Leserunde zu "Der Salon" von Julia Fischer

Drei junge Menschen auf der Suche nach dem Glück
Cover-Bild Der Salon. Wunder einer neuen Zeit
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Julia Fischer (Autor)

Der Salon. Wunder einer neuen Zeit

Roman

1956. Die junge Leni aus dem ländlichen Hebertshausen kann ihr Glück kaum fassen: Die Anstellung bei dem vornehmen Friseur Keller in München ist der erste Schritt zur Verwirklichung ihres großen Traums - ein eigener Salon in der Stadt. Unterdessen hadert ihr Bruder Hans mit seinem Medizinstudium. Seine Leidenschaft gilt der Jazzmusik - und Lenis Freundin Charlotte, die in einer unglücklichen Ehe gefangen ist. Während sie alle darauf hoffen, ihr Glück zu finden, stellt ein Schicksalsschlag ihre Zuversicht auf eine harte Probe ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 03.01.2022 - 23.01.2022
  2. Lesen 07.02.2022 - 06.03.2022
  3. Rezensieren 07.03.2022 - 20.03.2022

Bereits beendet

Schlagworte

Frisör Friseur München Wirtschaftswunder Nachkriegszeit Jazz Medizin Fünfzigerjahre 50er-Jahre Schönheit Emanzipation Café Engel Kosmetik Familie Studium Charité Saga

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 4, KW 10, Seite 368 bis Ende

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Katjuschka

Mitglied seit 16.05.2017

Das Leben ist zu kurz für irgendwann!

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 00:05 Uhr

Die Art und Weise wie sich Karl im Zuge des Streites mit Hans, gegenüber Schorsch und Frieda geäußert hat, war schäbig.
Und hinterher redet er sich selber ein, ein Opfer zu sein.
Schorsch dagegen mag ich immer mehr.
Er kann ein Fels in Lenis Brandung sein - wenn sie es zulässt.

Die detaillierte Beschreibung rund um Lenis Meisterprüfung fand ich faszinierend.
Was man da alles wissen musste!
Mich würde interessieren, wie und in welchem Ausmaß sich das mittlerweile geändert hat.

Kennt jemand den Film "Über kurz oder lang" mit Allan Rickman? Unbedingt anschauen!

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Katjuschka

Mitglied seit 16.05.2017

Das Leben ist zu kurz für irgendwann!

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 00:06 Uhr

Kurt ist ein ganz schrecklicher Mensch. Die Gesetze der Zeit sind auf seiner Seite - und er genießt es, Charlotte zu demütigen.
Das sie vielleicht Contergan einnimmt, erschreckt doch sehr.
Aber man hofft natürlich, dass es keine gesundheitlichen Komplikationen geben wird.
Und außerdem, dass Hans der Vater ist und es eine Möglichkeit für die beiden gibt zusammenzukommen.
Als dann Hedy die Unterlagen findet - und Charlotte klar wird, dass Kurt zeugungsunfähig ist, habe ich mich so richtig für Charlotte gefreut.
Und ihr "Auftritt" im Büro war fantastisch!
Schade, dass die "Saatkrähe" nicht da war, als Charlotte ausgezogen ist.
Es war so schön, dass einer gemeinsamen Zukunft mit Hans und dem Kind nichts mehr im Weg zu stehen schien...
Julia, warum musstest du Hans sterben lassen?
Es war so furchtbar es zu lesen.
Aber das Bild mit der Trompete im Sarg ist schön - und gleichzeitig sehr traurig.

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Katjuschka

Mitglied seit 16.05.2017

Das Leben ist zu kurz für irgendwann!

