025 - 07.09.2025
  2. Lesen 15.09.2025 - 21.09.2025
  3. Rezensieren 22.09.2025 - 05.10.2025

Bereits beendet

Schlagworte

Female Empowerment pola Frauenfreundschaft Frauensolidarität Gender Gap Arbeitsleben Moral Revenge Rache:Liebeskummer Female Friendship Humor schwarzer Humor Libellen Insekten Naturkundemuseum Gesellschaftssatire Freundschaftsroman High Society Konsum Konsumgesllschaft München Literarische Unterhaltung

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 03.10.2025

Scharfsinnig, schwarzhumorig, brillant

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Worum geht's?
Leonie ist eine junge Frau, die ihre ganz eigenen Vorstellungen von Moral hat. Sie lebt in einer kleinen Stadt und will, nachdem sie dort ihren Job verloren hat, in München neu durchstarten.
Leonie ...

Worum geht's?
Leonie ist eine junge Frau, die ihre ganz eigenen Vorstellungen von Moral hat. Sie lebt in einer kleinen Stadt und will, nachdem sie dort ihren Job verloren hat, in München neu durchstarten.
Leonie merkt sehr schnell, dass ihr normales Gehalt in der teuren Stadt nicht ausreicht. Sie lernt drei junge Frauen kennen, die ihren Lebensstil mit "zweifelhaften Methoden" finanzieren. Daraufhin dauert es nicht lange und Leonie findet bald ihr eigenes lukratives Geschäftsfeld, indem sie auf ihre Art enttäuschten Menschen gegen Bezahlung weiterhelfen wird ...

Meine Meinung
Julia Bährs Schreibstil ist modern, direkt und voller schwarzem Humor.
Leonie wird schlagfertig, moralisch flexibel und brillant in ihrer Kreativität gezeichnet. Ihre Entwicklung von der genervten Ex-Angestellten zur Gründerin eines inoffiziellen Business für enttäuschte Seelen ist rasant und fesselnd. Die Dialoge sind pointiert, die Beobachtungen messerscharf, und die Autorin schafft es mühelos, eine leichte und kurzweilige Erzählung mit tiefgründiger Kapitalismuskritik zu verbinden. Sie zeigt, wie dekadent unsere Gesellschaft ist! Zeigt aber auch, anhand der 4 jungen Frauen, wie schwer es ist, sich aus dem Konsumsystem befreien zu können. Und mir kommen Fragen in den Sinn wie: Wollen wir überhaupt aus unserer Wohlfühl-Bubble raus? Jeder schimpft über solche überteuerten Städte, wie München. Aber keiner boykottiert dieses Getue. Im Gegenteil, das beste Beispiel dafür ist ein Fest, welches als weltbekanntes Volksfest dargestellt wird, aber nur noch für Besserverdienende erschwinglich ist.
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es passt hervorragend zur Story.

Fazit
Julia Bährs Roman "Hustle" ist ein absoluter Volltreffer und eine bissige, hochaktuelle Gesellschaftssatire, die ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ebenso witzig wie unterhaltsam und eine unglaublich kluge und ehrliche Auseinandersetzung mit dem prekären Leben junger Frauen in einer hyperteuren Stadt wie München und der Frage, wie man im Kapitalismus überhaupt überleben soll, wenn man sich an alle Regeln hält.
Dieses Buch ist eine bittersüße und zugleich hochkomische Lektüre. Wer Lust auf eine clevere Geschichte über weibliche Rache und Selbstermächtigung hat sollte dieses Buch lesen. Von mir gibts eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.10.2025

Genialer Vibe

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„Hustle“ hat mich sofort angesprochen: ich finde nicht nur das Cover seltsam einnehmend, obwohl ich eigentlich keine Personen auf Covern mag aber dieses Comicstil gefällt mir eben doch, ich steh ja auch ...

„Hustle“ hat mich sofort angesprochen: ich finde nicht nur das Cover seltsam einnehmend, obwohl ich eigentlich keine Personen auf Covern mag aber dieses Comicstil gefällt mir eben doch, ich steh ja auch total auf Hochstapler-Geschichten. Wobei man auch hier sagen muss, dass das keine Hochstaplergeschichte im klassischen Sinne ist. Dieses Buch vereint Female Rage, das sich zu eigen machen des kapitalistischen Systems und Girl Power im wohl genialsten Sinne. Ich hatte eine höllisch gute Zeit mit diesem Buch.

Der Vibe der Geschichte ist super besonders und der Erzählstil sehr einnehmend, obwohl die Protagonistin seltsam distanziert bleibt. Obwohl sich die Geschichte um Leonie dreht, steht sie gar nicht unbedingt im Fokus, was ich einen sehr spannenden Erzählkniff finde. Man erfährt überraschend wenig von ihr, gleichzeitig aber viel über ihr Leben und ihr Umfeld.

