Leserunde zu "Der Salon" von Julia Fischer

Drei junge Menschen auf der Suche nach dem Glück
Cover-Bild Der Salon. Wunder einer neuen Zeit
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Mit Autoren-Begleitung
Julia Fischer (Autor)

Der Salon. Wunder einer neuen Zeit

Roman

1956. Die junge Leni aus dem ländlichen Hebertshausen kann ihr Glück kaum fassen: Die Anstellung bei dem vornehmen Friseur Keller in München ist der erste Schritt zur Verwirklichung ihres großen Traums - ein eigener Salon in der Stadt. Unterdessen hadert ihr Bruder Hans mit seinem Medizinstudium. Seine Leidenschaft gilt der Jazzmusik - und Lenis Freundin Charlotte, die in einer unglücklichen Ehe gefangen ist. Während sie alle darauf hoffen, ihr Glück zu finden, stellt ein Schicksalsschlag ihre Zuversicht auf eine harte Probe ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 03.01.2022 - 23.01.2022
  2. Lesen 07.02.2022 - 06.03.2022
  3. Rezensieren 07.03.2022 - 20.03.2022

Bereits beendet

Schlagworte

Frisör Friseur München Wirtschaftswunder Nachkriegszeit Jazz Medizin Fünfzigerjahre 50er-Jahre Schönheit Emanzipation Café Engel Kosmetik Familie Studium Charité Saga

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 3, KW 9, Seite 250 bis 367, inkl. Kapitel 25

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Katjuschka

Mitglied seit 16.05.2017

Das Leben ist zu kurz für irgendwann!

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 00:00 Uhr

Erstmal nur zum 18. Kapitel:

Die Welt der Studentenverbindungen finde ich schon sehr... es gibt kaum ein Wort dafür... seltsam, dubios, elitär-geheimnisvoll.
Die Beschreibungen waren sehr interessant und faszinierend - aber auf eine distanzierte Art.
So als würde ich mir eine seltene, ausgestorbene Spezies anschauen.
Ähnlich geht es mir aber auch ehrlich gesagt bei den "Serviceclubs" (Lions, Rotary, etc.)
Auch wenn die Wert auf  Gemeinnützigkeit und Großzügigkeit legen, es ist das elitäre, immer leicht arrogante, was mich abschreckt.
Die unterschwellige Vermittlung "etwas besseres" zu sein.
Und das ist ja auch beim Corps von Karl so. Erich spricht ja auch von "unseren Kreisen".
Die Recherche war jedenfalls sicher hochspannend!

Ich kenne eine einzige Person, die in einer Verbindung war.
Ein Student der Tiermedizin, der nach seinem Abschluss die Absolventen aus seiner Verbindung, die in die USA gegangen sind, mit einer Bitte angeschrieben hat.
Er wolle ein Jahr durch die Staaten reisen und in verschiedenen Praxen Erfahrungen sammeln.
Hat geklappt! Er ist an die Ostküste geflogen, war in verschiedenen Praxen querbeet im Land, hatte immer freie Kost und Logis und bekam oft noch großzugig zusätzliches Geld für die Weiterreise. Von der Westküste aus ist er dann wieder heimgeflogen.
Finde ich total verrückt - aber klasse!

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Katjuschka

Mitglied seit 16.05.2017

Das Leben ist zu kurz für irgendwann!

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 00:02 Uhr

Leni sieht nach dem Haarschnitt jetzt aus wie Audrey Hepburn in Sabrina?
Seit ich den Film das erste Mal gesehen habe (so mit 12 oder so), wollte ich so sein wie sie!
Aber da ich figurmäßig eher der Kategorie Sophia Loren angehöre (wir bleiben mal bei Filmstars ), war das illusorisch.
Ich habe allerdings damals schon beschlossen, sollte ich irgendwann eine Tochter haben, werde ich sie nach ihr benennen!
Nein, sie heißt nicht Audrey

Vor ein paar Jahren gab es beim Museumsuferfest in Frankfurt im Filmmuseum eine Audrey Hepburn Ausstellung.
Da war u.a. das traumhafte weiße Kleid aus "Sabrina" ausgestellt.
Ich habe es verbotenerweise angefasst.
Als würde man eine Reliquie berühren. Albern, ich weiß.