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 00:06 Uhr

Die harsche Reaktion von Käthe auf das "g'schlamperte" Verhältnis von Hans und Charlotte hat mich richtig erschreckt.
Und obwohl Leni ihr von Kurt erzählt hat, reagiert Käthe trotzdem richtig hartherzig.
Und sie nennt gleichzeitig Charlotte ein Flitscherl und verbietet ihr das Haus, während Hans natürlich weiterhin kommen darf.
Wie war das mit "Da gehören immer zwei dazu!"?
Diese bigotte Einstellung, die sich viel zu lange gehalten hat, ist ganz fürchterlich.
Zum Glück hat Käthe das noch rechtzeitig selbst gemerkt!
Das "Gespräch" mit ihrer Schwiegermutter fand ich übrigens sehr gelungen.

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Julia_Fischer

Mitglied seit 11.01.2022

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 07:03 Uhr

Katjuschka schrieb am 28.02.2022 um 00:05 Uhr

Die Art und Weise wie sich Karl im Zuge des Streites mit Hans, gegenüber Schorsch und Frieda geäußert hat, war schäbig.
Und hinterher redet er sich selber ein, ein Opfer zu sein.
Schorsch dagegen mag ich immer mehr.
Er kann ein Fels in Lenis Brandung sein - wenn sie es zulässt.

Die detaillierte Beschreibung rund um Lenis Meisterprüfung fand ich faszinierend.
Was man da alles wissen musste!
Mich würde interessieren, wie und in welchem Ausmaß sich das mittlerweile geändert hat.

Kennt jemand den Film "Über kurz oder lang" mit Allan Rickman? Unbedingt anschauen!

Nein ... den Film kenne ich nicht. Wir verehren Alan Rickman sehr, werden die Lücke also schnell schließen. Meine Tochter kam damals weinend von der Schule nach Hause, als er starb.

Bei der Meisterprüfung habe ich - ähnlich wie im Medizinstudium - zeigen wollen, wie umfangreich und anspruchsvoll das Lernprogramm ist. Auch hier muss man nicht jeden Begriff kennen - Giro-, Depositen-, Lombard-, Depot- und Diskontgeschäfte, egal - aber man bekommt über der Vielfalt eine Vorstellung vom Pensum.

Handwerke wie der Friseurberuf werden ja gerne mal belächelt - ist was für Hauptschüler (ja, das heißt heute anders) - aber ich für meinen Teil würde die Meisterprüfung allein im kaufmännischen Teil im Ansatz nicht stemmen!

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Julia_Fischer

Mitglied seit 11.01.2022

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 07:11 Uhr

Katjuschka schrieb am 28.02.2022 um 00:06 Uhr

Kurt ist ein ganz schrecklicher Mensch. Die Gesetze der Zeit sind auf seiner Seite - und er genießt es, Charlotte zu demütigen.
Das sie vielleicht Contergan einnimmt, erschreckt doch sehr.
Aber man hofft natürlich, dass es keine gesundheitlichen Komplikationen geben wird.
Und außerdem, dass Hans der Vater ist und es eine Möglichkeit für die beiden gibt zusammenzukommen.
Als dann Hedy die Unterlagen findet - und Charlotte klar wird, dass Kurt zeugungsunfähig ist, habe ich mich so richtig für Charlotte gefreut.
Und ihr "Auftritt" im Büro war fantastisch!
Schade, dass die "Saatkrähe" nicht da war, als Charlotte ausgezogen ist.
Es war so schön, dass einer gemeinsamen Zukunft mit Hans und dem Kind nichts mehr im Weg zu stehen schien...
Julia, warum musstest du Hans sterben lassen?
Es war so furchtbar es zu lesen.
Aber das Bild mit der Trompete im Sarg ist schön - und gleichzeitig sehr traurig.

Meine Lektorin sagte: "Dieser Schluss wird polarisieren." Natürlich. Aber ich wollte im zweiten Teil die Geschichte der drei Frauen erzählen, Lenis, Charlottes und Käthes.

Lenis Leben war bis dahin von etwas Liebeskummer abgesehen noch unberührt vom Schicksal. Gut, der Vater ist nicht mehr aus dem Krieg zurückgekommen, aber das war keine wirklich tief sitzende Wunde. Ihre Entwicklung nach diesem unermesslichen Schicksalsschlag ist es, was ich in Teil zwei erzähle.

