Leserunde zu "Reise mit zwei Unbekannten" von Zoe Brisby
Ein ungewöhnliches Paar auf einem Roadtrip voller ÜberraschungenReise mit zwei Unbekannten
RomanMonika Buchgeister (Übersetzer)
Die 90-jährige energische Maxine ist aus dem Seniorenheim ausgebüxt, um ihr Ableben selbstbestimmt zu regeln. Der schüchterne Student Alex hat Liebeskummer und braucht frischen Wind. Das Schicksal führt sie über ein Mitfahrportal zusammen. In einem uralten Twingo brechen sie zu einer Fahrt durch Frankreich nach Brüssel auf. Als Maxine von der Polizei gesucht wird, beginnt ein atemloses Abenteuer - mit Blick auf die grandiose Vielfalt des Lebens.
Timing der Leserunde
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Bewerben 08.02.2021 - 28.02.2021
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Lesen 15.03.2021 - 04.04.2021
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Rezensieren 05.04.2021 - 18.04.2021
Bereits beendet
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Teilnehmer
Diskussion und Eindrücke zur Leserunde
Abschnitt 1, KW 11, Seite 1 bis 133 (inkl. Kapitel 21)
Veröffentlicht am 15.03.2021 um 09:19 Uhr
Der erste Leseabschnitt hat mir gut gefallen, unterhaltsam und ziemlich oft ziemlich witzig, ich mag den Humor der Autorin👍. Ich würde am liebsten sofort weiterlesen.
Ich habe mir so viele Stellen markiert, viel zu viele. Ich versuche mich mal auf die wichtigsten zu konzentrieren.
Alex Arztbesuch, in dem Depressionen diagnostiziert werden, war schon ziemlich merkwürdig und bizarr. So richtig überzeugend fand ich den Arzt nicht...
Alex und Maxine trennen anfangs Welten. Für Alex ist sein Twingo z.B. alt, stammt er doch aus dem Jahr 2002, Maxine findet alles nach 1950 modern.
Trotzdem bringt Maxine Alex dazu, sich ihr gegenüber zu öffnen und von seinen Depressionen zu erzählen. Maxine nimmt sich sogar vor, Alex zu „retten“, obwohl doch eigentlich sie diejenige mit dem größeren Problem ist.
Einige Szenen sind total komisch. Die gescheiterte Vertrauensübung zum Beispiel. Und die Moral der Geschichte erst: Bevor man sich auf was einlässt, immer erst überprüfen, wie weit die Arthrose des anderen fortgeschritten ist 👍. Ein sehr pragmatischer Ratschlag für alle Lebenslagen 😉.
Was Maxine übers Altern sagt, war recht bedrückend. Alt sein bedeutet für sie, dass es keine Aussicht mehr auf etwas anderes gibt, bevor das Ende kommt. Das ist schlimm. Es fehlt ihr jegliche Perspektive. Sehr deprimierende Vorstellung. Der Mensch braucht immer eine Aussicht.
Radio Nostalgie als Kompromiss, modern genug für Maxine, vintage genug für Alex. Selbst bei so unterschiedlichen Voraussetzungen, gibt es also einen Kompromiss.
Auch Maxine öffnet sich Alex gegenüber. Sie ist nicht nur alt, sie hat Alzheimer. „Ich bin dabei, mich allmählich aufzulösen.“ Arme Maxine, das ist ein ganz trauriger Gedanke.
Maxine hatte also eine Tochter, die sie nach der Geburt fortgegeben hat. Ob sie sie vielleicht doch noch trifft? Ich verstehe, warum Maxine es nicht möchte. Aber ich könnte mir vorstellen, dass ihre Tochter das anders sieht. Sie würde ihre Mutter vermutlich gerne einmal sehen.
Maxine ist ein besonderer Charakter. Ich mag sie. Sie ist sehr originell. Wie sie Alex vor der Polizeikontrolle rettet! Einfach herrlich. Oder der Auftritt im Prada- Laden. Wie sie bezahlen möchte und ihren halben Besitz auf den Ladentisch legt. Großartig auch der Kauf von einzelnen Socken 👍 Die versnobte Verkäuferin hat das echt verdient.
Alex finde ich auch sympathisch. Er hat Humor, auch wenn er das selber nicht weiß. Überhaupt steckt in ihm viel mehr, als er glaubt.
Dass die zwei im Fernsehen gesucht werden, macht die Sache nicht wirklich einfacher.
Maxine bringt die Situation auf den Punkt: „Du bist verzweifelt und depressiv, aber für mich bist du zum Hoffnungsträger geworden, du ganz allein.“Tja, man wächst mit seinen Aufgaben. Paradoxerweise glaube ich, dass das genau das ist, was Alex braucht. Er tut das Richtige und entschließt sich, Maxine zu helfen. Ich bin so gespannt, was da noch auf die beiden zukommt.
