Leserunde zu "Die Stadt der Tränen" von Kate Mosse

Mut ist die mächtigste aller Waffen
Cover-Bild Die Stadt der Tränen
Produktdarstellung
(29)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Thema
Kate Mosse (Autor)

Die Stadt der Tränen

Historischer Roman

Dietmar Schmidt (Übersetzer)

Juni 1572. Die Religionskriege machten aus Nachbarn Feinde und forderten zahllose Tote. Aber nun gibt es Hoffnung auf Frieden, denn die Hochzeit zwischen dem Hugenottenkönig Heinrich von Navarra und der Katholikin Margarete von Valois soll die Lager versöhnen. Im fernen Puivert erhalten Minou Reydon und ihre Familie die Einladung zum großen Fest nach Paris. Was Minou nicht weiß: Auch ihr Erzfeind Vidal wird anwesend sein. Und sie ahnt nicht, dass es nur kurz nach der Hochzeit, in der Nacht auf den Bartholomäustag, zu blutigen Kämpfen kommen wird, die Minous Familie brutal auseinanderreißen werden ...

Band 2 des farbenprächtigen Epos rund um das Schicksal der Hugenotten

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 08.02.2021 - 28.02.2021
  2. Lesen 15.03.2021 - 04.04.2021
  3. Rezensieren 05.04.2021 - 18.04.2021

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 2, KW 12, Seite 199 bis 402 (inkl. Kapitel 65)

Profilbild von kiranight2016

kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 14:08 Uhr

Zitat von Sorko

Anfangs weiß er noch nicht, wer sie ist und es ist unklar, was er mit ihr vor hat.


Da er sie aber von ihrer Unterkunft in Paris bis zum Anschlagsort von Coligny verfolgt hat, hatte er sicher bereits die Vermutung, dass es sich hier um die Tochter von Piet Reydon handelt, denn dass dieser eine Tochter hat, wusste er.

Profilbild von kiranight2016

kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 14:10 Uhr

Nordwind schrieb am 22.03.2021 um 08:37 Uhr

Zitat von Sorko

Doch der hat gerade anderes im Kopf. Anscheinend gefällt ihm der Dienst im Hause Guise nicht mehr. Jedenfalls setzt sich der Kardinal mit Louis und Xavier nach Chartres ab,



Das hat mich wirklich verwundert. Ich hatte Vidal so eingeschätzt, dass er mit dem Herzog von Guise gemeinsame Sache macht und die Bluthochzeit zum Anlass nehmen möchte, um sich an den verhassten Hugenotten zu rächen.

Vidal war so wenig von dem Überfall auf die Hugenotten überzeugt, dass er dem Herzog anfangs keine Absolution erteilen wollte.

Der Herzog wiederum hatte von Anfang an das Ziel die Hugenotten und den König zu schwächen, weil er sich selbst als legitimer Erbe des Throns gesehen hat.

Vidal wollte vermutlich die Aufregung um die Bluthochzeit nutzen, um sich ein weiteres Reliquien anzueignen. Er ist Reliquiar. Die Frage ist nur, wie finanziert er das alles?

Ich war von Vidal´s Verhalten an dieser Stelle auch leicht überrascht. Ich war genauso der Meinung, dass er als eingefleischter Katholik voll hinter diesen Gräueltaten stehen würde und dass er sich dann auf und davon macht, war für mich noch überraschender.

Mich wundert es eher, was er am Ende mit all den Reliquien anstellen will auf dieser Insel? Für sich behalten und "anhimmeln"? Vielleicht fehlt mir da auch das entsprechende Hintergrundwissen...

Profilbild von kiranight2016

kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 14:13 Uhr

Nordwind schrieb am 22.03.2021 um 08:55 Uhr

Zitat von Sorko

Interessante Erkenntnisse in diesem spannenden zweiten Abschnitt. Ist das jetzt und in Zukunft also ein familiärer Konflikt? Es sieht so aus, nachdem die Verwandtschaft zwischen Vidal und Piet klar wurde



Da bin ich auch gespannt.

Louis zeigt sich wirklich nicht immer von seiner guten Seite (einige werden jetzt sicherlich fragen: Hat er überhaupt eine?) Allerdings wacht er auch nach sechs Jahren immer noch schweißgebadet auf und ängstigt sich, dass er zurück zu den Mönchen muss, die ihn definitiv missbraucht haben. Um bei den Mönchen zu überleben, hat er eine Taktik des sich Versteckens und Belauschens angeeignet, die er auch jetzt immer noch praktiziert.