Lenis Leben hätte so weiterplätschern können, vom Schicksal unberührt. Aufwärts, vorwärts, immer in die eine, die angestrebte Richtung. Aber so ist das Leben nicht. Es reißt uns immer wieder auch heraus, formt uns um und lässt uns daran wachsen. Oder wir zerbrechen.

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Julia_Fischer

Mitglied seit 11.01.2022

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 07:15 Uhr

Katjuschka schrieb am 28.02.2022 um 00:06 Uhr

Die harsche Reaktion von Käthe auf das "g'schlamperte" Verhältnis von Hans und Charlotte hat mich richtig erschreckt.
Und obwohl Leni ihr von Kurt erzählt hat, reagiert Käthe trotzdem richtig hartherzig.
Und sie nennt gleichzeitig Charlotte ein Flitscherl und verbietet ihr das Haus, während Hans natürlich weiterhin kommen darf.
Wie war das mit "Da gehören immer zwei dazu!"?
Diese bigotte Einstellung, die sich viel zu lange gehalten hat, ist ganz fürchterlich.
Zum Glück hat Käthe das noch rechtzeitig selbst gemerkt!
Das "Gespräch" mit ihrer Schwiegermutter fand ich übrigens sehr gelungen.

Ja, Käthe "spricht" oft mit den Geistern.

Sie hat genau wie ihre Kinder ihre inneren Kämpfe. Die Moralvorstellungen, die sie anerzogen bekommen hat, die die Gesellschaft aufstellt, sitzen bei ihr tief und allein die Liebe zu ihrer Familie erlaubt ihr, sie in Frage zu stellen bzw. darüber hinwegzusehen.

Sie wäre nicht authentisch, hätte sie Hans' Verhältnis nicht zuerst verurteilt. Nicht als reife Frau ihrer Zeit, zumal auf dem Land.

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luckynelli

Mitglied seit 02.10.2016

Reisen in tolle Geschichten mit unterschiedlichsten Menschen.

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 07:34 Uhr

Was für ein interessantes Buch - mir hat es sehr gut gefallen. Eine tolle Geschichte mit Protagonisten, die in den Moralvorstellungen der Gesellschaft der damaligen Zeit gefangen waren. Und doch gibt es Leni, die sich gegen die Konventionen wendet und ihren eigenen Weg durch das Leben geht. Aber, wie das Leben manchmal so spielt, setzt sie in der Liebe erst einmal auf das falsche Pferd. Doch hier merkt sie früh, dass Karl nicht der richtige Mann für sie ist. Und dann nimmt ihre berufliche Karriere Fahrt auf. Ich hätte mir für Hans und Charlotte unbedingt ein Happy End gewünscht. Die beiden hatten eine sehr schwere Zeit und ein bisschen Glück nach all dem, das wäre schön gewesen. Aber auch das wahre Leben hält nicht immer ein Happy End bereit. Ein sehr empfehlenswertes Buch, das Spaß gemacht hat zu lesen.

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Julia_Fischer

Mitglied seit 11.01.2022

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 07:40 Uhr

Liebe Leserunde,

@Katjuschka hat die zentrale Frage ja schon gestellt:

Warum musste Hans sterben?

Hätte nicht einfach alles so weiterlaufen, das Glück endlich doch leicht sein können?

Aber im Leben wie im Roman verwandeln sich die Menschen vorallem über Schicksalsschlägen, im besten Fall wachsen sie daran. Am Glück eher nicht, es lässt uns verharren und hoffen, es möge so lang wie möglich anhalten. Das Glück bedeutet Stagnation.

