Leserunde zu "Nowhere Heart Land" von Emily Marie Lara

Ein fulminantes Debüt, das dich packt und nicht mehr loslässt
Cover-Bild Nowhere Heart Land
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Emily Marie Lara (Autor)

Nowhere Heart Land

Roman | Ein eindringliches Debüt über die trügerische Macht der Erinnerung und die befreiende Kraft der Wahrheit

Ein fulminantes Debüt, das dich packt und nicht mehr loslässt

Eine junge Frau wacht mit einem blauen Auge in ihrer Heimatstadt in der deutschen Provinz auf. Eigentlich wollte Rosa immer weit weg, doch nun, nach vielen Jahren in London, ist sie zurück und wird von verwirrenden Erinnerungen an ihre Jugend in einem humanistischen Internat, an ihre Mutter, die jung verstarb, und an alte Freundinnen, die nicht mehr mit ihr sprechen, heimgesucht. Hin- und hergerissen zwischen Nostalgie und Realität sucht Rosa die Wahrheit zwischen alten Geschichten.

Mit großer Intensität und humorvoller Leichtigkeit erzählt Emily Marie Lara von einer jungen Frau, die sich mit aller Kraft gegen das Erwachsenwerden wehrt und sich in seiner Ablehnung trotzdem selbst findet.

Ein intensiver, atmosphärischer Roman über die besten und schlimmsten Seiten des Jungseins

Gewinnerin des Förderpreises der Wuppertaler Literatur Biennale 2022

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 17.02.2025 - 09.03.2025
  2. Lesen 17.03.2025 - 28.03.2025
  3. Rezensieren 29.03.2025 - 13.04.2025

Bereits beendet

Schlagworte

pola Coming of Age Klassismus Frauenfreundschaft female friendship Trauer Schulzeit Erwachsenwerden Erwachsen werden Die schönste Version Caroline Wahl Erinnerungen Familie Tod Selbstfindung Identität schwarzer Humor Literarische Unterhaltung

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 07.04.2025

Ein sprachgewaltiges Meisterwerk voller emotionaler Tiefe

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Nowhere Heart Land von Emily Marie Lara ist ein literarisches Meisterwerk, das mit seiner emotionalen Tiefe und packenden Erzählweise fesselt. Schon auf den ersten Seiten zieht die Autorin den Leser in ...

Nowhere Heart Land von Emily Marie Lara ist ein literarisches Meisterwerk, das mit seiner emotionalen Tiefe und packenden Erzählweise fesselt. Schon auf den ersten Seiten zieht die Autorin den Leser in eine Welt, die gleichzeitig vertraut und geheimnisvoll wirkt. Besonders beeindruckend ist die außergewöhnliche Sprachgewalt, mit der Lara ihre Geschichte entfaltet. Ihre Wortwahl ist komplex, präzise und gleichzeitig poetisch – jede Zeile trägt eine Gewichtigkeit, die das Erleben der Geschichte auf eine neue, tiefere Ebene hebt.

Die Autorin versteht es meisterhaft, mit einer kunstvollen Sprache die inneren Konflikte und Emotionen ihrer Charaktere zu transportieren. Ihr Stil ist nie oberflächlich, sondern durchdringt jede Szene mit einer solchen Intensität und Feinheit, dass man das Gefühl hat, in die Gedankenwelt der Figuren einzutauchen. Sie verwendet eine beeindruckende Bandbreite an sprachlichen Mitteln: Metaphern, bildhafte Beschreibungen und eine Rhythmik, die den Leser fast hypnotisch in die Handlung hineinzieht. Diese komplexe Wortwahl verleiht dem Buch eine besondere Tiefe und macht es zu einem wahren Genuss für alle, die sich auf literarische Meisterwerke einlassen wollen.

Die Geschichte selbst entfaltet sich in einem einzigartigen Setting, das sich zwischen Realität und Traum zu bewegen scheint – ein Ort, den man nur als Nowhere bezeichnen kann, aber der für die Protagonisten alles bedeutet. Die Charaktere sind hervorragend gezeichnet, ihre Entwicklung nachvollziehbar und sehr berührend. Besonders hervorzuheben ist die Art und Weise, wie die Autorin komplexe Emotionen wie Verlust, Hoffnung und die Suche nach Identität in den Mittelpunkt stellt, ohne dabei je ins Kitschige abzudriften.