Das Geschäft mit der Rache fand ich super witzig aufgezogen und habe die Aktionen total gefeiert, die zwar kindisch, teils rechtswidrig, aber auf jeden Fall voll verdient waren. Auch die Geschäftsmodelle der anderen Frauen waren einfach eine Wucht. Und dieser Spagat aus kosmopolitischem Alltagsleben und Kleinkriminalität war einfach genial.

Der Erzählstil war pointiert, teilweise regelrecht scharfzüngig. Obwohl ein System angeprangert wird, machen es sich die Frauen gleichzeitig zunutze. Gefällt mir schon ganz gut, wie hier die Faltenlage so gedreht wird, dass es zum Ansinnen passt.

Zwischenmenschliche Beziehungen, Begegnungen, das Dazugehören wollen und eine sehr unübliche Frauenfreundschaft stehen hier im Fokus. Das Buch liest sich fast schon berauschend und ich hatte einfach umfassbar viel Spaß bei der Lektüre.

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Veröffentlicht am 28.09.2025

Rache macht glücklich

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„Am Ende schob sie es auf Ihre Nase, wie fast alles. Sie teilte es Steffen mit, wie fast alles.
‚Quatsch, deine Nase ist nicht schief‘, antwortete er. ‚Vielleicht will er nur nicht übergriffig sein.‘
‚Daran ...

„Am Ende schob sie es auf Ihre Nase, wie fast alles. Sie teilte es Steffen mit, wie fast alles.
‚Quatsch, deine Nase ist nicht schief‘, antwortete er. ‚Vielleicht will er nur nicht übergriffig sein.‘
‚Daran bin ich nicht gewöhnt.‘
Als sie im Bad das Licht anmachte, konnte sie den Silberfischen dabei zustehen, wie sie sorgsam um die Fallen herum wuselten, die sie aufgestellt hatte.“ (S. 81)

„Hustle“ handelt von Freundschaften, Partnerschaften, Neuanfängen und Lebensstilen rund um das 30. Lebensjahr; familiären und finanziellen Krisen, dem katastrophalen Wohnungsmarkt sowie einem Leitfaden zu Geschäftsideen, um dem Kapitalismus zu trotzen. Und vielleicht auch ein wenig dem Gesetz.

Die Autorin schreibt über die 30 jährige Leonie, die anfänglich noch mit typischen Persönlichkeits- und Alltagsproblemen zu kämpfen hat, mit denen sich vermutlich sehr viele selbst identifizieren können.
Dann verändert sich die Protagonistin, als sie zu Beginn der Geschichte Genevieve kennenlernt. Genevieve führt sie auf einen Pfad, der für Leonie ein wenig zu Selbstverwirklichung, aber besonders Zugehörigkeitsgefühl und erfüllendem Lebensgefühl führt. Rache wird zu ihrem Spezialgebiet.

Die Figur Leonie ist imperfekt, urkomisch, schlagfertig und irgendwie eine Macherin. Als LeserIn bekommt man das Gefühl von eine Freundin oder Bekannten zu lesen.
Der Schreibstil besteht aus eher kurzen Sätzen und teils kurzen Textpassagen zu einzelnen Szenen, wovon die Geschichte aber auf ihre eigene Weise lebt. Der trockene und ironische Humor ist einzigartig witzig. Die Handlungen haben dadurch eine heitere Leichtigkeit, trotz ernster Themen. Leonie wirkt dadurch oft lebensbejahend und sorglos.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Besonders hat dazu der Schreibstil beigetragen. Ich musste so oft schmunzeln, grinsen und lachen. Dieses Buch macht, trotz, aber vielleicht gerade wegen, der Identifikation mit den Problemen der Quaterlife crisis, ein wohliges Lesegefühl.

Rundum ein gelungenes Buch und eine perfekte Lektüre besonders für alle KapitalismuskritikerInnen unter euch!

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Veröffentlicht am 23.09.2025

Ein toller Mix aus Heimat, Humor, Freundschaft und Zusammenhalt

2

Dieser Roman war mein erster Ausflug in dieses Genre und ich muss sagen, dass er mir außergewöhnlich gut gefallen hat! Meist lese ich Bücher, die aus der Perspektive der Protagonisten geschrieben sind. ...