Veröffentlicht am 15.03.2021 um 12:58 Uhr
Auch ich bin jetzt mit dem ersten Leseabschnitt fertig und kann mich dem, was schon gesagt wurde, größtenteils anschließen. Du hast genau die Stellen gefunden, die ich mir auch markiert habe.
Etwas schwer tue ich mich nach wie vor dabei, einzuschätzen, was dieser Roman eigentlich sein möchte. Einerseits ist er leicht und locker geschrieben, die Charaktere überspitzt, schnelle Dialoge und immer wieder Stellen, an denen ich herzhaft gelacht habe. Ich tendiere daher dazu den Roman in die Kategorie "Humor" einzuordnen. Und finde ihn als solchen bisher sehr gelungen.
Gleichzeitig geht es aber um wirklich ernste Themen, Depression, Sterbehilfe. Ich finde zwar, dass es eine Stärke ist, dass zwischen den lustigen Wortwechseln immer wieder auch ernste, lebenskluge Passagen zu finden sind. Insgesamt ist es mir mit Blick auf diese Themen bisher aber einfach noch ein bisschen zu oberflächlich. Gerade der Themenkomplex "Depression" wird ja wirklich sehr verkürzt dargestellt und jedesmal wenn es wieder heißt "Nunja, aber er war eben depressiv", rolle ich innerlich ein wenig mit den Augen.
Ich glaube aber zunehmend, dass diese Verkürzung fast schon ein Stilmittel des Romans ist. Wenn man das akzeptiert, ist es wirklich sehr lustig, sehr trockener Humor und es gefällt mir gut.
Inhaltlich hat mich das Ende des ersten Abschnittes ziemlich überrascht. Wir wussten aus dem Klappentext ja schon, dass die Polizei hinter Maxine her ist, aber genau wie Alex war ich mir fast sicher, dass sie im Geheimen als Drogenbossin agiert. Ich hätte es ihr 100%ig zugetraut. Daher war das für mich ein ganz schöner Plottwist und ich freue mich auch aufs weiterlesen. Die Charaktere, insbesondere Maxine sind mir mittlerweile ans Herz gewachsen.
Veröffentlicht am 15.03.2021 um 14:16 Uhr
Zitat von jsdan
Ich tendiere daher dazu den Roman in die Kategorie "Humor" einzuordnen. Und finde ihn als solchen bisher sehr gelungen.
Sehe ich auch so. Manchmal wird es ziemlich traurig, und tragisch. Aber bevor die Stimmung richtig kippt, gibts wieder eine Extraportion Humor.
Zitat von jsdan
Gerade der Themenkomplex "Depression" wird ja wirklich sehr verkürzt dargestellt und jedesmal wenn es wieder heißt "Nunja, aber er war eben depressiv", rolle ich innerlich ein wenig mit den Augen.
So richtig überzeugend finde ich die Depressionsdiagnose auch nicht. Nicht nach diesem merkwürdigen Arztbesuch...Vielleicht ist Alex auch einfach nur gerade mal nicht gut drauf und hat sich daran gewöhnt, seine Depression als Entschuldigung zu benutzen..
Veröffentlicht am 15.03.2021 um 16:02 Uhr
Hyperventilea schrieb am 15.03.2021 um 14:16 Uhr
Zitat von jsdan
Ich tendiere daher dazu den Roman in die Kategorie "Humor" einzuordnen. Und finde ihn als solchen bisher sehr gelungen.
Sehe ich auch so. Manchmal wird es ziemlich traurig, und tragisch. Aber bevor die Stimmung richtig kippt, gibts wieder eine Extraportion Humor.
Zitat von jsdan
Gerade der Themenkomplex "Depression" wird ja wirklich sehr verkürzt dargestellt und jedesmal wenn es wieder heißt "Nunja, aber er war eben depressiv", rolle ich innerlich ein wenig mit den Augen.
So richtig überzeugend finde ich die Depressionsdiagnose auch nicht. Nicht nach diesem merkwürdigen Arztbesuch...Vielleicht ist Alex auch einfach nur gerade mal nicht gut drauf und hat sich daran gewöhnt, seine Depression als Entschuldigung zu benutzen..
Oh, das finde ich auch eine interessante Interpretation! Das erklärt für mich vieles.
Kelo24
Mitglied seit 07.04.2018
Veröffentlicht am 15.03.2021 um 16:56 Uhr
Zitat von Hyperventilea
Alex Arztbesuch, in dem Depressionen diagnostiziert werden, war schon ziemlich merkwürdig und bizarr. So richtig überzeugend fand ich den Arzt nicht...
