Leserunde zu "Die erstaunliche Familie Telemachus" von Daryl Gregory

Der zweite Leseabschnitt ist wie der erste aufgebaut, die einzelnen Kapitel werden aus der Perspektive jeweils eines Familienmitgliedes erzählt, wobei nicht nur das gegenwärtige Geschehen, sondern auch Ereignisse aus der Vergangenheit in Rückblenden erzählt werden, die wichtig für das weitere Verständnis sind.

Besonders interessant fand ich die Erinnerungen Teddys, da man dadurch mehr über Maureen und ihrer beider Talente erfährt. Teddy ist also tatsächlich nur ein Trickbetrüger, während Maureen ein Medium mit übernatürlichen Fähigkeiten war.

Sie hat das Talent an ihre Kinder und offensichtlich auch an Matty weitervererbt. Dieser „Anstieg paranormaler Energie“ lockt Agent Smalls wieder zur Familie Telemachus. Er geht von einer zweiten Maureen aus und warnt Tessy vor den Russen, auch wenn der Kalte Krieg längst vorbei ist.

Matty übt sich in seinen Astralreisen, wobei er auf das Marihuana von Malice angewiesen zu sein scheint. Ich fand es süß, wie er davon träumt, der Familie durch sein Talent wieder zu Ruhm und Ehre zu verhelfen. Frankie dagegen nutzt Matty dreist aus, um seine eigene Haut zu retten.

Buddy tut mir nach wie vor Leid. Er hadert mit seinem Schicksal und seiner Begabung. Er ist damit überfordert, das „Mächtigste Medium der Welt“ zu sein, Die Erinnerungen an seine Mutter, wie sei gemeinsam das Tagebuch der Zukunft gestaltet haben, fand ich sehr schön. So erklären sich auch die Briefe, die Teddy nach wie vor von Maureen erhält.

Ich frage mich nur, warum Buddy mit niemandem spricht, kein Vertrauen hat, dass ihm durch Teddy oder Irene die Last genommen wird. Auch bin ich gespannt, was es mit dem 4. September 1995 auf sich haben wird. Stirbt Buddy etwa wie Maureen?

Bei Matty spielen während seines Aufenthalts bei Frankie die Hormone verrückt, er ist wild nach Malice. Sie orientiert sich offenbar, was die kriminelle Ader anbelangt, an ihrem Stiefvater und pflegt gute Kontakte zum lokalen Drogenhandel. Für Matty nach wie vor sehr begehrenswert und er plant bereits, sich über sie in den Drogenhandel einzuklinken - nur um Irene zu unterstützen. Ich finde, Matty ist überhaupt kein krimineller Typ.

Die Fäden laufen zusammen - Teddys neueste Flamme Graciella ist verschwägert mit Gangsterkönig Nick. Reiner Zufall? Wohl kaum! Teddy ist schon irgendwas am Planen dran. Genau wie Frankie täuscht er wohl nur vor und ist so ein richtiger Kleinkrimineller. Oder schon mehr? Ob das nicht evtl. mit ein Grund war für Maureens Selbstmord?

Frankie ist auf dem Weg zur großen Nummer - wie kann er seiner Frau und allen anderen bloss Normalität vortäuschen? Ich bin ja wirklich froh, dass Matty diese Nummer noch nicht genannt hat.

Buddy, Irene und Matty - das sind die mit den wahren Fähigkeiten. Wobei - wie ist das genau mit Matty.
Irenes Passagen gefallen mir eigentlich am besten und ich finde es schade, dass sie in den anderen Teilen so wenig vorkommt. Ob ihr Date mit diesem japanischstämmigen Geschäftsmann nur Zufall ist? Sie hat ja immerhin schon gesehen, dass er ihr was vormacht - und jetzt gibt sie sich ihm doch hin? Also, ich weiß nicht so recht!