Aber so ging es mir auch, als ich in Chawton eine Hand auf den Tisch gelegt habe, an dem Jane Austen "Stolz und Vorurteil" geschrieben hat.
Die Museumskuratorin stand in der Nähe, hat es gesehen, gelächelt (wahrscheinlich ob meines  Gesichtsausdruckes) und dann gesagt: It's amazing, isn't it?

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Katjuschka

Mitglied seit 16.05.2017

Das Leben ist zu kurz für irgendwann!

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 00:03 Uhr

Leni wird langsam erwachsen - und das nicht nur, weil sie jetzt volljährig ist und Auto fahren darf!
Irgendwie sind bei ihr auch im übertragenen Sinne alte Zöpfe abgeschnitten worden.
Sie trägt so für alle sichtbar ihr neues Selbstbewusstsein, denn sie hat nicht nur Erfolg im Salon und mit ihren Pflegeprodukten - sie ist auch verliebt und wirkt glücklich.
Und dann passiert das Drama mit Kurt - auch wenn es sich für mich leider abgezeichnet hatte.
Bei aller James Dean Attitüde ist er der Sohn aus reichem Elternhaus mit entsprechender Erziehung. Da wollen die Herren ein braves Frauchen und das ist Leni einfach nicht. Sie weiß was sie will und hat keine Träume, sondern Ziele!

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Katjuschka

Mitglied seit 16.05.2017

Das Leben ist zu kurz für irgendwann!

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 00:04 Uhr

Hans tat mir leid, wie er mit sich
gerungen hat, bis er mit Leni und vor allem mir der Mutter gesprochen hat!
Und dann hat Käthe, nach dem Schreck mit dem Anfall, wunderbar reagiert: "Hauptsache du bleibst dir treu!" Es muss eine große Last von Hans gefallen sein!
Zum Glück war es bei Käthe kein Infarkt - Hans hätte sich das nie verzeihen können.
Wieso nur meint er, eine vermeintliche Schuld des Vaters sühnen zu müssen? Es ist so furchtbar falsch.
Wir sind nicht für die Fehler der früheren Generation verantwortlich, wir dürfen sie nur nicht vergessen oder verschleiern - und schon gar nicht wiederholen!
Man möchte Hans zurufen: Mach die Menschen mit deiner Musik glücklich. Schenke ihnen damit für eine kleine Weile eine gute Zeit!

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Katjuschka

Mitglied seit 16.05.2017

Das Leben ist zu kurz für irgendwann!

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 00:04 Uhr

Beim Picknick wurde ein charakterlicher Unterschied zwischen Karl und Schorsch deutlich: Schorsch hilft diesem Herrn Schimmelpfennig ganz selbstverständlich und Karl muss fast dazu überredet werden.
Und wieder zeigt sich, er will gegenüber den Eltern gut dastehen, keinen Fehler machen (Das wird meiner Mutter nicht gefallen!).
Damals hatten die Söhne reicher Eltern vielleicht keine finanziellen Probleme, aber sie standen sicher unter einem anderen, besonderen Druck: Sie mussten erfolgreich sein, komme was wolle!
Ich denke, nicht nur Töchter wurden gern und oft für die Familie "gefällig" verheiratet (nicht selten ohne vorher größer gefragt zu werden), auch die Söhne mussten sich "dynastisch" binden und Nachwuchs zeugen, der das "Imperium" weiterträgt.
Ob Karl mit Sabine die Tochter eines Freundes vom Vater heiraten wird? Weil es "gesellschaftlich passt"?
Vielleicht macht er es sogar, denn der Satz "Hier passe ich hin" zeigt ja sein Klassenbewusstsein. Er muss nicht kämpfen, kann der sein, der er wirklich ist...
Nur, wer ist er? Ein Snob, geboren mit dem berühmten silbernen Löffel im Allerwertesten?