Dieses Unglück ist Lenis erste große Prüfung in ihrem Leben und mit keiner anderen zu vergleichen. Wir hatten gerade eine Vorstellung davon bekommen, wo die Reise für sie hingehen könnte. Sie hat Schorsch in Murnau getroffen und lange mit ihm gesprochen. Wir durften hoffen, dass sie mit ihm zusammenkommt. Sie hat ihre Meisterprüfung bestanden. Einem eigenen Salon steht nichts mehr im Weg.

Aber so ist das Leben nicht. Es geht nicht immer nur voran, bergauf, es hält nicht nur Erfolg und Gelingen für uns bereit. Nein, es wirft uns auch zurück und fast immer unvermutet.

Wie gehen wir damit um? Zerbrechen wir? Stehen wir wieder auf? Und wie verändert uns das?

Das ist es, was ich euch im zweiten Teil erzählen werde:

Wie diese drei Frauen - Leni, Charlotte und Käthe - ins Leben zurückkehren. Und auch, wenn ihr darauf noch etwas warten müsst, kann ich euch doch versprechen, dass auch der kleinste Handlungsfaden aufgenommen wird.

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Julia_Fischer

Mitglied seit 11.01.2022

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 07:44 Uhr

luckynelli schrieb am 28.02.2022 um 07:34 Uhr

Was für ein interessantes Buch - mir hat es sehr gut gefallen. Eine tolle Geschichte mit Protagonisten, die in den Moralvorstellungen der Gesellschaft der damaligen Zeit gefangen waren. Und doch gibt es Leni, die sich gegen die Konventionen wendet und ihren eigenen Weg durch das Leben geht. Aber, wie das Leben manchmal so spielt, setzt sie in der Liebe erst einmal auf das falsche Pferd. Doch hier merkt sie früh, dass Karl nicht der richtige Mann für sie ist. Und dann nimmt ihre berufliche Karriere Fahrt auf. Ich hätte mir für Hans und Charlotte unbedingt ein Happy End gewünscht. Die beiden hatten eine sehr schwere Zeit und ein bisschen Glück nach all dem, das wäre schön gewesen. Aber auch das wahre Leben hält nicht immer ein Happy End bereit. Ein sehr empfehlenswertes Buch, das Spaß gemacht hat zu lesen.

Ich sitze hier bang, wie jede Einzelne in der Runde den Schluss "verdaut". Der kein Schluss ist, das will ich klar sagen, sondern die Mitte der Geschichte. Und deshalb habe ich auch nicht mit Hans' Unfall geendet, sonderm euch das Licht gezeigt, dass Leni, Charlotte und Käthe im zweiten Teil den Weg erhellen wird.

Eigentlich geht es jetzt erst richtig los.

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tinstamp

Mitglied seit 05.05.2016

...soo viele Bücher, sooo wenig Zeit

Veröffentlicht am 28.02.2022 um 09:30 Uhr

Liebe Julia,
du hast mir das Herz gebrochen! Aber ich habe auch deinen Kommentar gelesen und stimme dir voll und ganz zu.
Kurz bevor dies passiert ist, dachte ich noch...puh, ein Erfolgserlebnis nach dem anderen. Und "tschack" da war dieser Knall. Du hast absolut recht - das Leben ist nicht immer "Friede, Freude, Eierkuchen" und ich finde das Ende toll gelöst, auch wenn mir das Herz blutet. Ich hätte Charlotte und Hans endlich ein Happy End vergönnt, nachdem sie so vieles durchgemacht haben bis sie endlich zusammenkommen durften.

Die erste Reaktion von Käthe auf Charlotte hat mich erschreckt, ist aber total der damalige Zeitgeist. Kennen wir ja beide...

Sehr interessant fand ich auch die genaue Erzählung der Meisterprüfung. Gerade diese Berufe werden so oft herbagesetzt und belächelt und die Frauen verdienen auch sehr schlecht. Was man da lles können muss...Hut ab! Bei Buchhaltung wäre ich wohl auch ausgestiegen...

So, und nun muss ich mir Gedanken über die Rezension machen...