Noch immer nicht ganz mein Buch, auch wenn durchaus stimmig ist und süffig zu lesen. Aber irgendwie lese ich es nicht sonderlich gerne, muss ich sagen

An Frankie ja offenbar nicht. Er scheint mir genauso ein Betrüger zu sein wie sein Vater.

Ich bin hier irgendwie ziemlich mit den Daten durcheinandergeraten - wann genau ist Maureen eigentlich gestorben?

Dass Buddy kein Vertrauen in Teddy hat, kann ich mir gut vorstellen - wie auch. Er nutzt seine Kinder ja aus wie seine Frau früher bspw. auch Irene für das Dinner mit Graciella.

„Alles endet in einem Monat, am 4. September 1995, um genau 12:06 Uhr.“ (S. 251)

Diese wirklich erstaunliche Familie wächst mir weiter ans Herz. Die spannendste Frage ist für mich inzwischen mit Abstand, was am „ZAP-Day“ passieren wird. Dass Buddy und Maureen beide Maureens Tod vorausgesehen haben, war schon sehr tragisch, aber auch irgendwie bittersüß, wie sie damit umgegangen sind. Buddy ist also unser geheimer Postbote, der Maureens Briefe verschickt! Ebenso rührend fand ich die sich anbahnende Geschichte mit der Prostituierten Cerise, die Buddy wohl als seine große Liebe bezeichnet. Ach Buddy…

Die Geschehnisse um die restlichen Familienmitglieder sind ja zum Glück nicht so dramatisch, aber dennoch unterhaltsam. Irene mit ihrem neuen Online-Freund Joshua Lee (aka „Joshinator“) – ich würde den beiden ihr Glück gönnen. Frankie auf der Suche nach dem großen Geld (hoffentlich geht das mal nicht nach hinten los), Matty auf der Suche nach sich selbst und nach seinem Körper (was ein bisschen Gras so alles bewirken kann!) und Teddy auf Freiersfüßen mit seiner Mafia-Braut.

Wie gesagt, es bleibt sehr unterhaltsam und ich bin gespannt, ob die einzelnen Handlungsstränge noch zusammentreffen oder ob es bei dem „Episodencharakter“ bleibt. Den Humor finde ich weiterhin echt klasse! („Nie blinken, wenn du die Spur wechselst, dann sind sie nur vorgewarnt“ - S. 149).

p.s.: Cool, dass Teddy Maureen die Auflösung seines Tricks verraten hat!

Frankie ist irgendwie ein komischer Kautz, den ich noch nicht so richtig "greifen" kann. Er muss allerdings wirklich sehr verzweifelt sein, da seine Schulden bei den Mafiosi ja dank Wucherzinsen von Woche zu Woche höher werden. Aber Mafiosi zu beklauen zu wollen... keine wirklich gute Idee.

Ich könnte mir vorstellen, dass Buddy vielleicht genau weiß, dass es ihm nicht helfen wird, mit den anderen zu sprechen. Er kennt ja die Zukunft - und damit vielleicht auch die möglichen Reaktionen der anderen, wenn er mit ihnen sprechen würde.

So habe ich das nicht interpretiert. Er gibt sich ja wirklich alle Mühe der Welt, was ich echt niedlich finde. Die Vorgabe von Irene, niemals zu lügen, ist ja wirklich extrem schwierig. Es bezieht sich ja nicht nur auf absichtliche, "große" Lügen, sondern eben auch auf die kleinen "Alltagslügen", die einem so schnell über die Lippen kommen, ohne dass man es böse meint (und manchmal sogar oft im Gegenteil gut meint). Über genau so eine kleine "Alltagslüge" ist er doch am Ende gestolpert, oder?

Mit der Zeitschiene habe ich auch nach wie vor so mein Problem. Hier hätten dem Buch Zeitangaben echt gut getan.

Ja, ganz genau. Frankie hat die Gabe, Dinge mit der Kraft seiner Gedanken zu bewegen. Eine Art von Telekinese also.