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Katjuschka

Mitglied seit 16.05.2017

Das Leben ist zu kurz für irgendwann!

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 00:05 Uhr

Die Geschichte von Schorsch, vom Sterben der Mutter und der Schwester, es zerreißt einem das Herz.
Das Bild der durch die Luft segelnden Briefmarken war gewaltig. Das ist von einem Leben geblieben - bunte kleine Papierfetzen...
Und dann kauft Schorsch das Medallion - für Käthe!
Hattest du beim schreiben genauso Pipi in den Augen, wie ich beim lesen, Julia?

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Tabagana

Mitglied seit 26.04.2020

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 05:59 Uhr

Katjuschka schrieb am 21.02.2022 um 00:05 Uhr

Die Geschichte von Schorsch, vom Sterben der Mutter und der Schwester, es zerreißt einem das Herz.
Das Bild der durch die Luft segelnden Briefmarken war gewaltig. Das ist von einem Leben geblieben - bunte kleine Papierfetzen...
Und dann kauft Schorsch das Medallion - für Käthe!
Hattest du beim schreiben genauso Pipi in den Augen, wie ich beim lesen, Julia?

Ja, diesen Abschnitt fand ich auch sehr emotional. Schorsch zeigt sich hier ein weiteres Mal von seiner echt hilfsbereiten und menschlichen, aber auch verletzlichen Seite und man hofft, dass Leni vielleicht doch noch zu ihm findet....bei ihm könnte ich mir auch vorstellen, dass er ähnlich wie Gertraud Grubers Mann sie in ihrer Karriere unterstützt.

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luckynelli

Mitglied seit 02.10.2016

Reisen in tolle Geschichten mit unterschiedlichsten Menschen.

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 08:39 Uhr

Und weiter geht es in dieser wunderbaren Geschichte mit Leni und all den anderen Protagonisten. Mir hat es sehr gefallen, dass sich Leni selbstbewusster zeigt - meist gibt es eine neue Frisur, wenn ein neuer Lebensabschnitt anfängt - so auch bei Leni. Na ja, und die Studentenverbindungen, die in der damaligen Zeit sicherlich noch häufiger vorkamen als heute - eine elitäre Verbindung, zu der nur wenige Zugang hatten. Und Leni merkt ja schnell, dass sie da nicht hineinpasst. Und Karl, der in den besseren Kreisen geboren ist, für ihn ist es normal so wie es ist und kann - aufgrund seiner Erziehung - mit selbstständigen Frauen wenig anfangen. Schorsch, der so wunderbar anders als Karl ist und eigentlich doch viel besser zu Leni passen würde. Gut, dass sich Hans endlich ein Herz gefasst hat und seine Mutter in sein Leben eingeweiht hat. Welch ein Stein mag ihm vom Herzen gefallen sein, dass seine Mutter nett reagiert hat. Ich bin gespannt wie es weitergeht.

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Julia_Fischer

Mitglied seit 11.01.2022

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 09:30 Uhr

Katjuschka schrieb am 21.02.2022 um 00:00 Uhr

Erstmal nur zum 18. Kapitel:

Die Welt der Studentenverbindungen finde ich schon sehr... es gibt kaum ein Wort dafür... seltsam, dubios, elitär-geheimnisvoll.
Die Beschreibungen waren sehr interessant und faszinierend - aber auf eine distanzierte Art.
So als würde ich mir eine seltene, ausgestorbene Spezies anschauen.
Ähnlich geht es mir aber auch ehrlich gesagt bei den "Serviceclubs" (Lions, Rotary, etc.)
Auch wenn die Wert auf  Gemeinnützigkeit und Großzügigkeit legen, es ist das elitäre, immer leicht arrogante, was mich abschreckt.
Die unterschwellige Vermittlung "etwas besseres" zu sein.
Und das ist ja auch beim Corps von Karl so. Erich spricht ja auch von "unseren Kreisen".
Die Recherche war jedenfalls sicher hochspannend!

