Leserunde zu "Graue Nächte" von Arnaldur Indriðason

Der neue Kriminalroman von Islands beliebtesten Autor
Cover-Bild Graue Nächte
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Arnaldur Indriðason (Autor)

Graue Nächte

Island-Krimi

Anika Wolff (Übersetzer)

Frühjahr 1943. In Reykjavík herrscht eine angespannte Stimmung - Island ist von den Amerikanern besetzt. In diesen unruhigen Zeiten wird nahe einer Soldatenkneipe im Stadtzentrum ein Mann brutal erstochen. Kommissar Flóvent und sein kanadischer Kollege Thorson von der Militärpolizei nehmen die Ermittlungen auf, während Flóvent noch mit einem anderen Fall befasst ist: Eine männliche Leiche wurde am Strand der Nautholsvík-Bucht angespült. Stehen die Tode mit den Kriegsereignissen in Zusammenhang? Die Kommissare ermitteln in einem heiklen Umfeld und geraten dabei selbst in Gefahr ...

"Ein weiteres Meisterwerk von Arnaldur Indridason." Morgunblaðið


Timing der Leserunde

  1. Bewerben 17.10.2018 - 06.11.2018
  2. Lesen 28.11.2018 - 18.12.2018
  3. Rezensieren 19.12.2018 - 01.01.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 19.12.2018

Düsterer Island-Krimi mit historischem Rahmen (Nazi-Zeit)

1

Vor der düsteren Kulisse Islands spielen sich alle Krimis von Ingridason ab. Grundsätzlich mag ich die Stimmung, die eher nüchterne Sprache und die Beschreibung von Land und Leuten als Island-Fan sehr ...

Vor der düsteren Kulisse Islands spielen sich alle Krimis von Ingridason ab. Grundsätzlich mag ich die Stimmung, die eher nüchterne Sprache und die Beschreibung von Land und Leuten als Island-Fan sehr gerne. Die Krimis haben ihren ganz eigenen Reiz und sind nicht mit sonstigen "Regionalkrimis" vergleichbar.

Anfangs habe ich etwas gebraucht, um die einzelnen Handlungsstränge und die unterschiedlichen Zeitabschnitte im Roman richtig zu sortieren und habe nach den ersten zwanzig Seiten auch erneut von Vorne mit Lesen begonnen. Dann hat es mich aber relativ schnell in die Handlung hineingezogen und ich war gespannt, ob und wie die verschiedene Kriminaltaten zusammen hängen könnten.

Dass die Handlung in der NS-Zeit angesiedelt wird, hat dem Ganzen meines Erachtens einen ganz speziellen
Reiz verliehen. Bisher habe ich noch wenig bis nichts über die Besetzung Islands durch die Amerikaner, die Gegener und Sympathisanten des Nationalsozialismus innerhalb der isländischen Bevölkerung gehört und gelesen. Durchaus spannend, hierüber mehr zu erfahren.

Die Handlung soll hier nicht noch einmal in allen Details zusammen gefasst, werden. Das sollte der geneigte Leser selbst an Zeit investieren: Wer Spaß und interesse an Krimis aus Skandinavien hat, wird auch diesen sicherlich wieder mögen.

Die Personen der Ermittler sind nicht übercharakterisiert, es bietet sich Spielraum, die Protagonisten in weiteren Romanen noch zu entwickeln. Der Vorgängerband zu "Graue Nächte" spielt ja meines Wissens auch zeitlich "später", d. h. diese zeitliche Lücke kann noch gefüllt werden.

Nachdem ich bis kurz vor Ende noch gerätselt habe, wie wohl die Enden zusammen laufen könnten, war ich schlussendlich etwas ernüchtert, dass das Finale so unvermittelt und eher kalkulierbar eingeläutet wurde. Nicht alle meine Fragen wurden beantwortet, aber vielleicht war das auch die Intention des Autors, um die Story irgendwie noch einmal als Plot für einen Folgeroman aufgreifen zu können.