Mir schien der Arzt total uninteressiert; einer , der alles nur nach Schema F abhandelt, aber nicht den Menschen mit Problemen vor sich sieht.
Kelo24
Mitglied seit 07.04.2018
Veröffentlicht am 15.03.2021 um 17:07 Uhr
Der erste Leseabschnitt hat mich bestens unterhalten und ich habe sehr oft ein breites Grinsen im Gesicht gehabt. Max und Alex - da prallen auf den ersten Blick 2 Welten aufeinander und was sie vom jeweils anderen für eine Vorstellung hatten, einfach köstlich.
Maxine hat für ihr Alter noch reichlich Hummeln im verlängerten Rücken, langweilt sich offensichtlich in ihrem Altersheim und möchte selbstbestimmt ihr Leben dann beenden, wenn sie es für richtig hält. Richtig schlimm finde ich, dass sie so gar keine Perspektive mehr für sich sieht.
Auf jeden Fall hat sie schauspielerisches Talent - ihr Auftritt bei der Polizeikontrolle war jedenfalls bühnenreif und auch im Prada-Shop hat sie geglänzt.
Ich glaube, die beiden werden sich gegenseitig gut tun und Alex hat erst einmal eine Aufgabe. Vielleicht fehlt ihm genau das. Ich würde so gerne gleich weiterlesen...
Lemmy
Mitglied seit 27.03.2018
Veröffentlicht am 15.03.2021 um 20:38 Uhr
Ich bin noch nicht mit dem Lese Abschnitt fertig, habe aber ein gelesen. Ich bin gerade da wo die beiden sich doch noch getroffen haben.
Der Humor ist absolut überwiegend. Ich finde aber, die Autorin hat ein sehr sehr feines Gefühl dafür, wirklich ernste Dinge mit diesem Humor aus zu kleiden. Besonders fehlt mir da die Szene ein, wo Alex bei dem Altenheim vorfährt und darüber nachdenkt wie kalt und abweisend ist doch eigentlich ist.
Die düstere Stimmung die eine ergreift, wird sofort in den nächsten setzen wieder mit diesem Humor wird gemacht, der sich hoffentlich durch das ganze Buch zieht.
Alleine schon der Einstieg in den Roman, das Ausfüllen der Profile finde ich sehr gelungen, denn man Er fährt sehr viel von den beiden Personen.
Meiner Meinung nach treffen hier zwei absolut unterschiedliche Charaktere aufeinander: Alex, der an der An Depressionen leidet, es noch gar nicht wahrgenommen hat, und sich jetzt nach der Diagnose damit auseinandersetzt.
Andererseits Max: die voll im Leben steht, dass sie beenden möchte, und somit genau weiß was sie will.
Ich bin schon richtig gespannt wie’s weitergeht.
Lemmy
Mitglied seit 27.03.2018
Veröffentlicht am 15.03.2021 um 20:40 Uhr
Kelo24 schrieb am 15.03.2021 um 16:56 Uhr
Zitat von Hyperventilea
Alex Arztbesuch, in dem Depressionen diagnostiziert werden, war schon ziemlich merkwürdig und bizarr. So richtig überzeugend fand ich den Arzt nicht...
Mir schien der Arzt total uninteressiert; einer , der alles nur nach Schema F abhandelt, aber nicht den Menschen mit Problemen vor sich sieht.
Ich denke, dass der Arzt so oberflächlich dargestellt wird, weil viele Ärzte sich heutzutage keine Zeit mehr nehmen. Die Rattan ihre Diagnosen runter und dann, der nächste bitte!
Veröffentlicht am 15.03.2021 um 21:26 Uhr
Kelo24 schrieb am 15.03.2021 um 16:56 Uhr
Zitat von Hyperventilea
Alex Arztbesuch, in dem Depressionen diagnostiziert werden, war schon ziemlich merkwürdig und bizarr. So richtig überzeugend fand ich den Arzt nicht...
Mir schien der Arzt total uninteressiert; einer , der alles nur nach Schema F abhandelt, aber nicht den Menschen mit Problemen vor sich sieht.
Eben. Als richtig gesichert sehe ich die Diagnose daher nicht an....
Veröffentlicht am 15.03.2021 um 21:34 Uhr
Beitrag gelöscht
Der referenzierte Beitrag existiert nicht mehr.
Sehe ich ja genauso. In ihrer Situation gibt es nicht mehr viele Perspektiven. Daher will sie es wenigstens selbst in der Hand haben. Das kann ich sehr gut nachvollziehen.