Ich kenne eine einzige Person, die in einer Verbindung war.
Ein Student der Tiermedizin, der nach seinem Abschluss die Absolventen aus seiner Verbindung, die in die USA gegangen sind, mit einer Bitte angeschrieben hat.
Er wolle ein Jahr durch die Staaten reisen und in verschiedenen Praxen Erfahrungen sammeln.
Hat geklappt! Er ist an die Ostküste geflogen, war in verschiedenen Praxen querbeet im Land, hatte immer freie Kost und Logis und bekam oft noch großzugig zusätzliches Geld für die Weiterreise. Von der Westküste aus ist er dann wieder heimgeflogen.
Finde ich total verrückt - aber klasse!

Da schreibe ich gleich mal einen eigenen Beitrag dazu.

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Julia_Fischer

Mitglied seit 11.01.2022

Veröffentlicht am 21.02.2022 um 09:50 Uhr

Ihr Lieben,

zu den Corps (und Burschenschaften) gibt es viel zu sagen.

TEIL I.

Die "Kneipe", die ihr miterlebt habt, hat vor hundert Jahren genauso stattgefunden und findet heute noch so statt. Streng nach den Regeln des Corps.

Alkohol spielt eine zentrale Rolle, er wird auch zur "Züchtigung" der "Füchse" eingesetzt, also des Nachwuchses. Wer gegen die kleinste Regel verstößt, muss trinken, oft bis zum Umfallen.

Und wer zu einem Wettstreit herausgefordert wird, also einen "Bierjungen" angetragen bekommt, auch. Etwa beim "Couleurbummel" - Couleur heißt ja nur Farbe -, es gehen also die Krapprot- grün-schwarzen zu den Blau-gelben auf das Corpshaus, laden sich selbst ein und saufen ihnen die Bude leer. Dann wird weitergezogen. Das ist der "Bummel".

Das Trinken zelebrieren sie wie ein Duell auf dem Paukboden, also dem Fechtraum, mit Kommandos und dergleichen. Die Crème de la Crème der akademischen Jugend säuft mitunter gleich auf dem Klo am "Bierpapst", einem Becken mit Haltegriffen. Reinschütten, sich übergeben, nachschütten, sich übergeben u.s.w. Wer zuerst fertig ist hat gewonnen und ist ein Held.

Füchse setzt man während einer Kneipe auch gerne mal auf einen Stuhl auf zwei aufgetürmten Tischen und lässt sie da trinken, bis sie runterkippen. Das lehrt sie Disziplin, weil es gleich die nächste Strafe gibt, wenn sie einem "Burschen" oder "Alten Herren" oder Corporierten vor die Füße kotz.., na, ihr wisst schon.

Das Liedgut ist speziell und bei den Burschenschaften mitunter auch mit Textzeilen versehen, die in der Öffentlichkeit nicht gesungen werden dürften. Politische Ausrichtung: braun. Nicht so bei den Corps, die geben sich nur konservativ.

In München sind viele Cops- bzw. Verbindungshäuser rund um das Hofbräuhaus angesiedelt, das stammt noch aus der Zeit, wo man Bier nicht kühlen konnte und der Nachschub gewährleitet sein musste.

"Füchse" bekommen auf dem Haus ein kostenloses Zimmer, während sie studieren und bei den Corps mit reichlich Geld, werden sie sogar verpflegt. So sollen Studenten aus anderen Städten in die Gemeinschaft finden und schnell Anschluss bekommen.

Unter diesem Link findet ihr ein Glossar der Spezial-Begriffe, die es mannigfach gibt, vielleicht habt ihr Lust, mal rein zu stöbern:

http://www.cousin.de/cousin/allgemein/glossar.html#B