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Veröffentlicht am 19.12.2018

Hintergründe des 2. Weltkriegs aus der Sicht eines „Außenseiterlandes“, vor dem Grausamkeit nicht Halt macht.

1

Island im 2. Weltkrieg – Ein außergewöhnlicher Schauplatz am Rand des bekannten Hypes um diesen Abschnitt der Geschichte.
Der Autor beschreibt zunächst die Fahrt des Schiffs Esja, das Isländern außerhalb ...

Island im 2. Weltkrieg – Ein außergewöhnlicher Schauplatz am Rand des bekannten Hypes um diesen Abschnitt der Geschichte.
Der Autor beschreibt zunächst die Fahrt des Schiffs Esja, das Isländern außerhalb ihrer Heimat die Möglichkeit geben soll, nach Hause zu fahren. Eine junge Frau ist an Bord, ihr Verlobter jedoch nicht. Während der Fahrt erfahren wir einiges über ihre Zeit in Kopenhagen und die Zugehörigkeit ihres Verlobten zur Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus. Zudem erfahren wir von ihrer Affäre mit einem Mitreisenden.
Parallel wird in Reykjavik ein Junge getötet. Die Kommissare Thorson und Flovent treten. Thorson ist ein kanadischer Soldat, der zur Ermittlung gerufen wird, da der Ermordete Uniform trägt. Flovent gehört der isländischen Polizei an. Diese muss sich mit einem Vermissten Mann befassen, der schließlich ertrunken am Strand auftaucht.
Damit sind die Mordfälle klar und die Verwirrung beginnt. Im Verlauf der Geschichte führt uns Arnaldur Indridason durch Zeitsprünge in der Handlung, die die Spannung, aber auch Ratlosigkeit fördern. Im Zusammenhang mit dem ertrunkenen Mann erfahren wir, dass dieser nicht einfach Selbstmord begangen hat, sondern ermordet wurde. Die Hintergründe der Tat sind unfassbar grausam und kaum vorab zu erraten. Sie haben ihren Ursprung in Kopenhagen, ziehen sich dann weiter entlang der Fahrtroute der Esja, während der es ein weiteres Opfer gab, und enden in einer Affäre auf Island.
Der „Parallelfall“ des Jungen führt Flovent und Thorson in eine Unterwelt des Sadismus. Soldaten, die ihre sexuellen Vorlieben nur illegal ausleben dürfen, Soldaten, die hier Grenzen überschreiten und sich zudem dazu berechtigt fühlen.
Mehr als einmal geraten Flovent und Thorson in Gefahr und überleben ihre Gegner nur knapp.
Am Ende der Geschichte geht alles sehr schnell, die Puzzleteile passen zusammen und wir erleben eine Aufklärung, wie sie damals Gang und Gäbe und sicher auch heute noch Anwendung findet.
Fazit:
Trotz der undeutlichen Zeitsprünge zwischen den Kapiteln, der zu Beginn undurchsichtigen Sachlage und der zwei parallelen Mordfälle verliert das Buch nicht an Spannung. Dem Autor gelingt es, den Leser bis kurz vor Schluss im Unklaren zu lassen. Die Hintergründe der Morde hinterlassen eine Gänsehaut und machen deutlich, wie schnell Menschen in Ausnahmesituationen zu Wesen mit niedriger Moral werden.

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Veröffentlicht am 01.01.2019

Graue Nächte (Gut)

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Fischer finden am Strand eine männliche Leiche. Als Flóvent am Fundort ankommt, stellt sich schnell heraus, dass es sich bei dem Toten um einen Mann handelt, der vor einiger Zeit als vermisst gemeldet ...

Fischer finden am Strand eine männliche Leiche. Als Flóvent am Fundort ankommt, stellt sich schnell heraus, dass es sich bei dem Toten um einen Mann handelt, der vor einiger Zeit als vermisst gemeldet wurde. Da sich keine eindeutigen Spuren finden lassen, überstellt Flóvent die Leiche, für eine Obduktion, an die Uniklinik. Dann meldet sich auch noch Thorson bei ihm, da es beim Militär ebenfalls eine, grausam zugerichtete Person gibt, die im Krankenhaus an den Verletzungen gestorben ist. Anfangs ging man davon aus, dabei würde es sich um einen Soldaten handeln. Schnell wurde jedoch klar, es muss ein Einheimischer sein, weshalb Thorson den Fall an Flóvent übergibt.

