Entstehung von Kingsbridge
Nachdem ich vor langer Zeit den ersten und zweiten Teil der Kingsbridge-Reihe gelesen hatte, durfte ich in den vierten Teil der Saga eintauchen.
In der Story spielen Edgar (der aus einem Brüder-Trio stammt) ...
Nachdem ich vor langer Zeit den ersten und zweiten Teil der Kingsbridge-Reihe gelesen hatte, durfte ich in den vierten Teil der Saga eintauchen.
In der Story spielen Edgar (der aus einem Brüder-Trio stammt) und ein weiteres mächtiges Brüder-Trio eine große Rolle.
Edgar und seine Familie müssen nach einem Überfall der Wikinger an einem anderen Ort ein neues Leben aufbauen. Den Brüdern Wilwulf, Wynstan und Wigelm ist daran gelegen, ihre Macht und ihren Reichtum zu mehren und bei passenden Gelegenheiten auch zu demonstrieren. Von ihren Ränkespielen sind viele Menschen betroffen, beispielsweise die normannische Grafentochter Ragna und der Mönch Aldred.
Edgar ist ein Mensch, der an das Gute glaubt und das Kunststück fertig bringt, sich von einem sehr guten Bootsbauer zu einem Baumeister zu wandeln. Menschlich erlebt er zwar seine Bruchlandungen und wirkt auch in dieser Beziehung perfekt. Diese Darstellung war mir dann irgendwann doch zu viel, da es in meinen Augen unrealistisch ist, vor allem in der damaligen Zeit mit ihren entsprechenden Rollenzuweisungen.
Ragna war anfangs mein Lieblingscharakter, da sie trotz aller Enttäuschungen recht lernfähig gewirkt hat und eine gewisse Portion Raffinesse an den Tag gelegt hat. Leider ist das dann im Laufe der Zeit der Tristesse gewichen und sie bedient sich der gleichen Mittel wie ihre Gegenspieler.
Dem W-Trio wird die Rolle des Bösen zugewiesen und alle drei leben es auf ihre Art aus. Am faszinierendsten fand ich Wynstan mit seiner Raffinesse, der dann letztendlich durch seinen Lebensstil untergeht.
Am besten hat mir der Mönch Aldred gefallen. Er bekämpft seine Dämonen und hegt den Wunsch eines religiösen Zentrums des Wissens. Immer wieder erlebt er Niederlagen und doch schafft er es das Gute vorzuleben.
Die optische Buchgestaltung mit ihren Zeichnungen hat mir sehr gut gefallen.
Der Schreibstil des Autors ist fesselnd und abwechslungsreich. Ich konnte in die einzelnen Szenen gut eintauchen und hatte oft das Gefühl, ein guter Beobachter der damaligen Zeit sein zu dürfen.
Im Romanverlauf kommen immer wieder neue Darsteller hinzu und ich hatte so manches Mal meine Mühe, diese später noch zuordnen zu können. Ein Personenregister, möglicherweise sortiert nach Orten, fehlt leider, in einer anderen historischen Krimireihe mit so vielen unterschiedlichen Schauplätzen habe ich das sehr schätzen gelernt.
Das Buch war lange Zeit unterhaltsam und kurzweilig zu lesen, das letzte Viertel hat mich dann leider etwas enttäuscht. Auch wenn die Gewalt und der Machtmissbrauch der oberen Gesellschaftsschichten meines Wissens durchaus so üblich waren hat es dem Buch nicht gut getan in diesem Teil überwiegend davon zu handeln. Hinzu kam der Kontrast, dass letztendlich das Gute gesiegt hat.
Fazit: Lesenswerter historischer Roman mit Schwächen zum Ende hin.