Allerdings denkt sowohl Marta an Louis und umgekehrt Louis an Marta. Also was, wenn aus den Beiden ein Paar wird, wenn Piet und Minou Marta nicht finden und diese die Identität von Cabanel trägt?

Die Nachfahrin von Minou im Prolog trägt die Worte aus dem Tagebuch um die Burg Puivert in ihren Gedanken. Der Konflikt zwischen Vidal und Piet sollte aber um das Erbe "du Plessis" gehen. Also könnte es noch eine weitere Seite geben, die der Familie von Piet und Minou nicht wohl gesonnen ist.

Zumal der Prolog in Südafrika spielt, also in einem Land in das viele protestantische Holländer ausgewandert sind🤔

Der Gedanke, dass auch Louis und Marta ein Paar werden könnte oder zumindest eine gewisse Liebe entstehen könnte, die vielleicht auch nicht positiv endet, kam mir auch schon.

Und die Stellen im Buch, aus denen man ein bisschen die Vergangenheit von Louis erfährt, machen dessen Verhalten verständlicher.

Profilbild von kiranight2016

kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 14:15 Uhr

Nordwind schrieb am 22.03.2021 um 09:02 Uhr

Zitat von Sorko

Bernarda. Die entspricht vermutlich eher euren Vorstellungen, sie ist das Gegenteil von Marta.



Warum sollte ein langweiliges Kind meinen Vorstellungen entsprechen?

Genau wie die Meisten mag ich Kinder, die aufgeweckt und lebendig sind. Ich mag nur keine Kinder, die vorlaut/altklug sind und sich permanent in den Mittelpunkt drängen.

Und ganz ehrlich: Martas Ungehorsam hat letztendlich Aimeric das Leben gekostet und den Herzog von Guise in Besitz der wichtigen Aufzeichnungen des Admirals de Coligny gebracht.

Aimeric hat den hugenottischen Priester und die Frauen für die Sache des Admirals geopfert, ein Kind wollte er nicht opfern. Wäre Marta also nicht ausgebüxt und hätte Aimeric sie nicht am Fenster gesehen, so hätte er zumindest den Schergen von Cabanel entkommen können.

Das selbe habe ich leider auch gedacht. Ich mochte Marta von Anfang an, aber mir kam der Gedanke, wenn sie nicht ganz so unangepasst gewesen und ausgebüxt,könnte ihr Onkel noch leben. Klar ist das in dieser Nacht auch nicht sicher, aber sie war in diesem Moment ausschlaggebend dafür, dass Aimeric diesen Schergen zum Opfer gefallen ist. Ich fand das sehr schade und so sinnlos.

Profilbild von kiranight2016

kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 14:18 Uhr

Sorko schrieb am 22.03.2021 um 13:17 Uhr

Zitat von Nordwind

Vielleicht versucht er auch dadurch zu mehr Macht zu gelangen, dass er seine Reliquiensammlung vervollständigt.


Vielleicht glaubt er an die göttliche Macht der Reliquien? Die erscheint ihm vielleicht wichtiger als irdische Ämter. Vielleicht ist auch sein Geist nicht mehr ganz klar...

Hauptsache, es wird nicht wieder so eine abgedrehte letzte Wendung wie in Band 1. Das fände ich für den Charakter von Vidal unpassend und schade...

Profilbild von kiranight2016

kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 14:23 Uhr

Dieser 2. Leseabschnitt hat mich gefühlsmäßig sehr mitgenommen. Mehrmals hatte ich eine Gänsehaut und einen Kloß im Hals. Kate Mosse schafft es im ersten Abschnitt durch die schöne Sprache wunderschöne Bilder vor den Augen erscheinen zu lassen, jetzt schafft sie es mit ebenso gewaltiger Bildsprache, das Grauen auf den Straßen von Paris in diesen Tagen für den Leser greifbar zu machen.