Der Krimi von Arnaldur Indriðason wird in insgesamt 63 Kapiteln erzählt. Jeder der Kapitelüberschriften besteht dabei aus der ausgeschriebenen Kapitelnummer. Dies wirkt recht schlicht, jedoch passt es hier zum Setting des Buches.
Das Buch spielt zu Zeiten des 2. Weltkrieges und das bekommt der/die Leser/-inn auch an vielen Punkten zu sehen. Die gesamte Grundstimmung ist schon recht triste und wenig farbenfroh. Die Charaktere, verhalten sich düster und bleiben oft im Schatten verborgen. Wen wundert es also, dass es dort gleich zwei Morde gibt, die in dem Buch aufgeklärt werden?! Leider wirken diese zwei Mordfälle ziemlich willkürlich und es ist kaum ein Zusammenhang zu erkennen. Im Laufe der Ermittlungen, begegnen einem recht viele Charaktere, die auch manchmal zumindest, recht viel erlebt und zu erzählen haben. Leider bleibt selbst bei den Protagonisten, eine ausschweifende Erzählung über Privatleben und Co aus und der Autor konzentriert sich nur auf das Wesentliche, was das Identifizieren mit den Protagonisten erschwert. Allerdings ist es auch genau die Art, die zu diesem Buch passt. Innerhalb der Storystränge gibt es häufiger Rückblicke, die sich leider nicht von dem restlichen Text unterscheiden. Hier hätte ich mir gewünscht, dass diese Passagen deutlich zu erkennen sind (z. B. Angabe der Jahreszahl). So wird dem/der Leser/-inn erst recht spät und auch nur sehr schwer klar, dass die Story teilweise in zwei unterschiedlichen Jahren spielt. Das Positive daran ist aber, dass es dem Autoren am Ende gelungen ist, die Storystränge zusammenzuführen (so dass es jeder versteht) und auch alles passierte, logisch zu erklären. Die Beschreibungen des Autoren, sind dabei recht detailliert, hätten für meinen Geschmack, gerade bei den Leichen, deutlich detaillierter ausfallen dürfen. Schließlich handelt es sich bei der einen Leiche zumindest, um eine die grausam zugerichtet wurde und das kann man ruhig in den Beschreibungen erkennen.
Das Ende selbst, ist dann so, wie es kaum passender hätte sein können, zu dieser Zeit, denn ein Happy End bleibt aus. Für alle, die auf moralisch korrekte Enden stehen, wo das Gute immer siegt, wird hier (leider) enttäuscht. Ebenfalls etwas negativ aufgefallen ist die Tatsache, dass das Ende ziemlich plötzlich kommt. Hier hätte man sich ruhig etwas mehr Zeit nehmen können.

Cover:
Anmerkung: Da ich das eBook gelesen und rezensiert habe, bezieht sich meine Meinung zum Cover, allein auf die Covervorschau.

Auf dem Cover sind einige, Nebelverhangene, mit Schnee bedeckte Berge zu sehen. Im Tal dieser Berge steht ein kleines, einsames Häuschen. Aufgrund der Größe und Farbe (Schwarz), springt einem direkt der Autor ins Auge, darunter dann, deutlich kleiner, der Titel des Buches. Dieser Titel ist gut gewählt, schließlich spielt das Buch in einer Zeit, in der es nicht leicht war (2. Weltkrieg).
Das Cover ist ganz im Stil gestaltet, wie man ihn von Arnaldur Indriðason gewohnt ist. Recht wenig sagend und fast schon idyllisch anzusehen, obwohl es eigentlich ein Krimi ist. Genau das ist aber die Art, die das Cover wirklich gelungen macht.