Die Handlung ist spannend und tiefgründig zugleich. Die Autorin versteht es meisterhaft, das Tempo zu variieren und die Leserin oder den Leser immer wieder mit überraschenden Wendungen und berührenden Momenten zu fesseln. Ihre Sprache ist kraftvoll, doch gleichzeitig voller Zartheit, was das Buch zu einem wahren Genuss für alle ist, die literarische Romane mit emotionalem Tiefgang schätzen.

Der Pola Verlag hat mit Nowhere Heart Land ein Werk veröffentlicht, das sich zu einem echten Geheimtipp entwickeln wird. Emily Marie Lara hat mit diesem Roman eine Geschichte erschaffen, die noch lange nach dem Umblättern der letzten Seite nachhallt. Wer auf der Suche nach einem Buch ist, das sowohl mit poetischer Schönheit als auch mit tiefem emotionalen Resonanz punktet, sollte Nowhere Heart Land unbedingt lesen. Ein absolutes Highlight der modernen Literatur!

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Veröffentlicht am 29.03.2025

Conny ist der Abspann vom Film und Rosa sitzt noch da!

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Als ich das Buch gelesen habe, war ich wieder Anfang 20, hatte furchtbaren Liebeskummer und lief mit meinen abgewetzten Chucks durch Berlin.

So oder so ähnlich fühlte ich mich bei dem Buch „Nowhere Heart ...

Als ich das Buch gelesen habe, war ich wieder Anfang 20, hatte furchtbaren Liebeskummer und lief mit meinen abgewetzten Chucks durch Berlin.

So oder so ähnlich fühlte ich mich bei dem Buch „Nowhere Heart Land“, bei dem sich alles um die Protagonistin Rosa dreht, die ins ländliche Deutschland zurückkehrt, um das Haus ihrer dementen Oma zu verkaufen.
Eigentlich lebt sie im rasanten London, versucht dort das bisher Erlebte hinter sich zu lassen und sich einer erfolgreichen Zukunft zu nähern.
Als sie jedoch ihrem Arbeitskollegen die Nase bricht, ändert sich der Plan und Rosa wird zurück in die Vergangenheit katapultiert.

Es war ein wilder Ritt, das muss ich zugeben. Die Geschichte erfordert Energie. Es gibt unendlich viele Zeitsprünge, Gedankenabbrüche und Sätze, die sich im Sande verlaufen.
Die Grundstimmung ist dabei düster, hoffnungslos und das Leben von Rosa scheint ihr selbst zu entgleiten.
Seit dem Tod ihrer Mutter, die nur „Conny“ genannt wird, verharrt Rosa an einer Stelle. Anstatt nach vorne zu schauen und die Erlebnisse professionell aufzuarbeiten, schwelgt sie in Erinnerungen der vergangenen Jahre.
Oft erfahren wir hier von ihrer Zeit im Internat, welche der Protagonistin, ihren Freundinnen, aber auch Conny viel abverlangt hat. Das Leben zwischen Nonnen, Regeln und Verboten ist im Teenageralter alles andere als attraktiv. Vor allem Conny hat hier in ihrer Jugend viel rebelliert und hatte große Schwierigkeiten mit der Schwangerschaft und Geburt von Rosa.
Und gerade das ist es, was im Buch (und in Rosas Kopf) viele Fragen aufwirft.

Rosa's Erinnerungen sind vage, verschwommen, meist kann sie ihnen selbst nicht trauen. So passiert es, dass sie ihrer besten Freundin einen so gravierenden Vorwurf macht, dass diese ihr die Freundschaft kündigt.
Dieser Umstand gepaart mit dem Tod von Conny lässt Rosa nicht los. Sie setzt alles daran, Informationen zu bekommen, um ihren eigenen Gedanken wieder Glauben schenken zu können und den Kontakt zu Leni herzustellen.
Mithilfe von Begegnungen in Form von Lehrern, alten Bekannten und schlussendlich auch ihrer Freundin Leni, können wir immerhin erahnen, was sich am Nützenberg abgespielt haben könnte. Eine Garantie erhalten wir nicht.