Wie schon zu erwarten war, macht sich Marta ganz selbstbewusst allein auf den Weg. Und wie auch zu erwarten – bei einer 7-jährigen – verläuft sie sich und findet den Weg nicht mehr nach Hause. Wie schrecklich für die Kleine, dass sie dann das Attentat auf Coligny hautnah miterleben muss.
Louis, der ein hinterhältiger und doch wunderbarer Spitzel ist, hat Marta von Anfang an verfolgt, und spricht sie an. In diesem Gespräch merkt man, wie leichtgläubig und gleichzeitig prahlerisch Marta ist. Sie erzählt ihm brühwarm alles. Er nimmt sie nun mit und schließt sie in dem Haus ein, in dem er mit Vidal hausiert. Als Vidal sich dann entschließt, die Unruhen zu nutzen, um sich mit Gefolge davon zu machen, ist Marta allein und auf sich gestellt.
Die Szene mit dem Schlüssel fand ich etwas zu hochgegriffen für eine 7-jährige.
Als Marta dann auch noch von den Männern angegriffen wird und ihr Onkel dazu kommt, fand ich die Szene sehr erschreckend. Sie muss die Ermordung ihres Onkels mit ansehen. Wenn man bedenkt, dass Aimeric wahrscheinlich noch am Leben wäre, wenn er das kleine Mädchen in dem Haus nicht gesehen hätte und es retten wollte, ist es umso schrecklicher. In dieser Szene ist, wie schon gedacht, der Rosenkranz Martas Rettung.

Was ich immer wieder schlimm fand, war die unglaubliche Grausamkeit.
Die Familie am Fluss – Großvater, Mutter und Kinder, die alle nicht schwimmen konnten – werden ohne Rücksicht einfach in den Fluss geworfen.
Die Ermordung der Protestanten im Stall wird von den Soldaten als Selbstverteidigung gerechtfertigt. Schlimm!

Minou hatte bereits nach der Hochzeit ein ungutes Gefühl in Paris und wollte schnellstmöglich abreisen. Dies wurde jedoch durch das Verschwinden von Marta verzögert. Die Suche zermürbt am Ende die ganze Familie.
Piet trifft letztlich die schwere Entscheidung, dass sie –trotz dass sie Marta nicht gefunden haben - gehen müssen, wenn sie den Rest der Familie irgendwie retten wollen. Hilfe bekommen sie von Cornelia von Raay, die zwar nicht viel Licht ins Dunkel von Piets Vergangenheit bringen kann, aber zumindest bei der Flucht Gold wert war und zu einer guten Freundin der Familie wird.
Dass sie Marta zurücklassen, wird wohl ewig auf Minous Seele lasten. Welche Mutter kann das nicht nachvollziehen?
Der Leser erfährt auch erstmal nicht, was mit Marta weiter geschieht… Tot ist sie ja nicht… Etwas später erscheint dann Marie als 13-jährige Tochter von Cabanel. Hat er Marta aufgenommen? Dem frechen und vorlauten Benehmen nach ist es eindeutig Marta. Vor allem, als noch auf ihre außergewöhnlichen Augen angesprochen wird. Wie schön zu wissen, dass es ihr scheinbar gut geht, doch ich bin gespannt, ob wir noch mehr über ihren weiteren Weg und die Zeit dazwischen erfahren werden.

Plötzlich macht man einen Zeitsprung von 6 Jahren nach Amsterdam, wo sich Minou und Piet mit ihrer Familie ein neues Leben aufbauen mussten. Hier führen sie ein Haus, in dem verwaiste Kinder eine Zuflucht finden.
Hier erfährt man auch, woher der Titel des Buches kommt – Stadt der Tränen ist für Minou Amsterdam…
Sie hat eine weitere Tochter bekommen – Bernarda – die sie aber nicht lieben kann. Zu sehr schmerzt sie der Verlust von Marta. Sie kann die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie noch lebt.
Piet jedoch findet neuen Lebensmut und eine neue Aufgabe. In Amsterdam planen die Protestanten nun den Umschwung und den Sturz der Regierung.
Ein ewiges Hin und Her der Glaubensrichtungen, bei dem Minou erneut kein gutes Gefühl hat.
In den letzten Seiten des Leseabschnitts kommt es zur geplanten Umsetzung – wird diese tatsächlich friedlich verlaufen? Reicht der Druck aus, den Marta auf Houtmann ausgeübt hat, damit dieser seinen Einfluss wirken lässt?
Ich kann es nur hoffen, damit es nicht wieder zu sinnlosem Blutvergießen kommt.