Fazit: Ein wirklich grauer Kriminalroman, den Autor Arnaldur Indriðason da zu Papier gebracht hat. Charaktere werden kaum mit Leben gefüllt (zumindest wenn es um privates geht), obwohl es gerade zu dieser Zeit, viel zu erzählen hätte. Der Detailgrad der Erzählung ist top, hätte aber an manchen Stellen ruhig etwas ausgeprägter ausfallen dürfen. Am Ende schafft es der Autor, den/die Leser/-inn mit einem Kopfschütteln das Buch beenden zu lassen. Von mir gibt es 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.01.2019

Passender Titel für einen dunklen Roman

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Der Titel des Romans hätte nicht passender gewählt werden können. Der Schreibstil ist nicht schlecht, allerdings hatte ich so leichte Schwierigkeiten, mich in die Geschichte hinein zu finden.
Ein junger ...

Der Titel des Romans hätte nicht passender gewählt werden können. Der Schreibstil ist nicht schlecht, allerdings hatte ich so leichte Schwierigkeiten, mich in die Geschichte hinein zu finden.
Ein junger Mann wird ermordet und kein Augenzeuge ist vorhanden. Dann wird ein anderer Toter an der Küste angeschwemmt gefunden und eine junge Frau verschwindet spurlos. Hängt es alles zusammen? Diese Frage habe ich mir immer wieder zwischendurch gestellt.
Durch die ständig wechselnden Handlungen ist es schon verzwickt. Es dauerte bei mir eine ganze Weile, bis ich die Zusammenhänge gesehen habe.
Die Geschichte war schon spannend. Schade fand ich allerdings, dass die Ermittler ein bisschen in den Hintergrund gerückt sind. Es wäre schöner gewesen, mehr über sie zu erfahren
Man konnte in dem Buch durchaus die Dunkelheit zur Zeit der Besetzung in Island im Krieg spüren. Fast ein wenig depressiv.

Für mich war es die erste Leserunde und auch das erste Buch, was ich von Indridason gelesen. habe. Für mich ein sehr interessantes Buch, allerdings eines, was ich nicht empfehlen würde, in der dunklen Jahreszeit zu lesen

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Veröffentlicht am 31.12.2018

gelungene Mischung aus Krimi und historischem Roman

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Obwohl ich die anderen Bände der Flóvent-Thorson-Reihe von Arnaldur Indridason noch nicht gelesen habe, kann ich diesen Krimi als eigenständiges Buch empfehlen.

In mehreren Handlungsebenen, die erst sehr ...

Obwohl ich die anderen Bände der Flóvent-Thorson-Reihe von Arnaldur Indridason noch nicht gelesen habe, kann ich diesen Krimi als eigenständiges Buch empfehlen.

In mehreren Handlungsebenen, die erst sehr spät miteinander verknüpft werden, schildert der Autor mehrere Todesfälle und ihre Aufklärung kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in Island. Die damaligen Lebensumstände unter der Besatzung der US-Armee und die einfache Lebensweise der Bevölkerung sind sehr gut geschildert, wie man es von einem guten historischen Roman erwartet. Vor allem die Fahrt der Esja, die nach Anbruch des Krieges Isländer aus den besetzten Ländern Dänemark und Norwegen nach Hause fahren durfte, trägt mit zur Spannung bei.

Viele Dialoge lockern den gefälligen Sprachstil auf und der Leser wird erst ganz am Ende die Aufklärung der verschiedenen Todesfälle erfahren und auf dem Weg dorthin auch durch falsche Fährten abgelenkt.

Mir hat das Buch gut gefallen. Im Gegensatz zu vielen anderen nordischen Krimis der letzten Zeit enthält er keine Horror- oder Thriller-Elemente. Die gesamte Spannung entsteht durch den häufigen Wechsel der Zeit- und Erzählebenen. Das ist auch der einzige Abstrich - am Anfang braucht man etwas, um die ganzen Personen kennenzulernen, vielleicht auch aufgrund der ungewohnten Namen und Schreibweisen.

Ich vergebe 4 Sterne.

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