Rosa ist ein schwieriger Charakter. Dennoch konnte sie mich fesseln. Ich habe ihr jede Verzweiflung, jeden Kummer, jeden Schmerz geglaubt. Diese innere Zerrissenheit wurde perfekt auf den Schreibstil adaptiert. Daher war ich großer Fan dieser aufkommenden Poesie und diesen häufigen Sprüngen zwischen den Wörtern und Gedanken.
Ja, es war oft eintönig, gar langweilig, doch was soll auch groß passieren, wenn man dem Vergangenen nachhängt?
Das hat dieses Buch ausgemacht, es passte perfekt. Dass wir nach und nach mit Rosa gemeinsam erfahren, was sie zu dem gemacht hat, was sie jetzt ist: Einsam, verloren und in einer Zeitschleife gefangen. Immer in Verbindung mit einer bitteren Melancholie.

Ich mochte die wenigen Dialoge sehr. Davon hätte es gerne mehr geben können. Ich habe regelrecht darauf hingefiebert, dass Rosa und Leni miteinander sprechen. Aber auch Herr Pfeiffer, Herr Vogt, das Gespräch mit dem Pfleger über die Demenz der Oma - das waren meine persönlichen Schlüsselmomente, die der Geschichte gut getan und sie vorangetrieben haben.

Hier und da gibt es meiner Meinung nach Verbesserungsansätze. Damit meine ich ganz besonders den Schlusspart. Ich finde es gelungen, dass auch hier noch Fragen offen bleiben (denn das ist der Sinn der Geschichte), doch hätte ich mir noch einen kleinen Zeitsprung in die Zukunft gewünscht.

Alles in allem bin ich sehr glücklich, dieses Buch gelesen haben zu dürfen. Meinen Geschmack hat es absolut getroffen. Ab der zweiten Hälfte konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen.

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Veröffentlicht am 12.04.2025

Sehnsuchtsvoll und sprachintensiv

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Mit "Nowhere Heart Land" von Emily Marie Lara ist der erste deutschsprachige Debütroman im Pola Verlag veröffentlicht worden. Unter anderem deswegen war ich total gespannt auf das Buch.

Das Cover hat ...

Mit "Nowhere Heart Land" von Emily Marie Lara ist der erste deutschsprachige Debütroman im Pola Verlag veröffentlicht worden. Unter anderem deswegen war ich total gespannt auf das Buch.

Das Cover hat mir durch die Illustration im Porträtstil sofort gefallen.

Rosa findet sich mit einem blauen Auge in ihrer alten Heimatstadt mitten in der Provinz wieder. Die Jahre davor und somit fast ihr gesamtes Erwachsenenleben, hat sie fernab der Heimat in London verbracht.

Nun ist sie nach einer körperlichen Auseinandersetzung mit ihrem Kollegen zurückgekommen und findet sich in der alten Wohnung ihrer seit geraumer Weile dementen Großmutter wieder. Hier verschwimmen Realität und Nostalgie.

Ihre Mutter hat Rosa früh bekommen und ist früh gestorben. Beide glichen sich im Aussehen und Rosa ging später auf das gleiche humanistische Internat wie Conny. So fiel es ihr immer schwer, sich eine eigene Identität abseits ihrer jungen Mutter zu schaffen. Distanz zu ihr erschafft sie nur, indem sie sie konstant beim Vornamen nennt.

Das Internat selbst gibt es auch nicht mehr - Rosa macht sich dennoch auf die Suche nach Menschen, die sich erinnern und scheint sich gleichermaßen in den Erinnerungen zu verlieren und Halt in ihnen zu finden.

Der Schreibstil ist poetisch und sprunghaft wie Rosas Erinnerungen.