Was ich sehr gut fand, war, dass sowohl Minou als auch Piet sich dazu entschlossen, ihrem Freund und Helfer in der Not van Raay eine Warnung zukommen zu lassen. Dies hat die beiden auch endlich wieder zueinander geführt. Ich hätte es sehr bedauerlich gefunden, wenn diese Liebe an den Unruhen und dem Chaos der damaligen Zeit zerbrochen wäre.
Toll finde ich, dass Alis den Weg zu ihrer Familie zurück gefunden hat.
Auch die Dokumente um Piets Herkunft können endlich gefunden werden. Piet und Vidal sind Cousins und Piet hat das größere Erbrecht! Nun ist klar, warum Vidal für die Beseitigung von Piet und seiner Familie sorgen will.
Vidal ist seit 6 Jahren „untergetaucht“ und ist nun der Seigneur de Évreux.
Was mir noch nicht ganz klar ist – was will er letztlich mit all diesen gestohlenen Reliquien auf der Insel anfangen?
Guise scheint ja auch alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Vidal dingfest zu machen. Da wird sicher noch einiges passieren.
Ich fand diesen Leseabschnitt wieder super zu lesen. Sehr flüssig und spannend. Man will wissen, wie es der Familie ergeht und ist teilweise fassungslos ob der damaligen Geschehnisse.

Profilbild von Nordwind

Nordwind

Mitglied seit 30.12.2020

"Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." – James Daniel -

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 14:40 Uhr

kiranight2016 schrieb am 22.03.2021 um 14:13 Uhr

Der Gedanke, dass auch Louis und Marta ein Paar werden könnte oder zumindest eine gewisse Liebe entstehen könnte, die vielleicht auch nicht positiv endet, kam mir auch schon.

Und die Stellen im Buch, aus denen man ein bisschen die Vergangenheit von Louis erfährt, machen dessen Verhalten verständlicher.

Genau das meinte ich.

Vielleicht kann aber auch Marta mit ihrem wachem Geist und der Liebe, die sie zumindest in den ersten Jahren ihres Lebens erfahren durfte, Louis retten. Wer weiß ?

@ Sorko:

ich meine das zumindest in Deutschland sogar eine Ehe unter Cousins erlaubt ist. Hier wäre es noch eine Generation weiter.

Profilbild von Nordwind

Nordwind

Mitglied seit 30.12.2020

"Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." – James Daniel -

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 14:41 Uhr

kiranight2016 schrieb am 22.03.2021 um 14:08 Uhr

Zitat von Sorko

Anfangs weiß er noch nicht, wer sie ist und es ist unklar, was er mit ihr vor hat.


Da er sie aber von ihrer Unterkunft in Paris bis zum Anschlagsort von Coligny verfolgt hat, hatte er sicher bereits die Vermutung, dass es sich hier um die Tochter von Piet Reydon handelt, denn dass dieser eine Tochter hat, wusste er.

Ich denke auch, dass er ganz genau wusste wer sie ist. Allerdings wusste er nicht, welche Bedeutung sie für Vidal hat

Profilbild von Nordwind

Nordwind

Mitglied seit 30.12.2020

"Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." – James Daniel -

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 14:43 Uhr

kiranight2016 schrieb am 22.03.2021 um 14:10 Uhr

Ich war von Vidal´s Verhalten an dieser Stelle auch leicht überrascht. Ich war genauso der Meinung, dass er als eingefleischter Katholik voll hinter diesen Gräueltaten stehen würde und dass er sich dann auf und davon macht, war für mich noch überraschender.

Mich wundert es eher, was er am Ende mit all den Reliquien anstellen will auf dieser Insel? Für sich behalten und "anhimmeln"? Vielleicht fehlt mir da auch das entsprechende Hintergrundwissen...

Genau das meinte ich. Er gibt alles auf für seine Reliquien. Das passt irgendwie nicht zu seiner Machtbesessenheit

Profilbild von Nordwind

Nordwind

Mitglied seit 30.12.2020

"Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." – James Daniel -

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 14:45 Uhr

Zitat von Sorko

Ich vermute, mit dem Erbe, das ihm eigentlich gar nicht zusteht.



und das ist das Merkwürdige. Seine Abreise ist überstürzt und trotzdem verfügt er über die finanziellen Mittel. Er hätte die Güter seines Onkels vorher nicht verkaufen können, ohne dass es aufgefallen wäre