Das Cover passt super zu den anderen Bänden und setzt den Vogel, vermutlich Irrlicht, gekonnt in Szene, insofern gehe ich davon aus, dass dieser auch hier wieder eine entscheidende Rolle spielen wird und sich dadurch die beiden Handlungsstränge zusammenführen lassen werden. Der Schreibstil ist wie immer sehr malerisch, bildlich und voll schöner und außergewöhnlicher Metaphern, die der Geschichte eine ganz einzigartige Note verleihen und mich nur so durch das Buch gleiten lassen. Die Leseprobe wirft noch mehr Fragen bezüglich des Vogels Irrlicht auf und welches Rolle sie in all dem spielt. Dann endet die Leseprobe an der spannendsten Stelle und stellt eine Gelenkstelle dar, die alles zum Guten oder Schlechten verändern könnte, je nachdem ob Lazlo und Eril-Fane es schaffen einen Kompromiss einzugehen. Ich gehe davon aus, dass es Lazlos ruhiger, selbstlosen Art gelingen wird die Gemüter zu besänftigen und sie davon zu überzeugen, dass nicht alle Gotteskinder per se böse sind und sie es schaffen sich arrangieren. Ich wünsche mir, dass Eril-Fane Sarai kennen lernen darf und erkennt, dass sie auch nur ein Opfer ist und niemandem etwas Böses getan hat - bis auf die Albträume. Darüber hinaus erwarte ich, dass Sarai und Lazlo einen Weg finden Minya zu "retten" und ihrem Rachepfad abzubringen, wenngleich ich mir auch vorstellen konnte, dass sie es nicht schaffen und Minya am Ende durch ein Unglück ums Leben kommt. Spannend wäre zu erfahren ob Irrlicht über die Gottesbrut wacht und ob es noch andere Kinder weltweit verstreut gibt, was der Prolog des Vorgängerbandes vermuten lässt.
Besonders einnehmend und hervorstechend finde ich Lazlo als Protagonist. Seine selbstlose, liebe und aufrichtige Art ist so einmalig und ich habe bisher keinen Buchcharakter gefunden, der so altruistisch und - weitestgehend - frei von negativen Emotionen ist wie er. Wenn einer die Welt retten kann, dann er. Daneben ist Minya insofern faszinierend, dass sie oft ihre böse und schlechte Seite zeigt und bei mir sofort Abneigung ausgelöst hat, bei genauerer Betrachtung ist sie allerdings selbst nur ein Opfer ihrer Vergangenheit und das entschuldigt ihr Verhalten für mich teilweise und lässt sie in einem ganz anderen Licht erscheinen, sodass ich bei ihr positiv überrascht von der Tiefgründigkeit war, den die Autorin in ihren Charakteren geschaffen hat. Die Atmosphäre ist teilweise so grausam und brutal durch die Geschehnisse der Vergangenheit, aber gleichzeitig so voller Licht und Hoffnung, ganz subtil in die Geschichte eingewoben, dass es sich wie Nach-Hause-kommen anfühlt, wenn ich die Bücher dieser Reihe aufschlage und wieder in diese Welt abtauchen kann. Deswegen kann ich es kaum erwarten zu erfahren, ob und inwiefern meine Vermutungen stimmen und der Hoffnung, dass alles gut ausgehen wird, für alle, und dass die Charaktere über sich selbst hinauswachsen und die Verhärtungen durch die Vergangenheit überwunden werden und daraus etwas Besseres geschaffen wird.