Nostalgie dürfte keinem fremd sein - ob es nun in Form von einfacher Vergangenheitsverklärung ist oder einem Sehnsuchtsgefühl, das fast schon schmerzt. Rosa sehnt die Vergangenheit herbei und flüchtet gleichermaßen ihr ganzes Leben schon vor ihr. Nun steht ihr 30. Geburtstag an und sie erreicht ein Alter, das ihrer Mutter nie vergönnt war. Wer ist sie außerhalb der Fußspuren von Conny? Und wie soll sie gefestigt in die Zukunft blicken, wenn ihre Vergangenheit sie haltlos zurücklässt?

"Nowhere Heart Land" ist ein Buch, das es zuweilen sowohl der Protagonistin als auch uns LeserInnen nicht leicht macht. Die Handlung ist nicht stringent, verliert sich in Rosas Erinnerungen und wirft Fragen auf, deren Beantwortung der Interpretation der Lesenden überlassen werden. Das ist zum Ende hin aber gerade im Hinblick auf den vorherigen Handlungsverlauf nur konsequent. Schließlich kann Rosa manchmal ihren eigenen Erinnerungen nicht trauen und die Gespräche mit Menschen aus ihrer Vergangenheit bringen nur unzureichend Klärung. Was sich aber herauskristallisiert: Rosa verklärt die Zeit im Internat am Nützenberg, da das Internat teilweise Familienersatz für sie war. Ihre ehemalige beste Freundin Leni hingegen hat die Zeit dort in hauptsächlich schlechter Erinnerung, unter anderem wegen klassischer Vorurteile der anderen.
Ab und zu schimmern die Probleme dieser Zeit durch Rosas Erzählungen durch, werden aber nie ausreichend erklärt oder verarbeitet. Das passt zu der Figur von Rosa, die zwischen Identitätsflucht- und findung zerrissen ist - eben ein "Nowhere Heart Land".

Der Grundton der Erzählung ist oft betrübt und wehmutsvoll, hat in mir aber auch nostalgische Erinnerungen aufkommen lassen. Auch wenn ich Rosas Handeln nicht immer verstehen konnte, fand ich sie als Figur zutiefst nachvollziehbar.

"Nowhere Heart Land" ist ein Buch zum Gedankenmachen, zum sehnsuchtsvollem Fühlen und der Vergangenheitsverklärung. Es lässt bewusst Fragen offen und überzeugt mit feinen Zwischentönen und einer schwierigen Protagonistin, die in der Zwischenwelt von Nostalgie und Realität gefangen zu sein scheint und doch zuweilen daraus hervorbricht.

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Veröffentlicht am 12.04.2025

Suche nach dem Platz im Leben

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Rosa, Ende 20, ist sofort nach dem Abitur aus ihrer Heimatstadt in der deutschen Provinz verschwunden und arbeitet seit vielen Jahren in London. Nach einem Vorfall mit einem unangenehmen Kollegen und, ...

Rosa, Ende 20, ist sofort nach dem Abitur aus ihrer Heimatstadt in der deutschen Provinz verschwunden und arbeitet seit vielen Jahren in London. Nach einem Vorfall mit einem unangenehmen Kollegen und, weil sie das Haus ihrer dementen Großmutter verkaufen muss, um deren Pflege weiterhin bezahlen zu können, kehrt sie in ihre alte Heimat zurück. Sie hat jung ihre Mutter verloren, die sie wiederum sehr jung bekommen hat. Beide Frauen waren in einem humanistischen Nonneninternat auf einem Hügel über der Kleinstadt, das kurz vor Rosas Abitur geschlossen und kurz danach abgerissen wurde. Und so schwelgt Rosa bei ihrer Rückkehr nach so langer Zeit in nostalgischen Erinnerungen an ihre Zeit im Internat, versucht den Kontakt zu alten Schulfreundinnen wieder herzustellen und versucht mehr über ihre verstorbene Mutter in Erfahrung zu bringen.