Dieser Roman war mein erster Ausflug in dieses Genre und ich muss sagen, dass er mir außergewöhnlich gut gefallen hat! Meist lese ich Bücher, die aus der Perspektive der Protagonisten geschrieben sind. Dieses Buch hingegen wird von einer nicht am Geschehen beteiligten Erzählinstanz geschildert. Der Erzähler hat Einblick in die Innenwelt der Figur, kann deren Gedanken und Gefühle darstellen, weshalb es für mich trotzdem einfach war, Leonie sofort in mein Herz zu schließen.
Durch den Schreibstil rückt die Umwelt der Protagonistin stärker in den Fokus. Dennoch wird schnell deutlich, dass Leonie ein tougher Charakter ist, der nicht so leicht aufgibt. Auch die übrigen Figuren spielen eine wichtige Rolle und unterstützen Leonie; sie sind gut ausgearbeitet und von Beginn an sympathisch. Dass sie zunächst geheimnisvoll bleiben, steigert die Spannung und weckt Neugier auf mehr.
Das Setting benötigt keine große Vorstellungskraft, es findet an Orten aus dem alltäglichen Leben statt. Die Protagonistin lebt in München, sie arbeitet in einem Keller, besucht den Hofgarten der Residenz oder das Oktoberfest. Das alles macht sie zu einer nahbaren Identifikationsfigur.
Der Roman kommt ohne künstlich herbeigezogenes Drama aus und wirkt dadurch erfrischend authentisch. Der trockene Humor begleitet die Erzählung zuverlässig und hat bei mir des Öfteren für ein Lachen gesorgt, unter anderem, weil zeitgleich durch diesen Humor Kritik am Kapitalismus geäußert wird. (Zitat: "»Aber der Sessel stinkt, und die anderen Möbel sind auch hässlich. Für 700 Euro warm.« »Was?!« […] »Das ist ja ein richtiger Lottogewinn« […]" S. 38)). Somit hat mich das Buch nicht nur zum Schmunzeln, sondern auch zum Nachdenken gebracht.
Die Autorin setzt symbolische und metaphorische Vergleiche zwischen menschlicher Gesellschaft und Natur geschickt ein. Zu Beginn des Buches dient Kresse als Symbol für Neubeginn und Hoffnung. Fortlaufend nutzt die Autorin den Schleimpilz als Metapher für das menschliche Leben und ergänzt um weitere tierische Bilder, die die Umwelt der Protagonistin auf spannende Weise reflektieren.
Ein wirklich gelungener Roman mit Witz und Charme und Anekdoten aus dem realen Leben.

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Veröffentlicht am 22.09.2025

Leicht zu lesen und trotzdem tiefgründig. Spannende Geschichte mit Witz und Herz“

6

Die erste Seite bzw. der Einstig in die Geschichte hat mich gleich gepackt. Sofort taucht man in Leonies Geschichte ein. Anfangs erscheinen die vielen kurzen Sätze des Schreibstils ungewohnt. Sie machen ...

Die erste Seite bzw. der Einstig in die Geschichte hat mich gleich gepackt. Sofort taucht man in Leonies Geschichte ein. Anfangs erscheinen die vielen kurzen Sätze des Schreibstils ungewohnt. Sie machen Leonie aber vertraut und greifbar, man lauscht beinahe ihren Gedanken. Das Buch liest sich dadurch leicht, schnell und flüssig, es wird niemals langweilig.
Eine besondere Spannung entsteht, weil geheimnisvolle Figuren Stück für Stück mehr offenbaren. Sie halten die Spannung dadurch konstant hoch. Zugleich bereichern schöne, eindringliche Beschreibungen die Geschichte - sie verleihen ihr Tiefe. Meine anfängliche Sorge, der Schreibstil verbleibe nur an der Oberfläche, löste sich dadurch schnell auf. Hustle liest sich zwar leicht, regt aber dennoch zum Nachdenken über Moral, Gerechtigkeit, Freundschaft und Grenzen an. Ein Höhepunkt waren einige Beschreibungen, zum Beispiel: „Das Licht fiel ihr zuerst auf, es war wie Honig.“ Solche Augenblicke vertiefen die Erzählung zusätzlich.
Einziger Kritikpunkt: Cover und Klappentext passen für mich nicht ganz zur Geschichte.
Cover: Es wirkt auf mich zu künstlich, fast KI-generiert, und passt nicht wirklich zur Figur. (Auf dem Cover raucht sie und hat dunkle Haare – beides trifft auf Leonie nicht zu.) Klappentext: Dort klingt Leonie deutlich „krimineller“, als sie im Buch tatsächlich ist. Das führt etwas in die Irre.
Das beeinträchtigt aber nicht den Lesegenuss – insgesamt ein tolles, unterhaltsames und zugleich tiefgründiges Buch, das ich sehr gerne gelesen habe (bin auch ein bisschen traurig, dass ich damit durch bin weil ich gerne noch mehr über Leonies Leben in München gelesen hätte ;)).

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