Ich fand das Konzept des Romans grundsätzlich sehr gut. Eine junge Frau, kehrt an den Ort ihrer Schulzeit zurück, wo nichts mehr ist, wie es mal war und ihre alten Freundinnen ein ganz anderes Leben führen, als sie selbst. Eigentlich hat sie den Ort bewusst hinter sich gelassen und dennoch hat er sie anscheinend nie ganz losgelassen und vieles, insbesondere der frühe Tod ihrer Mutter, ist unbearbeitet geblieben. Der Sprachstil des Buches hat mir auch sehr gut gefallen. Die Autorin findet oft sehr treffende sprachliche Bilder, um das Gefühlschaos der Protagonistin in Worte zu fassen. Auch, wie sich Demenz für einen Betroffenen anfühlt, beschreibt sie sehr anschaulich. Etwas überfordert haben mich aber die oft sehr abrupten Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Realität und dem, was die Protagonistin sich über das Leben ihrer Mutter zusammenreimt. Und auch mit dem Ende bin ich nicht ganz glücklich, es bleibt einfach sehr viel offen und ungeklärt und man hat nicht so wirklich das Gefühl, dass Rosa angekommen ist. Die Covergestaltung passt meiner Meinung nach aber gut zur Handlung und zum Genre.

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Veröffentlicht am 08.04.2025

Auf der Suche nach Antworten (und sich selbst)

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„Nowhere Heart Land“ ist ein vielschichtiger Coming-of-Age-Roman von Emily Marie Lara, der sich leise, melancholisch und zugleich sehr direkt mit Themen wie Erwachsenwerden, Trauer, Frauenfreundschaft ...

„Nowhere Heart Land“ ist ein vielschichtiger Coming-of-Age-Roman von Emily Marie Lara, der sich leise, melancholisch und zugleich sehr direkt mit Themen wie Erwachsenwerden, Trauer, Frauenfreundschaft und Heimat auseinandersetzt.

Im Mittelpunkt steht Rosa, die nach Jahren in London zurück in ihre alte Heimat in der deutschen Provinz kommt — mit einem blauen Auge und jeder Menge emotionalem Gepäck.
Emily Marie Lara gelingt es, mit eindringlichem Stil und schnellen Perspektivwechseln zwischen Gegenwart und Vergangenheit einen Einblick in Rosas Gedanken zu schaffen. Besonders die Rückblenden in Rosas Zeit im Internat am Nützenberg und die Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter wirken stark und hinterlassen Eindruck.
Allerdings ist Rosa als Protagonistin nicht immer leicht zugänglich. Ihre Handlungen sind oft von "trüben" bzw. löchrigen Erinnerungen geprägt, ihr Verhalten gegenüber alten Freundinnen bewegt sich stellenweise hart an der Grenze zu Übergriffigkeit/Stalking. Das macht sie nicht unbedingt sympathisch, aber gerade diese Kontroverse macht die Figur auch interessant. Rosa ist kein klassischer „Lieblingscharakter“, sondern sie ist kompliziert, verloren und manchmal auch anstrengend echt.
Die Dynamik zwischen den Figuren (Freundschaft, Verletzungen, alte Geheimnisse etc.) hätte an einigen Stellen noch mehr Raum vertragen. Man erfährt vieles nur bruchstückhaft, vieles bleibt Andeutung oder Spekulation. Das kann reizvoll sein, hinterlässt bei mir aber auch ein gewisses Gefühl der Unvollständigkeit.
Gerade das Ende spiegelt diesen Eindruck wider: Es bleibt offen, lässt Raum für Hoffnung, aber auch für Unsicherheit. Rosa macht Schritte in Richtung Selbstfindung, aber viele Fragen bleiben unbeantwortet – nicht nur für sie, sondern auch für die Leserinnen.

„Nowhere Heart Land“ ist kein lauter Roman. Es ist ein stilles, manchmal sperriges, aber sehr authentisches Buch über das Suchen und Scheitern, über Abschiede und Neubeginne. Wer klare Antworten und runde Abschlüsse sucht, wird vielleicht unzufrieden zurückbleiben. Wer sich aber auf Rosas fragmentierte Gedankenwelt, ihre Widersprüche und ihr nostalgisches Festhalten an der Vergangenheit einlassen kann, wird mit einem feinfühligen und klugen Blick auf die Wirren des Erwachsenwerdens.
Alles in allem ein sprachlich starkes Debüt, das vor allem durch dessen Atmosphäre überzeugt, auch wenn man als Leser
in manchmal gerne näher an die anderen Figuren herangekommen wäre.

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